Beim Aufklappen des A CHINESE RESTAURANT-Debüts wird eins klar: mit dem Bandfoto im Inlay hat sich die Band keinen Gefallen getan. Aber halb so wild, mit den acht Songs von „My Dearest I Cannot Speak“ machen die Nordlichter alles wieder gut. Ein Jahr hat das Trio an den Songs gearbeitet, was sich definitiv gelohnt hat, da stimmt alles, von der Produktion über die Leistung der Musiker bis zum Eingängigkeitsfaktor der Platte. Zwar ist das Ergebnis überraschungsfrei ausgefallen, bedient die Emocore-Zielgruppe aber bestens. Wenn der klare Gesang einsetzt und catchy Refrains zum Besten gibt, werden kajalige Mädchenaugen groß werden („All Eyes On“) und das Tanzbein geschwungen. Emotional, versteht sich. Dazu kommt eine genau richtig kalkulierte Dosis Poppigkeit, um auch aufgeschlossene Alternative-Hörer in’s chinesische Restaurant zu holen. Hier wurde alles richtig gemacht und ein Emocore-Album auf hohem Niveau eingespielt, dass sich vor den großen Namen nicht verstecken braucht. Würden das Restaurant in Orange County oder New York stehen, wäre „My Dearest I Cannot Speak“ ganz sicher ein Hit, so bleibt abzuwarten, wie sich die Scheibe am Markt macht. Potential für gute Verkaufszahlen hat sie defitiv!
THE VENDETTA werden in ihrer Band-Bio als "Punkrock fueled speedrockin´ freaks" bezeichnet. Aber was die Musik der Italiener mit Punk- oder Speedrock zu tun haben soll, ist mir schleierhaft. Zwar sind die Jungs sehr bemüht, ein wenig nach MOTÖRHEAD oder auch den MISFITS zu klingen. Aber was unterm Strich übrig bleibt, sind einfallslose Riffs, die an die ganz frühe Phase des Heavy Metal erinnern, die mit Double-Bass-Geballer unterlegt und von jäbbelnden Gitarren-Soli und unerträglichem True Metal-artigem Gesang dominiert werden. Das klingt dann so, als ob eine schlechte Metal-Band der mittleren 80er versucht, Punkrock zu spielen. Und das macht wirklich keinen Spaß. "Ultraumatic" ist ein unglaublich schlechtes Album, das besser nie das Licht der Welt hätte erblickt hätte und von dem sowohl Rocker und Punkrocker als auch Metaller die Finger lassen sollten. Außer man will auf einer Bad Taste-Party zum Held des Abends werden...
Obwohl die Hamburger bereits seit über zehn Jahren ihr Unwesen treiben, handelt es sich bei dem neuen Release erst um das zweite reguläre Album. Dies dürfte unter anderem wohl auch an den häufigen Line-Up-Wechseln liegen. Doch das Warten seit 2003 hat sich gelohnt. Denn was einem der Fünfer hier an Old-School-Hardcore im Stile von AGNOSTIC FRONT und frühen MADBALL um die Ohren hat, bläst alles weg. Mit Energie ohne Ende und herrlich rauem Sound wird sich in knapp 32 Minuten wütend durch sechzehn Tracks geprügelt, als wenn es kein Morgen gäbe. Dabei zeigen sich die Jungs musikalisch sehr vielfältig. Immer wieder gibt es Downbreaks und sogar Ausflüge in Rock ´n Roll-Gefilde, wie in "Kill The Thing" oder "Dressed To Kill" die stark an MOTÖRHEAD erinnern. Auch Shouter Uwe klingt stellenweise extrem nach Lemmy, was einen guten Kontrast zum ansonsten auf der Scheibe vorherrschenden Gebrüll bildet. Die Frauenstimme in "Kill The Thing" hätte man sich aber sparen sollen, denn die passt nun gar nicht in den Gesamtsound. Auch wenn man VINDICATOR sicherlich Klischeehaftigkeit vorwerfen kann - "On And On...” ist ein rundes, feines Hardcore-Album geworden, das die Vergleiche zu den amerikanischen Vorbildern nicht zu scheuen braucht.
"Asshole" ist das Debüt des Hamburger Trios KONGO SKULLS, das aus Offel (Gitarre, Vocals), Sven (Bass) und Jan (Drums, Vocals) besteht. Die Jungs spielen richtig simplen, dreckigen und hymnischen "Ass Rock", der allerdings mehr traditionellem Rock´n´Roll, denn der metallischeren Variante der Marke HELLACOPTERS oder TURBONEGRO zugetan ist. Sonderlich hart sind KONGO SKULLS nicht unbedingt, müssen sie aber auch gar nicht sein, denn die Wirkung ihrer Musik entfaltet sich hauptsächlich in Kombination mit den coolen Straßenköter-Texten, die sehr unterhaltsam sind und ohne große Probleme mitgegrölt werden können. Und genau diese sehr eingängige Mischung macht Songs wie "I´m A Man", "Next Train", "Elevatorman" oder "My Dog" zu echten Party-Krachern, die durch den rauen Gesang zusätzlich an Authentizität gewinnen. Eine große "Message" scheint die Band nicht zu haben, aber das tut auch nicht Not, solange man auf so hohem Niveau eine Platte einspielt, die einfach Spaß macht und gut das Haus rockt. Für "Ass(hole) Rock´n´Roller" ein echter Geheimtipp!
So echten, so richtig, so wahren Hardcore findet der geneigte Poger höchst selten. Dem einen ist es zu metallisch, dem anderen zu Emo, wieder jemandem zu old-school, anderen zu neumodisch. Alles Schwanz, wenn ihr die australische Legende hier hört (die mir allerdings noch nicht geläufig war). Die Jungs hier corlen nach vorne wie eine aggressive Wildsau, scheren sich ´nen Dreck um Strömungen, Mode und Zeit. Der Sänger krakelt aggro wie Schwein (und erinnert mich dabei an alte Suicidal Tendencies, vor allem bei "Urban Decay"), das Schlagzeug macht keine Gefangenen und insgesamt fühle ich mich in alte Chucks zurückversetzt. Dazu passt auch die Coverversion mit dem großartigen "Warhead" der UK Subs mit diesem feinen Bass-Lauf, dem immergleichen Chorus und dem unnachahmlichen Charme von damals. Nun sind die Australier aber keinesfalls in ihrer Jugend stehen geblieben, sie verbinden die Wut der früheren Tage vielmehr mit den technischen Möglichkeiten von heute und potenzieren damit die Gewalttätigkeit ihrer Musik. Und dabei verzichten die Jungs von Down Under auf jeden Fall auf allzu große Stumpfheit. Ob HC seine Wurzeln nun im Punk oder im Metal hat, ist mir scheiß egal, so lange ein CD so Arsch tritt wie diese hier.