Deutsch singende Rock-Bands gibt es ja eigentlich schon mehr als genug. Aber das Trio GRANADA74 hebt sich wohltuend vom Mainstream-Brei ab. Sein lärmiger Garagen-Rock hat einfach Charme, und man merkt den drei Kölnern den Spaß am Musik machen deutlich an. Auch die Texte, die sich irgendwo zwischen skurril, witzig und leicht sinnfrei bewegen, zeigen, dass man sich selbst angenehm unernst nimmt. Songzeilen wie "Ich wär so gern dein Slip" oder "Ich hab ein T-Shirt an und das stinkt nach Fisch" bewegen sich zwar hart an der Grenze zu bloßen Albernheiten, aber Andreas Raasch intoniert seine Lyrics so unbekümmert, dass man sich ein Grinsen trotzdem nicht verkneifen kann. Lediglich der Titelsong bereitet mir mit seinem 80er Beat in der Strophe und seinem allzu sinnfreien Text ziemliche Mühe, zumal er auch noch stark an die grauenvollen SPORTFREUNDE STILLER erinnert. Dagegen zeigen Songs wie "Eine Andere Stadt" oder "Supergummigut" die eigentliche Stärke des Trios: Simpler, straighter Schrebbel-Rock mit netten Melodien, von denen viele direkt im Ohr hängen bleiben. Und das ist doch schon mal wesentlich mehr, als der überwiegende Großteil der aktuellen Deutschrocker zu bieten hat.
SWITCHBACK haben in ihrer Schweizer Heimat 2006 einen Preis als beste einheimische Band gewonnen, sowas macht vor dem ersten Durchlauf einer Pladde Mut. Aber so recht will "Angel Of Mine" dann nicht zünden, allen schwedischen Gitarren zum Trotz. Die Band ist technisch versiert und hat dem Silberling eine druckvolle Produktion verpassen lassen (für die sich kein Geringerer als Alan Douchees verantwortlich zeigt), daran liegt es also nicht. Schon eher am Songwriting, dass zu oft auf tausendmal gehörte Ideen setzt, die DARKEST HOUR oder UNEARTH deutlich besser verbraten haben und mit mehr Eingängigkeit zum Hörer bringen. ?Open Dream? ist ein Beispiel für einen gelungenen Song, der auch den Dudes aus Washington nicht besser aus der Feder kommen würde, aber dem stehen Durchschnittssachen wie "Teenage Dancefloor Garden" oder das belanglose "Jeffrey Goines" gegenüber. Das ruhige, mit weiblichen Gastvocals unterlegte, ?Dying Sky? ist der Versuch, die Scheibe abwechslungsreicher zu machen, passt aber nicht sonderlich in das Gesamtbild. Das gelingt eher bei den direkt in die Songs eingebauten getragenen Parts, aber eben auch nicht immer. "Angel Of Mine" ist eine nette Metalcorescheibe, mehr aber nicht, das wird mit jedem Song, mit jedem Hördurchlauf deutlicher.
Der Schweizer Haufen LABIA hat sich für seine, im schicken Digipack verpackte, EP "Take It" ein der Männerwelt gefallendes Motiv ausgesucht. Erste Befüchtungen, dass es sich bei den sechs Songs um gesichtslosen Gothicpop handeln, werden glücklicherweise nicht bestätigt. LABIA sind in modernen Fahrwassern unterwegs, in denen auch TOOL schippern und die vor allem eins sind: verdammt abwechslungsreich. Das beweist die Spanne vom rockenden Opener "Shiva" zum sehr ruhigen, fast schon Triphoppigen "Unique" und seinem sphärigen Gesang. Für Freunde des gepflegten Tieftöners ist "Take It" eine kleine Offenbarung, da der Bass von Armando sehr prägnant wummert und beim Abmischen nicht wie so oft zu weit in den Hintergrund geteckt wurde, was aber nicht auf Kosten der anderen Mucker geht. LABIA sind eben eine funktionierende Einheit, die mit den sechs Songs ihre Vielseitgkeit beweist und eine famose EP zustande gebracht hat.