Konzert:
Obituary, Samael, Maroon - Hamburg, Markthalle
Konzert vom Treffen der Generationen: Die alten Strategen
OBITUARY und
SAMAEL lassen sich von den Jungspunden
MAROON unterstützen. Ein vielschichtiges Paket, das die Tourveranstalter da geschnürt haben. Aber auch ein teures, denn im Gegensatz zum Mega-Angebot Bolt Thrower (12 Euro) kostet dieser Abend stolze 23 Euro an der Abendkasse. Dennoch ist die Markthalle mit vielleicht 500 Gästen gut gefüllt.
MAROON haben es aus verschiedenen Gründen nicht ganz leicht. Erstens kommen sie aus der Nu-Metalcore-Ecke - nicht gerade das favorisierte Genre von Fans der anderen beiden Bands. Und zweitens fangen Sie pünktlich an, die Zuschauer aber haben noch diverse andere Sachen zu erledigen oder kämpfen noch mit dem abermaligen Wintereinbruch. Das alles stört die Kollegen aber nicht, denn zum sind die Jungs tüchtig tätowiert und haben einen richtigen Kutten-Gitarristen (mit Sodom-Aufnäher am Start). Die Metal-Attitüde scheinen die Jungs zu präsentieren. Vor allem aber schaffen die Straight-Edger das mit einer energiegeladenen Show (allen voran Sänger André) und ordentlichen Songs, die das vielgefürchtete Core-Zeug mit viel, viel Slayer verbindet und so auch schärfste Vorurteile entkräftet. Wenn Metal-Core immer so geil ist, dann ist das Genre doch nicht so Scheiße. Ist es aber nicht.
Setlist
Intro
Endorsed By Hate
Watch It All Come Down
Shadow Of The Vengeance
Intro
The Worlds Havoc
Without A Face
If I Lose…
At The Gates Of Demise
Intro
Götterdämmerung
Die alten Eidgenossen von SAMAEL haben ebenfalls zu kämpfen: Immer wieder jammern die Fans, es gibt nix mehr von "Worship Him" und so weiter. Nun ja, das gibt es auch heute nicht. Denn da stehen nicht mehr die jünglichen Schwarzmetaller, sondern eche Künstler, Erwachsene eben. Und so ballern sie ihren Electro-Metal in die Markthalle, manches lädt zum Tanzen, manches zum Bangen, immer aber zum Staunen. Denn irgendwie fesseln der schöne Vorph und seine Kumpels den Zuschauer auch ohne die eindruckvollen Video-Animationen, die Band versprüht einfach jede Menge Charisma. Sie spielen also die neuen Songs von "Reign of Light", eine Version von "Baphomet’s Throne", deren elektronischer Charakter es fast unkenntlich macht. Was bleibt? Die Schweizer sind interessant - und das Beste, was Sie je gemacht haben, ist nun mal neben dem ganz alten Stoff die "Passage". Das sonst etwas zurückhaltend staunende Publikum geht bei Hammer-Songs wie "Jupiterian Vibe” unbd "Rain" oder dem genialen "My Saviour” so richtig ab.
OBITIUARY, Floridas finest nerven vor dem Konzert mit Südstaaten-Flagge auf dem Merchandise, naja. Wie die sich wohl mit den veganen Tierbefreiern aus Thüringen verstanden haben? Lustig auch das Outfit - ja inklusive weißer, hochgezogener Tennis-Socken: Bassist Frank Watkins sieht aus wie ein Fernfahrer, Kollege Allen West im Wacken-Shirt wie sein eigener Fan, der gerade aus dem Büro kommt und sich wegen eines Hexenschusses nicht bewegen kann und Meister Trevor Peres gleicht dem Tod auf Latschen. Lediglich Sänger John Tardy macht mit seiner Engelslocken-Hyper-Mähne Eindruck, wie es sich gehört. Eigentlich aber ist das alles sowieso egal, denn musikalisch hauen die Amis heute alles weg. Drummer Donald Tardy treibt das Urgestein unermüdlich an - und West schüttelt mühelos einen Hammer-Riff nach dem anderen aus, der Sound ist sehr, sehr dick - und über allem thront Tardys Stimme, vielleicht eine der eindrucksvollsten im ganzen Death Metal. Auch, wenn ein wenig technische Hilfe dahinter stehen mag, besser als in Hamburg kann DM-Gesang nicht sein. Songtechnisch bleiben wenig Wünsche offen, vor allem weil ein superintensives "Slowly We Rot" die letzte Reserven aus den Hälsen der Fans holt. Hammer. Eine lockere Aufzählung der Songs ist am Ende zu finden. Minuspunkte? Es war nicht so gut wie Bolt Thrower, zu teuer und auf ein Drum-Solo in der Zugabe können die Südstaatler gern verzichten. Songs (ohne Gewähr auf Vollständigkeit und richtige Reihenfolge): "Redneck Stomp", "On The Floor", "Chopped In Half”, "Threatening Skies" , "Turned Inside Out”, "Dying", "Kill For Me”, "Drum Solo", "´Til Death”, "Slowly We Rot”.
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Konzert:
Terror, Donnybrook, Blacklisted - Hamburg, Molotow
Konzert vom Das Wetter macht Kapriolen in Norddeutschland und bescherte uns einen unerwarteten Wintereinbruch inklusive Schneefall über Hamburg. Scheinbar kamen die Damen des horizontalen Gewerbes mit der Kälte nicht klar, denn auf dem Weg zum lauschigen Molotow mußte ich mich gleich viermal renitenter Damen erwehren. No means no, verdammt!
Mitte Dezember stieg Bassist Carl Schwart bei den HC-Durchstartern TERROR aus. Über die Feiertage wurde anscheinend ein Ersatz gefunden, der sich vor Beginn der Show im gut gefüllten Molotow allerdings im Tourbus versteckte. War aber auch egal, denn erstmal standen BLACKLISTED auf dem Programm.
Auf Platte finde ich die kompromisslosen Amis sehr cool, da sie einfach nur stumpf nach vorne prügeln und sich einen Dreck um Trends scheren. Aber auch wenn sich der Basser mit SLAYER in Stimmung brachte und auf der Bühne den Kasper machte, sprang der Funke nicht über. Die vier kompakten Hardcorler gaben sich zwar alle Mühe und zimmerten ein gutes HC-Brett, aber auf Dauer war das zu eintönig. Besonders der Gesang wirkte kraftloser und langweiliger als auf Platte und konnte mich nicht überzeugen. Im Publikum blieb es anfangs sehr ruhi, erst zum Ende hin tauten ein paar Nasen auf und machten etwas Action vor der Bühne.
DONNYBROOK kommen genau wie TERROR aus Los Angeles und hauen musikalisch in die gleiche Kerbe, ohne die Genialität von TERROR zu erreichen. An diesem Abend hatten die Jungs um den sehr schwergewichtigen Sänger die richtige Mischung aus Moshparts, Melodie und Eingängigkeit, um die Kids zum Ausrasten zu bringen. Vom Start weg war Leben vor der Bühne und wurde sich schon mal für den Headliner warm gesprungen. DONNYBROOK ließen sich anstecken und waren ohne Unterlaß in Bewegung, vor allem der Sänger war eine echte Bank in Sachen Aktivität. Seinen eigentlich Job machte er ebenfalls ziemlich gut und kam um einiges variabler als auf Silberling rüber. Satte vierzig Minuten spielten DONNYBROOK und haben sich bei mir (und ich bin sicher, bei vielen anderen Anwesenden auch) einen ordentlich Sympathiebonus erspielt.
Nach kurzer Pause stiefelten dann TERROR auf die Bühne, neuen Bassisten inklusive. Warum sich aber Gitarrist Frank auf die Rolle eines Mikroständerhalters für seinen Kollegen Doug zurückzog und nicht selbst die Klampfe umhing, wurde ebensowenig wie der Name des neuen Bassisten vom ansonsten sehr gesprächigen Scott Vogel erklärt. TERROR haben so viele geniale Songs in der Hinterhand, dass sie während der gesamten Spielzeit Hit an Hit reihen konnten - was die Kids dankbar aufnahmen und einen verdammt großen Pit anleierten. Die üblichen Mitsingspielchen, Stagediver und Circle Pit waren natürlich auch dabei und wurden von TERROR dankbar angenommen. Sänger Scott forderte die Leute permanent dazu auf, zu ihm auf die Bühne zu kommen, was aber von erstaunlich wenigen Leuten angenommen wurde. Beim Fuck The Commerce hat so eine Ansage mal zum Absacken der halben Bühne geführt… Egal. TERROR machten auch mit nur einer Gitarre mächtig Druck und spielten eine schlicht perfekte Show. Zwischendurch kam der DONNYBROOK-Shouter als Gastsänger auf die Bühne und auch ein Fan durfte sein Können für kurze Zeit beweisen. Die Band gab alles und war schon nach zwei Songs komplett verschwitzt, genau wie die Kids. Erstaunlich nur, dass kein Wasser von den Wänden lief. Zwischen den Songs beschwor Scott immer wieder die Unity der Szene und wetterte gegen Fakebands und den Ausverkauf. Tiraden, die ihn für viele nur noch sympathsicher machten. Dass die Jungs nicht um eine Zugabe herumkamen, war nach dem grandiosen regulären Set klar und so wurde noch ein weiterer Song in die Menge gejagt. Dann war aber endgüultig Schluss. Ach ja, einen neuen Song haben sie auch noch gespielt, der ohne Gnade schnell war und ein leichtes MOTÖRHEAD-Feeling hatte. Auf die neue Platte können wir also sehr gespannt sein!
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