ROTOR nehmen sich nicht nur bei ihrer Musik viel Zeit, sondern auch für ihre Veröffentlichungen. Seit 1998 existiert die Berliner Band bereits, und ihr neues Album ist gerade mal das fünfte. Ähnlich konsequent, wie KARMA TO BURN mit ihren Songs umgehen, werden die Alben einfach durchgezählt, nur dass die „Fünf“ zum ersten Mal ausgeschrieben wurde. Mit eben genannten verbindet sie auch die grundsätzliche Ausrichtung ihrer Musik. ROTOR spielen instrumentalen Stoner Rock mit einem Schuss Psychedelic, wobei sie sich von KARMA TO BURN dadurch unterscheiden, dass sie deutlich vielseitiger zu Werke gehen.
Der psychedelische Opener „Echolot“ (Die Songs sind bei ROTOR durchgehend deutsch betitelt.) atmet etwas „Riders On The Storm“-Atmosphäre, „Scheusal“ zeichnet sich durch komplexe Rhythmik aus, die am Progressive Rock kratzt, und das ruhige, melodische „Rabensol“ geht gar in Richtung Americana. Im leicht swingenden „Oktagon“ wiederum klingt Krautrock an, das durige, verspielte „Herrengedeck“ erinnert an AND SO I WATCH YOU FROM AFAR, und mit „Weltall Erde Rotor“ wird es am Ende sogar ein bisschen episch. Aber dazwischen gibt es auch immer wieder die gewohnten dreckigen Stoner-Riffs, wie im treibenden, perfekt betitelten „Fette Kette“ oder dem düsteren, drückenden „Vollast“.
Mit „Fünf“ legen ROTOR ihr bislang abwechslungsreichstes Album vor, das verschiedenste Spielarten ihres ursprünglichen Stils zulässt, ohne diesen jedoch zu verleugnen. Filigranen Parts stehen wuchtige Kopfnicker-Parts gegenüber, so dass die Scheibe gleichermaßen beim bloßen Zuhören fasziniert als auch zum Abgehen auf den anstehenden Konzerten taugen dürfte. A pro pos: Ab Ende Oktober kommen die Jungs auf Deutschland- und Österreich-Tour. Wer auf diesen Sound steht, sollte sich das nicht entgehen lassen.
ABSTRACTER aus dem sonnigen Kalifornien haben sich dem Funeral Doom verschrieben und bringen ihr mit schick designtem Coverartwork versehenes Zweitwerk "Wound Empire" hierzulande via Vendetta Records unter die Leute. Vier Songs, die alle an der Zehn-Minuten-Marke kratzen und in denen immer wieder Elemente aus dem Black Metal plus ein wenig Crust und Sludge verarbeitet wurden, finden sich auf dem Album. Auffällig ist dabei, dass der Gesang eher in den Hintergrund gemischt wurde und so das Feld den Gitarren überlässt. Die verstehen es, die Stimmung der Songs und Passagen in die gewünschte Richtung zu lenken, "Glowing Wounds" zeigt die sich daraus gut ergebende Mischung aus fies-langsamen und knackig-schnellen Parts. So wirken die Songs in sich sehr geschlossen und ergeben gleichzeitig ein homogenes Album. Natürlich ist bei Funeral Doom keine positive Atmosphäre zu erwarten, "Wound Empire" ist da keine Ausnahme. Gute 40 Minuten gibt es schwärzestes Schwarz, unterbrochen von melancholischen Einschüben und ohne einen auch noch so kleinen Schimmer Hoffnung. ABSTRACTER verstehen es, diese Atmosphäre über das ganze Album aufrecht zu halten und gleichzeitig die Musik eindrucksvoll einfach zu halten. "Wound Empire" ist ein beeindruckend dichtes Album, das Doomies nur ans Herz gelegt werden kann.
„Darkness Evermore“ heißt die zweite Veröffentlichung der in Portland, Oregon beheimateten Black Metal-Band NIGHTFELL. NIGHTFELL (ja, mit einem „e“ wie „Fell“) spielen eine tödliche Mischung aus Death und Black Metal, wobei der Black-Anteil leicht überwiegt. Straigthe, treibende Riffs wie bei dem packenden Opener „At Last“ sind hier an der TagesNachtordnung – nicht ohne dabei den seichten Pesthauch der Apokalypse zu versprühen. Endzeitstimmung ist angesagt.
In „Rebirth“ arbeiten NIGHTFELL mit vielen Tempi-Wechseln und atmosphärischen Parts, lassen aber auch bei dieser Herangehensweise nicht von treibenden Riffs der E-Gitarre ab. Das hält den Spannungsbogen schön straff. Für wahre Überraschungen sorgen die Jungs indes mit „Cleansing“ in dem nicht clean gesungen wird und dem stimmungsvollen Interlude „Eulodgy“. Rhytmische Trommeln und schauerlicher Gesang sorgen hier für Auflockerung und eine Nacht-schwarze Stimmung.
Unterm Strich ist „Darkness Evermore“ ein dynamisches und abwechslungsreiches Album. Die Portländer haben ihren Stil gefunden und ein Album ohne Längen und Schwachpunkte produziert, das mit gerade einmal fünf vollwertigen Songs und läppischen vierzig Minuten viel zu schnell vorbei ist. Für Fans von KHORS, ISVIND und älteren DARKTHRONE sehr empfehlenswert.
MACBETH — eine Band mit einer Wahnsinns-Geschichte: 1985 in der damaligen DDR gegründet hatte die damalige Viererformation mit dem System zu kämpfen. Anfänglich spielten sie ohne Spielerlaubnis, später erhielten sie staatliche Fördermaßnahmen — ein Versuch der Stasi, die recht erfolgreiche Band auf den „richtigen“ Weg zu bringen, der im legendären Konzert im Erfurter Stadtgarten endete. Hunderte Fans, Bewachung durch die Stasi, Betrunkene Funktionäre der FDJ — die Stimmung in der Halle eskalierte schließlich. Die Polizei verbot der Band zudem eine Zugabe, was die Fans noch mehr erzürnte und zu einigen Ausschreitungen nach dem Konzert führte. Die Konsequenz: Spielverbot auf unbeschränkte Zeit und ein Schuldenberg von 25000 DM. Erst kurz vor der Wende fand die Band sich wieder, zur Wende verschwanden Basser und Schlagzeuger gen Westen. Fortan bekam die Band Unterstützung durch eine andere Band und konnte die angefangene Tour beenden. Auf dem vorletzten Konzert erhängte sich Sänger Wittenburg. Die Band löste sich auf und feierte erst 1993 ihr Comeback. Bald darauf sprang der Schlagzeuger vom Hochhaus.
Erst eine Dekade nach dem Fall starten sie, mit neuem Sänger und Schlagzeuger, als Support von In Extremo und Eisregen erneut durch und beginnen neues Material aufzunehmen. Mit „Imperium“ ist nun nach der Demo „Macbeth“ (2006) und den beiden Alben „Gotteskrieger“ (2009) und „Wiedergänger“ (2012) ihr drittes Album seit der Neugründung (2004) auf dem Markt. Das Artwork zeigt den seit „Gotteskrieger“ für MACBETH typischen Dämonen, stilvoll, von Ralf Klein erstellt.
Nun zum Kern: Nach einem fast epischen Intro namens „Ultima Ratio Regis“ bricht das Inferno in ganz typischer MACBETH-Manier los: Sturmangriff, Krieg, Verderben, Tot. Markanter, rauer, deutschsprachiger Gesang über kräftigen Gitarren und einem klotzenden Schlagzeug. Fast schon melodiöse Refrains fachen die Mitsingstimmung an. „Das Große Gericht“ (welches Fans schon von den letzten Live-Auftritten der Band ein Begriff sein sollte) trifft voll ins Korn und auch das „WN62“ passt soweit. Mit „Verloren“ präsentieren die Thüringer eine Ballade, welche hier leider etwas Fehl am Platze wirkt. „Pawlows Haus“ beginnt mit Pauken und Trompeten auch etwas gewöhnungsbedürftig. Mit dem Titelsong „Imperium“ sorgen MACBETH dafür für Gänsehaut: Im Mid-Tempo gehalten wird hier vor allem auf sehr gute Gitarrenarbeit und treffsichere Lyrics gesetzt. Leider jedoch nicht für lange Dauer. „Soweit Die Füße Tragen“ heißt der krönende Abschluss der Scheibe. Hierbei handelt es sich auch um ein gefühlvolleres Stück, welches vom Kitsch (anders als „Verloren“) aber weit entfernt ist. Wer sich eine Mischung aus SODOM und BÖHSEN ONKELZ gut vorstellen kann sollte bei MACBETH unbedingt reinhören.
Für ein „Imperium“ wird der neue Ausput aufgrund altbekannter Schwierigkeiten (gewöhnungsbedürftige Formulierungen und Texte) wohl nicht reichen, dafür aber alte Fans zufriedenstellen. Für Fans lohnt sich dieses Mal übrigends der Kauf der Digi: Mit den drei Bonus-Songs beweißt die Band einmal mehr ihr wahnsinniges Live-Potential. „Death Under Moonlight“ lässt mit englischsprachigen Lyrics aufhorchen. „Der Fährmann“ ist ein trauriges, mit Streichern durchzogenes Lied, welches den verstorbenen Bandmitgliedern gewidmet ist. „Maikäfer flieg“ sorgt (ebenfalls in Live-Version) für einen düsteren Abschluss mit jugendlicher Unterstützung.
Betrachtet man das Artwork von “Freakshow”, so fühlt man sich zunächst ein klein wenig an die Kollegen von SALTATIO MORTIS erinnert, deren jüngste Veröffentlichung „Zirkus Zeitgeist“ optisch eine ähnliche Richtung einschlägt. HARPYIE kommen allerdings noch eine ganze Ecke düsterer und härter daher, wie man recht bald feststellt. Angenehm fällt zudem auf, dass Sänger Aello die Windbühne seit dem letzten Album deutlich an seinem Gesang gearbeitet hat und auch das Gespür für Melodien um Längen besser geworden ist. Der Titeltrack und Opener des Konzeptalbums geht druckvoll und doch eingängig zu Werke, Dudelsäcke und fette Gitarrenwände ergänzen sich bestens und der Sprechgesang in der Strophe erinnert stellenweise in klein wenig an Teufel von TANZWUT. Dass es sich dabei nicht um einen musikalischen Ausreißer handelt, macht das nachfolgende, ebenfalls schnell ins Ohr gehende „Monster“ klar. Das Intro von „Dunkle Wissenschaft“ würde auch ohne weiteres auf ein Gothic-Album passen, „Tanz Auf Meinen Grab“ weist eine kuriose, aber bestens funktionierende Mischung aus fast schon radiotauglichem Refrain und fettem Metal-Geknüppel auf. „Goblin“ dagegen verzichtet darauf, das komplette Metal-Brett aufzufahren, kommt aber dennoch flott daher. Fazit: HARPYIE haben mit „Freakshow“ einen großen Sprung nach vorne gemacht und sind auf dem besten Wege, sich eine eigene kleine Nische zu schaffen.
Mit der 2012 veröffentlichten EP „Use Your Deluge“ und dem Ende 2013 nachgeschobenen Album „Climax“ hatten die Finnen BEASTMILK einen grandiosen Start aufs Parkett gelegt, dem Anfang diesen Jahres die überraschende Auflösung folgte, da Gitarrist Johan „Goatspeed“ Snell und Drummer Paile die Band verlassen hatten. Die übrigen Mitglieder, in Rekordzeit verstärkt um Linnéa Olsson von den ehemaligen THE OATH und Juho Vanhanen von ORANSSI PAZUZU an den Gitarren sowie Uno Bruniusson von IN SOLITUDE an den Drums, ließen nix anbrennen und nahmen unter dem Banner GRAVE PLEASURES ebenfalls blitzartig ein – so viel sei bereits verraten – sehr beachtliches Debütalbum auf. „Dreamcrash“ muss sich nun nicht nur in stilistischer, sondern auch in qualitativer Hinsicht seinem Quasi-Vorgänger stellen, und hier merkt man recht früh, dass GRAVE PLEASURES zwar das Erbe von BEASTMILK angetreten haben, dennoch einen geringfügig anderen Kurs fahren. Die noch stark an KILLING JOKE erinnernde Post-Punk-Kante wurde zugunsten einer Zugabe von Glam-Pop und Gothic Rock abgeschliffen, was etwas Härte und Power kostet, das Quintett dadurch jedoch massentauglicher erscheinen lässt, was man an Ende aber als Geschmackssache verbuchen kann. Lediglich das Songwriting auf „Dreamcrash“ kann nicht ganz mit den durchweg großartigen Hymnen der Vorgängerwerke mithalten, was sich in nicht so richtig zünden wollenden Songs wie „Crying Wolves“, „Futureshock“, „Worn Threads“ oder „Crooked Vein“ äußert, die die gewohnte Eingängigkeit ein Stückweit vermissen lassen. Im Gegensatz dazu stehen mit dem angeschrägten Opener „Utopian Scream“, dem flotten „Taste The Void“, dem Ohrwurm „Girl In A Vortex“, dem treibenden Abschluss „No Survival“ oder dem absoluten Überhit „New Hip Moon“ auch einige Perlen auf „Dreamcrash“, die das Album zu einem überzeugenden Neuanfang machen!
Als im Jahre 2013 Jeff Hannemann starb, weil ihn eine Spinne biss und er wegen der Unfähigkeit Gitarre zu spielen, letztlich völlig dem Alkohol verfiel und einem Leberleiden erlag, brach für mich eine kleine Welt zusammen. Traurig war ich, war doch ein Held meiner Jugend verloren gegangen, dem ich viele Songs zu verdanken hatte, die mich in den unterschiedlichsten Lebenslagen begleiteten. SLAYER blieben sich stets treu, folgten keinem Trend und gelten noch immer als die Definition von Thrash Metal. Die letzten SLAYER Alben konnten meinem Empfinden nicht mehr mit den frühen Werken mithalten, dennoch ließ das Interesse an der Band nie nach. Nachdem im Jahre 2009 erschienen "World Painted Blood" mussten die Fans nun volle sechs Jahre warten, bis nun in 2015 der neue Silberling namens "Repentless" in die Regale wandern sollte. Nach dem Weggang von Dave Lombardo, der sicherlich gar nicht mehr zählen kann, wie oft er sich nun mit Araya und King verworfen hat, ist Paul Bostaph zum dritten Mal wieder an die infernale Schießbude zurückgekehrt, der meines Erachtens einen mehr als würdigen Ersatz darstellt. Für Jeff Hannemann, in dessen Fußstapfen wohl niemand eintreten kann, ist jetzt Gary Holt, bekannt als Leadgitarrist von EXODUS am Werke, der die Band bereits seit 2011 für Liveauftritte für den damals erkrankten Hannemann nun dauerhaft als Bandenmitglied ersetzen soll.
"Repentless" wurde von Terry Date produziert, der schon mit SLIPKNOT oder PANTERA zusammen arbeitete, so dass man hier auf eine bewährte Kapazität der härteren Klänge zurückgriff. Mit ca. 42 Minuten Spielzeit weist die Scheibe keine besonders erwähnswerte Spielzeit auf, so dass man auch keinen Vergleich zum knackig kurzen "Reign In Blood" anstellen braucht, der jedoch gerne immer bei einem neuen SLAYER Album wieder gezogen wird. Das Album beginnt ungewohnt mit einem fast zweiminütigem Instrumentalintro namens "Delusions of Saviour", bevor mit "Repentless" der Titeltrack, zu dem auch ein Video produziert wurde, durch die Boxen hämmert. Im Video spielt die Band den Song während eines doch recht blutigen Gefängnisaufstandes, was einem vom generellen Szenario schon sehr an "St. Anger" von METALLICA erinnert und somit nicht besonders einfallsreich erscheint. Der Song ist für mich allerdings eine große Enttäuschung, hat er doch nicht wirklich ergreifende Riffs oder Hooklines, die einen mitreißen könnten. Auch der Refrain ist überaus schwach und man muss sich fragen, warum gerade dieser Song hier sogar noch Namensgeber und Videoauskupplung wurde. Stände nicht SLAYER, niemand würde ihn feiern, machen wir uns doch nichts vor. Etwas forcierter geht es dann aber mit "Take Control" zur Sache, der insbesondere in der zweiten Songhälfte, also so ab Minute zwei, durch kompromissloses Riffing und einen treibenden Gesang zu überzeugen weiß. Hier blitzt die Genialität von SLAYER einmal auf und ich fahre quasi hoch aus dem Sessel, als ich dem Song lausche! Deutlich langsamer geht es dann mit "Vices" zur Sache, der zwar einige gute Riffs hat, mir aber doch zu wenig homogen ist, als dass er zu überzeugen wüsste. "Cast The First Stone" ist wieder eine langsamere Nummer mit einigen brachialen Schlagzeugsegmenten, die den Song dann aber doch in die erste Liga hieven. Da verzeihe ich auch, dass man sich hier am bekannten "Reign In Blood"-Riff etwas angelehnt hat, um dem Song die nötige Spannung zu geben. Das sehr langsame "When The Stillness Comes" beginnt mit einem cleanen Gitarrenintro, natürlich denkt man hier wieder an "Seasons In The Abyss", wobei der Song letztlich bei weitem nicht in der gleichen Liga spielt, trotzdem kein Ausfall. Etwas schneller geht "Chasing Death" zur Sache, gutes Introriff, dennoch verliert sich der Song später und bleibt nicht im Ohr hängen. "Implode" ist leider ebenso ziemlich belanglos und nicht wert, dass man hierzu weiter ausführt. "Piano Wire" hingegen ist eine klassische alte SLAYER Nummer und hätte man evtl. auch auf dem "Seasons In The Abyss" wiederfinden können. Der Song, der es damals nicht mehr auf die "World Painted Blood" Scheibe schaffte, marschiert im Midtempo und hat wohl auch schon einige Jahre auf dem Buckel, da er als einziger Song auf dem Album noch von Jeff Hannemann geschrieben wurde. Kerry King hatte im Interview gesagt, dass man den Song noch etwas aufgepizzat hätte. Nun denn, die Nummer funktioniert für mich. "Atrocity Vendor" ist jedoch kaum einer Erwähnung wert, wohingegen das folgende "You Against You" ein paar geile und typische SLAYER Riffs aufweist und schon straighter zur Sache geht. Der Song will definitiv laut gehört werden! Ein Ausfall hingegen ist wieder der letzte doch recht lahme Song "Pride in Prejudice", der nicht richtig voran geht und geskippt werden will. Doch dann ist auch schon Schluss mit dem Album.
Was bleibt ist ein doch nur durchschnittliches SLAYER Album. Ob die Riffpolizei Hannemann/King nun mit Holt/King ihre würdigen Nachfolger gefunden hat, wage ich doch sehr zu bezweifeln. Für mich gibt es hier keinen Daumen hoch, aber SLAYER Fans werden sicherlich nicht grundsätzlich enttäuscht werden, auch wenn ich mir doch weit mehr erhofft hätte. Auf der folgenden Tour, die ich schon sehnsüchtig erwarte, werden jedoch wieder andere Songs abgefeiert als die, die man auf "Repentless" präsentiert bekommt. Schade.
Aus den Niederlanden kommen FLUISTERAARS, die hier mit „Luwte“ ihr zweites Album veröffentlichen. Gerade einmal vier Songs umfasst dieses Werk, und doch schafft es die Band damit auf eine normale Spiellänge von einer knappen dreiviertel Stunde.
„Luwte“ – Das heißt so viel wie „stille Flaute“, aber auch „Windschatten“. Ein rauer Nordwind schwingt bei der Musik von FLUISTERAARS jedenfalls mit: Wir haben es hier mit rauhem, rohem Black Metal zu tun, der sich eher im Low-Tempo-Bereich bewegt. Lange, düstere und leicht depressive Instrumental-Passagen gibt es hier ebenso wie eisige Riffs. Verzweifelte Screams und normale Screams wechseln sich hier ab, auf ungestüme Doublebase folgen düstere Klaviermelodien, die sich in Rege und Sturm erstrecken. Dabei gelingt es der Band die gegebene Stimmung durch die Samplers zu vertiefen, diese perfekt in ihr Klangbild einzuweben (und nicht wie viele andere den Faden zu verlieren). Dennoch gibt es hier und da Längen. „Stille Wateren“ wäre wohl auch sicher ohne die letzten zwei Minuten ausgekommen, doch nach der Devise „manches braucht eben seine Zeit“ wurden hier 15-Minuten Songs kreiert.
Immer zugegen bei „Luwte“ ist diese rauhe Briese der Verzweiflung. Doch FLUISTERAARS als puren DSBM abzustempeln wäre auch ein fataler Fehler. Viel mehr haben die Niederländer irgendwo zwischen alten MAYHEM-, SHINING- und DARKTHRONE Veröffentlichungen ihren eigenen Ort der Finsternis gefunden. Getrieben von der der zweiten Welle des Black Metal und mit jeder Menge schwärzlicher Atmosphäre.
Anspieltipps sind auf jeden Fall „De Laatste Verademing“ mit seinen genialen Riffs und das abschließende „Alles Dat Niets Omvat“ mit seiner gewaltigen Stimmung.
Mit mehr als zehn Jahren Bandgeschichte und fünf Veröffentlichungen sind AHAB fast schon eine Legende, zumindest was den Doom-Sektor hier zu Lande angeht. Und trotzdem waren meine ersten Gedanken: SÓLSTAFIR.
Und das liegt nicht nur an dem Opener „The Isle“, der den knapp einstündigen Monolithen „The Boots Of The Glen Carring“ eröffnet. Weiche Akustik-Gitarren und leicht verträumter Klargesang leiten in das Werk ein und versprühen eben jenen leichtfüßigen Post-Rock-Flair, der bei den Isländern auf „Ótta“ so oft zu gegen war. Das stiftet reichlich Verwirrung, bis AHAB dann nach 02:30 schweren Doom in Gestalt von schweren Gitarren und gutturalem Gesang auf den Hörer los lassen. So kennt man AHAB. Ein stetiges Wechselspiel aus bleiigem Doom und verträumten Post-Rock bleibt „The Boots Of Glen Carring“, auch wenn der Doom Anteil gegen Mitte/Ende der Scheibe deutlich zunimmt und auch ein Fünkchen Sludge das Ganze weiter auflockert („Red Foam (The Grat Storm“). „The Weedman“ indes ist mit über einer Viertelstunde Spielzeit der Herren bisher längste Komposition. Für viel Genre Abwechslung ist also gesorgt, und auch Daniel Drostes ziemlich geile Clean-Vocals kommen dieser Entwicklung wohl entgegen. Wie gut Doom und Post Rock harmonieren wird hier bewiesen.
Thematisch setzt sich das Quartett hier übrigends mit der Novelle „The Boots Of The Glen Carring“ von William Hope Hodgson aus dem Jahre 1907 auseinander, einer Abenteuergeschichte auf hoher See mit vielen Elementen des Psychedelischen Horrors. Verrückte (See?-)Gras-Monster sind hier zugegen – Ein sehr naheliegendes Thema für AHAB, die ja schon immer einen gewissen Hang zur Nautik hatten.
Und doch ist „The Boots Of Glen Carring“ leider nicht so ein vielschichtiges Meisterwerk wie erhofft. Viele schöne Melodien gibt es hier, ein wunderbares Wechselspiel aus fundametalem Doom und gut umgesetztem Post-Rock (der dem ganzen einen modernen Anstrich verleiht), doch leider tun sich hier und da gewisse Längen auf. Während „The Isle“ einen wirklich stimmigen Opener bietet, wirken Konzept und Songaufbau im folgenden „The Thing That Made Search“ ein wenig kopiert – hier gibt es wenig Neues. „Red Foam (The Grat Storm)“ fegt dafür fast mit nur (06:29 Minuten) an einem vorbei, bis sich im Weedman die ersten Längen auf tun. AHAB bleiben jedenfalls ihren doomigen Wurzeln mehr als treu, wie man hier zu spüren bekommt. Eine Resistenz für die gewisse Langatmigkeit dieses Genres sollte ebenso wie eine Vorliebe zu post-rockigen Klängen Voraussetzung für den Genuss dieses Albums sein.
Nach der im Sommer 2012 veröffentlichten selbstproduzierten 6-Track-EP „Stairway To Hell“ war ein neues Album der ehemaligen Spaß Rocker von UGLY KID JOE ja angekündigt. Mit dem selbstreflektierenden Titel „Uglier Than They Used Ta Be“ (ihre Erfolgs-Debüt-EP „As Ugly As They Wanna Be“ läßt grüßen) kommt man nun im Herbst 2015 in die Pötte. 11 Songs, darunter 2 Cover-Versionen, ein typisches (Erinnerungen weckendes) Titelbild und die immer noch als Markenzeichen zu erkennende Stimme Whitfield Cranes Die größtenteils von Originalgitarrist Klaus Eichstadt komponierten Songs sind dabei „easy listening“, wobei die ruhigeren Stücke den nachhaltigeren Eindruck hinterlassen. Obgleich der im Mid-tempo gehaltene Alternative-Ohrwurm-Opener „Hell Ain't Hard To Find“ mit seinem geilen Refrain eine richtig gute Single ist. Das nachfolgende etwas träge „Let The Record Play“ und der härtere Stampfer „Bad Seed“ können da nicht an und haben wohl eher weniger Halbwertszeit. Auf der Habenseite neben dem genannten Opener sicher noch das düster-teilakustische „Mirror Of The Man“, die traurige und unter die Haut gehende Ballade „Nothing Ever Changes“, das dann wieder etwas flottere „My Old Man“ das mit jeder Turn gewinnt und „The Enemy“ welches wieder eine tolle Gesangleistung und Refrain bietet, melancholischen Southernflair atmet und sich nach einem überwiegend semiakustischen halbballadesken Part zum Schluss zum Rocker mutiert. Ach ja, MOTÖRHEAD’s Phil Campell unterstütze UGLY KID JOE bei „Ace Of Spades“ (zu nah am Original – selbst der Gesang) sowie als-Gitarrist bei „My Old Man“ und „Under The Bottom“. Das abschließende 70er-Cover „Papa Was A Rolling Stone“ darf man in der hier einem sehr gewollt vorkommenden Form durchaus als unnötig bezeichnen. Dagegen ein Kompliment für das Booklet, in dem einige Klassiker-Cover der Metal-Geschichte im UGLY KID JOE Stil dargestellt werden. „Uglier Than They Used Ta Be” darf man nach 19 Jahren Abstinenz also durchaus mal anhören, die Erwartungen sollte man aber nicht zu hoch schrauben.