Gut gemachter, intelligenter Grindcore ist so selten geworden. Wenn sich eine Band auf eine der Genre-Meilensteine (in diesem Fall: „Inhale/ Exhale“ von NASUM) beruft, schraubt sie die Erwartungen hoch. Wehe, das wird nix. Andererseits sind EXHALE schon etwas länger aktiv und haben einiges an Erfahrung vorzuweisen, was den 15 neuen Songs anzuhören ist, knallen die doch auf hohem Niveau intelligent aus den Boxen. Das Tempo ist nicht konstant hoch, sondern wird ganz NASUM-like immer wieder durch Mid Tempo-Passagen aufgelockert, die ziemlich moshig ausfallen – „Fools“ ist da ein gutes Beispiel. Die ganze Klasse von Band und Album zeigt sich im Langzeittest, denn im Gegensatz zu vielen anderen Veröffentlichungen im Grindcore wird „Blind“ nicht langweilig, aller Brutalität zum Trotz. Diese saustarke Scheibe kann Prügelfans nur ans Herz gelegt werden, die mit der neuen ROTTEN SOUND schon durch sind und auf neues Futter bis zur nächsten GADGET warten.
Zuckersüßer Boygroup-Schrott, allenfalls Alternatie-Pop aus Italien - das sind 10 MILES AWAY. Gern könnten die Jungs noch ein paar Meter weit weg wohnen, vielleicht hätte das verhindert, dass dieses unsägliche Stück Musikgeschichte Menschen mit Ohren nicht erreichen konnte. Unglückliche Liebeslieder für die feuchten Träume eines Teenagers liefern die Südländer - schade, dass es im Booklet keine Bilder der Schönlinge gibt. Denn zum Angucken taugen die jungen Burschen vielleicht - anhören kann sich das ein "wahrer" Musikfan auf gar keinen Fall. Also mal abgesehen von pickligen oder/und zahnbespangten Mädels, denen Tokio Hotel zu hart ist.
Ihre Mischung aus Punk, Indie, Funk und Rock und einem gewöhnungsbedürftigen Gesang sehen die fünf Römer von THE MAIN ATTRACTION als eigenständige Note an. Vor allem die fast schon Funk meets Ska gehenden Gesangslinien fallen da auf. Allerdings erinnert das auch schon mal an krächzende SYSTEM OF A DOWN für Arme. Klingen die ersten Songs noch interessant, lassen hin und wieder die HIVES durchscheinen und gehen so nach vorne dass man sich bewegt, so stellt sich dann doch ziemlich schnell ein breiter Gewöhnungseffekt ein. Da fehlen Ideen, textlich ist es auch eher dünn. Es rockt, aber leider recht gleichförmig. THE MAIN ATTRACTION mögen Live was reißen, und in ihrer römischen Heimat durchaus jenen die von Eros & Co. die Nase voll haben eine Alternative sein. Die Butter vom Brot ziehen sie aber mit „In Spite Of All“ sicher nicht.
HYPNOSIS sind immer noch zu dritt unterwegs, Kollege Druncomputer hat also noch nicht ausgedient und ist beim neuen Album der Franzosen wieder dabei. Das kommt wieder mal bei einem neuen Label raus, geändert hat sich sonst aber nicht viel. Recht unspektakulärer Death Metal wird hier geboten, dessen biedere Vorhersehbarkeit auch nicht durch Keyboards, Elektro und Mann-Frau-Wechselgesang verändert wird. Verschlimmert wird alles noch durch die mittelmäßige Produktion und das völlig langweilige Songwriting, das außer „An Ordinary Day“ keinen halbwegs prickelnden Song zustande gebracht hat. Es gibt ungefähr drei Millionen bessere Bands im erweiterten Death Metal-Bereich, da braucht niemand eine Scheibe wie „The Synthetic Light Of Hope“.
MORRIGU haben mittlerweile ihr drittes Album am Start, und schon vor fünf Jahren konnten sie Herrn Memme einigermaßen zufrieden stellen. „The Niobium Sky“ zeigt die Band gereifter und die Platte mit einem gutem Sound ausgestattet, der jedem Instrument genug Platz zur Entfaltung einräumt. Vom reinen Doom Metal haben sich die Eidgenossen weiter entfernt, Dark Metal trifft es schon eher, Dark Rock vielleicht noch besser, denn die 13 Songs sind zwar heftig, aber nicht purer Metal. Im Grunde aber auch eine akademische Frage. Fakt ist, dass MORRIGU düstere, melodische und leicht episch („The Great Finding“) klingende Gitarrenmusik zum Besten geben. Beim Gesang wird auf Klargesang gesetzt, nur selten kommen Growls zum Einsatz – was schade ist, denn growlen kann der gute Mann, zudem verleiht es den entsprechende Passagen mehr dunkle Atmosphäre als der immer gleiche klare Gesang. Überhaupt schaffen es MORRIGU nicht durchgehend, ihre Songs unterscheidbar zu machen, manches Mal wird auf Schema F gesetzt und die Songs so zu gleichförmig, worunter natürlich ihr Wiedererkennungswert leidet. So bleibt „The Niobium Sky“ eine annehmbare Düsterscheibe, die einige gute und zu viele mittelmäßige Songs aufweist, um mit Platten von MY DYING BRIDE oder PARADISE LOST mithalten zu können.
Die JETPACKS lassen sich durchaus als ein AC/DC – MOTÖRHEAD Bastard meet THE BEATSTEAKS beschreiben – wobei sie im Verlauf noch genügend Ska und klassische Rock’n’Roll Elemente ihrem partytauglichen, meist flotten Punkrock hinzufügen. Das an Lemmy in Punklaune angelehnte „Burnout“, das locker groovende „Shake It“ oder auch das in Elvis-Stimmlage intonierte und irgendwie an die letzten HOSEN-Outputs erinnernde „King Of The Road“ sowie das coole „12“ und „15“ mit ihrem Country-Touch seien da mal an Appetizer genannt. Mit einem Bier in der Hand und mitsingend – hier geht es um die wichtigen Themen gezielt angesetzter Männerabende – „About Girls, Cars And Booze“. Anspruch braucht hier keiner – Party on! ist angesagt – und dafür können THE JETPACKS mit „About Girls, Cars And Booze“ mit ihrem fetten Sound sorgen.
Der erste Eindruck des dritten DISTANCE IN EMBRACE-Albums „To Hell With Honesty!” ist kein besonders guter, dafür klingt der Metalcore der Mindener zu unspektakulär. Aber siehe da, mit jedem Durchlauf wächst die Platte und schafft es, sich vom Genre-Einheitsbrei abzusetzen. Es zwar wirklich nicht neu, was von der Band hier verwurstet wird, von Hardcore („The Devil And The Sea“) bis Metal („Far From Eye, Far From Heart“) ist alles dabei, wobei der immer wieder schwarzmetallische Gesang für eine eigene Note sorgt, so giftig ist kaum jemand von der Konkurrenz. Dagegen stinkt der klare Gesang ab und kann nur selten überzeugen, meistens ist er zu gefühllos und generisch ausgefallen. Das lässt sich vom Songaufbau und gerade der Gitarrenarbeit nicht sagen, da haben DISTANCE IN EMBRACE gute Arbeit gemacht, die Sechssaiter können’s melodiös wie heftig und tragen viel zur Atmosphäre der Platte bei. „To Hell With Honesty!” ist eine mächtig heftige Abrissbirne, die zwar nicht ganz an Landsleute Marke NEAERA rankommt, aber überzeugen kann und das Potential der Band zeig. Als Bonus gibt es noch eine DVD mit Videoclips, Tourvideo und Making Of, was das Package zu einer lohnenden Sache für Metalcorler macht.
"The Vanity Of Being Tender" einfach als Glam Rock zu bezeichnen wird dem Album eigentlich nur bedingt gerecht und kann überdies falsche Assoziationen wecken. Denn WATERDOG sind weniger Sleaze-lastig als viele unter dieser Bezeichnung laufende Kollegen, weswegen die Wortschöpfung "Glam Poprock" vielleicht angemessener wäre. Sleazy sind die Jungs durchaus auch, wie sie beispielsweise auf "Heroin Shooting Womanizer", "Out Of Touch" und dem eingängigen "Miss Perfect Day" unter Beweis stellen, aber sie klingen dabei weit weniger ungehobelt, als man das oftmals von der Konkurrenz gewohnt ist und demgegenüber stehen eben auch ruhigere, sehr melodiöse und leicht wehmütig wirkende Poprock-Perlen wie "Solid Air", "Supernatural Or Actual" und "Fish Eye Lens". Die Sleaze-Gitarren sind zwar meistens dennoch präsent, nehmen sich aber eben stellenweise etwas zurück und lassen so Raum für leisere Töne und Wehmut, die sonst vom üblichen rotzigen Glam-Sound eher zugedröhnt würde. Kurz gesagt: "The Vanity Of Being Tender" ist kein reines Party-Album, sondern taugt auch für nachdenklichere Stunden und hebt sich gerade dadurch von der Masse ab.
EATLIZ sind der Beweis, dass Poprock mit weiblichem Gesang nicht zwangsläufig in belanglose Trällerelsenmucke oder in Richtung DIE HAPPY/ GUANO APES gehen muss. Die Israelis sind deutlich progressiver und dürften den durchschnittlichen Konsumenten poppiger Töne schnell überfordern, haben aber für die abgefahrene Töne-Fraktion viel zu bieten – und das die recht groß ist, beweisen PORTISHEAD und Co. EATLIZ setzen stark auf den Gesang von Goldkehlchen Lee Triffons, die kraftvoll und weiblich zugleich singt und den Songs die poppige, schmeichelnde Note verleiht. Ihre Gesangspassagen sind meist sehr eingängig, werden aber fast immer durch frickelige, jazzige Instrumentalparts gekontert, was im Endergebnis kopflastig-sperrige Songs ergibt („I Don’t Care“). Das macht die Scheibe zwar schwer zugänglich, aber auch auf Dauer interessant, gibt es doch mit jedem Durchlauf neue Facetten im Sound zu entdecken.
Recklinghausen bürgt schonmal für Street Creditbility, die rauhen Strassen des Potts sind die Heimat von GUITARSHOP ASSHOLE, die mit „The Cheapest Pick“ ihr Labeldebüt veröffentlichen. Und das Ganze sicher stilecht mit einer Pilsette in der Hand feiern, denn darum geht es in den Texten der Scheibe: Sex, Drugs, Rock’n’Roll. Schwedisch-rotzrockig wird das feilgeboten, da sind Vergleiche mit alten HELLACOPTERS natürlich nicht von der Hand zu weisen. Dezente Verweise auf Metal der alten Schule und schrammeligen Garage-Sound runden das Bild ab und geben der Band eine eigene Note. Technisch sind die Kerle sehr fit und auch beim Songschreiben haben sie einiges auf der Pfanne, was sich in durchgehend gelungenen Songs zeigt, die zum Abspacken und Cool-Mitwippen animieren. Live macht die Chose sicher richtig Laune, da kommen gleich Bilder von cool posenden Musikern, dicken Koteletten, Sonnenbrillen und viel guter Laune auf, sehr schön. Zwei Coversongs („Territorial Pissings“ von NIRVANA und „Guitar Shop Asshole“ von OBLIVIANS) runden eine gelunge Rotzrock-Platte ab, mit der GUITARSHOP ASSHOLE eine erste Duftmarke setzen.