Konzert:
Electric Eel Shock, Anna Drinks Dogpiss - Hamburg, Molotow
Konzert vom Als die Japaner ELECTRIC EEL SHOCK letztes Jahr in Hamburg spielten, waren so gut wie keine zahlenden Gäste da. Dass sich ihr Bekanntheitsgrad in der Zwischenzeit deutlich erhöht hat, konnte man schon daran sehen, dass das Molotow dieses Mal äußerst gut gefüllt war - was wohl u. a. auch an der letzten Tour mit DANKO JONES und SEPULTURA liegen dürfte. Außerdem konnte man bei dem Gig beobachten, dass die Band schon jetzt einige Hardcore-Fans zu haben scheint...
Als Anheizer spielten die Hamburger ANNA DRINKS DOGPISS - und sie machten ihre Sache wirklich gut (wo´s schon bei der Namensfindung nicht geklappt hat...). Ihr schneller, rauer und größtenteils melodiöser Punkrock wusste durchaus zu begeistern, so dass man im Publikum, dem die Band überwiegend unbekannt zu sein schien, einige wippende Köpfe und geschwungene Tanzbeine beobachten konnte. Durchaus nachvollziehbar, denn die Band rockte dreckig und mit viel Spaß, spielte auch straight und gut zusammen und kam überhaupt sehr homogen und sympathisch rüber. Sänger Andre hat auch das Posen ganz gut drauf, hat es damit aber glücklicherweise nicht übertrieben, sondern selbstbewusst und mit Humor das Publikum angeheizt. Einziges Manko bei ADD ist, dass die Gesangs-Melodien grundsätzlich sehr hoch angelegt sind und Andres Stimme in dieser Lage manchmal etwas zu glatt rüberkommt. Bei einer Ansage grölte er aber so tief und dreckig ins Mikro, dass man sich wünschte, er würde während der Songs auch mal so abgehen. Trotzdem machten ANNA DRINKS DOGPISS Spaß und waren eine schöne Einstimmung auf den Abend. Den Namen sollte man sich auf jeden Fall merken! Aber das fällt ja nicht allzu schwer...
Dann enterten die drei kleinen Japaner von ELECTRIC EEL SHOCK die Bühne und zeigten schon allein von der Optik her, welche Stile ihre Musik beeinflussen: Sänger Aki mit Jimi-Hendrix-Afro und Flying "V"-Gitarre, Bassist Kazuto mit langen Haaren, Drummer Tomoharu mit strubbeliger Punk-Frisur, dazu schwarze Gitarrengurte mit Nieten. Programmatisch wurde als Intro BLACK SABBATH´s "Iron Man" eingespielt, die Band stieg in den Song ein - und dann ging so dermaßen die Post ab, dass man nicht mehr wusste, wo oben und unten war. Ich weiß nicht, wie sie es machen, aber EES gelingt es, 80er Jahre Heavy Metal mit Punkrock und Rock ´n Roll zu mischen, was ja zunächst erst mal gegensätzlich zu sein scheint, aber bei ihnen funktioniert´s! Immer wieder kann man Riffs heraushören, die an die alten IRON MAIDEN und BLACK SABBATH erinnern, die EES aber so dreckig-punkig spielen, das ein ganz eigener Sound dabei herauskommt - und der ist äußerst Energie-geladen! Und wie sie dabei abgehen! Aki und Kazuto hauen wie besessen in ihre Saiten, rennen und springen wie wild auf der Bühne rum und klettern immer wieder auf ihre Boxen, um direkt unter der niedrigen Decke des Molotow weiterzurocken. Tomoharu hat sich schon nach zwei Songs so in Rage geprügelt, dass er sich (offenbar in Ekstase) die Hose vom Leib reißt und unten ohne auf der Bühne steht. Daraufhin verschwindet er kurz hinter der Bühne und kommt - Chili-Peppers-like - mit Strumpf zurück. Zwischendurch haut er dann auch schon mal ein Becken kaputt, bzw. es gelingt ihm, ein Oberarm-großes Stück herauszuschlagen.
In den Ansagen zu den Songs ging es hauptsächlich um Akis offensichtliche Lieblingsthemen - eben Heavy Metal, Punkrock und Rock ´n Roll - was vom Publikum mit Begeisterung und viel Gegröle aufgenommen wurde. Überhaupt ging das Publikum von Anfang an voll mit - der Energie des Trios konnte sich wohl niemand widersetzen. Vor allem in den ersten Reihen war durchgehend Bewegung, wurde getanzt, getobt und geschrieen. Nach zwei Zugaben verließ die Band dann endgültig und erschöpft die Bühne, obwohl das Publikum immer noch lautstark nach mehr verlangte. Aber die Japaner hatten sich ihren Feierabend nach dieser schweißtreibenden Show redlich verdient. Do the Metal!
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Konzert:
After Forever, Flowing Tears - Aschaffenburg, Colos-Saal
Konzert vom Im leider nur zu einem Drittel gefüllten Colos-Saal spielten an diesem zwei Bands auf, welche eines gemeinsam haben - nämlich dass sie mit ihrem jeweiligen neuen Album und ihren agilen Frontfrauen den entscheidenden Schritt nach oben machen wollen. Und obwohl bei einem sensationell niedrigem Eintrittspreis von 12,- Euro die Fanschar angenehm überschaubar blieb, waren sich die Anwesenden nach dem Auftritt der beiden Combos in einem einig: Das sollte für FLOWING TEARS wie für AFTER FOREVER auch möglich sein.
Pünktlich um 9 Uhr betraten FLOWING TEARS mit ihrer neuen Frau am Mikro, Helen Vogt die Bühne und eröffneten den Set mit dem Titelstück ihres hochgelobten neuen Albums "Razorbliss". Dem folgten mit "Serpentine" und dem schon bei den ersten Tönen bejubelten "Swallow" gleich zwei ihrer Hits. Ein Start nach Maß. Der Band legte sichtlich Spielfreude an den Tag, was sich natürlich auch auf die Reaktionen des Publikums niederschlug. Fr. Vogt, ständig in Bewegung, zeigt mit ihren tiefen, melancholisch angehauchten Gesang deutlich auf, dass sie nicht nur die von ihr eingesungen Tracks von "Razorbliss" an dem Mann bringen kann, auch die älteren Songs der FLOWING TEARS Historie wurden so überzeugend dargeboten, als hätte es nie einen Wechsel im Line-Up gegeben. Eins was mir nicht ganz so gefiel, mit dem man aber leben kann/muss. Die nicht zu seltenen Keyboardpassagen kamen allesamt vom Band - was dem Publikum aber offensichtlich egal war und mich auch nicht davon abbringt FLOWING TEARS eine echt überzeugende, knapp 50-minütige Vorstellung zu bescheinigen. Mit den Zugaben "Virage" und einem göttlichen "Merlin" (vom erfolgreichen "Jade"-Album) zum Schluss liefert FLOWING TEARS dann noch zwei Hämmer ab, welche ihnen einen verdient anhaltenden Beifall einbrachte.
Playlist FLOWING TEARS:
Razorbliss
Serpentine
Swallow
Unspoken
Snakes Of Grey
Undying
Starfish Ride
Pitch Black Water
Sistersun
Virago
Merlin
Eins gleich vorneweg, AFTER FOREVER toppten das Ganze noch. Zum Intro des neuen Longplayers "Invisible Circles" marschierten die Holländer samt Frontfrau Floor Jansen (gekleidet in einem echt heißen Einteiler) mit der Souveränität einer Band auf die Bühne welche weis, dass die aktuelle Scheibe bei den Fans wahrlich gut angekommen war. Demzufolge setzte sich der Gig auch größtenteils aus neueren Tracks zusammen, die auch den Anfang der Show bildeten (siehe untenstehende Playlist). Sängerin Floor Jansen hatte den Colos-Saal wohl noch von dem umjubelten Auftritt mit Arjen Lucassen’s STAR ONE/AYREON vor über einem Jahr in guter Erinnerung, und so war es ihr wie der gesamten Band anzumerken, das es ihnen echt voll Spaß machte hier ein volles Brett zu fahren - Lautstärke und Sound waren nämlich echt klasse. Live kommen AFTER FOREVER noch ein ganzen Tick metallischer rüber als auf CD - und das steht Floor und ihren Mannen wahrlich gut zu Gesicht. Apropos Floor, ihre Ansagen in "holprigen" deutsch mit niederländischen Akzent waren einfach nur sympathisch, auch wenn sie sich x-mal dafür entschuldigte. AFTER FOREVER wechselten gekonnt zwischen Growls und Floor’s opernhaften Gesang ab. Gegen Ende des regulären Sets kamen verstärkt Songs zum tragen, in welchen Gitarrist Sander Commans mit seinen Grunts umfangreiche Parts hatte, und auch instrumental machte man einen mehr als ausführlichen Ausflug in Deathmetal-Gefilde - hart aber herzlich und echt gekonnt. Das Iron Maiden-Cover "The Evil That Men Do" kam live besser rüber als auf der "Exordium"-EP und mit "Victim Of Choices" und "Life’s Vortex" wurde nach 80 Minuten der reguläre Set so beendet wie er gestartet war, mit starken Tracks vom aktuellen Album. Wie nicht anders zu erwarten gab es euphorische Zugabe-Rufe. Die einzigste Ballade des Abends "Eccentric" wurde intoniert, gefolgt von einem brutal hart gespielten "Digital Deceit". Den Abschluss bildete dann mit "Follow in the Cry" ein Stück ohne welches laut Aussage von Fr. Jansen AFTER FOREVER in ihrer Heimat keine Bühne verlassen können. Bei einem bin ich mir nach diesem Abend ganz sicher - mit solch beherzten Auftritten wird man sich eine mehr als stabile Fanschar erspielen. Da ging man Vollbedient nach Hause.
Ach ja, besonders sympathisch war noch, das die jeweiligen Frontfrauen, Floor und Helen am Merchandisingstand die CDs und Shirts vertickten, derweil die männlichen Kollegen Small Talk hielten - da ist die Welt ja noch in Ordnung ;-)
Playlist AFTER FOREVER:
Childhood In Minor
Beautiful Emptiness
Between Love And Fire
Sins Of Idealism
Blind Pain
My Pledge Of Allegiance, Part I
Monolith Of Doubt
My Choice
Gloryfying Means
The Evil That Men Do
Yield Of Temptation
Through Square Eyes
Victim Of Choices
Life’s Vortex
Eccentric
Digital Deceit
Follow In The Cry
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