Black Metal Bands, die mit einem weißen Cover gehören auf jeden Fall nicht zum Einheitsbrei... oder doch? Auf jeden Fall gehören sie nicht zu den Dingen, die einem jedem Tag begegnen und wenn die Band diese CD dann noch in den renommierten Tico-Tico Studios in Finnland aufgenommen hat und von Mika Jussila mastern lässt ist zumindest eine saubere Produktion zu erwarten. Und THYRANE´s zweites Werk klingt auch sehr druckvoll und die Songs können obwohl ich sie nicht grade als innovativ bezeichnen würde durchaus begeistern. Die 3(!) Finnen spielen Black Metal, der man ganz gut in der Ecke um COVENANT (oder auch THE KOVENANT) ansiedeln könnte. Die Gitarren stehen bei "The Spirit Of Rebellion" klar im Vordergrund, Keyboards bilden seichte Klangteppiche ohne Bombast, der Gesang ist röchelnd tief gekreischt bis hin zu unheimlich gehaucht aber muss sich ebenso wie Bass und Keyboards meist im Hintergrund halten um die klaren und handwerklich sehr ordentlichen Gitarren nicht zu stören. Die Gitarren bilden die mitreissende und rhythmisch packende Basis, auf der die Musik von THYRANE steht und das Album müssen sich alle Freunde von Black Metal der Marke Geprügel meets Keyboard meets Groove mal reinziehen! Lediglich die Drums könnten die Begeisterung mindern, da sie mal wieder ein Computer herhalten musste - doch die unaufdringliche Programmierung passt perfekt zum Gesamtbild auch wenn sie einem Vergleich mit THE KOVENANTS Hellhammer sicher nicht standhält.
Der Apfel fällt nicht weit vom Baum, und so ist es einfach zu erraten, welche Musik eine Band spielt, in der Matt Howden (SOL VICTUS) Gastvocals beisteuert. Richtig, PILORI verfolgen auf ´...And When The Twilight´s Gone" den schon beim Vorgängeralbum eingeschlagenen Weg und zelebrieren Neo Folk mit Einflüssen aus der Klassik. Beim Grossteil der Songs dominiert ein Keyboard das Bild - eine einfache Melodie spielend, nicht primitiv sondern eben nur nicht sehr ausgefallen - das klingen soll, wie ein Orchester. Klar das das ganze nicht so ganz klappt, aber immerhin nervt das Tasteninstrument nicht und zerstört auch nicht die von der Sängerin Marion Urbach und teilweise den männlichen Vocals aufgebaute düstere und beschwörende Stimmung, es fehlt einfach die klangliche Tiefe eines echten Orchesters. Neben den Keybaords kommen noch Akkustikgitarren und echte Streicher dazu, um die Musik von PILORI zu dem zu machen, was sie ist: ´...And When The Twilight´s Gone" ist nicht schlecht und schafft es auch, eine altertümliche Atmosphäre zu kreieren, die nicht nur aus Klischees besteht, allerdings bietet das Album nichts wirklich neues! Wer auf ruhigen Neo Folk steht, kann reinhören, alle anderen werden wohl kein Gefallen an PILORI finden.
"Stille Wasser sind tief"....das bewiesen mir Yom Kippur heute mit ihrem Debüt-Album "See". Dabei sind die vier Jungs gar nicht still, wie sich herrausstellen sollte....Dachte ich noch beim Einsehen der mitgeschickten Fotos: "hmmm die sehen irgendwie aus, wie nette Jungs von nebenan", wurde ich schon bei den ersten Tönen von "See" eines Besseren belehrt. Soviel Aggressivität und Wut, gemischt mit krachendem Gitarrensound rissen mich fast von der Couch. Ist das vielleicht der Grund, warum Yom Kippur scho so viele Preise auf Nachwuchswettbewerben einkassierten? Dachte die Jury etwa: "Wenn wir denen den Preis nicht zugestehen, ziehen wir wahrscheinlich die ganze Wut der vier auf uns? Aber mal im Ernst. "Yom Kippur" sind wirklich gut. Die Musik strotzt nur so vor freigelassenen Emotionen und machen "See" somit zu einem Hörgenuss der Sonderklasse. Erwähnenswert ist auch noch das Multimedia-Special, bei dem sich die Band reichlich Mühe gegeben hat. Unter anderem finden sich hier ein lustige Spielchen wie "Grab-Jan-Toe", Bandinfo, Videomitschnitte der Vorausscheidung des "SWF 3 Nachwuchsfestivals" und vieles mehr. Ich sage nur: Weiter so!
Pünklich zum neuen Jahr erscheint auch die neueste CD der österreichischen Gothic/Electro Vorzeigeband L´AME IMMORTELLE mit ihrem Album "Dann Habe Ich Umsonst Gelebt". Und die Band hat das Jahr genutzt, ihre Musik klingt reifer und wirkt durchdachter als noch auf "Wenn Der Letzte Schatten Fällt". Ein Rezept findet man bei der Band schon seit jeher: Die Kombination von tollen Melodien und harten tanzbaren Elektrorythmen, vorgetragen von entweder männlichen rauhen Vocals aus Thomas Munde oder die weichen Engelstöne aus Sonja Goldkehlchen. Die Band erzeugt auch hier weiderum Lieder, die einfach ins Ohr gehen und garantiert sind wieder ein paar Songs dabei, die die Tanzflächen füllen werden, obwohl auf der letzten CD mehr Anwärter für diese Aufgabe waren. Eigentlich bleibt alles beim alten, manchmal klingt die neue CD ausgereifter, wirklich innovatives gibt es nicht, es gibt einfach schöne Lieder mit tanzbaren Rythmen... und mal ehrlich, was will man denn mehr? Mit einer neuen Version von "Life Will Never Be The Same Again", bei der Sean Brennan (LONDON AFTER MIDNIGHT) zusammen mit Sonja singt schließt eine gute CD mit dem besten Stücke von L´AME IMMORTELLE bisher geschrieben haben.
"Artificial" war eine der wenigen Scheiben, der letzten Zeit, die ich mir sofort ganz angehört habe und nach dem ersten Konsumieren dieser amerikanischen Band musste ich mir die CD gleich noch mal zu Gemüte führen. Eigentlich ist es wahrlich nichts weltbewegendes was GOD MODULE geschaffen haben, genau genommen ist es ziemlich einfache EBM... aber die Musik knallt derart gnadenlos und stampfend aus den Boxen, dass die Beine sofort mitzucken und man sich auch von Zeit zu Zeit beim mitsummen der eingängigen Melodien ertappt, und genau das ist es was man von EBM erwartet. Sehr heftige Bässe unterstützt durch geflüsterte Vocals, düstere Keyboards, stampfende, manchmal sehr technoide Rhythmen im Mid-Tempo Berreich und die schon erwähnten Melodien machen die CD zu einer Bereicherung eines jeden "Tanzabends". Industrialliebhaber kommen nicht wirklich auf ihre Kosten, denn obwohl die Band recht viele Samples benutzt so stehen doch Tanzbarkeit und melodiöse Tracks klar im Vordergrund vor komplexen Arrengements und Lärmattacken - allerdings verstehen GOD MODULE ihr Handwerk und somit bleibt zu hoffen, dass Lieder wie "Illusion" oder "Devine Seperation" öfter in den schwarzen Tanztempeln der Republik zu vernehmen sein werden!