Bereits das letzte Soloalbum „Elements of Persuasion“ (2007) von JAMES LABRIE, seines Zeichen immer noch Sänger von DREAM THEATER, war ein echt starkes Melodic Metalalbum. Jetzt ist der Vocalist mit dem markanten Timbre erneut auf eigene Kappe unterwegs, das Ergebnis nennt sich diesmal "Static Impulse" und erneut hat LaBrie mit seinen Mitstreitern einen klasse Job gemacht. Die schon beim Vorgänger insgesamt deutlich härtere Ausrichtung wird hier noch intensiviert, es gibt noch mehr schnellere Sachen unter den 12 Tracks, es wird oftmals betont kompakter Metal in einer modernen Produktion geboten. Klar dominiert gesanglich das Organ des Hauptprotagonisten aber sein Drummer Peter Wildoer sorgt mit seinen derben Growls, Screams und Shouts für einen echt gelungenen aggressiven Gegenpart. Dieses Stilmittel wird dabei nicht nur vereinzelt sondern schon mit deutlich stärkerer Betonung eingesetzt. LaBrie hat zur Stilistik des Albums verlauten lassen es sei ein art „Gothenburg Metal mit einigen progressiven Elementen handelt und dies kann ich nur voll bestätigen.
Zusammen mit seinen äußerst fähigen Keyboarder sowie Partner Matt Guillory (der braucht sich vor DT-Tastenguru Jordan Rudess keinesfalls verstecken sondern ist auf Augenhöhe!) hat man wirklich durchgehen starke Songs geschrieben ohne jeden Ausfall. Die Stimmungsbögen passen dabei bestens, natürlich wurden die durchgehend gelungene Melodien auf die markante Stimme abgestimmt, kommen dabei aber stets auf den Punkt, sind egal ob hymnisch oder straighter nicht zu catchy. Überhaupt agiert LaBrie irgendwie auch befreit von den strikten bzw. schablonenhaften Vorgaben bei seiner Hauptband zu sein. Der klasse Gitarrist Marco Sfogli sowie Basser Ray Riendeau sind ebenfalls Könner. Härte, Rhythmik und die Melodieführung laufen super ineinander, da sollten auch DT-Fans auf ihre Kosten kommen, falls man die derb-heftige Growls vertragen kann, da diese hier schon richtig im Vordergrund präsent sind.
Allen LaBrie-Nörglern inklusive des gerade ausgestiegenen Traumtheaterdrummers Mike Portnoy zeigt er erneut, was ne richtige Harke ist und was er alles so drauf und an musikalischen Ideen wobei insbesondere sein Organ in keinster Weise limitiert erscheint.
Schon der kraftvolle Opener "One more Time" ist Power Metal pur mit kantigen Growls genauso wie das knackig-schnelle "Jekyll or Hyde" mit schönem Wechselgesang zwischen Klar und Heftig. Auch „This is War" is so eine Tempogranate mit viel Doublebass und Metalfeeling. Das Tempo wird dabei erfreulicherweise meist recht hoch gehalten wie u.a. bei beim kompakten markanten „Mislead“. "Euphoric" ist so ein typischer Midtempokracher der auch von DT stammen könnte. Ebenso das etwas thrashige "Over the Edge", was den raumgreifenden Refrain betrifft. Wirkliche Ausfälle gibt es auf „Static Pulse“ tatsächlich keine, als kleine Auflockerung finden sich das etwas im popig-gothic Style gehaltene "I tried" und wer hier zuviel balladenhaftes oder gar schmalziges vermutet hätte, liegt auch völlig falsch.
„Just watch me“ gehört noch am ehesten in diese Kategorie, aber auch hier wird heftig gerifft. Lediglich die luftig-entspannte Schlussnummer „Coming Home“ ist dann wieder eine in typischen DT-Sound kreierte Ballade.
Auf dieser Pladde paßt letztlich einfach alles bestens zusammen, die Band wirkt spielerisch klasse aufgelegt, die Songs kommen frisch, dynamisch und mit hammerstarken Melodien und meist straighten Arrangements daher. Frickeliges braucht man hier nicht zu fürchten, im Gegenteil einige kurze schöne Gitarrensolis mit einem fetten Sound werden gekonnt in fast jedem Song miteingebaut.
LaBrie hat die begonnene Ausrichtung des Vorgängers in Richtung druckvollen Metals weiter konsequent fortgeführt und bewegt sich so deutlich in Richtung alter IN FLAMES oder auch SOILWORK. Geile Scheibe trotz der Growls, mensch dass ich so was mal schreiben würde.
Static Impulse
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
50:54 ()
Label:
Vertrieb:
Der Einstieg „Fight Fire“ des aktuellen PURE REASON REVOLTION Albums, ein unglaublich drückend-pulsierender Elektrokracher mit ganz viel Keys. Maschinell klingende Beats bzw. Programming pur (hat schon was von THE PRODIGY) und dieser Anfang mit diesen betont hektisch sowie stakkatoartigen Drumloops (klingt so als ob die CD haken würde), ist doch recht gewöhnungsbedürftig und nicht ganz so optimal. Der Albumtitel lautet „Hammer and Anvil“ - naja auf die Musik übertragen eher etwas unpassend, das gelungene Coverartwork vermittelt die etwas unterkühlt technokratische Stimmung der Scheibe dann schon etwas besser. Man wird da fast schon ein wenig erschlagen ob soviel „Plastik“ und Tastensound. Die nächste Nummer „Black Morning“ geht stilistisch ähnlich weiter nur viel besser, klingt nach etwas aufgemotzteren DEPECHE MODE, klasse Melodie, schöner Songverlauf.
Die Briten scheinen erneut ihren Stil etwas zu variieren, nach dem doch sehr schwer verdaulichen Vorgängerbrocken „Armor Vincit Omnia“ (2009), der es leider zu keiner Phase schaffte an das geniale Debüt „The Dark Third“ (2007) anzuknüpfen, bewegt sich die Band zwar in ähnlichen Breitengraden aber mit deutlich besserem Melodiegespür. Ich beschreibe es mal so: Der mir etwas zu abgehobene, vertrackte Artprog Appeal in bester RADIOHEAD-Manier, wird zum Glück gänzlich fallen gelassen und die hohe hymnische Melodiendichte des Debüts wird teilweise sogar wieder erreicht. Allerdings findet dies fast ohne hörbare Gitarrenpräsenz statt. Die Tasten dominieren hier eindeutig, klingt aber trotzdem meist recht gut wie man mit etwas progigen Vorspielen und Arrangements dann mit viel Melodiegespür solche Tracks wie „Over the Top“ (erneut eine Verbeugung vor Martin Gore & Co.) umsetzt.
Zwischendurch hätte man dieses dichte Gebräu aus ganz viel Synthie-Pop, Trance, oder auch EBM mit diesem ständigen Geflimmer von Sounds aber ruhig etwas mehr auflockern können. Es drückt mir manchmal dann doch etwas zu ähnlich und stark "aufgefüllt" aus den Boxen. Für die Tanzflächen ist das Meiste auf „Hammer and Anvil“ natürlich sehr gut geeignet, mit Progressive und Rock, wie das geniale Debüt, hat diese Mucke eigentlich nichts mehr zu tun.
Dann kommt eine absolut untypische Soundkollage Techno der Art FAITHLESS meets EBM, diese Chose nennt sich dann „Blitzkrieg“ - ja damit werden dann wohl die letzten Anhänger des Debüts vom Glauben abfallen. Die versucht man dann aber mit schleppend startenden „Open Insurrection“ und einer etwas noisigeren Ausprägung wieder einzufangen, da hier die elektronischen Parts mit alten etwas spacig-weitläufigen Sounds gelungen verbunden werden. Das wunderbar chillige „Armistice“ gegen Schluss des Albums, wobei nach entspannten Beginn gegen Ende sogar nochmal richtig mit klasse aufstrebenden Gitarrensounds zu hören sind (da waren nochmal kurz die alten PRR zu hören) beendet ein Album, dass erneut stark polarisieren wird. Klasse Melodien, oft mit hymnisch präsenten Charakter gibt es erneut in Serie nur halt in einem anderen musikalischen Kontext mehr denn je Electro denn Gitarre. Dies ging auch etwas zu Lasten der Komplexität, so dass PURE REASON REVOLTION mit diesem Statement eindeutig ihre Vergangenheit komplett hinter sich lassen wollen, die Tage hochklassigen New Art Rocks mit floydigem Anspruch sind endgültig passe.
Dies alles kann man jetzt gut oder schlecht finden, je nach Tolleranzgrad, die Band selsbt steht absolut dazu und präsentiert sich dabei kompakt und schlüssig im (neuen) Elektrogewande, obwohl hier sicherlich eine ganz andere Zielgruppe angesprochen wird.
Das Album erscheint ansonsten noch in einer Limited Edition mit einer Bonus-DVD inklusive acht Livetracks, die uns zur Bewertung leider nicht vorlag.
Hammer And Anvil
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
52:23 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Victims Of The Modern Age
Endlich, lange genug hat es ja gedauert, zunächst war überhaupt unklar, ob es je eine Fortsetzung geben würde aber das niederländische Allroundgenie Arjen A. Lucassen hat seinen „Space Metal" Odyssee (2002) fortgesetzt und präsentiert uns jetzt „Victims of the Modern Age“.
Unter dem Banner STAR ONE (sein anderes musikalisches Baby neben AREYON) legt er nach acht Jahren los wie die Feuerwehr, energiegeladen, voller Tatendrang auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen und wie gehabt ist jeder der vertretenen Tracks einem Science Fiction-Film oder einer TV-Serie dieses Genres gewidmet.
Für das damalige überragende Debüt "Space Metal" hatte, wie immer bei Lucassen, eine illustre Gästeschar, ihren ganz eigenen Anteil am großen Erfolg. Auch diesmal konnte er Russel Allen (SYMPHONY X), Damian Wilson (u.a. THRESHOPLD) und Goldkelchen Floor Jansen (REVAMP, ex-AFTER FOREVER) wieder überzeugen mitzumachen und mit Dan Swanö (u.a. NIGHTINGALE, ex-EDGE OF SANITY) ist auch ein neuer in der Stammcrew dabei.
Schon nach den ersten Tönen des sphärischen-flirrenden Synthies ist man wieder voll im charakteristischen Space-Sound von STAR ONE eingenommen. Mit der Produktion von damals sei er im Nachhinein nicht so zufrieden gewesen, so Mastermind Arjen (neben dem Songwriting war für die Rhythmusgitarre sowie die prägnanten Hammond- und Analog-Synthesizer-Parts zuständig), Diesmal ist der Sound noch fetter, trotz aller Tastenfinessen und Gastkeyboarder Joost van den Broek (AFTER FOREVER) mehr gitarrenbetont, das Riffing ist aggressiver, die Gitarren recht tief gestimmt und fast schon echt thrashig. Gary Wehrkamp (SHADOW GALLERY) steuerte auch einige schöne Soli bei, Peter Vink (Bass) und Ed Warby (Drums) sorgen für eine wirklich satte Grundrhythmik.
Ich denke noch heute gerne an die damalige folgende Tour zurück, das war ein echt magisches Liveerlebnis, dass man so eher selten hat, genial. Daher würde es natürlich sehr schwierig werden, diesen hohen Standard zu halten und es gelingt aus meiner Sicht auch nicht ganz. Das liegt sicher nicht am gesteigerten Härtegrad, Kracher wie das düstere "Digital Rain" ein klasse Duett in der Hauptsache von Allen/Wilson mit toller Melodie und super Schluss wenn alle Vocals akustisch ineinander verschmelzen Der einzige kleine Kritikpunkt (nennt es gerne „jammern“ auf hohem Niveau) des Albums sind die stellenweise etwas weniger packend und hymnisch Hooklines wie auf „Space Metal“. Und für Floor Jansen hätte ich mir auch einige mehr reine Soloparts gewünscht, als ständig nur die typisch opulenten Backingvocals. Die Gesangsrige liefert aber insgesamt einen Hammerjob ab, geht voll in sich auf und man hört den Spaß der Akteure deutlich heraus. Trotzdem ist das Album natürlich bei weitem kein schwaches Werk geworden sondern bietet Progmetal vom aller feinsten und einen virtuos gas gebenden Lucassen, wie man ihn bisher so noch nicht gehört hat.
Herausragend das gut abgehende "24 Hours", eine echte Bangernummer vor Kraft strotzend ist „Human See, Human Do“, variantenreiche Stimmenharmonien gibt es u.a. auf "Cassandra Complex". Die Grenzen zu AYREON sind zwangsläufig sehr schwer zu ziehen, das Material geht in die „Universal Migrator“ Richtung plus mehr Heavy Metal ist aber auch nicht so entscheidend, wichtig ist die Qualität und was „hinten“ raus kommt. Und hier bietet der riffige Holländer absolute Championsleague. Auffallend ist diesmal noch für balladeske oder länger anhaltende ruhige Töne ist kaum Platz gewesen. Egal, muß ja auch nicht sein diese neue Sci-Fi-Lucassen-Apokalypse endet mit einem Hammertrack zum Schluss - das 10-minütige „It All Ends Here“ bietet die ganze Bandbreite von STAR ONE - üppige Instrumentalpassagen, abwechslungsreiche Songverläufe, Breaks, bärenstarke Gesangsduelle, episch-dramtischer Songaufbau mit sattem Bombastfeeling.
Ich kann letztlich nur empfehlen, in dieses Raumschiff einzusteigen und euch damit in einen Orbit aus hämmernden Riffs, opulenten Sounds und kraftvollem Gesang schießen zu lassen, ihr werdet es nicht bereuen.
Diese Scheibe mit dem wunderbaren Artwork gibt es noch in einer Limited Digibook Edition mit einem Making of-Video und 5 Bonustracks bei denen u.a. Tony Martin (ex-BLACK SABBATH) oder Mike Anderson (CLOUDSCAPE) am Mikro zu hören sind, dieses Material lagen uns leider nicht zur Besprechung vor.
Victims Of The Modern Age
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
9
Länge:
53:10 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten