HATESPHERE ist eine Band, die wir bei METAL-INSIDE quasi seit den Anfängen begleitet haben und die uns gerade zu den Zeiten mit Jacob Bredahl am Mikro viel Spaß gemacht hat. In der Post-Bredahl-Phase haben die Dänen aber mit schwankender Qualität zu kämpfen, der letzte Output „To The Nines“ war zwar ok, aber auch nicht mehr. „The Great Bludgeoning“ bietet wieder mal einen neuen Sänger auf (Esben “Esse“ Hansen), dessen Stimme frappierende Ähnlichkeit mit Peter Dolving (THE HAUNTED) aufweist. Diese Ähnlichkeit gibt es aber nicht nur bei ihm, sondern im gesamten Sound des Albums und beim Riffing, stellenweie würde bei einem Blindtest niemand vermuten, dass hier nicht THE HAUNTED am Werk sind. Esse macht dabei einen guten Job und kann die Songs prägen, wenn auch etwas mehr Eigenständigkeit nicht schlecht gewesen wäre. Beim Songwriting haben HATESPHERE Licht und Schatten, worunter ja bereits „To The Nines“ litt. Starken Songs wie dem groovenden „Decayer“ und dem knackigen „Resurrect With A Vengeance“ stehen eine Handvoll mittelmäßig gelungener Nummern gegenüber, mit denen im Death/ Thrash-Bereich kein Blumentopf mehr zu gewinnen ist – der berechenbare, lahm wirkende Opener „The Killer“ sei hier exemplarisch genannt. HATESPHERE geben sich alle Mühe, aber „The Great Bludgeoning“ reicht nicht an die glorreichen alten Alben heran, auch wenn es beileibe nicht schlecht ist. Live ist das hoffentlich eine andere Geschichte, da dürften sich die guten Nummern des Albums nahtlos in die Setlist einfügen, aber als Album ist „The Great Bludgeoning“ leider nicht der Kracher, den wir uns für die Post-Bredahl-HATESPHERE so wünschen.
Die beiden MONSTER MAGNET Ableger Bob Pantella (Schlagzeug) und Jim Baglino (Bass) legen mit „Invisible Empire” ihr zweites RIOTGOD Werk vor. Konsequent wird die Stoner Rock Linie des vor gerade mal einem Jahr erschienenen guten Debüts forgeschrieben, wobei man im Vergleich die noch von alten MONSTER MAGNET Scheiben bekannten sphärischen Psychedelic Parts weiter zurückgenommen hat und noch mehr in die härtere Stonerecke schielt. Ein Song wie der fast schon lupenreine Hard Rocker „Lost” steht RIOTGOD ausgesprochen gut. Ansonsten überzeugen heavy treibende Wüstenrocker in KYUSS und FU MANCHU Manier wie „Fool“ und „Saving It Up“ und machen das Album für die Zielgruppe relevant. Die gemäßigteren Stücke wie „Gas Station Roses“ und „Loosely Bound“ muss man eher als Durchschnittware bezeichnen. Denn auch darauf, dass der Gesang bei den ruhigeren Passagen leicht schwächelt darf man hinweisen. Die Stärken von Mark Sunshine liegen in den düster-heftigen Passagen; musikalisch überzeugt „Invisible Empire” vor allem dann, wenn RIOTGOD nach vorne preschen. Hier klingt es, als wenn sich MONSTER MAGNET in ihrer End-90er Form eine70er Frischzellenkur a lá LED ZEPPELIN gegeben hätten. Mit „Invisible Empire” können Stoner-Jünger also sicher ein paar Runden drehen.
RICHARD MARX, BAD ENGLISH, JOHN WAITE, TOTO und ja - WORK OF ART fallen mir ein. Wobei WORK OF ART unter den großen Namen doch auffällt, aber mit Lars Säfsund ist der gleiche Sänger am Werk, somit erklärt sich meine Aufzählung. LIONVILLE huldigen den großen AOR-Künstlern, die ihre stärksten Zeiten in den 80ern hatten. Und das machen sie mit einer solchen Perfektion und Reinheit, hatte ich doch meine musikalische "Entjungferung" in dieser Zeit, dass mir die Augen feucht werden vor Rührung. Immer mal wieder kommen Momente im Album auf, da frage ich mich, woher kenn ich diese Nummer oder woran erinnert mich dieser Song? Alles klingt vertraut und irgendwie bekannt, es sind aber bis auf "Thunder In Your Heart" ( OHN FARNHAM) keine Coverversion auf dem Werk zu finden. Hier mal eine Pianomelodie, die an BAD ENGLISH erinnert, da mal ein leicht souliger Rythmus, der 1:1 so von TOTO stammen könnte. Und "The World Without Your Love" - eine traumhaft schöne Ballade - wurde sogar von RICHARD MARX für LIONVILLE komponiert.
Dieses Album atmet AOR in Reinkultur, inszeniert bis auf's i-Tüpfelchen. Die melodiöse und klare Stimme von Herrn Säfsund bietet die perfekte Linie, auf der die 11 AOR-Perlen aufgereiht sind. Das gefühlvolle Keyboard setzt immer mal wieder Akzente und auch die Gitarre ist vorhanden und sorgt dafür, dass die Nummern ihre Kanten haben. Mir bleibt nichts anderes übrig als diesen fast schon nostalgischen Gefühlen, die von LIONVILLE bei mir geweckt wurden, Tribut zu zollen und dieses Album als Tipp zu platzieren. Top - beide Daumen hoch! Nach den neuen Werken von WORK OF ART und SERPENTINE ein weiteres "Masterpiece" of AOR.
Wenn man SMOKEY FINGERS so hört, möchte man sie sofort auf der anderen Seite des großen Teichs verorten und nicht, wie man dann ein wenig überrascht feststellt, im guten alten Italien auf dem alten Kontinent. Bluesig angehauchter Southern Rock ist das, was einem da bei „Columbus Way“ aus den Boxen entgegenschallt, und zwar keiner, der sich zu verstecken bräuchte. Aus Songs wie „Over The Line“ und „Ride Of Love“ klingt die schwere Schwüle der Sümpfe, das mit Slide Gitarren versehene „Crazy Woman“ tritt stärker aufs Gaspedal. Mit „Born To Run“ ist dem italienischen Quartett eine sehr schöne mit Chor und Orgel unterlegte Ballade mit viel Südstaatenflair gelungen, die Gianluca Paterintis leicht rauchige Stimme gut zur Geltung bringt und bei der man unwillkürlich lange, einsame Highways vor sich sieht. Wer also schon lange mal wieder das Bedürfnis hatte, musikalisch die amerikanischen Weiten mit Sümpfen und Wüsten zu durchreisen, dem sei „Columbus Way“ ans Herz gelegt.
Für mich klingen CORRODED nach DISTURBED Light – musikalisch und auch wegen des Gesanges von Jens Westin. Im Zusammenhang mit „Exit To Transfer“ darf man das aber durchaus als Kompliment verstehen. Bei den Schweden grooved es in ähnlicher Manier wie bei oben genannter US-Größe, auch wenn CORRODED ganz klar die stärker gen Mainstream ausgerichtete Variante bevorzugen – DISTURBED meets NICKELBACK sozusagen. Auf brachiale Ausbrüche wird ebenso verzichtet wie auf unsägliche Keyboards. Dafür gibt es tief gestimmte Riffs und hart wummernden Bass im melodischen Umfeld. Dies alles dann auch noch so gekonnt hitverdächtig und mit fettem Sound versehen, dass der Nachfolger des bereits guten 2009er Outputs „Eleven Shades Of Black“ für Genrefreunde ein Kleinod darstellen könnte. „Age Of Rage“ (offizieller Song des EA Games „Battlefield Play 4 Free 2011“), „My Hollow Shell“ (von Gitarren dominiert), „The One“ (deftig und laut) und „Headstone“ (räudig, erdig) seien mal als Reinhörer anempfohlen. Warum diese wirklich gute Mixtur aus Heavy Rock und Grunge erst mit einem Jahr Verspätung hier veröffentlicht wird, kann man nach mehrmaligen Genuss der Scheibe so was von gar nicht nachvollziehen. CORRODED - „Exit To Transfer“ - gute Laune Mucke mit Groove und Biss.
AIRBAG setzen mit „All Rights Removed” den beim Debüt eingeschlagenen Weg des atmosphärischen Prog-Rock unbeirrt fort. Das Quintett aus Norwegen zielt auf Entspannung und „sich fallen lassen” - angedunkelter und melancholischer Neo-Prog in sechs, zum Teil überlangen Kompositionen. Ob vorsätzlich unspektakulär oder fehlende Finesse, das ist sicher Ansichtssache. Wunderbar melodische Ansätze verlieren sich gewollt in sphärischen Instrumentalparts – wer Aufregendes sucht, findet dies auf „All Rights Removed” nicht. AIRBAG liefern also Schönes aus vergangenen Tagen. Als typisch sei das knapp 9-minütige „Never Coming Home“ zum Reinschnuppern empfohlen. Freunde ruhigerer Töne im PINK FLOYD, RPWL, ANATHEMA und PORCUPINE TREE Umfeld dürften mit dem Album wohl was anzufangen wissen, Man hätte sich zuweilen aber doch etwas mehr Abwechslung gewünscht – so ist es zu den genannten Größen noch ein wenig hin.