Äußerst kreativ ein Folk Album „Folka“ zu nennen, aber der Name soll hier mal nicht stören, davon bekommt man ja beim Hören einer CD bekanntlich nur selten etwas mit. Die Schweden KALABRA begegnen mir mit ihrem Album „Folka“ hier zum ersten Mal und vom Hocker haut mich ihre Musik wahrlich nicht. Keine Frage, grade Ulrika Boden, verantwortlich für Gesang und Flöte (nacheinander, nicht auf einmal versteht sich) kann voll und ganz überzeugen, ihre Stimme wird unbeschwert und leicht und erinnert mich an die Frontfrau ihrer Landsleute GARMANA, die Texte in schwedisch tun ein übriges den Gesang interessant zu machen. Ansonsten sind die spannenden Momente auf der CD rar gesäht, und ich tue mich auch schwer einen Song besonders hervorzuheben. Melodien die im Ohr bleiben sucht man vergebens und dass obwohl die Musik ansonsten nicht wirklich schwere Kost ist. Ziemlich traditionell wirkende Folk Melodien mit leichtem Jazzeinfluss, ein bisschen poppigen Parts und vereinzelten leisen E Gitarren und Drums – so in etwa könnte man die Musik KALABRA´s umreißen. Und auch wenn sich das jetzt vielleicht so anhört als wäre die Mischung recht moderner Natur so muss ich auch diese Hoffnung im Keim ersticken, denn die altertümlichen Instrumente und Folk Melodien nehmen sicherlich 80% der Musik ein und bilden nicht wie bei zum Beispiel bei GARMANA eine gleichberechtigte Einheit aus alt und neu. Mag sein dass die CD nach etlichen Hördurchläufen an Tiefe gewinnt, mag sein dass die Band im Folk Bereich eine Kapazität ist, dafür kenne ich mir hier zu wenig aus, ich würde den einzelnen Musikern und KALABRA im Allgemeinen aber keine außergewöhnliche Leistung mit „Folka“ attestieren.
Da ist der Tag also endlich gekommen, der lange erwartete, oder zumindest in einigen Medien und vom Label als lange erwartet propagierte „World Domination Day“, der Tag an dem das neue Album des mittlerweile auch nicht mehr ganz neuen Enfant Terribles der Musikszene erschienen ist. Manson ist vergessen, es lebe SLIPKNOT. Der Band, der ihr Image mindestens so wichtig zu sein scheint wie ihre Musik, die Band die es auf ihre Visitenkarte geschrieben hat, immer wieder stinksaure Fans auf Festivals zu haben, weil sie Auftritte kurzfristig grundlos canceln, diejenigen die ihre Gesichter immer unter Masken verstecken, diejenigen die bei manchen der kleinen 14 jährigen Bravolesern wie die härten Papa Roach erscheinen, diejenigen die aber ohne Zweifel mit ihrem letzten Album „Slipknot“ eine in der Form selten da gewesene Granate gezündet haben. „Wait And Bleed“, der alternative Clubknaller überhaupt, ein Ohrwurm, aggressiv und rausgerotzt, unglaublich frech von einer so jungen Band einen solchen gnadenlosen Song zu machen. Und eins vorweg: Ein zweites „Wait And Bleed“ suche ich auch „Iowa“ noch. Und dann noch Album nach einem Bundesstaat zu benennen, so was geht auch nur in Amerika, stellt euch nur mal vor die Farmer Boys nennen ihr neues Album „Baden-Würtemberg“... SLIPKNOT beginnen „Iowa“ sehr hart, „People=Shit“ ist schon in Death Metal Gefilde tendierendes Gebolze und Gebrülle, bis es dann vom typischen SLIPKNOT Gröhlgesang und reichlich Groove wieder auf den Pfad der besseren Hörbarkeit gebracht wird. Sehr brutaler Song, klare Aussage, definitiv kein Song für die MTV-Generation! „Iowa“ ist insgesamt härter geworden als ihr Erstling, diese Härte äußert sich aber nicht unbedingt in noch heftigeren Gitarren oder fieseren Drums, vielmehr schaffen sie es hier, die aggressive Atmosphäre über die gesamte Dauer der CD aufrecht zu erhalten. Und doch gibt es immer wieder Stellen die mich an eine Katze erinnern... erst lieb um die Füße streichen, schnurren und im nächsten Moment ohne jede ersichtliche Motivation in den Finger beißen... So ähnliche halten es die 9 Chaoten auch, in einigen Songs überraschen einen fast schon brave Melodien die dann im nächsten Moment wieder in Grund und Boden gebrüllt, getrommelt oder gespielt werden. „Iowa“ ist ausgereifter als „Slipknot“, chaotisch sind sie geblieben, die Songs haben mehr Melodien, aber ein Überhit fehlt aber leider. An einigen Stellen werden sie auch richtig düster und die Drums verleihen einigen Songs schon fast einen mystischen Touch der v.a. dann richtig wirkt, wenn Sänger Corey mal die Klappe hält und versucht richtig zu singen statt immer nur zu schreien, mit dem 14 (!!) minütigem Titelsong „Iowa“ endet der zweite Streich der Amis. Und grade der Song macht Lust auf mehr, baut sich ganz langsam auf, atmosphärische Samples treffen hier auf besagt mystisches Drumming, ein schleppend düsteres Ende eines guten Albums, das auch optisch mit einem glänzend silbernen Coverartwork und Pergamentpapierbooklet was hermacht.
Rudy Ratzinger, langhaariger Electromaniac aus deutschen Landen. Falsch verstanden, verschmäht, verachtet in den einen Kreisen, gelobt, gefeiert und bewundert in den anderen... Nachdem im letzten Jahr nach einem Labelwechsel sämtliche Alben in neuem Outfit mit neuen Booklets erschienen sind, gibt es ab Anfang Oktober nun auch endlich das neue, fünfte Studioalbum "Wreath Of Barbs" auf die Ohren des wartenden schwarzen Tanzvolks. Ohne auf jeden Song im einzelnen eingehen zu wollen, verdienen es doch ein paar Tracks gesondert betrachtet zu werden. "Opening The Gates Of Hell" eröffnet standes- und erwartungsgemäß diesen Silberling, härtester Song auf der CD, ziemlich roh, ziemlich derb und tanzbar, :W: wie man sie kennt. "Deliverance" wird die erste Singleauskopplung sein, weise gewählt, wenn auch nicht ganz so hart wie der erste Song so zielt dieser Song ganz klar auf die Tanzflächenklientel und dafür sind Maxis im Alternative Bereich ja auch in erster Linie gedacht. Und dann wird er ziemlich ruhig und brav dieser Herr Ratzinger, ausgerechnet den Titelsong "Wreath Of Barbs" könnte man bei leicht gehässiger Betrachtung fast als Schmuseelectro abtun, die Vocals nicht industrialmäßig verzerrt aggressiv sondern computerisiert a la PC Speaker Sound. Getragene Rhythmen und eine schöne Melodie, die perfekte Einleitung zum interessantesten Song "Dr. Thodt", der ebenfalls nur durch unterschwellige Aggression Spannung aufbaut und ausschließlich mit cleanen weiblichen Vocals unterlegt ist - Potentieller Clubknaller durch seinen tanzbaren Rhythmus! Düsterer Song der nicht zuletzt durch den Titel kalt und unheimlich wirkt. Diese ersten vier Tracks zeigen ganz gut den Weg den WUMPSCUT mit seinem neuen Album beschreitet: Mehr Melodien, nicht mehr ganz so rau und harsch wie früher aber sehr tanzbar. An vielen Stellen weibliche Vocals, die Texte fast ohne Ausnahme in englischer Sprache und als letzten Song gibt’s einen Remix des Kirlian Camera Songs "Eclipse" - keine völlig überraschende CD und insgesamt wird diese CD nicht mehr so stark polarisiern und schocken wie es einige Vorgänger vielleicht getan haben. :W: waren und bleiben gut, "Wreath Of Barbs" ist jedoch ein Schritt Richtung EBM/Industrial/Electro "Mainstream".
HOVEN DROVEN sind Schweden. Wenn ich’s nicht besser wüsste, hätte ich ja gesagt das müssen Finnen sein, weil dort oben eh 95% der Bands mindestens ein Rad ab haben. Folk Metal soll es sein was sie machen, Volksmusik trifft meiner Meinung den Kern ihrer Musik aber eigentlich besser. Und nur weil das eben schwedische Volksmusik ist wird das auch nicht sehr viel kultiger als deutsche Humpahumpatätärä Volksmusik. So beginnt also die CD, zwei sehr ruhige Songs, alle Songs mit rein akustischer Instrumentierung, auf der ganzen CD findet sich übrigens auch kein Gesang. Und auch wenn beim dritten Song etwas mehr Drive in die ganze Sache kommt und ihre Musik jetzt einen leichten Country Einschlag abkriegt so nervt die Musik doch mehr als sie mir Begeisterungsstürme abringen kann. In gewisser Weise auf eine ganz eigene Weise in Maßen faszinierend weil man solche Musik eben nicht alle Tage hört, von Folk Metal ist „Hippa“ aber so weit entfernt wie Slayer von Volksmusik. Wer auf langsame akustische Mucke mit Geigen, Flöten, Percussions, Saxophon etc. steht kann mal ein Ohr riskieren. Aber sagt nicht ich hätte euch nicht gewarnt. Die 5 beherrschen ihre Instrumente allerdings zweifellos und vor einem Kaminfeuer im verschneiten Schweden würde ich mir das vielleicht sogar auch reinziehen.
Fünf Jahre sind seit dem letzten Album ("Changes") vergangen und derzeit hält sich bereits seit Tagen mit "Straight Hearted Ones" das jüngste Werk der deutschen Formation SHEELA (= Schutzgöttin der inneren Reise " .....hilft die richtigen Entscheidungen zu treffen und dabei seinem intuitiven Wissen zu vertrauen") äußerst hartnäckig in meinem CD-Player. Man kann wirklich sagen SHEELA haben hier ein kleines Meisterstück des modernen Heavyrocks (kein Numetal!) abgeliefert. Charakteristisch für diese Musik ist ein ausgeprägtes Riffing (mal mächtig knallhart dann wieder relaxt) mit wunderbaren Melodien als Grundidee sowie einprägsame Hooks in Verbindung mit mehrstimmigem Chorgesang der Extraklasse. Gesangstechnisch sind alle Bandmitglieder (auch der neue Drummer) daran beteiligt. Äußerst experientierfreudig wurde die ohnehin schon knackige und grandiose Produktion noch mit vielen Stereoeffekten, stimmlichen Verfremdungen und anderen Spielereien zusätzlich verfeinert. Trotz dieser Soundbasteleien wirkt das ganze weder aufgesetzt noch irgendwie überladen. Es klingt einfach nur sehr gut. Getreu nach dem obigen "Motto" ihrer Göttin will es der Fünfer aus Südhessen mit dieser dritten CD "Straight Hearted Ones" jetzt richtig wissen, denn bisher müssen sich SHEELA ihre Brötchen noch hauptsächlich mit normalen Jobs verdienen. SHEELA bestehen derzeit aus Reiner Backe (Bass), Andreas Keppler (Voice), Christian Mosel (Guitar), Markus Teske (Keys) und Jacky Voutay (Drums) und haben seit 1990 schon diverse Line-Up Wechsel hinter sich gebracht. Neben einigen Europatourneen mit u.a. Saga, Nazareth, Fates Warning oder Poison (USA) spielten die Jungs jetzt auch schon zweimal beim größten Motorradtreffen der Welt in Sturgis u.a. waren dort über 600.000 Harley Fahrer zugegen. Selten sind so viele musikalische Ausprägungen des Rocks beginnend von ganz normalem (Mainstream) Rock mit etwas poppigen Anleihen über Heavy ("Lightyears") bis hin sogar zu progressiven Tönen kombiniert worden, um dann in einer Art Symbiose zu einem ganz frischen neuen Sound zusammen zu finden. Die ausgefeilten Arrangements und der spitzenmäßige Gesang ergeben ein nahezu perfektes Gesamtbild. In eine der beliebten "Schubladen" läßt sich SHEELA stilistisch auf jeden Fall nicht einordnen. Auf solche Ideen muß man erst einmal kommen: Bei "Power" (sollte ursprünglich mal ein reines Cover des Dancefloorprojektes SNAP werden) wurde noch ein zweiter Klassiker dieser völlig anderen Musikrichtung mitverwurstelt "Everybody dance now", von den Ursprungssongs ist dann eigentlich nicht mehr viel übrig geblieben - es ergab einen selbständigen neuen Song. Ständigen Wechsel zwischen eher mainstreamigeren Rocktracks ("Again now") und heftigeren ja richtig aggressiven Nummern bei "The Focus" gibt’s u.a. fette Gitarrenwände in bester Rammsteinmanier. Die atmosphärische progressive gehaltene Halbballade "The Truth" läßt sofort wehmütige Erinnerungen an Queensryche aufkommen, mit der beste Song dieses Albums (es darf zukünftig ruhig noch mehr in dieser Richtung geben!). Reichlich Double Bass und tief herabgestimmte Gitarren folgen dann bei dem sehr epischen "Cut off". Man spürt bei jeder Note, daß hier einfach Musiker am Werk sind, die alles drauf haben und handwerklich keinerlei Wünsche offen lassen. Trotz dieser vielen Einzelheiten wirkt die ganze CD immer noch locker und entspannt, halt mit dem gewissen Spaßfaktor. Diese Qualitäten bringen SHEELA vor allem live bestens rüber, was die vielen Tourneen und Auftritte nachhaltig unterstreichen. Ansonsten ist der Schlußtrack "Born to be wild" zwar schon ein etwas abgenudelter Song aber die "moderne" SHEELA Version holt noch etwas mehr Power aus Stück. Es sollte noch kurz erwähnt werden, daß SAGA einen größeren Eindruck bei SHEELA hinterlassen haben bzw. auch eine Art Vorbild sind z.B. für den Keyboarder M.. Teske. Auf jeden Fall ist Saga-Voice Michael Saddler gleich bei zwei Nummern "Can’t find my way home" (Steve Winwood Cover aber hier viel besser!) und bei "Feed your Heart" (Solo) im Einsatz. Auch der Titeltrack "Straight heartet ones" hat gewollt einen Sagatouch bekommen. Im direkten Vergleich haben SHEELA aber grundsätzlich einen etwas volumigeren Sound als die Kanadier. Außerdem soll hier nicht der falsche Eindruck entstehen, daß die CD nur wegen dieser Einflüsse so gut wäre. So jetzt hab‘ ich wiedermal sehr viel geschrieben aber die Band hat’s einfach verdient! Genauso wäre es SHEELA zu wünschen, endlich einem breiteren Publikum bekannt zu werden sowie endlich auch einen großen Plattendeal an Land zu ziehen - das Potential für eine größere Karriere ist allemal vorhanden.