Selbst ist der Mann: der Florian spielt nicht nur in einer Troika (Valborg, Woburn House, KLABAUTAMANN), sondern hat mit Zeitgeister auch gleich noch ein Label gegründet. Völlig frei von Zwängen klingt dann auch dieses durchaus dem Black Metal zuzuordnendes Album (Schwarzwurzeln werden an Knüppel-Parts wie in „Morn Of Solace“ ihre wahre Freude haben). Die wahren Stärken des Merkurs liegen aber im großen Abwechslungsreichtum – hier wird Avantgarde noch ausgeübt und nicht nur apostrophiert. Cleane Passagen, angejazzte Abschnitte, Artrock, pinkfloydige Parts, akustische Ausflüge – all das macht dieses Album zu einer tiefgründigen Reise durch den metallischen Kosmos. Nicht, dass sich nicht schon viele andere Bands an diesen progressiven Schüben abgemüht haben – aber die meisten scheitern. Nicht so KLABAUTAMANN. Der Gesang klingt selbst in garstig-kreischiger Ausrichtung keinesfalls lächerlich und auch die deutschen Texte (es gibt auch englische) halten sich fern von jeglicher Peinlichkeit – hier wird nichts künstlich aufgeblasen oder aufgesetzt verballhornt. Wirklich schickes Design in dunklem Blau und ein dichter Sound verstärken die dichte, geheimnisvolle Atmosphäre dieses Werkes zusätzlich. So interessant kann Black Metal auch heute noch sein, so interessant der Zeitgeist…
Endlich mal wieder neues Futter von SHAPESHIFT, auch wenn es als so eine Art Übergang bis zum nächsten Langeisen „nur“ eine EP mit drei Tracks geworden ist. Somit senden die bayrischen Progmetaller ihren bisherigen und potentiellen neuen Fans ein recht markantes Lebenszeichen, insbesondere ihr letztes, sehr beeindruckendes Werk, ist mir immer noch sehr gut in Erinnerung geblieben.
Seit „Fragments“ hat sich an der Musik grundsätzlich nicht so viel geändert. Immer noch steht die plakative Überschrift „Brain Metal“ über allem was diese talentierte Combo so fabriziert. Will sagen: Auch auf der „The Freak-EP“ gibt es ordentlich auf die Mütze. Energiegeladener Power Thrash-Prog Metal mit fettem Groove, schweren Riffs, intelligenten Breaks und schönen Melodiebögen. Das alles vermengt mit einem klasse Sänger Bernd, der sich stimmlich sehr breit gefächert irgendwo zwischen NEVERMORE, COMMUNIC und BLIND GUARDIAN bewegt, und den Sound seinen eigenen Stempel aufdrückt. Er kann dabei sowohl tief kräftig-böse aber auch etwas höher und gefühlvoll agieren, sowas nennt man wohl variabel. Im Line-up hat sich auch etwas getan, denn Hannes Grossmann bearbeitet jetzt neu die Felle. Zuvor war er als Trommler der Death Metaller von NECROPHAGIST sowie OBSCURA in der einschlägigen Metal-Szene bereits ein guter Bekannter. Er sorgt bei SHAPESHIFT tatsächlich nochmal für einen Tick mehr Schubkraft in der Rhythmusfraktion (insbesondere dass schön herauszuhörende sowie druckvoll-volumige Bassspiel ist ebenfalls besonders zu erwähnen) und setzt der ohnehin wieder sehr ausgewogenen Produktion noch einen drauf.
Die vier Jungs sind aber handwerklich auch tatsächlich Freaks, bieten Metal mit Anspruch ohne zu frickelig unterwegs zu sein, abgefahren mitunter schon etwas aber nicht zu technisch heraushängend wie das New Yorker Traumtheater, die Schose kommt deutlich bodenständiger daher. Die zwar hinlänglich missbrauchte Umschreibung „abwechslungsreich“ verkommt hier nicht zur gewohnten Plattitüde, denn Kracher wie „Johnny Panic“ (leicht doomiger Monstergroover), „Acid Monkey“ (wohl temperiertes Thrash-Brett mit klasse Gitarrensolo) oder „War Inside My Head“ (hymnischer Progthrashmetal mit intelligentem sich langsam steigerndem Songverlauf und knackigen Riffs) sprechen eine klare Sprache, geht toll ab fönt gut rein – macht einfach Laune.
Die drei Tracks mit ungefähr knappen 19 Minuten Spielzeit gibt es für schlappe 4 EUR + Versand auf der Band-HP. Die „Twistheads“ wie sie sich selbst gerne nennen, suchen gerade ein Label für die nächste Scheibe und ehrlich gesagt eine bessere Referenz wie diese klasse Mucke hier gibt’s eigentlich nicht. Wir drücken jedenfalls feste die Daumen.
Eine recht junge Nachwuchsformation aus Hessen, COLORS IN SHAPE, stellt sich hier mit ihrer ersten EP „From Tales To Verity“ vor. Das Coverartwork „Baum mit röhrendem Hirsch“ kann sofort mal ein paar Pluspunkte sammeln, hat stilistisch und zeichnerisch schon irgendwas was von ROGER DEAN (u.a. YES, ASIA, URIAH HEEP) – gut gemacht. Rein musikalisch bietet der Fünfer aus Bad Hersfeld so eine Art Prog-Metalcore mit einem gesanglichen Mix aus stellenweise gedärmerschütternden Shouts, Growls usw. sowie als klasse Gegenpart die cleanen Vocals von Sängerin Anne Natt. Die Dame steuert auch die eher dezenten, aber durchaus nicht nur flächigen Keyboardsounds bei. Das Riffing der Gitarrenfraktion ist abwechslungsreich gehalten, nicht nur fette sondern auch betont mal saubere Parts geben den Songs eine hohe Dynamik. Es wird aber nicht nur draus los gerockt oder „gehardcored“ (sagt man das?!) sondern immer mal wieder sind kurze Breaks eingestreut, die Tracks werden niemals in einem Tempo durchgespielt sondern mit gezielten Stimmungs-und Tempowechsel sehr unterhaltsam rübergebracht. Das ist insoweit um so bemerkenswerter, da keiner der drei Songs (leider) länger als knapp fünf Minuten ist. Der Sound ist für ein Demo absolut hochwertig, keine Verwischungen oder gar breiige Sequenzen, einzig die Drums fallen mitunter etwas ab, diese „hoch-flachen“ nervigen Snaretöne, gefallen mir nicht, nächstes mal bitte etwas satter-volumig abmischen. Die Sängerin ist talentiert, darf aber zukünftig ruhig noch mehr aus sich herausgehen, um so den Widerpart zu den derbkrachigen männlichen „Vocals“ noch besser zu betonen bzw. dagegen anzukommen. „Our Eulogy“ gleich zu Beginn ist ein klasse Song, es wird sofort amtlich losgebrettert mit aggressiven Shouts und weiblichem Gegenpart mit schöner Melodie hat was von GUANO APES, nur deutlich härter. Mittendrin wird abgebrochen, ein Erzählstimme führt ruhig weiter, dann schwer-doomige Riffwände und zum Schluss wieder volles Tempo. Auch das kurze „Blue Collar Salvation“ ledert los wie Feuerwehr, es folgen diesmal dominierende, derbe, sehr böse Shouts unterstützt von sehr gekonnt differenziertem Drumspiel. Nummero drei, „Descend“, ist so ein Art Hardcore-EVANESENCE, am Anfang melancholisch dann treibend volle Attacke, schönes Solo, dann wieder derbe „growelend“ und zum Schluss mit leicht schiefen Vocals ein furioses Finale. COLORS IN SHAPE haben mit „From Tales To Verity“ ein absolut ernstzunehmendes und musikalisch spannendes Demo abgeliefert, sie müssen jetzt beim nächsten Werk aber noch etwas an den Details feilen und dann zeigen, dass dies inhaltlich auch auf Albumlänge funktionieren kann.
THIS BLEEDING SOUL legen mit “As All Ebbs Away” ihre zweite EP vor, die zwar nur drei Songs beinhaltet, aber es trotzdem auf 13 Minuten Spielzeit bringt. Den Songs wird also genug Zeit zur Entfaltung gegeben, positiv gesagt. Leider ist das, was THIS BLEEDING SOUL hier präsentieren, allerhöchsten durchschnittlicher Metalcore, meistens sogar darunter angesiedelt. Die Songs haben keinen Spannungsbogen und wirken oftmals nicht aus homogenen Parts bestehend, was besonders bei „April 1st“ deutlich wird. Handwerklich sind die Musiker zwar einigermaßen fit, es fehlt ihnen aber noch das Gespür für knackige Riffs, Melodien, die im Ohr bleiben und einen spannenden Songaufbau. Da auch die Produktion etwas schwach auf der Brust ist, wirkt „As All Ebbs Away“ insgesamt unrund und wie das Demo einer Schülerband.
THE SKY IS OURS gehen auf ihrer neuen EP “In Dying Days” gleich in die vollen, die ersten Sekunden von “Our Last Crusade” sind feinster aggressiver Metalcore, der zudem fett produziert aus den Boxen kommt. Das kleine Break, das in einem Solo-Part mündet, stört da nur, wird aber zum Glück für den Krachfreund von einem weiteren heftigen Part abgelöst. Eine Verschnaufpause gibt es dann mit dem clean gesungenen Part, bei dem der Shouter eine gute Figur macht, bevor es wieder ordentlich aufs Mett gibt. Die Band hat hörbar Bock auf die brutale Spielart des Metalcore, versteht es aber auch, diese immer wieder mit interessanten Parts aufzulockern. Schwedische Gitarren sind da ebenso selbstverständlich wie ein permanent Druck machender Drummer und ein Shouter, der zwischen cleanen Parts, Geschrei und Growls wechselt und in allen Bereichen überzeugen kann. Produktion, Aufmachung und nicht zuletzt das Songwriting gehen auch voll in Ordnung und wirken überaus professionell, so dass Metalcore-Freunde die EP ruhig checken sollten. Bleibt abzuwarten, wie sich die Band auf Albumlänge schlägt, aber wenn sie weiter mit so viel Hirn und Ellbogenfett zu Werke gehen, kann da nicht viel schief gehen.
Sieben Mann machen Industrial Metal, davon zwei "Voll"-Sänger. Die Möglichkeiten einer so vielseitigen Besetzung sind groß, keine Frage. Doch das Sprichwort mit den vielen Köchen und dem Brei kommt nicht von ungefähr. Und ob es daher rührt dass zu viele beim Songwriting mitmischen oder ob einfach eine klare Marschrichtung fehlt: TORNAPART wollen wilden Industrialmetal machen der alles bedient: Mehrstimmige SHoutarien, elektronische Interludes, wütendes Riffing und Melodien, deutsche und englische Texte, voll instrumentale Passagen... das ist zu viel, das ist zu halbgar und das ist zu wenig nachvollziehbar. Solange die beiden Sänger etwas zu tun haben, entwickelt sich bei TORNAPART eine gehörige Agression und Dichte. Wenn sie schweigen floppt die Musik komplett: "X-35" klingt so banal und nach Heimorgel-Disco, dass die Ohren welken. Ohne die quickenden Keyboards wäre die Band besser bedient, mit mehr Schärfe und besseren Riffs gar fast gut hörbar. Mehr Druck in den Drums würde nicht schaden und Gastsänger sollte die Band verdammen: Der Hiphopper bei "Medusa" navigiert sich textlich so plump ins Aus dass ich versucht habe die Ironie in seinen Worten zu finden. Vergebens. Das nächste Mal bitte unbedingt mit mehr Ordnung und Schwerpunkten im Wirrwarr.
2003 machten die Franzosen eine gar schröckliche Scheibe, drei Splits und eine CD weiter kommt jetzt die insgesamt dritte Full-Length. Und siehe da: Im vergleich zum 2003er-Machwerk „Servants of the Beast“ sind TEMPLE OF BAAL richtig gut geworden. Der Sound ist fett, die Gitarren braten, die Stimme klingt dick. Indes: Mit 2003 scheinen die Herren aus ANTAEUS- und GLORI BELLI-Umfeld nüscht mehr zu tun zu haben. Denn statt dumpfem Black Metal fabrizieren die franzacken jetzt eine Mischung aus Black- und Death-Metal. Dabei erinnern sie manches Mal an eine uninspirierte Necrophobic-Kopie. Klingen also, wie die Schweden ohne die großen Melodien. Das muss aber gar nicht schlecht sein, denn der Stilmischmasch (ab und an geht’s sogar ein wenig die Thrash-Luzi ab) kloppt ordentlich den Mörtel aus dem Altbau. Das ist sicherlich alles andere als revolutionär oder gar mit ausgiebiger Langzeitfreude gesegnet, rockt aber für ein Weilchen ganz ordentlich. 666 – bumms. Und aus.
Der Sohn des Satans Adrian mischt mit, der Bass macht dir ne Beule und die Drums kommen direkt aus den Bierstudios – Ulf Scheel wird dem ein oder anderen mit Pivo Productions vielleicht bekannt sein. Und vorne wütet Chris über die Ungerechtigkeiten dieser Welt. Mitgemischt haben einige Gäste, unter anderem Mutz von Drone – was den ersten kleinen Anhalt auf die Musik gibt. Thrash Metal ist das große Ganze, dazu kommen moderne (Core-)Klänge und ein wenig (melodischer) Death Metal. Nun ist das heute nicht sonderlich originell, weil sich die angrenzenden Genre-Gebiete immer mehr überschneiden, aber es muss eben auch nicht langweilig sein. Vor allem nicht, wenns gut eingespielt ist. Und das selbst-betitelte Debüt der Berliner ist schon nicht öd. Zischen den Stühlen metallern TORTURE PIT drangvoll los, der Sound ist voll-professionell (manchmal vielleicht ein bisschen zu modern, vielleicht im Sinne von „technisch produziert“), die Songs cool und abwechslungsreich. Letzteres mag mancher als orientierungslos empfinden – aber der rote Faden ist hier sicherlich Aggression und Wut. Richtig geil wird’s, wenn’s sogar ein bisschen „grindcort“ („Attitude“) oder an Disbelief erinnert („The Hive“ oder “H.O.G.C“). Dass aber nicht alles die “komplett fiese Wut” ist, was so klingt, beweisen Textzeilen im Booklet wie „Playing bongo on my skullcap with feet incredibly smelly he invited all of his friends to play scrabble on my belly“. Fazit: Gutes Debüt, Alter, macht auch Beulen.
Es gibt so viele Black-Metal-Bands, wie wollen durch oberflächliche Effekthascherei oder absolut wahrhafte Einstellung punkten. Dabei treten bei beiden Fraktionen die musikalischen Werte schon Mal in den Hintergrund - eine Band wie Shining zum Beispiel wird viel zu wenig wegen der Mucke wahrgenommen, bei diesen Holländer mit dem teuflischen Blut geht sogar Psycho-Rock als besonders evil durch. Und dann gibt es Formationen, die werkeln im Untergrund, sind böse wie Sau – und obwohl sie auch einem durchaus erfolgreichem Label sind, nimmt sie kaum einer wahr. So ähnlich liegt der Fall beim Ein-Mann-Projekt VULVARK. Schon das erste Werk, die gleichnamige EP von 2005 ging an der Mehrheit vorbei - was natürlich auch am Limit von 100 Exemplaren lag. Ein ähnliches Schicksal darf die Luxusausgabe (schickes Cover, handnummeriert, Karton-Booklet mit Silber-Druck etc, 250 Exemplare) des VULVARK-Debüt-Albums nicht ereilen. Eile ist bei diesem Monolithen (außer beim Bestellen) ehedem vergebens. Das Album ist wie ein langer, mit Wiederhaken versehener Stachel im Rücken des Misantrophen, es ist wie eine apokalyptische Drohung des wahnsinnigen Nihilisten – alles klingt wie die kalkulierte Warnung des potentiellen Amokläufers in deiner Nachbarschaft. VULVARK dröhnen dunkel, sind unharmonisch wie eingängig, nie lieblich. Unerfüllte Liebe? Nicht mal das. VULVARK klingt wie die hypnotische Kampfansage eines verbitterten Menschenfeindes an die Blumenkinder dieser Erde. Solist Nihilaz kann – wenn es denn niemand besser weiß – noch nie etwas Schönes erlebt haben und hat dann all seine negative Erfahrung in dieses Album gelegt. Außer Esoteric ist in den vergangenen Jahren kein so finsteres Album erschienen – und es kommt völlig ohne billige Fassaden aus. VULVARK klingen so echt wie das Leben in einer Metropole – aber im vergessenen Ghetto am Rande des Stadt, unter der Brücke im Herbststurm - mit gerade abgelaufenem „Hartz IV“ und Raven-Pils, bestenfalls am Stromverteiler… Eklig, dieser Nihilaz, echt eklig. Aber für Freunde pechschwarzen Black metals ist das verdammt gut so… Oder, um es mit seinem Worten zu sagen: „Lay Down And Die, Goodbye“. Aber vorher kauft ihr gefälligst noch das Album, entweder unter http://www.hymiana.de/ oder über Van Records.
YOUR DYING TRUTH sind trotz des Namens nicht in Metalcore- oder ähnlichen Gewässern unterwegs, sondern haben sich New Metal-lastigen Tönen verschrieben. Ganz frei von corigen Einflüssen können sie sich zwar auch nicht machen, wie das (recht unspektakuläre) „Take This!“ beweist, aber im Großen und Ganzen ist die „Cutting Eyes Open“-EP eine metallige Angelegenheit, die zudem Produktionstechnisch überzeugen kann. Davon profitiert in erster Linie der Bass, der gut wummert und immer gut zu hören ist, was das gute Spiel des Herren am Viersaiters auch verdient hat. Zusammen mit dem Drummer macht er gut Druck in den sechs Songs der EP, einzig „Running in Circles“ ist etwas ruhiger ausgefallen, dafür umso komplexer und anspruchsvoller. Die restlichen Songs sind flott und gerade raus, können aber nicht hundertprozentig überzeugen, da sie sch nicht im Ohr festsetzen und zu oft bieder wirken. Zwar groovt und bollert jeder Song ganz gut, aber am Ende der 25 Minuten bleibt kaum etwas im Ohr zurück, woran auch mehrere Durchläufe am Stück nichts ändern können. Etwas schade, denn Potential haben YOUR DYING TRUTH auf jeden Fall – für eine EP geht die Sache schon in Ordnung, wenn bis zum nächsten Tonträger am Songwriting gearbeitet wird.