Die Blumen blühen, die Sonne scheint, und man sitzt nackig im Kreise seiner liebsten im Grase und schaut den Kindern dabei zu, wie sie in den Pool püschern. Lacht nicht, dieses bunte, 100% unschuldige Hippie-Flower-Power Gefühl transportiert zum Beispiel der Song "Games Of May". Die finnische Band um Mika Järvinen hat schon mit Nik Turner von HAWKWIND zusammengearbeitet, die gemeinsame Version von "Silver Machine" passt absolut in diese Scheibe, die stilistisch zwischen Psychedelic und erdigem Akustik-Rock pendelt. Wo man von HAWKWIND aber nackte Frauen im Drogenrausch auf der Bühne erwartet, sind FIVE FIFTEEN der fröhlich-frische Familienausflug. Die verschiedenen Sängerinnen, die FIVE FIFTEEN über die Jahre ihre guten bis genialen Stimmen liehen - aktuell Saana Koskinen - heben sich von Mika Järvinen so ab, als ob der quietschgelbe Bibo und Kermit der Frosch ein Duett in der amerikanischen Original-Sesamstraße singen. Für mich dunkle Lady ist diese Zusammenstellung also eigentlich viel zu bunt, zu fröhlich und verspielt, aber in diesem Sommer hat sie mir ein paar Regentage deutlich aufgehellt. Zusammenstellung? Ja, FIVE FIFTEEN haben über die Jahre diverse Line-Ups verschlissen, darunter AMORPHIS-Aushilfsschlagzeuger Atte Sarkima, und "The Man Who Sold Himself" ist das Best of des Backkataloges auf einem neuen Label, um die Band auch über die Grenzen Finnlands hinaus bekannt zu machen.
Öfter mal was neues. Selbst die ewig spaßpunkenden DONOTS greifen bei ihrer aktuellen Single mal wieder auf die gute alte Wandergitarre zurück und haben dabei mit "Good-Bye Routine" eine ganz flotte Akustiknummer zusammengebastelt. Insgesamt nicht schlecht gemacht, geht der Song aus dem aktuellen Werk "Got The Noise" trotz (oder vielleicht gerade deswegen) etwas anderer Art und Weise ganz gut ins Ohr. Besonders auch für die kräftezehrenden Liveauftritte der Jungs dürfte der Song zukünftig eine angenehme Verschnaufpause für die Fans bedeuten - denn Balladen gibt es ja bei den DONOTS (bisher noch) nicht. Für diesen Part ist dann ab jetzt das etwas melancholische "Good-Bye Routine" zuständig. Die Single erscheint auch als sogenannte limitierte Version, wobei hier neben den Albumtracks "Your Way Home" & "Hey Kids" noch die zwei neuen, unveröffentlichten Songs "Simple" sowie "Broken Hal"o mit drauf gepackt wurden. Mehr hierzu berichten kann ich leider nichts, da mir nur eine 1-Track-Promo CD (!) mit dem Titellied vorgelegen hat.
Ganz im Stile ihrer Landsmänner KRISIUN knüppeln sich MENTAL HORROR durch ihre mittlerweile dritte Scheibe und machen dabei keine Kompromisse. Dauergeblaste, sägende Gitarren, die sich nur ganz selten mal zu einem Ausflug in Soli-Gefilde hinreißen lassen, und ein grunzender Sänger, der in guter alter Death Metal-Manier herrlich tief grunzt. Teilweise hört sich "Abyss Of Hypocrisy" (wäre auch ein passender Titel für eine Peter Tägtgren-Huldigung) wie ein überlanger MORTICIAN-Song an, freilich ohne langweilige Horror-Samples. Einzige Problem ist die Abwechslung, die MENTAL HORROR aber kurz und bündig über Bord geworfen haben. Die Zuckerhütler haben gar nicht den Anspruch, eingängig, abwechslungsreich oder wimpy zu sein. Einfacher, schnörkelloser Death Metal im ICE-Tempo - wer das will und mag, ist bei MENTAL HORROR gut aufgehoben. Einzig die etwas dumpfe Produktion stört, weil dadurch einmal die Base Drum schlicht scheiße klingt und zum anderen die sehr cool sägenden Gitarren ein wenig zu brummig und leise sind. Aber das hält sich gerade noch im Rahmen und sollte für MORTICIAN-Jünger eh nichts Neues sein hehe.
DEGENERATE präsentieren sich mit der diesjährigen MCD in neuem Gewand, mussten doch einige Änderungen im Line-Up verkraftet werden. Davon blieb der Metal des Finnen-Haufens aber zum Glück unberührt, wie sich nach dem ersten Durchlauf von "Lost In Glass And Stone" rausstellt. Immer noch rocken DEGENERATE ordentlich nach vorne los, können ihre Vorliebe für melodischen Death Metal Marke ATG nicht verhehlen und haben mit Sänger Jacob einen erstklassigen Shouter hinterm Mikro. Im Gegensatz zur 2003er Promo gehen DEGENERATE einen Tick verspielter zu Werke und lassen dem Zwillingsgitarren noch mehr Platz für ihre kleinen Zaubereien ("Tool Of Failure"), was manchmal aber schon etwas zu ausufernd wirkt. Durch die Hinzunahme cleaner Vocals bekommt die Scheibe deutlich mehr Tiefe und Eigenständigkeit, wäre klasse, wenn die Band diesen Weg weiter verfolgen würde. Jacob kann aber auch anders und wie eine räudige Variante von Tompa Lindberg klingen, was sicher keine schlechte Referenz für einen Shouter in diesem Bereich ist hehe. "Lost In Glass And Stone" zeigt DEGENERATE gereifter und ist erneut eine richtig geile Silberscheibe melodisch-brutalens In-Your-Face-Metal!
Der Beweis, dass Mucker durchaus farbenblinde Einäugige sein können, liefern DEAD TO FALL mit dem Cover ihres neuen Albums "Villainy & Virtue" ab - das ist einfach nur häßlichbunt. Aber Mucker bezahlen wir nicht fürs schöne Cover, sondern für Krach und den bieten DEAD TO FALL auf der Scheibe ohne Ende. Vor zwei Jahren haben die Jungs aus Chicago mit ihrem Debüt schon ordentlich Staub aufgewirbelt und sich als hoffnungsvolle Metalcore-Band ins Gedächtnis gerufen, was sie auf der neuen Scheibe wieder aufgreifen. Hier trifft Death/Thrash, der ordentlich an alte DISMEMBER und ENTOMBED erinnert ("Bastard Set Of Dreams"), auf typische HATEBREED-Breaks und Moshparts en masse. DEAD TO FALL fühlen sich dabei in scheinbar allen Genres des extremen Metals zu Hause und haben auch vor nem ordentlichen Blast keine Angst, genauso wie traditionelle Gitarrenspielereien zaubern können, ohne dass eins von beiden aufgesetzt wirkt. So ist "Villainy & Virtue" ein brutales Metal-Album, dass gleichzeitig vor Brutalität nur so strotzt wie es melodisch ist, und das DEAD TO FALL mit einem selbstzufriedenen Lächeln zurücklassen wird.
"Don’t Cut Your Fabric To This Year’s Fashion” ist schon ein fieser, kaum zu merkender Albumtitel. Nicht weniger fies aber dafür deutlich prägnanter ist das in grellen neonfarben gehaltene Booklet. Und wenn dann als erster Ton der CD gleich ein richtig fieser Synthiesound um die Ohren heult, schmelze ich vor lauter plüschiger 80er Sympathie dahin. "Drug Like" zeigt ACTION ACTION dermaßen tief im Sumpf quäkender Keyboards, jammernden Gesangs und herzerweichend schöner Melodien, dass alle Nostalgiker sich in die Band verlieben werden. Der Gesang ist klasse, oftmals genau den halben Ton neben der Spur, der die Tracks rocken lässt. Einige Songs im Mittelteil des Albums aber sind für meine Ohren zu kantenlos und plündern sich durch den Popreigen oft gehörter Ideen. Doch es sind die vielen liebevollen Details, bisweilen ulkige Gitarren und nicht zuletzt der zweigeteilte Titelsong aus "This Year´s Fashion" und "Don´t Cut Your Fabric" die soviel Spaß machen ACTION ACTION zu hören, dass die Gastauftritte der TAKING BACKSUNDAY oder KILL YOUR IDOLS nur das i-Tüpfelchen auf einem bereits ziemlich bunten Album sind. Ein Album, auf dem gewissermaßen eine eigene Art Retrorock gemacht wird, bei dem Pop noch echter Pop ist und das zwischen Tiefgang und vordergründig guter Laune wechselt als wäre es das normalste der Welt.