Spitze Zungen behaupten ja dass Weiterentwicklung bei UMBRA ET IMAGO nicht vorhanden ist, wer ein Album besitzt hat eigentlich alle, wer einen Text kennt, kennt alle. Und ich sehe mich fast gezwungen mich in die Reihe dieser Kritiker einzureihen. Anfangs hat mir die CD durchaus zugesagt, muss ich ehrlich gestehen, aber mit der Zeit wirken die Songs dann doch alle sehr ähnlich, alles schon mal dagewesen. UMBRA ET IMAGO halten sehr an ihrem roten Faden fest, bloß keine Experimente, Altes hat sich bewährt. Nach einem Intro dass 100% alle Klischees erfüllt die ich im Kopf habe, beginnt das Album mit der schon als Single ausgekoppelten Zusammenarbeit mit Tanzwut. Bei diesen lahmen Dudelsäcken schlafen mir zwar die Zehen ein, das es anders geht haben schon einige Mittelalteracts gezeigt, aber das Lied wird den meisten Schwarzkitteln trotzdem runterlaufen wie Öl. Dann folgen ein paar gothicmetallische Liedchen mit Mozarts tiefer Stimme, manchmal darf ein weibliches Goldkehlchen ein paar Töne dazuträllern, musikalische Tiefe jedoch sucht man vergebens. "Schweigen Ist Gold" schafft zwar inhaltlich den Abschuss ("Schweigen ist ein großer Segen, denn der Stumme ist nicht zu widerlegen" Was ein toller Text!), ist aber durch die kalten Samples eine nette Abwechslung zum Rest. Das Cover "White Wedding" lasse ich weitgehend unkommentiert, ich hab schon das Original nicht gemocht. "TV macht krank" ist noch einigermaßen witzig, ironisch und "zeitgemäß", und die beiden Remixe am Ende der CD ("Gothic Erotic (Brainstorm 2001 Mix)" und "Mea Culpa (Twilight Remix)") sehr technoid. Die Produktion ist besser geworden, textlich spielt Erotik keine allzu große Rolle mehr sondern man wagt sich gar an pseudophysikalische Themen und nennt sein Album "Dunkle Energie", welch Wortspiel. Alles in allem ein Album ohne Überraschung - etwas wenig meiner Meinung nach!
Das britische Flaggschiff des Neo Progrocks IQ beehrt seine zahlreichen Fans mit "The Seventh House" nach fast drei Jahren (endlich) wieder mit einem neuen Schaffenswerk. Von der zwischenzeitig veröffentlichten Live-CD/DVD kann, trotz aller (sehr gelungenen) visionellen Spielerreien, einmal abgesehen werden, da es sich hierbei um eine fast genaue Addaption des vorherigen Studioalbums "Subterranea" handel. Nach diesem äußerst gelungenen Konzeptalbum (Doppel CD!) durfte man sehr gespannt darauf sein, in welche musikalische Richtung sich der Nachfolger entwickeln würde. Der erste Eindruck dieses siebten Studioalbums macht eines überdeutlich: IQ waren und sind nie eine Band gewesen die von einer auf die nächste CD grundsätzlich ihre musikalische Identität verändern - und das ist auch gut so! Die Jungs sind immer ihrem ganz ureigenen etwas bombastisch, verträumt/melancholischen Musikstil treu geblieben, haben aber durchaus schon, wenn auch nur in kleinen Details, Veränderungen u.a. im Sound bzw. den Arrangements vorgenommen. Die kurze Phase, als man einen anderen (auch sehr guten) Sänger hatte und auf Druck der Plattenfirma etwas mehr in die kommerziellere Richtung schielte, lassen wir mal beiseite. "The Seventh House" ist ein tolles rockiges Album geworden, völlig ohne die manchmal etwas arg depressive sowie epische Grundstimmung von Subterranea. Insgesamt wirkt die CD etwas entspannter und lockerer als der Vorgänger. Vor allem aber die Gitarren klingen für IQ Verhältnisse relativ aggressiv und, was ich ebenfalls sehr gut finde, etwas rauher, ja manchmal sogar heavy mit fetten Riffs. Der Gesang von Peter Nicholls und die Keyboardarbeit Martin Orfords prägen natürlich nach wie vor das Klangbild von IQ, das untrügliche tolle Gespür für wunderschöne Melodien, wie sie im Neo-Prog einfach dazu gehören, sorgen außerdem für ein tolles Gesamtbild. Zusammen mit ein paar modernen Soundeffekten ist auch wieder ein Saxophone im Einsatz. Einzelne Titel besonders hervorzuheben fällt nicht leicht - auch oder gerade deshalb, da sich insgesamt auf "The Seventh House" nur 6 Titel (mit einer Dauer zwischen 6 und 14 Minuten!) befinden. Jeder Track für sich selbst gesehen aber stellt schon ein kleines Opus dar, wobei in jedem einzelnen Song schon so viele geniale Ideen und auch Stimmungen verwirklicht werden, die andere Gruppen nicht mal auf einer einzelnen Cd zusammen bringen. Hier ist zwar alles bis ins kleinste Detail ausgetüftelt aber trotz allem Kalkül wirkt diese CD leicht, wie aus einem Guß. Spannend aufgebaute Songverläufe, die urplötzlich in geniale Instrumentalparts münden, wechseln sich ab mit atmosphärischen und eingängigen Harmonien. Dazu noch über allem quasi stehend, der herausragende Gesang von Peter Nicholls, der mit seiner hohen Stimme für das richtige Feeling sorgt. Wie schon gesagt, die Gitarrenarbeit hat sich stark verbessert ,soll heißen ist variabler im Ausdruck geworden und nudelt nicht einfach nur schöne Melodiechen herunter, sondern jetzt gibt’s auch mal richtig Schmackes. Bitte zukünftig auf diesem Wege so weitermachen! Alleine schon das megastarke Solo gegen Ende von "Zero Hour" ist genial geworden, man könnte sich fast in die Melodie reinlegen! Durchaus auch für nicht Proger zu empfehlen.
Mit dem relativ eingängigen Prog Metal auf ihrem gelungenen Album “Slave To The Mind” konnten mich die Jungs aus dem Norden der Republik schon ’99 ziemlich beeindrucken. Inzwischen sind zwei Jahre ins Land gezogen – und man erkennt auch 2001 nach wenigen Takten des mittlerweile vierten Longplayers bereits den charakteristischen Poverty-Sound. Zwar befindet sich meines Erachtens auf „One In A Million“ kein Kracher, der dem ’99er Hammer „Live In The Light“ das Wasser reichen kann, aber dem Quartett fließen immer noch ausreichend ansprechende Melodien aus der Feder, so dass man der vorliegenden Scheibe bestätigen kann, den hohen Level des Vorgängers mindestens mal zu halten. Hoffentlich bekommen Poverty’s No Crime jetzt noch die Chance, sich auch live mal einer größeren Hörerschaft präsentieren zu können. Verdient hätte es die Band, die sich hier sogar den Rush-Klassiker „Distant Early Warning“ als Cover vorgenommen hat, allemal, denn vom Niveau der nationalen Prog-Heroen Vanden Plas trennt die Combo nun wahrlich nicht mehr viel. Und spätestens live könntet ihr euch dann davon überzeugen, dass nichts dran ist, an der Sache mit dem (Prog-)Propheten im eigenen Land..! (Leberwurst)
Über diese Maxi gibt es (erfrischend genug) eigentlich recht wenig zu schreiben. Warum? Nun, diejenigen unter Euch, die jemals in den Genuss eines Live-Auftritts dieser Band vom anderen Stern gekommen sind, besorgen sich das Teil alleine deshalb, weil sich der Titeltrack erstens in einer neu aufgenommenen Version und zweitens auch noch als witziges Video auf der CD befindet. Zudem gibt’s dann noch das verhältnismäßig heftige „The Truth“. Alle anderen, die den Amis bisher anscheinend erfolgreich aus dem Weg gegangen sind, wissen nicht, zu was für Leistungen diese unglaubliche Band im Stande ist und werden ihre Augen vor der einzig wahren Prog-Referenz auf dem Markt auch weiterhin verschließen. Eine Band, die Dream Theater im Vorprogramm an die Wand spielt, setzt Maßstäbe, und diese Maxi ist ein weiterer Schritt in eine goldene Zukunft. The Beard is out there! (Leberwurst)
Egal was Ihr vielleicht teilweise schon an Negativem von dieser CD gehört habt - vergeßt es schnell wieder. Denn „Gone“ von ENTWINE ist einfach ein ganz tolles Gothic Rock/Metal Album mit fetten etwas düsteren Gitarren, akzentierten Keys, einer äußerst charismatischen Stimme und sehr eingängigen Songs geworden. Geht man mal von dem HIM’schen Erfolgspotential aus (hat sich aber wahrscheinlich mittlerweile etwas tod gelaufen!) müßten hier mindestens vier Top-Ten Singles („Losing the Ground“, „Snow white Suicide“, „New Dawn“, Silence is Killing me“ – alles schnellere Songs mit Killerrefrain) herausspringen. Bei „Gone“ handelt es sich bereits um das zweite offizielle Werk der finnischen Truppe um Sänger Mika Tauriainen. Laut Bandinfo lagen die eigentlichen Ursprünge der Band vor ca. 6 Jahren sogar einmal im US Death-Metalbereich, wovon heute aber Gott sei Dank nichts mehr übrig geblieben ist. Nach vielen Besetzungswechseln hat sich jetzt ein Quintett mit einer Keyboarderin Namens Riitta Heikkonen (macht nicht nur optisch was her!) herausgebildet. Ein offensichtlicher, aber aufgrund des u.a. herausragenden Songwritings zu vernachlässigender Kritikpunkt, sind die ganz klar vorhandenen Parallelitäten zu den Landsmännern von HIM. Aber deshalb nur von einer „billigen“ Kopie zu sprechen wäre doch etwas zu einfach und wird ENTWINE nicht wirklich gerecht. Sicher die Jungs aus dem Skispringer-Eldorado Lathi sind klar im Windschatten der ebenfalls Gothic-Rocker HIM unterwegs aber wie? Meiner Meinung tun sie dies besser als das vermeintliche Original, dessen letztes Werk trotz aller (guter) Hits doch ziemlich poppig daher kam. ENTWINE sind hingegen vom Sound her betrachtet viel eher der Metalschiene zuzuordnen vergleichbar in etwas mit der letzten Spitzen CD von Sentenced, denn gerade die Gitarren sind bei aller Eingängigkeit relativ heavy ausgeprägt und auch die Keyboards klingen abwechslungsreicher und verkommen nicht zu reinen Hintergrundsynthieteppichen. Allen beteiligten Instrumenten wird hörbar etwas mehr musikalischer Freiraum und Individualität eingeräumt, was den Songs nur gut tut und womit sich ENTWINE auch mehr nach einer richtigen Band anhören. Klar Frontmann Mika bietet zum Teil ebenfalls recht schmachtvolle Gesangsteile mit viel Pathos (besonders bei den Balladen „Close (my Love) oder „Blood of your Soul“, hat aber nicht ganz das Volumen wie Kollegen Ville Valo, was er aber auch nicht nötig hat. Denn die einzelnen Songs, alle mit wunderbarem Ohrwurmcharakter, sprechen letztlich für sich selbst. Düster „mollige“ Abgehtracks wie „New Dawn" (in Finnland ein Top 10 Hit in den Singlecharts!) oder „Snow white Suicide" sind echt richtige Knaller geworden. Hier passt eigentlich alles perfekt zusammen, Ausfälle gibt es schlichtweg keine, soundtechnisch super produziert, ein charismatischer Sänger, Brettgitarren und verträumt melancholische Melodiebögen vereinen sich zu einem stimmigen Ganzen. Das alles kommt natürlich ohne große Ecken und Kanten daher fönt aber trotzdem recht ordentlich rein. Leider sind die 8 Tracks, trotz zum Teil langen Spielzeiten, viel zu schnell wieder vorbei aber es gibt da ja noch die Repeattaste. Wem Kapellen wie HIM, Lacuna Coil, Sentenced oder und auch die letzten beiden Paradise Lost CDs gefallen dem wird „Gone“ sicher ebenfalls zu sagen. Wer auf tiefergehende, komplexere Songs ohne standardmäßigen einfachen Songaufbau steht, dem wird ENTWINE etwas zu mainstreamig sein und sollte daher lieber die Finger davon lassen.
Selten habe ich ein Cover gesehen, dass besser Ausdrückt was einen musikalisch erwartet. Mehr oder weniger krampfhaft versucht die Band sowohl von ihrer Musik her als auch was das Booklet/Cover angeht alles zu verbinden was grade auf dem Black Metal Sektor zum Erfolg führen kann, nur dass diese Rechnung nicht aufgeht, eigentlich auch gar nicht aufgehen kann und die CD vielleicht aber grade mit diesem Hintergedanken im Kopf doch teilweise seine Reize entfalten kann. Auch wenn ich bei den Blutspritzern auf der CD an die grottenschlechten WEENA MORLOCH denken muss, eins vorweg: Von diesem tiefen Niveau sind DIABOLICUM jedoch zum Glück ein Stück entfernt. Auch wenn u.a. Knacki Nodveit (DISSECTION) Texte beigesteuert hat, so stehen diese doch das Album über sehr im Hintergrund und das krächzige Gegröhle von „Sänger“ Blackblood trägt höchstens zum ohnehin reichlich hohen Lärmfaktor bei. Aber um die ganze Sache noch etwas höllischer zu machen musste mehr, R2Amath nennt sich viertes Bandmitglied und Drumcomputer, dessen Geknüppel dem Tempo eines Maschinengewehrs nahe kommt und ohne größere Pausen hämmert was der Computer hergibt. Aufgrund der sehr flachen Produktion kommen auch die Gitarren selten in den Genuss Melodie beizusteuern sondern gehen, von einigen solistischen Ausflügen abgesehen, im allgemeinen Brei der Oldschoolsoundmischung unter. Im Gegensatz zu mittlerweile einigen anderen Schwarzmetallkapellen geht bei DIABOLICUM die angekündigte Mischung aus Industrial und Metal nicht wirklich auf, es gibt zwar Industrial Passagen, diese kommen dann aber als noisige Parts ohne Gitarren vor und sind von der Qualität eher einschläfernd als anspruchsvoll, und nur wegen einigen Samples ihre Musik so zu bezeichnen geht mir etwas zu weit. Keyboards klimpern zwar manchmal rum, einige technoide Stellen sind witzig, aber die ganze CD ist zu anstrengend und nicht abwechslungsreich genug um begeistern zu können. Und Black Metal Puristen können die Sache gleich ganz vergessen, denn dafür ist DIABOLICUM wieder zu modern, auch wenn Texte von Dirge Rep (ENSLAVED) und Gastvocals von Martin Shirenc (PUNGENT STENCH/HOLLETHON) und Wraath (NAGLFAR/SETHERIAL/BEWITCHED) vielleicht anderes erwarten lassen! DIABOLICUM sind weder Fisch noch Fleisch und nur der Song „A War Tide“ ist originell (und auch simpel) genug um im Ohr zu bleiben, mit fatalen Folgen für den Rest der CD, die nun noch eintöniger scheint.
Oh man – so langsam hängen mir diese ganzen italienischen Power Metal Bands echt zum Hals raus weil fast alle genau das selbe dudeln – aber eben nur fast. Ein Ausnahme Beispiel ist Secret Sphere deren Stil zwar schon Melodischer Power Metal ist der jedoch weder mit Klischeehaften True Metal Texten über Power, Glory, Swords and Steel noch mit sich ständig wiederholenden Power Metal Standart Riffs belastet. Natürlich habe ich nichts gegen diese Art des Power Metals aber irgendwann ist der Durst an diesen Bands einfach gesättigt. Secret Sphere hingegen kombinieren schnelle Double Bass Drum Parts mit hervorragenden Gitarrenklängen denen jedoch keinesfalls die Härte fehlt. Das Gesamtbild dieser symphonischen Musik wird noch durch die harmonievollen Keyboardpassagen untermauert, die der Atmosphäre in die man beim Hören der bereits zweiten CD der Italiener ab taucht. Jeder Song in sich ist ein speziell kombiniertes Meisterwerk mit melodischen und stellenweise chorartig eingesungenen Refrain Parts. Durch die abwechslungsreichen Strukturen der Songs läßt sich auch keiner von denen besonders hervorheben. Musikalisch einordnen würde ich Secret Sphere also irgendwo zwischen Stratovarius, Avantasia und Nightwish und dennoch absolut eigenständig. A time Nevercome ist also wahrlich ein Schmankerl für richtige Musikfans. Ein ganz klarer TIP !!!
DANCE OR DIE ist einer dieser Namen, die eigentlich jeder kennt. Wenn man dann aber nach einem Titel fragt, wird kaum einer was sagen können. Viele gute CD´s und doch irgendwie kein großer Durchbruch, das sind die Sachen die eigentlich jede Band auf Dauer klein kriegt. DANCE OR DIE behaupten sich dennoch schon über ein Jahrzehnt und das ist gut so, denn sonst wäre uns „Schlafenden Energie“ wohl entgangen. Auch nicht neu ist die Tatsache, dass ihre Musik auf den ersten Eindruck nicht viel von ihrer waren Schönheit offenbart sondern mehrer aufmerksame Durchgänge benötigt, damit die oberflächlich manchmal etwas simple Schale zerfällt und den vielschichtigen Kern zeigt. Und der Albumtitel passt wie die Faust aufs Auge. Bei allen Liedern liegt ein Knistern in der Luft, man wartet immer auf den Augenblick, darauf dass die Emotionen freigelassen werden, doch DANCE OR DIE verstehen es meisterhaft ihre Hörerschaft auf die Folter zu spannen und bauen immer mehr Spannung auf ohne sie oft zum Höhepunkt kommen zu lassen. Die Atmosphäre ist dicht und bleibt konstant über die ganze Länge erhalten, spielt mit dem Kontrast aus poppigen Melodien und aufkeimender Aggressivität. Es gibt schwächere Momente auf der insgesamt jedoch sehr guten CD, manche Songs wirken ein wenig fad und trotz super Produktion etwas lustlos. Doch zum Glück sind diese Augenblicke zu vernachlässigen und der Electro der hier dargeboten wird gehört schon zum besseren was es im Moment so gibt. Der variable Gesang ist stets ideal auf die Musik abgestimmt und mit „Alien Electric“ haben sie noch dazu ein so geniales Brett geschaffen, dass es hoffentlich nur noch eine Frage der Zeit ist bis die Scheibe auch in den Clubs heißläuft.
Diese CD "The Inheritance Of Sin And Shame" hielt ich bereits vor einem Jahr schon einmal in den Händen und ich bin froh, dass ich sie noch mal erhalten habe, denn das letzte mal fehlte eine Ecke und ich konnte nur die ersten beiden Songs hören. Keine guten Vorraussetzung für eine Kritik wie ich heute noch mehr als damals merke. Denn die 6 kroatischen Düstermusiker haben mit „The Inheritance Of Sin And Shame“ ein doomiges Album geschaffen, voller Tiefe und versteckter Agression, dass erst durch die komplexe Gesamtheit der Lieder richtig wirken kann, einzelne Songs rauszugreifen macht keinen Sinn. Ihre Sängerin Dunja Raderic verzaubert durch eine melancholische ausdrucksstarke Stimme und die ganze CD wirken wie ein einziges Klagelied, wohingegen das männliches Gegrowle die Musik wieder greifbarer scheinen und das Klagen in Aggression umschlagen lässt ohne allen gängigen Gothic-Klischess in die Hände zu spielen. Die Gitarren müssen sich die meiste damit abfinden im Hintergrund Riffteppiche für die herrliche Stimme zu legen, mittelalterliche und klassische Instrumente von Flöten bis zu Geigen die zwar recht simple aber deshalb nicht weniger schöne Melodien spielen und Akzente setzen, stehen den Songs gut zu Gesicht. Kein grooviger Gothic Metal und kein allzu schleppender Doom, kein mittelalterlicher Folk und kein Heavenly Voices Gejaule, ASHES YOU LEAVE haben eine kleine Nische irgendwo dazwischen gefunden, in der es sich scheinbar leben und musizieren lässt, in der Dunja Raderic im Mittelpunkt steht und die anderen dennoch Platz haben sich auszubreiten.
Ein düsteres und schönes Album, dass seinen Reiz aber nur langsam entfaltet und man mehrere Durchgänge braucht um alle Facetten zu erkennen.
Was muss man von einem Mann erwarten, der sich mit DAS ICH ein Denkmal gesetzt hat, der als Produzent für Bands wie ATROCITY unterwegs ist und auch sonst immer wieder wie ein Phantom genannt wird wenn es um schwarze Musik geht. „Coeur“ ist nun das erste Soloalbum, das dieser Mann, der wohl nie genug kriegen kann, veröffentlicht. Und es wieder etwas ganz anderes geworden, ganz klar hört man zwar den Kramm raus, und doch schafft er es immer wieder, den Hörer zu überraschen. Äußerst präzise und ohne jeden Ansatzpunkt für Kritik verbindet er höchst tanzbare Rhythmen mit originellen Melodien, elektronischen Sounds und deutschen Texten ohne jedes Pathos. Man merkt, welche Erfahrung er mit sich bringt, die Songs wirken ungezwungen und abwechslungsreich, die Melodien bauen sich mit einer solchen Leichtigkeit auf und werden Maßstäbe in diesem Genre setzen. Die Gefahr in die Belanglosigkeit simplen Electrowavebreis abzudriften umgeht er u.a. auch mit seinen Texten, die wie jeher zum Nachdenken anregen, Langeweile erstickt er im Keim, sei es durch eine Gastsängerin bei „“Ich Ahne Dich“ oder die stets unterschiedlich wirkenden Keyboards, einmal taucht auch eine Gitarre auf. Ob ruhige und balladeske Lieder mit fast schon poppigen Melodien oder härteren Songs mit Industrialeinschlag, hier werden einige ihren neuen Meister finden. Das einzige was bei dieser düsteren Feier stört, sind die Sonnenstrahlen, die sich unverschämterweise durch mein Fenster drängeln.