Konzert:
Tomahawk Festival - Osnabrück, N8
Konzert vom Fand das ebenfalls von Burning Stage Concerts organisierte "Winternoise"-Festival noch in Osnabrück/Georgsmarienhütte im mittlerweile wohl abgerissenen "Eventcenter B51" statt, so entschloss man sich dazu, das "Tomahawk" im "N8" direkt in Osnabrück steigen zu lassen. Eine sehr gute Wahl, denn diese Mehrzweckhalle bietet wegen ihrer vielen Stufen und Emporen (Vorsicht bei zu wenig Blut im Alkohol!) neben einer auch von hinten sehr guten Sicht einen Biergarten und im Nebenraum einen Metalmarkt. Hatte man beim "Winternoise" noch den Eindruck, dass sich die Leute in der Halle verlaufen, so war das Publikum im angeblich ausverkaufen "N8" gut verdichtet, und Freiräume vor der Bühne gab es überhaupt keine, im Gegenteil. Lediglich das wieder etwas nervige Biermarkensystem mit den Streifen für zehn Euro, die man "abtrinken" musste, gab neben den erneut nicht gerade günstigen Getränkepreisen leichten Anlass zur Kritik. 2,50 Euro für ein 0,3er Bier, noch dazu in Schnabeltassen-ähnlichen Plastikbechern mit Henkel, erscheinen zumindest mir für ein Festival dieser Größe etwas viel, was auch vereinzelt aus Reihen des Publikums bestätigt wurde. Viele Fans nutzten auch die Bürgersteige vor dem "N8" für ausgelassene Parties; sogar Einweggrills wurden aufgestellt, und ein Rockerverein demonstrierte seine Dezibel-starken Feuerstühle amerikanischer Herkunft. Ein großes Kompliment geht an eine Handvoll Holländer, die es mit intensiver Hingabe schafften, sich vor einer gegenüber liegenden Hallenwand immer wieder genau an die Stellen zu setzen, an der zuvor zwei Dutzend Metaller ihr Bier aus der Hose gelassen hatten.
Ein Miesmacher überschattete die Veranstaltung allerdings: die musikalisch eigentlich sehr geilen TAAKE mussten leider auch das "Tomahawk" aus ihrem Kalender streichen, da sich Frontmann Horst-Adolf vor einigen Wochen auf der Bühne mit einem aufgepinselten Hakenkreuz hat erwischen lassen. Dank dieser hochintellektuellen Großtat, bei der es überhaupt keine Rolle spielt, wie ernst Onkel Horst das gemeint haben könnte, können sich TAAKE in den nächsten 88 Jahren zu Recht nicht mehr auf deutschen Boden blicken lassen und wurden von allen relevanten großen und kleinen Festivals geworfen. Ein Aushang an der Eingangstür sorgte noch einmal für Klärung, und die nette Dame an der Kasse trug an ihrer Weste ein durchgestrichenes Hakenkreuz. Hoffentlich kapiert dieses braune Pack (der Begriff "Nazimetaller" ist ein Hohn!) endlich mal, dass wir es nicht haben wollen!
Ansonsten schien es keine offensichtlichen Pannen gegeben zu haben, und die sehr zügigen Umbaupausen verdienen ebenfalls wieder einmal Lob.
Den Opener machten pünktlich um 14:30 Uhr die Blackmetaller von
THYRGRIM, die ihre deutschsprachigen Hassorgien mit coolem Corpsepaint in die Menge feuerten. Musikalisch war die Band um Frontmann Kain auf jeden Fall sehr hörenswert, lediglich in Sachen Bewegungsfreude hielt man sich zurück und wirkte etwas statisch, was aber sicher auch darauf zurückzuführen war, dass die Jungs noch keine große Live-Erfahrung haben und sicher die unbekannteste Band des Festivals waren. Die Publikumsreaktionen jedenfalls waren durchaus positiv, und das demnächst erscheinende neue Album könnte eine interessante Sache sein!
In ähnlicher Manier ging es nun mit "Pure Fucking Black Metal" von
DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT weiter, die noch eine Spur aggressiver und deutlich professioneller wirkten als ihre Vorgänger. Kein Wunder, sind die Schwarzmetaller um Fronthexe Onielar seit einiger Zeit im Underground sehr gefragt. Mehr fieser Black Metal geht eigentlich kaum noch! Zwischen den Songs gab´s immer "Slaughtergeist" (jedenfalls hab ich das so verstanden) zu süppeln; ein rotes Gesöff, vermutlich Wein, den Onielar in den Mund nahm und dann genüsslich an Kinn und Robe herunter laufen ließ. Dazu wurde immer ein Kreuz gezückt, das verkehrt herum nach vorne gezeigt wurde. Zwar standen im Publikum einige Leute, die die Vorstellung eher belustigend fanden, aber ich muss gestehen, dass ich DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT live stärker fand als die stilistisch ähnlich gearteten ENDSTILLE. Ein wenig mehr Bewegungsfreude wäre auch hier nicht übel gewesen, aber auch so gehört diese Band eindeutig zu den stärksten deutschen Vertretern in Sachen "Underground True Fucking Pure Christraping Black Metal"!
Deutlich partykompatibler wurde es dann mit den Finnen
KORPIKLAANI, die live nicht nur stets ein ordentliches Fass aufmachen, sondern auch ohne Ende Leute ziehen. Das war hier nicht anders, und so bildeten die finnischen Folker zusammen mit ihren Brüdern im Geiste von ENSIFERUM die heimlichen Headliner dieses Festivals. Besonderen Reiz gewannen die Nordlichter natürlich wieder durch ihre beiden Herren an der Violine und dem Akkordeon, was besonders die ersten Reihen komplett durchdrehen ließ und auch in einigem Abstand zur Bühne für manches Gedränge sorgte. Neben Standards wie "Journey Man", der Bandhymne "Korpiklaani" oder "Wooden Pints" gab es auch ein paar Ausblicke auf das neue Album "Tervaskanto", das im Juni in den Läden stehen wird. An Bewegungsfreude und Animation zum Mitmachen mangelte es jedenfalls nicht, und beim kultigen "Beer Beer" ging die Party noch mal so richtig los. Keine Frage: Siegeszug auf ganzer Linie für KORPIKLAANI!
Die Norweger
KOLDBRANN bekam ich leider nur teilweise mit, da ich mich mit ein paar anderen Metalheads bei einem Bierchen hoffnungslos verquatscht hatte; lediglich ein paar Hörproben drangen an mein Ohr. Laut den Aussagen einiger Fans soll die Band aber eine gute Show abgeliefert haben, wobei die großen Resonanzen, die zuvor KORPIKLAANI verbuchen konnten, nicht erreicht wurden.
Ein ganz anderes Kapitel schlugen dann die finnischen Melodic Death Metaller von
NAILDOWN auf, die wie viele andere Bands des Festivals dieser Tage ein neues Album auf den Markt bringen. Live boten Daniel Freyberg und Co. eine solide Vorstellung, doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass diese Band so schnell nicht aus der zweiten Reihe treten wird, denn die Performance erschien mir einfach zu glatt und wenig eigenständig. Schwach war die Vorstellung nicht, aber man kam auch hier nicht darüber hinweg, dass NAILDOWN zwar gute Musiker mit durchaus ansprechenden Songs sind, eine eigene Identität abseits ihrer Einflüsse (IN FLAMES, SOILWORK, CHILDREN OF BODOM) aber noch vermissen lassen. Das sah anscheinend auch das Publikum so, denn die Band gehörte rein subjektiv zu den am wenigsten "besuchten" dieses Tages.
Dann war es Zeit für den zweiten "Headliner"! Die ebenfalls finnischen Viking Metaller
ENSIFERUM gehören zu den beliebtesten Vertretern ihrer Zunft, und ihre bombastischen Schlachthymnen wurden einmal mehr mit Moshpits und Stagedivern en masse abgefeiert, als gäbe es kein morgen. Dabei kamen Stücke vom neuen Werk "Victory Songs" wie dessen Titelsong oder "One More Magic Potion" genauso gut an wie älteres Material der Marke "Tale Of Revenge" oder die letzte Zugabe "Iron". ENSIFERUM sind mittlerweile ein Garant für professionelle, mitunter mitreißende Live-Orgien, auch wenn sie nicht zu meinen ganz großen Faves des Genres zählen. Etwas weniger Keyboard würde dem Sound nicht schlecht stehen, doch dann müsste man auf einen Blickfang wie Tastendame Meiju Enho leider verzichten. Aber auch für die Dame gab es genug zu bestaunen, standen die Herren Musiker doch sämtlichst oben ohne auf der Bühne. Und da sag noch mal einer, es gebe keine Boybands unter den Wikingern. Nee, nee!
Diesen Pegel konnten die Holländer
EPICA nicht halten, obwohl auch hier reger Andrang herrschte. Ich bekomme heute noch Hass-Mails wegen meines Verrisses ihres grausigen Debüts "The Phantom Agony", zu dem ich aber immer noch stehe. Aber on stage machte die Formation um Sängerin Simone Simons (hübsch) und Gitarrist und Hintergrund-Grunzer Mark Jansen (weniger hübsch) einen viel besseren Eindruck als auf Platte. Beeindruckend fand ich den "Drei-Wetter-Taft-Effekt" von Madame, denn es sah so aus, als habe man einen Ventilator vor der Sängerin platziert, damit ihr fülliges, langes Haupthaar voluminös im Wind weht. Stimmlich war sie jedenfalls sehr gut bei der Sache, und auch der Rest der Band wirkte agil und lieferte neben eigenen Stücken wie "Consign To Oblivion" oder dem neuen "The Obsessive Devotion" eine coole Coverversion von DEATH´ "Crystal Mountain" ab, die aber zum Glück nicht von Simone, sondern vom Chef selbst gesungen wurde. Eigentlich hatte ich von dieser Band gar nix erwartet, doch ich wurde positiv überrascht, auch wenn ich mich mit opernhaftem Geheule nie werde anfreunden können.
Käfig auf, Dr. Pest rein, Käfig zu, alles auf Anfang uuund...
DIE APOKALYPTISCHEN REITER! Dass diese Wahnsinnsband hier nach KORPIKLAANI und ENSIFERUM am meisten abräumen würde, war keine Überraschung. Apropos: Überraschungen gab es dagegen keine, denn die Band konzentrierte sich auf ihre letzten drei Alben und ließ die alten Sahnestücke leider wieder außen vor, so dass Songs wie "Barmherzigkeit", "Seemann", "Revolution" oder der Höhepunkt "Die Sonne Scheint" (heute leider ohne heruntergezogene Buchse, so wie ich das mitbekommen habe) im Mittelpunkt standen. Natürlich durfte auch wieder ein ausgesuchtes Mädel auf die Bühne allerlei Faxen machen und sich von Gummimaskenträger Dr. Pest zur Belohnung ordentlich den süßen Popo versohlen lassen. Die Luft erreichte gegen Ende des Sets nahezu Wassersättigung, was zwangsläufig dazu führte, dass die unzähligen Stagediver ordentlich klebten, was ganz gut bäh-bäh war. Auch wenn sie "nur" Routine abliefern, sind die APOKALYPTISCHEN REITER eine der besten Partybands des Planeten. Wer aber (wie ich) das alte, wesentlich ungestümere Material der ersten Scheiben schätzt und es gerne mal wieder live hören möchte, muss sich wohl noch bis zum "Party.San" gedulden...
Dass die Stimmung beim eigentlichen Headliner
PAIN nicht mehr so überkochen würde wie bei den Reitern, war im Vorfeld abzusehen, dafür spricht Peter Tägtgrens Zweitband auch zu sehr den Kopf an, der um diese Uhrzeit bei dem einen oder anderen Besucher nur noch auf Standby mit Notstorm auf der Biereinfuhrzentrale lief. Viele Besucher waren auch schon abgehauen oder gerade am Abhauen, als uns Peter mit seiner neuen Begleitband in die Nacht rocken wollte. Auffällig war, dass seine Musiker ganz andere waren als noch vor einiger Zeit, wo ihn zwei Mädels (die eine davon ist die Freundin von Mambo Kurt oder so ähnlich?) tatkräftig an den Äxten unterstützten. Jedenfalls waren hier nur Männer zu sehen, die sich kaum bewegten und nicht groß halfen, die Show mitreißender zu gestalten. Industrial Metal-Hymnen wie "Same Old Song", "Dancing With The Dead", "Supersonic Bitch", "End Of The Line" oder das neue Stück "Zombie Slam" sind musikalisch durchweg erste Sahne, doch es wäre besser gewesen, diese insgesamt eher statische Band (mit Herrn Tägtgren als Lichtgestalt) früher ins Billing zu packen. So hatten PAIN auch hier eher den Charakter eines gelegentlichen Projektes, denn einer echten Band, die sie gerne sein möchten.
Im Ganzen war das "Tomahawk" ein sehr gelungenes, musikalisch hochwertiges Festival, das mit 24,50 Euro im VVK und 30 Euro an der AK auch preislich fair war und eine Ecke besser organisiert wirkte als das "Winternoise", gerade in Bezug auf Security und das Einschmuggeln von Getränken. Bis auf die wenigen, in der Einleitung angesprochenen Kritikpunkte ein Festival, das man mit gutem Gewissen weiterempfehlen kann!
Interview "March Of The Parasite" hat mich durch seine Heftigkeit und Brutalität sehr überrascht - war euch von Anfang an klar, dass die Songs so brutal ausfallen werden?
Ja, absolut. Es war wurde schon beim Start der Band entschienden, dass die Musik extrem und intensiv sein soll, ohne eine Spur dessen, was in unseren Hauptbands zu finden ist. Von daher war für uns das Endresultat, der Sound des Albums, keine große Überraschung. Aber es ist offensichtlich, dass nicht viele Leute diese Art Musik von uns erwartet hatten.
Auf der anderen Seite ist das Album nicht nur brutal, sondern hat auch eine düstere Atmosphäre und einige sehr intensive, dunkle Songs. War das Songwriting zwischen einigen Bandmitgliedern aufgeteilt (was die unterschiedlichen Songs erklären würde) oder habt ihr alle gemeinsam an den Songs gearbeitet?
Ich denke es ist eher so dass wir ein Album schaffen wollten, bei dem sich die einzelnen Songs sehr voneinander unterscheiden. Wir wußten, dass wir sowohl interessante brutale Songs schreiben konnten, die schnell und voller Blastbeats sind, als auch doomigere Sachen. Alle Songs wurden daher von uns gemeinsam geschrieben.
Wann habt ihr LAETHORA ins Leben gerufen? Wer hatte die Idee dazu?
Die Idee flog schon eine ganze Weile herum, aber es passierte nichts bis 2004, dass wir uns entschieden, es jetzt einmal wirklich ausprobieren wollen und wir ernsthaft begannen, Songs zu schreiben und zu proben. Da passte alles zusammen und fühlte sich richtig an und wir mussten nicht weiter darüber nachzudenken, die Dinge laufen zu lassen.
Wie lange habt ihr an den Songs des Albums gearbeitet?
Einige der Riffs sind schon ein paar Jahre alt, aber das meiste Material wurde 2005 geschrieben. Das eigentliche Songwriting hat nicht lange gedauert, es war alles sehr spontan und auf unser Bauchgefühl vertrauend anstatt in die Tiefe gehend analysiert.
Welches Studio habt ihr für die Aufnahmen ausgewählt? Wie lange habt ihr dort gebraucht?
Das Album wurde im Gesperrt Studio aufgenommen, dass den Jungs von THE PROVENANCE gehört. Wir haben die Aufnahmen über eine lange Zeit verteilt. Die Drums, Grundgitarren, der Bass und etwas Gesang wurde im Frühling und Sommer 2005 aufgenommen, dann haben wir eine Pause gemacht und uns um ein Label gekümmert und mit dem Album weitergearbeitet, als alles geklärt war.
Wie ist die Arbeit im Studio generell für dich?
Es ist unterschiedlich, aber normalerweise bin ich zu ungeduldig, um Studioarbeit genießen zu können. Alles braucht so lange und ich kann einfach nicht warten, bis es fertig ist. Aber das ist nur meine Meinung und ich bin in die meisten Dinge nicht involviert, abgesehen vom Spielen. Das Aufnehmen, Produzieren und Mixen wurde von Joakim übernommen, der auch Studioarbeit für andere Bands macht und von daher viel Ahnung von diesem ganzen Aufnahmeding hat.
Mir hat das Artwork sehr gefallen, aber das ist keine Überraschung, da ich deinen Stil sehr mag.
Danke! Das Artwork sollte sich von der Norm abheben, was es auch tut. Es reflektiert die Texte und die Musik sehr gut und ist eine gute Plattform um später weitere Entwicklungen zu machen, die auf dem Konzept aufbauen.
Welchen Status hat LAETHORA für dich?
Es ist eine richtige Band: wir proben und arbeiten an dem nächsten Album sowie an Live-Shows.
Wie sehen denn eure weiteren Pläne aus?
Wir werden sehen, welche Möglichkeiten wir haben. Offensichtlich haben wir momentan Zeitprobleme, aber es wird definitv so bald wie möglich Gigs geben. Ob wir eine Tour spielen können oder nicht, ist im Moment schwer zu sagen, da wir nicht nur in unseren Hauptbands eingespannt sind, sondern auch Vollzeit-Jobs haben oder studieren, was es schwer macht, einen Monat Auszeit für eine Tour zu nehmen.
Wo wir grad von Touren sprechen: wie läuft die Tour mit THE HAUNTED in den USA, auf der du momentan bist?
Sie läuft sehr gut. Wir sind jetzt eine Woche unterwegs und haben gerade eine ausverkaufte Show in Toronto gespielt. Jetzt versuche ich, meine Emails hier im Backstageraum zu beantworten.
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