Bereits mit seinem Debütalbum „Freak“ von 2017 konnte das Quartett aus Atlanta, Georgia auf sich aufmerksam machen, nicht zuletzt dadurch, dass Band-Chefin Diamond Rowe als erste afroamerikanische Lead-Gitarristin der härteren Gangart in diversen Gitarren-Fachblättern viel Presse bekam. Zudem spielte man diverse Shows mit Truppen wie AVENGED SEVENFOLD, KORN, ALTER BRIDGE oder DEVILDRIVER, was auch eine ungefähre Marschrichtung vorgibt, wohin die musikalische Reise auf dem Nachfolger „Unstable“ geht: irgendwo in der gemeinsamen Schnittmenge aus Metalcore, Nu Metal, typisch amerikanischem „Psycho-Rock“ und Jahrgangsabschlussband einer humanistischen Realschule in Bielefeld wildernd, bespaßen TETRARCH erwartungsgemäß eher modern orientierte Naturen als den gemeinem Keep It True-Besucher. Rein handwerklich machen Hauptsongwriterin Frau Rowe und ihre männlichen Mitstreiter einen sehr guten Job; die Genre-üblich tief und breit bollernden Riffs werden von Josh Fores (der auch für die Rhythmusgitarre verantwortlich zeichnet) wechselnd wütendem und melodischem Geschrei/Gesang songdienlich ergänzt, was in gelungenen bis guten, wenn auch wenig überraschenden Stücken wie dem Opener „I´m Not Right“, dem treibenden Titelsong, dem hymnischen „You Never Listen“, der fast schon doomigen Breitwand-Nummer „Take A Look Inside“ (mein persönliches Highlight des Albums) oder „Addicted“ kulminiert. Einerseits liefern TETRARCH hier eine saubere, zudem amtlich produzierte Vorstellung ab, an der es objektiv nix zu mäkeln gibt, und die die Fans dieser musikalischen Gattung mehr als befriedigen wird. Andererseits wirkt „Unstable“ wie ein am Reißbrett entworfenes und perfekt durchkalkuliertes, bis in die letzte Note berechnetes und durchkonstruiertes Konsumprodukt für die Generation der Spotify-Teens – auch wenn sie nicht in Bielefeld wohnen.
SULPUR spielen auf "Embracing Hatred And Beckoning Darkness" breiig rumpelnden Old School-Black Metal im Stil des 90er-Jahre-Undergrounds.
Über die Band kann man gar nichts berichten, da seine Mitglieder beschlossen haben, den Mantel des Geheimnisses zu wahren. Wer sich hinter der raubeinigen Rumpeltruppe verbirgt, und wo sie herkommt, ist unbekannt. Es ist die zweite Veröffentlichung des mysteriösen Acts und der erste Longplayer. Das Album bietet etwas Midtempo und viel Raserei. Stilistische Vergleiche könnte ich zu BATHORYs "The Return" und DARKTHRONEs "A Blaze In The Northern Sky" ziehen.
Leider gefällt mir der Schlagzeugsound gar nicht, die melodiöse Gitarrenarbeit verschwindet zum Teil hinter dem Geschepper. Der Sänger wütet recht souverän durch die fünf langen Songs. "Embracing Hatred And Beckoning Darkness" startet mit dem gleichnamigen Opener und einem höhlenartig schallenden Keyboard-Intro. Dann wird der Knüppel ausgepackt, und nach fünf Minuten kommt ein langsamer Zwischenpart mit schallunterlegter Sprechstimme. In "Blessed By Foul Magick" geht’s mit aggressivem Tempo los, und im späteren Verlauf ergänzen sich schöne Gitarrenmelodien, wohingegen bei "Through The Triumph Of Blood" acht Minuten gut durchgerotzt wird. "A Temple Draped In Shadow" stellt für mich persönlich das Highlight der Platte dar: Der Song ist abwechslungsreicher als die anderen und glänzt mit hypnotisch-beklemmenden Harmonien sowie melodisch "singenden" Gitarrenklängen. "As Stars Line The Path To Glory" ist ein Zehn-Minuten-Track und startet langsam treibend. Nachdem sich das Tempo steigert, geht der Song in einen Akustikgitarrenpart über.
Insgesamt wäre deutlich mehr drin gewesen. Authentizität und Lo-Fi-Purismus in allen Ehren, aber die Produktion von SULPURs Erstling killt einiges an Atmosphäre!
Ein DOPPELBOCK gehört zu den Starkbieren, somit sind die bevorzugten Locations des Gründauer Kollektivs schon im Bandnamen erkennbar. "Kneipen-Rock'n'Roll" benennen die vier Hessen dann auch ihre Melange aus Rock, Punk und Folk-Musik. "So Schön" heißt ihre Debütscheibe.
Die Eröffnungsnummer "Auf die Knie" erinnert an die ebenfalls aus Hessen (Frankfurt) stammenden BÖHSEN ONKELZ. Gerade Brunos Gesang, Melodieführung und der zuweilen textliche Pathos ("Stirb Für Uns") lassen kaum Zweifel daran, nur eben mit Akkordeon. Gerade das präsente Handzuginstrument gehört mit zum Markenkern von DOPPELBOCK. "Schatten" ist ein vergnüglicher Mitgröl-Song, der tief im Punk zuhause ist und live sicher mit seiner ansteckenden Lebensfreude punktet. "So Schön" hat überwiegend schwungvolle und launige Nummern im Repertoire; gelungen und belebend sind die ruhigeren Momente dazwischen, wie das melancholische "Fürst Der Welt" oder das reduzierte und fast schon zarte "Wald".
Alles in allem ein gutes Debüt, das sowohl Fans der TOTEN HOSEN, der BROILERS oder eben auch der ONKELZ ansprechen sollte.
Italien? Lombardei? Heavy Metal? Power Metal? Eigentlich sollten bei diesen Keywords sofort alle Zeiger in Richtung RHAPSODY und Konsorten ausschlagen, aber bei MY REFUGE sind die Dinge dann doch etwas anders gelagert. Ursprünglich waren MY REFUGE "nur" eine weitere Band, die sich dem typischen Heavy/Power Metal verschrieben hatte, aber bei ihrem zweiten Album schöpfen die Jungs wirklich aus den Vollen. 14 Musiker aus vier Kontinenten lassen sich von AVANTASIA inspirieren, und tatsächlich klingt das Endresultat weit weniger kitschig als befürchtet. Interessant ist, dass keine bekannten Größen verpflichtet worden sind, sondern man auch unbekannten Künstlern eine Chance gegeben hat. Die Castings sind scheinbar auch via Youtube durchgeführt worden. Die meisten Songs kommen zwar opulent, aber immer bodenständig durch die Boxen und lassen Vergleiche mit GAMMA RAY, PRIMAL FEAR oder eben auch manchmal mit RHAPSODY zu. Die gute Produktion verstärkt den guten Gesamteindruck der Songs und lässt jedes Lied eigenständig erklingen. "War In Heaven" ist ein gutes Beispiel dafür, wie zeitgemäßer Metal zu klingen hat. Bodenständig, organisch und gerne mal etwas härter – so lasse ich mir "The Anger Is Never Over" gerne gefallen. "After Ten Years" birgt wieder viele Italia-Metal-Elemente und kokettiert dann doch ein wenig mit den Vorbildern von RHAPSODY. "Winterland" spielt ein wenig mit HELLOWEEN und PRIEST-Einflüssen und entwickelt sich zu einem echten Hinhörer. Natürlich darf mit "Memories" eine Ballade nicht fehlen, die zwar nicht belanglos wirkt, aber dann doch austauschbar ist. Insgesamt ist "The Anger Is Never Over" ein interessantes Projekt geworden, welches aber nicht mehr ganz zu der eigentlichen Band-Konstellation passt. Wir sprechen hier eigentlich über ein Projekt, und in diesem Kontext sollte man das Album auch sehen. Mir gefällt die Scheibe, und ich hoffe, sie wird ihren berechtigten Platz einnehmen können.
Das vierte Album der Australier ist ein atemraubender Albtraum, eine düstre Industrial-Höllenfahrt, die ihresgleichen sucht!
Zugegebenerweise dachte ich nach dem ersten Reinhören in THE AMENTAs „Revelator“, dass das nicht meine Baustelle ist und mir nicht zusagt. Nach dem Hören befand ich mich in einem Zustand gewisser Fassungslosigkeit, die Musik ist kühl und besitzt eine Art organisiertes Chaos. Aber die facettenreiche Mischung aus MESHUGGAH, GOJIRA, BEHEMOTH, STRAPPING YOUNG LAD und RED HARVEST hat etwas Beeindruckendes. Also konnte ich nach mehreren Durchgängen meine Meinung revidieren: „Revelator“ ist ein nervenaufreibendes Album, das beim mehrmaligen Hören viele Details preisgibt und große Eigendynamik entwickelt! Die Jungs aus Down Under präsentieren sich mit verrückten Masken, durch die man das ursprüngliche Gesicht erahnt und drehten zum neuen Album drei Videoclips. Die Gründung von THE AMENTA war 2002, vorher wurde schon seit 1997 unter dem Namen CRUCIBLE OF AGONY zusammen musiziert. Sie spielen eine druckvolle Kombination aus Subgenres wie Industrial, Technical Death Metal, Post- und Progressive Metal. Nach dem Album „Flesh Is Heir“ (2013) folgte eine siebenjährige Pause, um nun mit weniger Blast-Beat-Geballer weiter zu machen, aber eine sehr intensive verstörende Atmosphäre zu zaubern. „Revelator“ zeigt eine Erweiterung des Stils von THE AMENTA und eine experimentelle Neigung der Band. Offenbar haben sie in ihrer Schaffenspause viel Kreativität getankt. Cain Cressall (Vocals), Erik Miehs (Guitars) und Timothy Pope (Keyboards, Samples & Effects) werden durch Dan Quinlan (Bass) und Schlagzeuger David Haley (PSYCROPTIC, ex-ABORTED) unterstützt. Gitarrist Erik Miehs hat „Revelator“ aufgenommen und gemixt, gemastert hat Maor Applebaum (u.a. FAITH NO MORE). Wir sprechen also von erfahrenen und versierten Künstlern, und das hört man!
Der Opener „An Epoch Ellipsis Over“ ist eine harter Cybersabbat mit kurzen melodischen Momenten und Cleangesang. „Sere Money“ beinhaltet groovige (beinahe bluesige) Riffs im Midtempo und sich wiederholende monotone Songelemente und Gesangspassagen. „Silent Twin“ klingt flüsternd-beschwörend langsam, aber leider ist der Song schon vorbei, während man noch darauf wartet, dass es richtig losgeht. In „Psoriastasis“ sind neben guten Riffs auch schwere, sterile, beunruhigende Keyboard-Vibes und Samples zu verzeichnen. „Twined Towers“ ist verstörend und erdrückend. In „Parasight Lost“ glänzt Sänger Cressall mit sich wiederholendem Cleangesang; er geht auf dem Album insgesamt sehr vielseitig zu Werke. Anspieltipps meinerseits sind vor allem „Sere Money“ und das achtminütige „Twined Towers“. Die Produktion des neuen Silberlings ist klinisch-klar und sehr ausgefeilt; zwischendurch etwas überfrachtet, wobei das auch Kalkül sein kann.
THE AMENTA sind auf „Revelator“ kontrastreich, zeichnen düster brodelnde Soundscapes, mit progressiven Avantgarde-Stop/Start-Momenten und komplexen Rhythmen. Keine leichte Kost, aber lohnenswert!
Der Name MARTY FRIEDMAN sollte eigentlich jedem Metal-Fan ein Begriff sein. In den frühen 80ern legte er zuerst mit DEUCE und HAWAII die Grundsteine einer beispiellosen Karriere, die ihn über CACOPHONY schließlich zu MEGADETH und Weltruhm führen sollte. Aber der Ruhm interessierte MARTY immer nur am Rande. Er war auf der Suche nach künstlerischer Herausforderung, und es dürstete ihm nach dem Erfahren neuer Grenzen und der Sprengung derselben. Im Rahmen dieser Suche begann er, sich auf stilistisch sehr unterschiedlichen Soloalben auszuleben. Nach seinem Engagement bei Dave Mustaine zog es MARTY nach Japan, und dort fand er privat und künstlerisch Erfüllung. Mittlerweile ist der fließend japanisch sprechende Gitarrenzauberer aus der japanischen Kulturlandschaft nicht mehr wegzudenken. Neben Land und Leuten verliebte sich MARTY auch in die spezielle, Genre-Grenzen ignorierende Art und Weise, wie in Japan Populär-Musik zelebriert wird. Vor fast zehn Jahren veröffentlichte er deshalb die Alben „Tokyo Jukebox 1 und 2“, mit dem Ziel, die einzigartigen Melodien auch in westliche Ohren zu bringen. Dazu nahm er sich diverse J-Pop-Stücke zur Brust, zerlegte sie, setzte sie neu zusammen und überzog sie mit seiner persönlichen Note. Dies hatte zu Folge, dass tanzbare Beats gleichberechtigt neben zuckersüßen Melodien und brachialen Riffs standen. Immer verziert von seiner virtuosen Lead-Arbeit.
Nun ist es an der Zeit, diesem Konzept ein neues Kapitel hinzuzufügen. Vorhang auf für „Tokyo Jukebox 3“: Auch auf dem neuen Album mäandert FRIEDMAN von süßlichen Leads zu derbem Riffing und zurück. Es ist poppig, ohne Pop zu sein. Obwohl FRIEDMAN viel von seiner Umgebung aufsaugt und in sein Spiel integriert, ist er zu jeder Sekunde klar identifizierbar als der Gitarrist, der in den 80ern „Dragon’s Kiss“ aufnahm. Der Klang seines Spiels und immer wieder auftauchende spezielle Tonfolgen sind prägnanter als so manche Singstimme. Apropos Singstimme: Es gibt auch mal wieder einen Song mit Gesang. Dieser hört auf den Namen „The Perfect World“ und ist eine abwechslungsreiche und sehr moderne Hard Rock-Nummer, zu der die Stimme von Alfakyun perfekt passt. Für eine japanische Pop-Sängerin verfügt Alfakyun über ein bemerkenswert gutes Englisch. Der Rest der Stücke ist instrumental und lässt in ruhigen Momenten auch mal Erinnerungen an das 92er „Scenes“-Album aufkommen. Ein Großteil der Platte geht jedoch gut nach vorne, und neben technischer Fuddelei vermag FRIEDMAN mit seiner Gitarre auch zu „singen“ und Geschichten so zu erzählen, dass man eine menschliche Stimme nicht vermisst.
„Tokyo Jukebox 3“ ist ein weiteres Werk eines absoluten Ausnahmekünstlers, der sich sämtlichen Konventionen entzieht, und auf dem es viel zu entdecken gibt, wenn man sich denn darauf einlassen kann.
Was ist eigentlich bei den Jungs aus Ohio falsch gelaufen? Der Bandname ist weder auszusprechen noch zu lesen, die Songtitel sind eine Mischung aus pubertärem Schwachsinn und primitiven Floskeln, die Musik ist so dermaßen AUTOPSY, dass sich AUTOPSY in Grund und Boden schämen würden. Und dass dann noch bei Century Media unterschrieben worden ist, lässt noch mehr Fragen aufkommen…
Ok, der Vergleich mit AUTOPSY sollte näher beleuchtet werden. SANGUISUGABOGG wandeln zwar auf den Spuren der Gore-Götter, aber haben weder deren spielerische Klasse, noch dass sie diesen kultastischen (geile Wortschöpfung) Spirit vermitteln können. SANGUISUGABOGG haben zwar bezüglich der tödlichen Stimme und dem wirklich bösen Sound (besonders die Snare klingt wie eine Persil-Wäschetonne) alles richtig gemacht, aber das Songwriting stimmt leider hinten und vorne nicht. Man dümpelt im Midtempo und macht selten Ausflüge in schnellere Gefilde. Durch die begrenzten und scheinbar technisch limitieren Möglichkeiten werden die Songs auf die Dauer zu kleinen Lachnummern. Und wenn wir beim Thema „Lachen“ sind: Über Songtitel wie „Dick Filet“, „Menstrual Envy“, oder „Urinary Ichor“ hätte ich bestimmt vor 30 Jahren herzhaft gelacht… Klar, man kann dies unter Humor verbuchen, und das wird auch die Intention der Band gewesen sein, aber dann bitte mit einem weitaus besseren Songwriting. Die Band wird ihre Freunde finden, aber ich kann mit diesem asozialen Image rein gar nichts anfangen, und musikalisch zeigt man sich von einer abstoßenden Seite. Sorry, aber dieser Kandidat muss das Schuljahr wiederholen!
MARIUS DANIELSEN ist zumindest für mich ein komplett unbeschriebenes Blatt, und so stellt der dritte Teil seiner Fantasy-Saga den Erstkontakt für mich dar. Der 1988 geborene DANIELSEN begann als 17-Jähriger, an seinem Fantasy-Projekt zu arbeiten und entwickelte Orte, Figuren und Geschichten. Seit 2010 unterstützt ihn dabei sein Bruder, und vor zehn Jahren veröffentlichten die beiden das erste Album. Auf dem vorliegenden dritten Teil findet sich das Finale dieser epischen Geschichte. Was eignet sich musikalisch besser zur Umsetzung einer Fantasy-Story als symphonischer Power Metal? Richtig. Nichts! Und genau den gibt es hier zu hören, und DANIELSEN hat nichts ausgelassen: Soundtrackartige Orchester-Samples, meist flottes Tempo und eine wahre Armada an Gästen. Dagegen wirkt AVANTASIA wie ein Kindergeburtstag. Ich zähle im Booklet neben der Kernbesetzung weitere 47 (!!!) SängerInnen und InstrumentalistInnen. Sucht Euch einen bekannten Power Metal-Vokalisten aus, die Chance, ihn oder sie hier zu finden, ist relativ groß: Ralph Scheepers, Herbie Langhans, Tim Owens, Olaf Hayer, Mathias Blad, Daniel Heiman, Elisa Martin oder Melissa Bonny und Allesandro Conti sind neben vielen anderen mit dabei. An der instrumentalen Front geben sich unter anderem Richard Fortus, Jennifer Batten, Ronni LeTekro und Arjen Lucassen die Saiten in die Hand. Also an der rein technischen Umsetzung kann hier wirklich nichts schief gehen.
Musikalisch orientiert man sich sehr an den frühen 2000ern. RHAPSODY, FARYLAND, frühe DARK MOOR oder auch AINA und die ersten beiden AVANTASIA Alben haben tiefe Spuren in der musikalischen Sozialisation von DANIELSEN hinterlassen. Besonders, dass RHAPSODY damals Saruman (Christopher Lee) als Erzählstimme gewinnen konnten, dürfte DANIELSEN gefallen haben. Da Lee leider nicht mehr unter uns weilt, wird es hier mit Gimli (John Rhys-Davis) zwar eine Nummer kleiner (ähem), aber nicht weniger spektakulär. Trotz aller technischer Perfektion muss man sagen, dass die Platte zwar sehr gute Momente hat, das Niveau aber nicht über die komplette Distanz zu halten vermag. Kompositorisch spielen die Herren Turilli/Staropoli oder auch Sammet noch in einer anderen Liga, und so gibt es leider auch Phasen, die am Hörer vorbeirauschen und wenig Memorables zu bieten haben.
Bleiben wir mal in der cineastischen Diktion: „Legend Of Valley Doom Part 3“ ist kein Hollywood-Meisterwerk, welches bei den Oskars abräumen wird, aber eine unterhaltsame Splendid-Produktion, die an einem regnerischen Sonntagnachmittag auf dem Sofa gut zu unterhalten weiß. Anspieltipps sind die Gute-Laune-Nummer „Journey To The North“, das speedige „Stars Will Light The Way” und der epische neunminütige Schlusstrack: „For Our King And For Our Land”
Solche Alben machen mir persönlich immer wieder viel Freude. Multi-Instrumentalist Jens Lueck, der auch für Bands und Projekte wie SYRINX CALL, RAINBOW SERPENT, ISGAARD, etc. tätig ist, lebt sein Faible für große Melodien und eine PINK FLOYD-artige Atmosphäre aus. Auch auf dem zweiten Album „Percipio Ergo Sum“ wird die beeindruckende musikalische Seite mit einem interessanten Textkonzept verfeinert. Im Groben geht es um ein Mädchen, welches in einer virenverseuchten Welt lebt (kennen wir ja leider …) und als Versuchskaninchen herhalten muss. Sie lebt nach dem Motto des Albumtitels „Percipio Ergo Sum“, welches übersetzt so viel wie „Ich nehme wahr, also bin ich“ bedeutet. Dies nur kurz zur Storyline, welche hier nicht in Gänze widergegeben werden soll. Das Studieren der ganzen Geschichte bietet sich beim gleichzeitigen Hören an, da Text und Musik eine Symbiose eingehen.
Musikalisch befindet man sich eindeutig in PINK FLOYD-Gefilden, aber man vernimmt eine Vielzahl von progressiven Einflüssen, die teilweise an RUSH oder ältere GENESIS erinnern. Hier und da erinnert mich die Melodieführung auch an Glanztaten von MARILLION. SINGLE CELLED ORGANISM finden die perfekte Mischung aus rockigen Songs und verträumten Sound-Skulpturen, die den musikalischen Anspruch von Jens Lueck optimal aufzeigen. Mal klingt die Scheibe nahezu episch und bombastisch, um im anderen Moment leise und nachdenklich zu wirken. Auch eine Sängerin, die passend zu Story eingesetzt wird, darf nicht fehlen und veredelt Songs wie „I´m Not Human“ oder „Humbel“ mit einer feinfühligen und überzeugenden Stimme. Hier passen einfach jede Melodie und jeder musikalische Ansatz zueinander. Das unterscheidet Komponisten und erstklassige Komponisten voneinander, und Jens Lueck gehört eindeutig zu der zweiten Gattung.
Wie man bemerken kann, gehe ich komplett in der musikalischen Welt von SINGLE CELLED ORGANISM auf. Man muss sich für dieses Machwerk Zeit nehmen, aber tut man dies, wird man von grandiosen Prog Rock-Weisen belohnt, die man so schnell nicht vergessen wird. Dieses Meisterwerk des Art Prog Rocks wird hoffentlich die Reichweite bekommen, die es verdient hat. Bestimmt kein Album, bei dem man gedankenlos feiern kann, aber eine Scheibe, welche ruhige Momente zu etwas ganz Besonderem werden lässt. Fazit: Einfach toll!
Die schwedische Band ASTRAKHANvertont zerbrochene Träume in abwechslungsreichen Progressive Rock-Klängen. Ihre Musik hat etwas Opulentes, ein bisschen wie OPETH - nur moderner.
Es ist der vierte Output der Stockholmer, und zuletzt veröffentlichten sie ihre Umsetzung des Musicals "Jesus Christ Superstar". 2013 debütierten sie mit "Retrospective", 2016 folgte "Adrenaline Kiss". Für die Aufnahmen von "A Slow Ride Towards Death" saß Johan Hallgren von PAIN OF SALVATION an der Gitarre.
ASTRAKHANs langsame Fahrt in Richtung Tod startet mit "Lonesome Cry"; ein toller Opener: düster, ruhelos und dramatisch. In "Take Me With You" geht es abwechslungsreich und progressiv zugange, und ASTRAKHAN zeichnen eine cinematische Klanglandschaft. "Youtopia" ist melancholisch, verzweifelt und bombastisch. In "Never Let You Go" wird ordentlicher 70er-Jahre-Rock mit vielen Tempowechseln zelebriert, und bei "What You Resist Will Remain" denke ich nicht das erste Mal auf der Scheibe an QUEEN: verführerische Basslinien, Chöre und Orgelsounds. Der coole Sound und die eingängige Melodie von "Until It Ends" wecken bei mir angenehme Assoziationen zu AUDIOSLAVE. "Control" ist wesentlich schneller, und das Lied wird einem mit einer Portion Wut vor den Latz geknallt. Rausschmeißer ist die neunminütige Komposition "M.E 2020", ein sich entwickelnder Song mit progressiver Schwere.
Hervorzuheben ist insbesondere Alexander Lyckes ausdrucksstarker Gesang, seine Stimme unterstreicht den düsteren Stil der Platte. "A Slow Ride Towards Death" ist in Teilen entspannt und langsam, bietet aber ebenso Orgel-dominierte Rocksongs in höherem Tempo. Der Sound gibt einen gewissen 70er-Jahre-Vibe, ohne dabei retro zu werden. Das Album wurde von Marcus Jidell produziert und gemischt und von CJ Grimmark gemastert. Ein bisschen LED ZEPPELIN, DEEP PURPLE und QUEEN, etwas MUSE, BARONESS und FATES WARNING und deutliche Komponenten von AVATARIUM, OPETH und PAIN OF SALVATION: Wer da hellhörig wird, der sollte dringend mal reinhören!