Konzert:
Fuck The Commerce 2005 - Samstag
Konzert vom Sieh an, wieder mal vom Gekotze eines Ostfriesen geweckt worden, schön. Aber immerhin ein anderer als an den beiden Morgen zuvor. Na, dann kann man ja aufstehen. Und oh Wunder, die Sonne scheint. Sollte Petrus Mitleid mit dem durchgefrorenen Haufen Prügelfreaks haben? Schon wenige Minuten später kam die Antwort: ein Nein in Form eines schnell zuziehenden Himmels und Dauerregen. Von elf Uhr morgens an bis spät in die Nacht würde es nicht aufhören.
PERVERSE aus Polen machte den Opener am letzten Tages Festivals. Das Positive an der band wr die Tatsache, dass sie einen Song gemeinsam begannen und gemeinsam zum Schluss kamen. Zwischendrin schienen alle drei Mucker etwas Eigenes zu spielen, ganz besonders der Drummer machte durch sein übertrieben technisches Spiel die Songs kaputt. Das war technische anspruchsvolle, aber stinklangweilige Mucke.
Stinklangweilig sollte es bei DEBAUCHERY nicht werden. Wie gewohnt stieg der Kunstblutverbrauch exorbitant an, als die Schwaben die Bühne betraten. Man kann die Band als uninspirierte SIX FEET UNDER-Kopie abtut, nimmt sich damit aber die Chance, die engagierte Bühnenshow und den durchaus vorhandenen Charme von Songs Marke "Kill! Maim! Burn!” oder des Highlights "Blut für den Blutgott” zu erleben. Natürlich wurde es zum Ende hin musikalisch ein wenig langweilig, aber dank der Showeinlagen vom Sänger hatte der Gig etwas Besonderes. Mittendrin ging das Schlagzeug den Weg alles Irdischen und bis Ersatz beschafft wurde, musste der gute Mann die Meute vor der Bühne unterhalten und gab sich alle Mühe, erzählte Witze, betrank sich vor den Leuten und entpuppte sich als guter Entertainer. An die grandiose Comedy-Show, die SKINLESS vor einigen Jahren an gleicher Stelle ablieferten, kam er aber nicht ganz ran.
Bis dato hatten alle Bands beim FTC einen guten Sound. Ausnahmen gibt es bekanntlich immer und das Pech, diese zu sein, hatten die Schweizer DISPARAGED. Die ersten Minuten hörte man die Gitarren quasi gar nicht, was Death Metal generell ordentlich Wucht nimmt. So auch DISPARAGED. Die Jungs mühten isch redlich, hatten aber die ersten Minuten keine Chance gegen das Soundloch. Erst als das behoben war, wurde deutlich, warum DISPARAGED hier waren: schneller amerikanischer Death Metal kann beim FTC funktionieren - und er tat es. Leider war ein Großteil der Fans mit dem Material der in Eigenvertrieb unter die Leute gebrachten CD nicht vertraut, so dass nicht wirklich Stimmung aufkam. Aber ich bin sicher, dass eine Menge Leute sich den Namen DISPARAGED dick auch ihren Einkaufszettel geschrieben haben.
Die Technikfraktion wurde im Anschluss von ANATA voll und ganz bedient. Die Schweden haben mittlerweile ihre ganz eigene Mischung aus Ami- und Schwedentod, den sie mit einer unglaublichen Technik runterzocken. Bei aller Verliebtheit in die eigenen Fähigkeiten kommt aber weder die Eingängigkeit noch die Bühnenshow zu kurz. Oder anders gesagt: ANATA waren echt groß und wurden ordentlich gefeiert. Soundprobleme hatten die Schweden, anders als ihre Vorgänger, auch nicht mehr.
YRKOON und DESASTER hab ich mir geschenkt und bin dann erst zu den Redaktionslieblingen HATESPHERE wieder aufs Gelände gegangen. Wie immer waren die Dänen der absolute Knaller und konnten mit der Energie ihrer Show die meistens Bands locker in die Tasche stecken. Ihre Mischung aus Death und Thrash sorgte für ein wenig Abwechslung und brachten jede Menge Leute dazu, trotz Dauerregen die Matte zu schütteln. Jacob war wie gewohnt der perfekte Frontmann und bellte nebenbei bösartig wie selten die Songs runter. HATESPHERE sind live immer eine Bank und diesem Ruf wurden sie auch am Regen-Samstag gerecht.
Der Regen drückte dann noch den Toleranzpegel nach unten, so dass AVULSED und BLOOD RED THRONE für mich entfielen. Unter einem Pavillon ist es doch angenehmer als vor einer Bühne im Regen, noch dazu bei Bands, die ich kaum kenne.
Sicko Mika und seine Bande, auch bekannt als IMPALED NAZARENE musste ich mir aber unbedingt anschauen, beginnender Müdigkeit, Kälte und nassen Klamotten zum Trotz. Hätte ich es mal nicht getan. IMPALED NAZARENE wirkten seltsam unbeteiligt und spielten ihren Stiefel emotionslos runter, auch wenn Mika das durch wildes Gepose zu verbergen wusste. Die Setlist enthielt kaum Überraschungen oder auch nur Abwechslung und so wurde das finnische Geballer schnell langweilig. Ähnlich wie ENTOMBED am Vorabend wirkte auch dieser Headliner in Sachen Motivation fehl am Platze.
SUFFOCATION machten es dann besser und gaben den treu ausharrenden Fans (das Wetter wurde mit jeder Minute schlechter) eine Lektion in Sachen Death Metal. Ich habe die Amis zum ersten Male live gesehen und ich bin zutiefst beeindruckt, wie präzise die Combo ihre technisch komplexe Mucke umgesetzt hat. Die Musiker strotzten nur so vor Spielfreude und präsentierten sich als Einheit, die einfach Bock aufs Live-Spielen hat. Ich habe zwar nur wenige Songs gesehen, aber was ich gesehen habe, ließ mich den Hut vor der Band ziehen.
DISSECTION sollten planmäßig um ein Uhr nachts spielen, was mir einfach zu spät war. Und angesichts des Regens und Windes hatte ich kein Verlangen, solange noch draußen auszuharren, sondern legte mich lieber ins Zelt zum Schlafe (ich war Fahrer am nächsten Mrogen). Wie ich später hörte, haben die Schweden eine halbe Ewigkeit für den Soundcheck gebraucht und weit nach ein Uhr losgelegt, als nur noch eine Handvoll Fans anwesend waren. Der Rest war damit beschäftigt, seinen Besitz gegen den immer stärker werdenden Wind zu schützen. Das Wetter war die Nacht über sehr schlecht und hatte die wunderschöne Kombination aus Regen, Kälte und starkem Wind zu bieten, was eine Nachtruhe schwer möglich macht. Dementsprechend zerknautscht sah unsere Truppe am Morgen aus, als wir uns auf den Weg gen Heimat machten.
Doch trotz des schlechten Wetters und des Fehlens einiger echter Undergroundbands war es wieder ein gelungenes Festival, das uns im nächsten Jahr wieder als Gäste sehen wird!
Bericht vom Donnerstag und Freitag lesen.
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