Interview:

Poets Of The Fall - Köln

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Interview

Sagt mal, habt ihr diese Kälte da draußen von Finnland mitgebracht?

 

Marko: Es sieht leider fast ein bisschen so aus. Wir haben gehört, dass es hier bis letzte Woche noch richtig warm war. Als wir in Großbritannien gespielt haben, war das auch noch so, aber als wir zwischendrin kurz in Finnland waren, ist es echt kalt geworden. Vielleicht haben es wirklich mitgebracht. Als nächstes geht es bei uns nach Indien – wirklich Sorgen mache ich mir erst, wenn es da dann auch anfängt zu schneien, sobald wir da sind! (Er lacht).

 

Naja, dafür könntet ihr dann vielleicht eine völlig neue Karriere als Wettergötter anstreben – das hätte doch auch was, so als zweites Standbein!

 

Marko: Ja stimmt! Wir könnten alle Regierungen anrufen und sie fragen „Hey, welches Wetter hättet ihr denn gerne in eurem Land? Ich komme dann mal rüber!“

 

Klingt gut. Ich glaube, ich würde euch auf jeden Fall buchen. Aber bleiben wir doch erst einmal bei eurer derzeitigen „Erstkarriere“. Auf dem neuen Album prangt der Nachtfalter auf dem Cover – der begleitet euch nun ja schon seit Langem, was hat euch also dazu gebracht, zu diesem Motiv zurückzukehren und es sogar aufs Cover zu setzen? Steckt dahinter vielleicht auch der Gedanke, „back to the roots“ zu gehen?

 

Marko: Nun, teilweise ist es auf jeden Fall auch ein bisschen „back to the roots“, ja. Wir dachten uns in musikalischer Hinsicht „Warum schauen wir nicht mal ein bisschen zurück, sehen was wir damals gemacht haben und schauen, wo wir jetzt stehen und wo wir hinwollen“, das war also entsprechend auch einer der Gründe dafür, warum wir den Nachtfalter auf´s Cover gesetzt haben. Andererseits hat es aber auch damit zu tun, dass wir uns mit dem ultravioletten Teil des Lichtspektrums befassen, den wir Menschen mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmen können, Insekten aber in der Regel sehr wohl. Und wir haben bisher tatsächlich noch nie das Faltermotiv als realistische Abbildung benutzt, daher dachten wir, es wäre doch eigentlich eine ziemlich coole Idee, es erstmals so zu benutzen und damit quasi zu enthüllen, wie der Nachtfalter tatsächlich im echten Leben aussieht. Da sind also verschiedene Ebenen im Spiel.

 

Wie seid ihr denn überhaupt auf den Albumtitel „Ultraviolet“ gekommen? Was war zuerst da – die Idee, den Nachtfalter zu verwenden oder der Titel?

 

Marko: „Ultraviolet“ kam zuerst, und dann sollte das Covermotiv aber natürlich dazu passen. „Ultraviolet“ geht auf all die Ideen für die Songtexte zurück, Themen, mit denen wir uns befassen wollten, nachdem wir „Clearview“ aufgenommen hatten, auf dem es darum ging, einen neuen Weg einzuschlagen und dabei seiner Intuition zu folgen. Und dann macht man sich auf den Weg und unterwegs begegnen einem all diese Hindernisse und Fallstricke, über die man sich gar nicht so im Klaren ist, die einen aber nichtsdestotrotz beeinflussen – also gewissermaßen eine Welt, die man nicht sehen kann, die ultraviolette Welt. Und wenn sich die Texte um so etwas drehen – wie man Hindernisse und Probleme überwindet und solche Dinge –, dann fängt man irgendwann, sich Gedanken zu machen, wie man das denn in irgendeiner Weise repräsentativ auf dem Albumcover darstellen könnte. Und dabei kam uns dann der Nachtfalter in den Sinn.

 

Also hattet ihr nach „Clearview“ schon eine vage Vorstellung davon, in welche Richtung ihr danach gehen wolltet und seid dann eurem Bauchgefühl gefolgt?

 

Marko: Also was die Musik angeht schon, was dagegen die Texte und die Themen angeht, da hatten wir schon eine deutlich konkretere Vorstellung – das war nicht nur eine vage Idee, sondern schon eher sowas wie ein fester Vorsatz der Marke: „Ok, darüber will ich jetzt schreiben!“. Aber natürlich fängt es letztendlich immer an mit einem „Hm, ich frage mich, was als nächstes kommt!“ und dann kommt erst die Grundidee. Bis zu dem Punkt, an dem man dann wirklich anfängt, die Texte zu schreiben, hat man erst mal diese intuitive Phase, in der man alles Mögliche ziemlich unkontrolliert aus einem herausströmt und man sich fragt „Was rede ich da eigentlich?!“, und dann fängt man an, daran zu arbeiten. Und im Laufe dessen wird die vage Idee dann immer mehr verfeinert, bis man irgendwann das fertige Endergebnis hat. (Er schaut entschuldigend in die Runde) Habe ich jetzt eigentlich überhaupt die Frage beantwortet? Ich rede hier einfach immer weiter und lasse niemanden zu Wort kommen.

 

Keine Sorge, wir freuen uns über gesprächige Interview-Partner! Das Problem sind eher die schweigsamen.

 

Olli (lachend): Da braucht man sich hier keine Sorgen zu machen!

 

Ok, ihr hattet also schon ein Konzept, als ihr mit dem Album angefangen habt.

 

Marko: Ja, genau. Wir haben ein neues Studio aufgebaut, während wir das Album aufgenommen haben, weil wir aus dem alten raus mussten. Deshalb hatten wir zwischendrin so eine Phase, in der wir so etwa zwei Monate lang das Studio aufgebaut haben und dabei habe ich auch alles Mögliche aufgeräumt – alte Schubladen und solchen Kram – und dabei habe ich diesen Zettel gefunden. Ich hebe so ziemlich alles an Papierkram auf, all die Zettel mit den Songtexten und so weiter. Also habe ich einen Zettel gefunden, auf dem ich all die Alben aufgelistet hatte, die ich seit „Signs Of Life“ geplant hatte. Bis heute. Wir hatten also quasi eine grobe Grundidee, aber es ist natürlich so, dass ich im Laufe der Zeit alles etwas verändert – wie Wasser in einem Fluss, das seinen Lauf verändert und eine andere Richtung einschlägt. Solche Dinge verändern sich: die Albumtitel, die Konzepte, die Ideen – nichts davon ist in Stein gemeißelt.

 

Das heißt, ihr habt schon seit Jahren so eine Art Masterplan in der Schublade liegen?

 

Marko: So ein bisschen eine Art Masterplan, ja. (Er grinst)

 

Und habt ihr denn jetzt mittlerweile dessen Ende erreicht oder geht der noch weiter?

 

Marko: Nein, noch nicht, der geht noch weiter!

 

Und wie viele Alben stehen da auf dieser Liste noch drauf? Das wäre ja nun wirklich sehr interessant!

 

Marko (schüttelt lachend den Kopf): Nein, tut mir leid – das ist definitiv absolute Verschlusssache!

 

Schade, einen Versuch war es wert. Wenn man sich das fertige Album so ansieht, fällt auf, dass die erste Single „False Kings“ sowohl vom Lied selbst als auch vom zugehörigen Video her ein ziemlich ausgeprägtes James Bond-Flair verbreitet. War das beabsichtigt oder hat sich das eher zufällig ergeben? Seid ihr James Bond-Fans?

 

Olli: Ich schätze schon, ja, das sind wir wohl. Aber dieser Sound passt auch einfach zu uns. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es sich eigentlich ursprünglich von selbst ergeben hat, also unbeabsichtigt. Wir haben angefangen, den Song aus ein paar einzelnen Zeilen aufzubauen und einen Rhythmus dafür zu finden. Ich weiß gar nicht mehr genau, wie es eigentlich anfing, aber es war auf jeden Fall ziemlich schnell klar, dass das Ganze eher dramatisch und naja, irgendwie James Bond-mäßig ausfallen würde.

 

Marko: Irgendwie hatten wir dann einfach diesen Vibe und haben beschlossen, dem zu folgen und ihn noch weiter auszubauen. So „Ok, es klingt irgendwie nach James Bond – jetzt nehmen wir die Bond-Gewürzmischung und schmeißen noch mehr davon rein!“ (Er lacht)

 

Mehr ist mehr?

 

Marko: Genau!

 

Olli: Mehr ist mehr, genau!

 

Marko: Bei dem Video haben wir es dann entsprechend auch absichtlich darauf angelegt, in diese Richtung zu gehen.

 

Habt ihr denn schon mal mit dem Gedanken gespielt, etwas für einen Filmsoundtrack zu schreiben? Schließlich habt ihr ja schon Erfahrung mit Soundtracks für Computerspiele.

 

Marko: Wir sind für so was eigentlich immer offen, wenn etwas wirklich Interessantes des Weges kommt. Also etwas, bei dem wir denken, dass es auch tatsächlich umgesetzt werden könnte und für das wir dann auch die nötige Zeit hätten. Es sind sogar tatsächlich auch schon Sachen von uns in Filmen verwendet worden, aber da war es nicht so, dass wir etwas explizit für den Film geschrieben hätten, sondern der Regisseur hat uns gefragt, ob er einen bereits existierenden Song verwenden darf. Aber ja, auf jeden Fall, das wäre schon toll, sowas mal zu machen.

 

Gäbe es denn etwas, zu dem ihr besonders gerne etwas beisteuern würdet – ein bestimmtes Genre oder eine bestimmte Filmreihe?

 

Marko und Olli lachend im Chor: James Bond!

 

Offensichtlich.

 

Olli: Ja, James Bond wäre schon der Hammer!

 

Marko: Oder der nächste Jason Bourne-Film.

 

Olli: Wahrscheinlich eigentlich so ziemlich alle Filme, die wir mögen.

 

Marko: „Star Wars“. Oh, und falls sie einen dritten Teil von „Blade Runner“ machen, das wäre auch cool.

 

Also habt ihr den neuen gesehen?

 

Marko: Ich habe ihn mehrfach gesehen, ich finde die Atmosphäre ist wirklich gut gelungen. Perfekt zum anmachen und laufen lassen, während man auf der Couch liegt und Chips futtert, bis man irgendwann einschläft. Ich fand ihn wirklich gut.

 

Olli: Ja, ich auch. Captain ist auch ein großer Fan. Man darf natürlich besser auch keine gar zu hohen Erwartungen haben – ich glaube, es ist besser, ihn als einen separaten Film, getrennt vom Original zu betrachten. Es wird natürlich nie das gleiche sein, aber er schafft es, diese spezielle Stimmung rüber zu bringen, die auch der erste Film hatte und das hat mir wirklich gefallen.

 

Um noch einmal auf das Album zurückzukommen und wo wir schon gerade von Stimmungen sprechen: „The Sweet Escape“ und „Angel“ haben so einen gewissen 80er-Sound. Seid ihr generell 80er-Fans und wolltet diesen Sound erschaffen oder hat sich das einfach ohne euer bewusstes Zutun so ergeben?

 

Marko: Ja, also wir sind in den 80ern aufgewachsen, das hat natürlich ganz definitiv Spuren hinterlassen. Und es ist natürlich nett, wenn man etwas, das für einen selber eine nostalgische Komponente hat, nutzen kann, um damit eine bestimmte Note hinzuzufügen, wenn man eigentlich etwas auf die heutige Art – oder vielleicht auch auf die morgige – macht. Wenn man etwas Altes nehmen und es mit etwas Neuem kombinieren kann, so dass am Ende etwas herauskommt, das zwar ein bestimmtes Flair hat, aber trotzdem irgendwie unerwartet ist. Das war etwas, das wir interessant fanden, als wir „The Sweet Escape“ – und ja, jetzt wo du´s sagst und ich so drüber nachdenke, eigentlich auch „Angel“ – aufgenommen haben. Captain hat einen sehr elektronischen musikalischen Hintergrund, daher ist es für uns relativ einfach, so etwas zu kombinieren: wir kommen mit den Grunge- und Rock-Elemente an und er bringt diese Dance- und Trance-Sounds ein. So ergibt sich das  dann quasi von selbst.

 

Wie würdet ihr denn generell eure musikalische Entwicklung im Laufe der Zeit beschreiben? Das neue Album klingt relativ ruhig und tendiert eher in Richtung Pop als Rock.

 

Marko: Das hat auch so ein bisschen mit dem „back to the roots“ zu tun. Wir haben ursprünglich eher poppig angefangen, sind dann rockiger geworden –

 

Zum Beispiel auf „Revolution Roulette“.

 

Olli: Genau!

Marko: Das ist sozusagen das andere Ende des Spektrums.

Olli: Bei diesem Album ging es jetzt auch darum, einfach zu schauen, wohin uns der jeweilige Song führt. Bei „The Sweet Escape“ hat Captain zum Beispiel irgendwann gesagt: „Ich will wissen, wie dieser Sound ursprünglich erzeugt wurde, welches Equipment die Leute damals benutzt haben. Wenn dieser Song 1991 produziert worden wäre, wie hätte man es dann gemacht?“. Und er war da sehr pedantisch, also haben wir wirklich genau diesen Sound aus der damaligen Zeit verwendet. Überhaupt stand eigentlich das ganze Album ein bisschen unter dem Motto: „Okay, das klingt ein bisschen wie das und das – also gehen wir damit jetzt weiter in diese Richtung und schauen, was dabei herauskommt“. Selbst dann, wenn es komplett unterschiedliche Richtungen sind, wie beispielsweise „My Dark Disquiet“, das ich persönlich sehr düster finde und das auch diesen Rocksound hat. Auf der anderen Seite haben wir „Dancing On Broken Glas“, das ja sehr sehr poppig ausgefallen ist.

 

Marko: Ein bisschen war es auch so, dass wir uns gefragt haben, ob wir das machen dürfen, ob es eine Erwartungshaltung gibt, wie wir klingen sollen oder dürfen. Und dann kamen wir zu dem Schluss, dass es uns von Anfang an immer um künstlerische Ausdrucksfreiheit ging, und dass wir an dieser auch festhalten und uns deshalb nicht von Genregrenzen einengen lassen wollten, wenn ein Song uns in eine andere Richtung geführt hat – stattdessen sind wir ihm einfach gefolgt. So ist der musikalische Teil dieses Albums entstanden, was tatsächlich auch ziemlich gut zu den Texten passt, in denen es ja darum geht, auf Hindernisse zu stoßen und sie zu überwinden, um weiterzukommen. Selbst wenn man überhaupt nichts auf das gibt, was andere Leute sagen, legt man sich ja auch selbst schon alle möglichen Einschränkungen auf und darum geht es ebenfalls: die aus sich herauszuziehen, sich genau anzuschauen und sich zu fragen: „Warum mache ich das eigentlich?“. Und wenn man sich darüber klar wird, hat man die Freiheit, es entweder weiterzumachen oder eben etwas daran zu ändern und es vielleicht stattdessen komplett anders anzugehen. Das ist auch eins der Themen, um die es geht.

 

Könntet ihr, oder zumindest einer von euch beiden, eine Comicversion von euch selbst oder gerne auch der ganzen Band zeichnen? Keine Sorge, es muss kein Meisterwerk werden.

 

Olli: Oh Gott, ich kann überhaupt nicht zeichnen. Meine Kinder können das viel besser als ich, also muss das glaube ich besser Marko machen! Er kann es zumindest besser als ich!

 

Marko: Okay. (Er macht sich an die Arbeit und beginnt zu zeichnen).

 

Olli: Weißt du, wir als Band – also innerhalb der Band, wir sind alle so verschieden. Wir haben zwar auch unheimlich viele Gemeinsamkeiten, aber in vielerlei Hinsicht ergänzen wir uns auch einfach sehr gut. Meine Schwächen sind zum Beispiel Markos Stärken, wie man hier jetzt gerade deutlich sieht. Das ist das Schöne daran.

 

Wie funktioniert das denn, wenn ihr auf Tour seid – da ist man ja doch sehr lange auf sehr engem Raum zusammengepfercht, läuft das bei euch immer friedlich ab oder bekommt ihr euch auch mal in die Haare oder geht euch gegenseitig so richtig auf die Nerven?

 

Olli: Oh ja, das kann schon so eine Sache sein. Wir haben eine große Crew dabei, da leben dann schon mal 10 oder 11 Leute zusammen im Bus und das ist natürlich nicht so einfach. Aber das Gute ist, dass wir uns einfach schon so lange kennen, dass wir wissen, wo unsere jeweiligen Grenzen liegen. Und wir reden auch sehr viel miteinander und versuchen klar zu machen, wie es einem gerade mit etwas geht – im Grunde ist das eigentlich wie in einer Beziehung. Also irgendwie ist es schon so ein bisschen wie eine Art eingeschworene Gemeinschaft, wie unter Brüdern.

 

Wie handhabt ihr das mit zuhause, wenn ihr auf Tour seid? Du hast gesagt du hast Kinder?

 

Olli: Ja, das ist dann schon immer irgendwie hart. Also wir waren bisher noch nie so richtig lange am Stück auf Tour – wir könnten da viel mehr machen –, aber trotzdem ist es schon irgendwie hart, weg von zuhause zu sein. Wir versuchen aufzupassen, dass wir es da nicht übertreiben. Man kann ja auch einem regulären Job nachgehen, und dann trotzdem im Geiste ganz weit weg sein, obwohl man körperlich zuhause ist, wenn man mit den Gedanken die ganze Zeit bei der Arbeit ist, und das ist dann ja auch nicht gut. Ich versuche da einfach, gut aufzupassen und das alles gut auszubalancieren. Bis jetzt klappt es ganz gut – die Kinder wissen noch, wer ich bin, da ist alles in Ordnung. (Er lacht) Und wir telefonieren und skypen natürlich auch, und schreiben uns Nachrichten – wir haben so eine Familiengruppe, in der auch immer alle dauernd Fotos posten, das ist dann schon schön.

 

Marko: So, ich bin fertig. (Er überreicht das fertige Werk)

 

Ah, du siehst dich selbst also als eine exotische Blume?

 

Marko (lachend): Aber ja, das ist doch offensichtlich!

 

Olli (schüttelt grinsend den Kopf): Das ist so typisch Marko!

 

Die Tour führt euch als nächstes nach Indien. Seid ihr vorher schonmal dort gewesen?

 

Marko: Ja, mehrfach. Es ist toll, aber es kann einen auch ziemlich überwältigen. Insbesondere, wenn man eigentlich zum Arbeiten da ist und gesundbleiben muss. Da kann man dann halt nicht einfach losziehen und machen, was einem gerade in den Sinn kommt. Wir haben schon so das eine oder andere gemacht, als wir da waren und sind krank geworden – das war echt nicht lustig, danach die Konzerte zu spielen, wenn man eigentlich nicht mal wirklich in der Lage ist, aufrecht zu stehen. Da schleppt man sich dann irgendwie auf die Bühne und hofft einfach auf das Beste, so nach dem Motto: „Wenn ich umkippe, holt mich bitte von der Bühne runter!“ Man versucht, seine komplette Energie auf den Gig zu konzentrieren, und wenn man es geschafft hat, wartet hinter der Bühne ja eine Reihe von Leuten, die versucht, einen wieder hochzupäppeln.

 

Marko, Olli, wir bedanken uns für das Interview und wünschen euch alles Gute für den Rest der Tour!

 



Review:

None For One

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Zwar handelt es sich bei „None For One“ um ein Debütalbum, hinter dem Namen FLAT EARTH verbergen sich aber beileibe keine Unbekannten, besteht das Quartett doch zu drei Vierteln aus ehemalige Mitgliedern von Bands, die seit Jahren zum Hochadel der finnischen Rockszene zähl(t)en: mit Drummer Gas Lipstick und Gitarrist Linde Lindström sind zwei langjährige Mitglieder der vor kurzem aufgelösten HIM an Bord, Niclas Etelävuori war am Bass für die tiefen Töne bei AMORPHIS zuständig, bevor er dort aufgrund von Differenzen mit dem Management seinen Hut nahm. POLANSKI, die frühere Band von Sänger Anthony Pikkarainen, dürfte bei uns dagegen eher wenig bekannt sein. FLAT EARTH heißt nun also das neue Projekt, das die Herren aus der Taufe gehoben haben, und „None For One“ der erste Silberling, der im Frühjahr teils aus eigener Tasche, teils mittels eines Crowdfunding-Projekts finanziert wurde. Bei einem derart prominenten musikalischen Background der einzelnen Musiker ist eine gewisse Erwartungshaltung vorprogrammiert, denn natürlich misst man das neue Material automatisch ein Stück weit am bisherigen Schaffen der Urheber. Das macht einen Neustart nicht ganz einfach und FLAT EARTH versuchen, dem vorzubeugen, in dem sie sich was die musikalische Marschrichtung angeht deutlich vom Stil ihrer vorherigen Bands absetzen: was auf „None For One“ geboten wird, ist in Richtung Grunge tendierender Alternative Rock, der vom Gesamtfair her (Ausnahmen bestätigen die Regel) weder mit HIM noch mit AMORPHIS übermäßig viel zu tun hat. Das Album startet mit „Subhuman“ und „Blame“ gefällig und eingängig im Midtempo, die Songs gehen recht gut ins Ohr. Die erste Strophe von „Cyanide“ erweckt ein wenig den Eindruck, als hätte man bei einer der letzten HIM-Proben eine verworfene Song-Idee von Ville Valo aus dessen doom-lastiger Phase aus dem Papierkorb gezogen und wiederverwendet: der düstere Vibe kontrastiert hier deutlich mit dem musikalisch um einiges lichter wirkenden Refrain. „Noble Swine“ präsentiert sich mit seiner Doublebass und auch vom Gesang her um einiges aggressiver, „Blunt“ dagegen kommt tatsächlich ruhig und sogar  balladesk daher. Anthony Pikkarainens Gesang hat insgesamt eine starke Schlagseite zum Grunge hin, was in den höheren Passagen manchmal ein wenig angestrengt wirkt, natürlich aber auch stark Geschmacksache ist. Generell finden sich auf dem Album durchaus Songs, die eingängig geraten sind und sich gut anhören lassen, aber richtige Ohrwürmer fehlen – dafür zünden Melodien und Arrangements dann doch nicht genug. Fazit: Die Musiker liefern durchweg solide Arbeit ab – schließlich haben sie nicht umsonst jahrelang ihre Brötchen in international erfolgreichen Bands verdient –, aber der ganz große Wurf gelingt ihnen mit „None For One“ (zumindest noch) nicht.

None For One


Cover - None For One Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 45:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Everybody Else Is Doing It, So Why Can’t We?

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Die 90er galten lange als ein eher totes Jahrzehnt für Rock- und Popmusik, als eine von Grunge und Techno „versaute“ Musikgeneration. Das dem nicht so ist wird im Nachhinein immer mehr bewusst – und das nicht nur den Anhängern der beiden vorneweg genannten Genres. Als THE CRANBERRIES (aus Limerick, Irland) im Jahre 1993 ihr Debüt veröffentlichten rechneten sie wohl selber nicht mit dem großen Erfolg der da noch kommen sollte – vor allem mit dem 1994er Überhit „Zombie“. Die aus ihrem zweiten Album „No Need To Argue“ ausgekoppelte Single stürmte weltweit die Charts – und im Sog davon schossen die Verkaufszahlen des Albums in die Höhe. Dabei war ihr Debüt, das Vorgängerwerk „Everybody Else Is Doing It, So Why Can’t We?“ als Album eher stärker einzuschätzen – und so hat dieses Debüt den „test of time“ wahrlich besser überstanden als das Single-Hit-Album.
„Everybody Else Is Doing It, So Why Can’t We?“ war nämlich auf Grund der kompositorischen Klasse des Gesamtwerkes, den einfühlsam, melancholischen Songs und der schon damals unverkennbaren Falsettstimme von Sängerin Dolores O’Riordan (die leider dieses Jahr am 15. Januar verstarb) ein harmonische Ganzes von zeitloser Schönheit. Der träumerische Einstand mit „I Still Do“, das super-eingängige, meisterlich arrangierte „Dreams“ (an sich ein Hit), die gefühlvolle Indie-Pop-Ballade „Sunday“ oder die Single „Linger“ welche sich sukzessive ins Ohr bohrt. THE CRANBERRIES Anno 1993 waren ganz groß im ruhig-einfühlsamen Bereich zwischen Pop, Alternative/Grunge und anspruchsvolleren Indie-Tönen. Auch „How“ und das chillige „Not Sorry“ bieten feinste, abwechslungsreiche Musik.
Die Idee für die 25-Anniversary-Veröffentlichung stammt aus dem Jahr 2017, in welchem sich die Band noch zusammen mit Sängerin Dolores O’Riordan hinsetzte und das Projekt startete. Nach dem Tod ihrer Frontfrau arbeitet man weiter und präsentiert das Album nun als remasterte CD-Box. Neben dem überarbeitete Originalalbum mit seinen 12 Tracks gibt es auf der zweiten CD weitere 21 Stücke (78:26 Minuten Spielzeit) – darunter die noch als THE CRANBERRY SAW US veröffentlichte Debüt-EP, die B-Seiten der Singles sowie diverse Demos, MIxes, alternative Versionen und Outtakes. Alles in einer fett-wertigen Aufmachung. Die Limited Edition des Ganzen erweitert das Ganze dann noch auf 4 CDs (Livemitschnitt und Radio-Sessions).

DISC ONE - Original Album Remastered

1. I Still Do

2. Dreams

3. Sunday

4. Pretty

5. Waltzing Back

6. Not Sorry

7. Linger

8. Wanted

9. Still Can’t...

10. I Will Always

11. How

12. Put Me Down

 

DISC TWO - Album Outtakes

1. Íosa

2. What You Were (Demo)

3. Linger (Dave Bascombe mix)

4. How (Alternate version)

Single b-sides

5. Liar

6. What You Were

7. Reason

8. How (Radical mix)

9. Them

10. Pretty (Prêt-à-Porter movie remix)

Debut EP

11. Uncertain

12. Nothing Left At All

13. Pathetic Senses

14. Them

Early demos *

15. Dreams (Unmixed)

16. Sunday

17. Linger

18. Chrome Paint

19. Fast One

20. Shine Down

21. Dreams (Pop mix)

Everybody Else Is Doing It, So Why Can’t We?


Cover - Everybody Else Is Doing It, So Why Can’t We? Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12 + 21
Länge: 41:9 ()
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Vertrieb:
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Ultraviolet

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Der Herbst zieht ins Land und passend dazu erscheint mit „Ultraviolet“ das neue Album von POETS OF THE FALL, die Zeit ihrer bisherigen Bandgeschichte bestens dazu geeignet waren, einem diese zu leichter Wehmut verführende Jahreszeit zu versüßen. Um es gleich vorwegzunehmen: „Ultraviolet“ ist kein zweites „Carnival Of Rust“. Ein derart großartiger Wurf ist vermutlich nahezu unmöglich zu wiederholen und legt die Messlatte entsprechend zwangsläufig sehr hoch. Gleichzeitig muss aber auch gesagt werden, dass dies zu beklagen eindeutig Jammern auf sehr hohem Niveau darstellt, denn die POETS haben ein derartiges Händchen für Melodien und einen schönen Gesamtklang, dass es ihnen wahrscheinlich selbst dann nicht gelingen würde, einen schlechten Song zu schreiben, wenn man versuchen würde, sie mit vorgehaltener Waffe dazu zu zwingen. Wie also klingt „Ultraviolet“? Die rockigen E-Gitarren sind deutlich in den Hintergrund getreten und zum Teil ganz verschwunden, die Band kommt jetzt insgesamt ruhiger und poppiger daher. Nichtsdestotrotz ist die musikalische Handschrift der POETS intakt geblieben und vom ersten Ton des eingängigen Openers und Ohrschmeichlers „Dancing On Broken Glass“ unverkennbar: schöne, Band-typische Melodien und ein einzigartig warmer Gesamtklang, für den exemplarisch auch „Fool´s Paradise“ genannt werden soll. Ein wenig überraschender, dabei aber nicht weniger gelungen, präsentiert sich die erste Single „False Kings“, die sowohl vom Musikalischen als auch vom zugehörigen Video her ein gewisses James Bond-Flair verbreitet. „Standstill“ und „A Perfect World“ kommen ruhig daher, das schwelgerische „The Sweet Escape“ und „Angel“ kokettieren mit 80er-Pop-Arrangements, wobei es bei letzterem etwas weniger auch getan hätte – da hätte man ruhig mal wieder die Alternative-Gitarren rausholen können, zumal nahezu die gesamte zweite Hälfte des Albums tendenziell sehr ruhige Töne anschlägt. Man mag die rockige Seite der Band zurecht vermissen, ihre musikalische Qualität jedoch wirkt auch ohne prominente E-Gitarren. „Ultraviolet“ ist kein großes musikalisches Feuerwerk einzelner Songs, sondern als Gesamtwerk Balsam für die Seele – das CD-gewordene Äquivalent zu einer warmen, weichen Decke, in die man sich an grauen Tagen einhüllt und zu einer heißen Tasse Tee, die einen die Kälte vergessen lässt.

Ultraviolet


Cover - Ultraviolet Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 45:0 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

For The Wilder Minds

()

Mit GREYBEARDS steht eine noch recht junge schwedische Band in den Startlöchern, die sich 2012 gegründet hat, und deren Musiker allesamt erst Anfang 20 sind. So ganz grün hinter den Ohren ist das Quartett jedoch nicht mehr, denn bereits 2015 erschien mit "Longing To Fly" das Debütalbum, mit dem sich die Band im europäischen sowie sogar im chinesischen (!) Underground einen Namen machen konnte. Nun steht mit "For The Wilder Minds" der Nachfolger in den Läden, der angenehm positiv überrascht. Die Jungs klingen zu keiner Sekunde nach gecasteter Abi-Band, sondern zeigen ein feines Gespür für ausgeklügeltes Songwriting, das zwar sehr eingängig und "catchy", meinetwegen auch hin und wieder leicht schmalzig-süßlich daherkommt (speziell "Beautiful Things", "Cold December" und "Peace Of Mind"), aber zu einem hohen Maß treffsicher ist (der atmosphärische Opener "Fast Asleep", die Mitsing-Hymne "One In A Billion", das flotte "Come Undone" oder das treibende "You Struck Me"). Stilistisch kreieren GREYBEARDS dabei am Ehesten noch einen Eintopf aus den Hochzeiten des Alternative-Rocks der 90er (etwa SOUNDGARDEN, PEARL JAM zu "Ten"-Zeiten, melodischere NIRVANA), garniert mit einem Schuss flotterer, älterer HIM-Stücke ("It´s All Tears (Drown In This Love)" oder "Right Here In My Arms") und einer Prise heimischem, dreckigem Rock´n´Roll der Marke HELLACOPTERS. "For The Wilder Minds" ist daher eher nix für härter orientierte Old-School-Naturen, sondern spricht eher den moderneren Rocker an, der hier zu keiner Sekunde schlecht bedient wird und vielleicht eine Band erlebt, die demnächst deutlich größere Aufmerksamkeit bekommt.

 

 

For The Wilder Minds


Cover - For The Wilder Minds Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 40:30 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Hero

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Drei Jahre hat es gedauert bis zur Rückmeldung von TRI STATE CORNER, aber die Herren sind schließlich auch noch mit anderen musikalischen Projekten beschäftigt und alles gleichzeitig machen geht nun einmal nicht, wenn man Wert auf musikalische Qualität legt – und das tut die Band definitiv. Wer also fetten Rocksound mit Bouzouki-Klängen vermisst hat, darf sich freuen, denn mit „Hero“ steht nun der neue Silberling in den Läden. „Hero“ bildet den Abschluss einer 2011 begonnenen Album-Trilogie, die sich textlich mit der Geschichte eines Migranten in der Vergangenheit beschäftigt, der fern der Heimat sein Glück sucht – man bewegt sich also durchaus am Puls der Zeit bzw. des aktuellen Tagesgeschehens. Aber zurück zur Musik. Die ist druckvoll produziert, rockig und durchweg melodiös – die Mehrzahl der Songs geht schnell ins Ohr, fette Gitarren zusammen mit den für die Band typischen Bouzouki-Klängen ergeben eine eigene Note. Der Opener „Fortune In Lies“ kommt mit harten Riffs und rauem Gesang daher, „Tomorroland“ mit seinem flotten Bouzouki-Intro und „Daydreamer“ spielen die Melodiestärke der Band aus. Mit dem Titeltrack „Hero“ hat sich klammheimlich auch eine Ballade auf das Album geschlichen. Damit es nicht zu sentimental wird, müssen danach aber bei „Voices“ direkt wieder die E-Gitarren ran, „Breaking News“ beginnt zwar ruhiger, tritt dann aber im weiteren Verlauf aufs Gaspedal. Fazit: TRI STATE CORNER liefern mit „Hero“ erneut neues Material auf hohem Niveau und mit eigenem Sound ab.

Hero


Cover - Hero Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 40:15 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Peals

()

Gute Laune Soundtrack für die nächste sonnige Autofahrt gefällig? Wer es dabei nicht zu hart,  dafür aber eher Indie-Pop-mäßig mag der ist mit „Peals“, der dritten Scheibe der PEALS gut bedient. Die groovig-launigen Songs des Jahres 2018 haben sich noch weiter gelöst vom Punk-Pop und Classic-Rock der noch unter der Firmierung DECEMBER PEALS veröffentlichten Vorgängerplatten und laufen zwischen Alternative Rock und Rock-Pop übers Ziel. Die 11 Kompositionen der Münsteraner gehen dabei ins Ohr, setzen immer wieder mal zum Höhenflug an ohne bekanntes augenscheinlich zu kopieren. Die Songs dürfte man ruhig im Radio spielen; den verstecken brauchen sich PEALS vor der anglo-amerikanischen und skandinavischen Konkurrenz nicht. Bereits das Opener-Duo mit dem lockeren „Buildings And Savings“ und der durchaus flotten Single „Radiation Safe“ hätten Airplay verdient. Dazwischen wird es auch mal etwas ruhiger und bedächtiger ohne dabei in die kitschige Schiene zu gleiten, experimentelle Klänge werden dezent und songdienlich vertont. Wie gesagt: Gute Laune Soundtrack für die nächste sonnige Autofahrt.

Peals


Cover - Peals Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 40:21 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Outsider

()

Mit „Outsider“ stellen THREE DAYS GRACE ihr mittlerweile sechstes Album vor – und, das kann man schon mal vorwegnehmen, sie halten dabei das Niveau: druckvolle und melodiöse Klänge irgendwo zwischen Alternative und New Metal, die allesamt schnell ins Ohr gehen und sich dort festsetzen. Die erste Single „The Mountain“ ist ein gutes Aushängeschild für den Gesamtklang des Albums, „I´m An Outsider“ beginnt mit düster-tiefen Gitarren und ruft an manchen Stellen etwas Erinnerungen an die Kollegen von PAPA Roach wach. Auf „Love Me Or Leave Me“ präsentieren die Herren sich dagegen unerwartet ruhig und elektronisch, was aber durch den tiefmelancholischen Anstrich durchaus einen gewissen Reiz hat.  „Villain I´m Not“ krallt sich mit seinem mehrstimmigen Gesang ins Ohr und „Chasing The First Time“ kommt gleichermaßen heavy wie melodiös daher. Mit „The Abyss“ schließlich haben THREE DAYS GRACE noch eine düster-melancholisch-metallischere Hymne am Start, mit der das Album einen überaus gelungenen Abschluss findet. Fazit: Klasse Album, uneingeschränkte Empfehlung für Freunde rockiger bis metallischer melodiöser Klänge.

Outsider


Cover - Outsider Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 39:21 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Hiss Spun

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Irgendwo zwischen Doom Metal, Dark Rock, Gothic, Ambient, Folk und Elektronik bewegt sich CHELSEA WOLFE mit ihrem neuen Album "Hiss Spun". Erstmals übernahm nicht CHELSEA WOLFE die Produktion, sondern Kurt Ballou von der Metalcore-Band CONVERGE. Desweiteren haben sich der QUEENS OF STONE AGE-Gitarrist Troy Van Leeuwen und Aaron Turners (ISIS, OLD MAN GLOOM) an der Scheibe beteiligt. Trotzdem spielt sich "Hiss Spun" zu großen Teilen im Down-Tempo ab um dann wieder mächtig Gas zu geben und in ausgesprochen rockigen, oder gar doomig-droneigen Passagen zu gipfeln. Auf der einen Seite stehen scheinbar lockere, elektronisch geprägte Songs wie "Offering" oder "16 Psyche", auf der anderen Seite gibt es Songs mit mächtigem Aufbau, die gekonnt Black Metal-Elemente mit einfließen lassen. Auch ethnische Drums und E-Gitarren schließen sich bei Hiss Spun" nicht aus ("Static Hum") und mit "Two Spirit" ist auch ein gelungener Dark-Ambient-Folk-Song an Bord. Der Gesang von CHELSEA WOLFE wirkt fast engelsgleich, wie aus einer anderen Welt und ist (ganz wichtig!) nicht aufdringlich, noch steht er zu sehr im Vordergrund. Vielmehr bilden die vielen, vielen auf "Hiss Spun" vereinten Musikrichtungen und der ausdrucksstarke Gesang von Chelsea hier ein sehr stimmiges und interessantes Gesamtbild.

Düstere November-Stimmung ist bei CHELSA WOLFE auch dieses Mal vorprogrammiert. Fans von Bands wie MYRKUR, DARKHER und generell experimenteller, düsterer Musik machen hier wohl nichts verkehrt.

Anspieltipps: "Vex", "The Culling" und "16 Psyche".

 

 

 

 

 

Hiss Spun


Cover - Hiss Spun Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 48:10 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Móðurástin

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Selbstverständlich ist es Kalkül, eine Platte wie "Móðurástin“ im eher dunklen, sich vom wärmenden Sonnenlicht verabschiedenden Herbst zu präsentieren. Denn der musikalische Inhalt der Platte korrespondiert mit den Eindrücken und Stimmungen, die wir jetzt, in der herannahenden dunklen Jahreszeit vermehrt wahrnehmen. 

"Móðurástin“, was übersetzt Mutterliebe heißt, ist das Debüt der isländischen Zweimannband KATLA. Das sind der ehemalige SÓLSTAFIR-Schlagzeuger und Bildkünstler Guðmundur Óli Pálmason sowie Sänger und Multi-Instrumentalist Einar Thorberg Guðmundsson. Es versteht sich von selbst, dass die auch hier eingesetzte isländische Spache nicht die einzige Parallele der Ex-Band des Schlagzeugers ist. Gleichwohl präsentiert sich das Duo beeindruckend selbstbewusst und abwechslungsreich.

KATLA erlaubt sich eine gewisse Eingängigkeit, ohne auch nur den leisesten Verdacht zu erwecken, auf den Mainstream zu blicken. Die süßen, melancholischen Melodien sind das Bindemittel, die Inszenierung ist eigen und bewahrt sich eine gewisse Schroffheit.

Sphärisch, melancholisch, doomig, ohne hart zu sein, von einer einnehmenden, anmutigen Melodie getragen und rein instrumental eröffnet "Aska" das Album und weckt Erwartungen an das Kommende. Das leicht beschwörende "Hyldýpi" folgt in einer ähnlichen Stimmung, darf aber mehr Dynamik und Rock-Gene offenbaren. Der Rock bestimmt dann auch mit dem beschwingten "Nátthagi" und dem getragen-flehenden "Hvila"  die Mitte des Werkes. Wobei es KATLA gelingt, nie berechenbar oder eindeutig zu sein. Das letzte Drittel überrascht dann auch mit Black Metal (Titelsong) und dem minimalistisch instrumentierten und nahezu gesprochenen "Kul".

Wie eingangs erwähnt - der Veröffentlichungstermin passt zu diesem gelungenen Debüt, welches auch konzeptionell (sprich Artwork, Booklett) aufwändig und liebevoll daher kommt. Für alle Freunde des verfärbenden Waldes, des Duftes vermodernden Laubes und feuchter Erde, Freunde des langsamen Rückzugs der Pflanzensäfte in den Stamm der Hölzer - für Euch und alle, die AGALLOCH, ANATHEMA, ALCEST und natürlich SÓLSTAFIR mögen, ist KATLA zu empfehlen.

Móðurástin


Cover - Móðurástin Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 8
Länge: 55:11 ()
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