MESSENGER waren mir bis dato gar kein Begriff. Und das geht sicher nicht nur mir so. Die Londoner Band um die Herren Khaled Lowe und Barnaby Maddick kommen ihren Ursprüngen nach aus dem härteren Sektor – lassen aber auf ihrem zwischen Folk, Post Rock und Psychedelic Prog schwebenden Album „Illusory Blues” eher ihre Vorliebe für die BEATLES, ULVER, KING CRIMSON und PINK FLOYD durchscheinen. Dazu Violine, Flöte, Akustikgitarre, mehrstimmige Passagen, einschmeichelnder Gesang – klingt ein bißchen verkopft, braucht eventuell auch mehr wie einen Durchlauf – ist es aber nicht. Denn MESSENGER schaffen es immer auf den Punkt zu kommen und dabei trotzdem zum Teil ausufernd musikalisch Stimmungen zu transportieren. Unentschlossenen hier einen Song zu nennen verbietet sich an sich – aber wer in „The Return“ und „Somniloquist“ reinlauscht, kriegt einen Eindruck, was sich MESSENGER unter Atmosphäre vorstellen. Und damit ergibt sich als Quintessenz eine Kaufempfehlung für jene die es anspruchsvoll ruhig mit einem Touch Pop mögen.
„Original Album Classics” und CHEAP TRICK – kommt bekannt vor. Ist auch so. Anfang 2012 gab bereits eine 5er-CHEAP TRICK-Box mit 80er-Platten der Band (siehe REVIEW) und davor in 2008 eine Box mit den Anfängen. And now? Fast das gleiche. Mit „In Color”, „Heaven Tonight”, „All Shook Up” und „Next Position Please (The Authorized Version)” sind hier bis auf eine CD – nämlich „Lap Of Luxury“ anstatt dem selbstbetitelten „Cheap Trick“ die gleiche Alben enthalten wie in 2008 – nicht nett das (und „Lap Of Luxury“ war 2012 dabei). Da ich mal ein Versehen ausschließe, sollte ich mir weiteres ersparen. Aber dafür sind die vier oben erstgenannten Alben der US-Institution einfach zu gut – wenn auch soundmäßig und produktionstechnisch deutlich der Zahn der Zeit über die Kompositionen hinweg gegangen ist.
Der Start mit ihrem zweiten Album „In Color“ bringt eine Mischung aus Hard Rock und Pop im typischen 60er geprägten Sound. Ihren größten Hit „I Want You To Want Me“ kennt man eh‘ nur Live – hier darf man mal die (sicherlich weniger spektakuläre) Studioversion begutachten. Ähnlich startet „Heaven Tonight“ mit „Surrender“ und auch das ungewöhnliche „Auf Wiedersehen“ zeigt was die Band Anfang ausmachte. Abwechslungsreich werden verschiedene Stile vom Rock über Punk, New Wave und Pop locker vermengt. Bei „All Shook Up” lies man dann vom Ideenreichtum doch etwas nach und auch das Line-Up-Karussell startet infolge der ersten Verschleißerscheinungen. Nichts desto trotz noch ein starkes Album das man durchaus als harten Pop bezeichnen könnte. Bei „Next Position Please“ war es dann aber offensichtlich. Das Album macht weniger Spaß und hat eine Pop-Attitüde der ich das Prädikat „beliebig“ verpassen würde. Zu „Lap Of Luxury“ verweise ich aus oben genannten Gründen (trotz den darauf enthaltenen Hits) auf die Review zur Vorgängerbox. Und so gilt auch hier das, was schon das Fazit zur letzten CHEAP TRICK „Original Album Classics” darstellte. In erster Linie für Musikliebhaber und Fans – ansonsten ist eine Best Of oder die unerreichte Budokan Live-Scheibe das Maß der Dinge.
ALVENRADs spielen Folk-Metal und wählten als Thema die Veluwe, eine Wald- und Heidenlandschaft in ihrer Heimat, den Niederlanden. Unter Vertrag bei Troll Music. Im Originaltext steht übrigens noch das Wörtchen "sagenumwoben".
Wer an dieser Stelle noch mitliest wurde offenbar von den Folk-Metal-Klischees nicht abgeschreckt - sehr gut! Denn erwähnte Jungs von ALVENRAD haben mit ihrer aktuellen Veröffentlichung "Habitat" eine wirklich sehr schicke Zusammenstellung frischen Folk- und Pagan-Metals geschaffen die definitiv Beachtung verdient.
"Habitat" wechselt zwischen klassischem Folk mit Panflöten-Gedudel, stumpfen Power-Chord-Hooks mit passendem Drumming (wo man das Gefühl hat, 3/4 der Band braucht gerade selber nicht mehr Gehirnleistung als ein Troll zum Spielen; "Verweven Klauwen") bis zu erstaunlich vielseitigen und spannenden Elementen bietet "Habitat" wirklich ein spannendes Metal-Potpourri. Vom Härtegrad geht es bei Nummern wie "1911" tatsächlich auch in Richtung Double-Bass und streut Pagan- bis Black-Allüren ein und wechselt von recht fidelem Folk zu Pagan - und später wieder zurück, nicht ohne einen clearen Chorus einzuwerfen.
Fazit: Mir gefällt "Habitat" ausgesprochen gut. Die frische Mischung verschiedener Stile und Einflüsse macht Spaß und driftet nicht zu sehr in extreme Spielweisen ab, weder in Richtung "Wir sind eigentlich alle friedlebende Waldgeschöpfen mit Panflöten und vergöttern Sigur Rós", noch in Richtung "Bei genug Verzerrung braucht keiner Stimmgeräte!" - und wir wissen wohl alle, dass insbesondere Pagan- und Folk-Underdogs beides oft ganz hervorragend können.
"Habitat" begeistert mich aber nicht nur rein musikalisch; die Landessprache von ALVENRAD, Niederländisch, passt wie ich finde ganz hervorragend zu Texten und Thematik sowie zum Stil der Platte und erzeugt eine dichte, nicht aber vordringlich-prägnante Atmosphäre - hier steht der "Metal"-Part bei "Folk Metal" noch klar im Vordergrund.
Und auch der obrige Troll-Kommentar war nicht böse gemeint. Wir mögen doch alle Trolle. Erst recht wenn sie gute Musik machen.
„The Fiction Maze“ ist das vierte Werk der Schweden um Hansi Kürsch Sound-alike Jens Carlsson. Dass selbiger die beiden SAVAGE CIRCUS Alben gesanglich veredelte wundert da kein bisschen. Auch musikalisch sollten PERSUADER BLIND GUARDIAN-Jüngern gut reinlaufen. Insbesondere wenn man eher die straighten Speed / Thrashigen Songs der Krefelder zu würdigen weiß. Bei PERSUADER gibt es keine Breitwandorchester, dafür fette Metalhymnen vom Fass. PERSUADER bewegen sich mit traumwandlerischer Sicherheit zwischen stampfenden Melo-Hymnen („Heathen“) , knallharten Thrashern („InSect“) und allem was dazwischen liegt. Die zeitgemäße Produktion tut ihr übriges um „The Fiction Maze“ zu einem gelungenen Werk zu machen. Besonders die mächtigen Refrains sind es, die PERSUADER aus der Masse herausstechen lassen. Aber das war auch schon eine Stärke auf den Vorgängerscheiben. Verlieren werden PERSUADER mit „The Fiction Maze“ mit Sicherheit keinen ihrer Fans, ich kann mir sogar gut vorstellen, dass noch einige dazukommen werden. So klingt zeitgemäßer Power/Speed.
Wie sich mittlerweile herumgesprochen haben sollte, sind MASTERS OF DISGUISE die Backing Band von Chris Logue bei dessen letzten SAVAGE GRACE Auftritten und zu einem großen Teil identisch mit ROXXCALIBUR. Da die Jungs Bock darauf hatten Musik im Stil von SAVAGE GRACE zu machen und Herr Logue aber wieder in der Versenkung verschwand, entschied man sich eben dazu das Erbe von SAVAGE GRACE unter neuem Namen weiter zu führen. Und schon das Intro „Back With A Vengeance“ und der Übergang zu „Never Surrender“ zitiert SAVAGE GRACE an allen Ecken und Enden. Das ist durchaus witzig und mit viel Herzblut gemacht. Es ist gar nicht so einfach zu zitieren, so dass jeder sofort weiß was Sache ist, ohne zu klauen oder zu covern. A propos covern: Mit „Scepters Of Deceit“ hat sich dann auch ne „echte“ SAVAGE GRACE Nummer unter die Eigengewächse gemogelt, selbige war allerdings nur auf dem Metal Massacre II Sampler zu hören. Die eigenen Nummern sind gut produzierter und höchst professioneller Speed Metal, welcher heutzutage eher eine Ausnahme, denn die Regel darstellt. Lustig auch, dass Song Nummer 5 „The Omen“ heißt (bekanntlich gründete EX-SAVAGE GRACE Gitarrist Kenny Powell nach seinem Ausscheiden OMEN), aber auch Titel wie „Sons Of The Doomed“ sind sicherlich kein Zufall (von SAVAGE GRACE gibt es ne Nummer die „Sins Of The Damned“ heißt) oder auch „Into The Unkown“ gegenüber „Destination Unkown“. Ich bin mir sicher, dass dies keine Zufälle sind. Es ist jetzt meckern auf hohem Niveau, aber was man MASTERS OF DISGUISE -wenn überhaupt- vorwerfen könnte, ist die Tatsache, dass „Back With A Vengeance“ fast ZU professionell tönt. Was SAVAGE GRACE so einzigartig machte, war die fast schon punkige Leck-Arsch-Attitüde, die hier ein bisschen verloren geht. Das kann aber auch die verklärte Sicht eines verbohrten Alt-Fans sein. Objektiv betrachtet ist MASTERS OF DISGUISE eine fette Speed Metal Scheiblette gelungen, die sich jeder Fan von traditionellem Metal bedenkenlos einverleiben kann. Fans von SAVAGE GRACE sowieso, aber auch Supporter von METAL INQUISITOR oder ENFORCER dürfen zugreifen. Bin gespannt wie sich MASTERS OF DISGUISE in Zukunft von SAVAGE GRACE emanzipieren werden. Zumindest werden in „Alliance“ schon mal mehr Erinnerungen an MAIDEN, denn an SAVAGE GRACE wach.
Der Rechtsanwalt Christian Stunz von der Kanzlei hww Wienberg Wilhelm ist vom Amtsgericht Coburg zum Insolvenzverwalter der LEGACY OPEN AIR GmbH ernannt worden.
In einer Pressemitteilung erklärte er, er prüfe derzeit "alle Optionen, damit das Legacy Open Air doch noch stattfinden kann". Mit besagter Presseerklärung wird auch klar, warum es vor einer Woche so viele Unsicherheiten über das Festival, das vom 13.-15.06. im Waldstadion Weismain/Oberfranken stattfinden sollte, gegeben hatte. Die Firma hinter dem Festival hatte zum 30.3. Insolvenz angemeldet. Christian Stunz habe danach bereits mit Bands und anderen Beteiligten gesprochen und von diesen weiterhin "Interesse an einer Mitwirkung am Festival" bestehe.
Kurz: Der Insolvenzverwalter ist anscheinend vorsichtig optimistisch, dass er das LEGACY OPEN AIR doch noch auf die Bühne bekommt.