Soso, Helge Schneider war also eines der wichtigsten Kriterien, BENEATH FLOWERS zu gründen, das macht bei einer Gothic/Death/Doom Metal-Band schon richtig Sinn und Hoffnung auf finstere, mitreißende Klänge. Ok, Scherz beiseite! Das Quintett aus deutschen Landen stilistisch einzuordnen, fällt wirklich nicht leicht, denn die Band bedient sich bei mehreren düsteren Genres, ohne allerdings angestrengt zusammen geschustert zu klingen. Die drei Stücke auf "To Dispel" tragen sowohl die Handschrift ganz alter PARADISE LOST, als auch von PRIMORDIAL, MY DYING BRIDE oder SWALLOW THE SUN, was aber nur ein ungefährer Wegweiser sein soll, in welche Richtungen sich BENEATH FLOWERS offen halten. Sehr auffällig sind der (allerdings irgendwie leicht ausdruckslose - was auch den größten Kritikpunkt darstellt) Wechselgesang von Stefan Banz, der zwischen Growls, Kreischen und cleanen Parts schlüssig wechselt und die eingestreuten Akustik-Parts, die besonders beim Stück "Bed To Worse" (geiles Ende!) ihre volle Kraft entfalten. Auch der zwar etwas dumpfe, aber im Ganzen passable Sound geht für eine Eigenproduktion in Ordnung, was "To Dispel" für aufgeschlossene Düsterfans mehr als interessant machen dürfte. Wenn sich die Band, gerade im gesanglichen Bereich, noch ein wenig steigert, dann gibt´s beim nächsten Mal vielleicht schon den "Tipp"!
ALABAMA THUNDERPUSSY haben sich für ihren neuen Longplayer ordentlich Zeit gelassen, allerdings mussten sie auch den neuen Mann am Mikro in die Band integrieren. Kyle Thomas (EXHORDER, FLOODGATE) war die Mühe aber wert, was der Kerl auf "Open Fire" abliefert, ist eine verdammt reife Leistung, durch die der Sound härter, dreckiger und metallischer wird. Natürlich ist den Südstaatlern ein eingängiges Riff wichtiger als alles andere ? und die bekommt der Hörer auf "Open Fire" am laufenden Meter. Die Scheibe ist eine erdige Rockscheibe, die irgendwo zwischen Metal und Stoner Rock zu finden ist und sich für Parties bestens eignet. "Valor" rockt ohne Ende und kann mit MAIDEN-lastigen Gitarren punkten, während der nachfolgende Titelsong ein zusammengestückelter Haufen Krach ist, der sich so gar nicht im Ohr festsetzen will. Der bleibt aber nicht der einzige schwache Song, auch das biedere "Brave The Rain" und das in eine ähnliche Kerbe schlagende "Words Of The Dying Men" sind bestenfalls Durchschnitt. Die guten Songs, neben den oben erwähnten noch "The Beggar" und die Hymne "A Dreamers Fortune", reißen aber viel raus und lassen die Scheibe zu einem guten Gesamtergebnis kommen. Alte Fans sollten aber vorher in die Songs hören, um sich mit Kyles Gesang vertraut zu machen.
Von der Insel und Ihrer ortsansässigen Presse ist man ja so manches gewohnt. Alle Nase lang entdeckt die Musikjournallie da drüben z.B. "Das nächste große Ding" - und dabei urteilen die Fachkräfte mit beeindruckender Konstanz dann mindestens zwei Meter fuffzich an der Realität vorbei. Im Falle von STORMZONE jedoch hat sich wohl kein britischer Schreiberling sonderlich weit aus dem Fenster gelehnt - und genau deshalb muss ich jetzt mal eine Lanze für eine Band brechen, die mit großer Wahrscheinlichkeit und völlig unverdient übersehen werden wird. STORMZONE sind in der Lage, begeisternden, oft sogar mitreißenden Hardrock der alten Schule zu spielen. Das mögen Manche für antiquiert und überflüssig halten - ich find´s im Falle der Iren völlig geil, denn "Caught In The Act" strotzt vor guten Songs und vor allem Spielfreude. Das alleine genügt schon völlig, da kann man auch mal drüber hinwegblicken, dass Bandname und Cover eher irritieren - schließlich sind das hier keine Rhapsody-Clones. Das Quintett bewegt sich mit seinem Debüt stattdessen musikalisch im Fahrwasser (und gelegentlich sogar auf Augenhöhe!) von Whitesnake, Thin Lizzy und Konsorten. Diesen Retro-Gourmethappen sollten Melodic-Freunde anchecken!
OCTOBER FILE geben mit den drei Tracks der EP einen ersten Eindruck des neuen Albums, dass noch dieses Frühjahr erscheinen soll. Netterweise ist die EP komplett auf der MySpace-Seite der Engländer zu finden, so dass sich jeder für lau die Ohren freipusten lassen kann. Wie schon beim letzten Album verstehen es die Inselheinis meisterlich, in guter alter MINISTRY-Manier gnadenlos eingängige Riffs immer wieder und wieder zu schrubben, das Ganze in eine klinische Produktion zu verpacken und mit psychopathischen Gesang zu veredeln. Jeder der drei Tracks kommt einem Panzer gleich, der den Hörer mit voller Fahrt überrollt, und das mehrmals. Das Faszinierende dabei ist: man findet es geil! OCTOBER FILE haben ein irre hypnotische Wirkung, mit der sich die Tracks im Hirn festsetzen, da kann man einfach nicht wiederstehen und setzt sich dem Panzer immer wieder aus. Heftig, geil, ich will mehr!
New Metal ist schon eine merkwürdige Bezeichnung, so ausgenudelt wie das Genre mittlerweile ist. Und neu ist da schon lange nichts mehr. TENSIDE haben sich davon abschrecken lassen und einfach munter losgelegt, ohne sich um Vergangenes oder Kommenden Gedanken zu machen. "My Personal War" als Ergebnis ist eine kleine Zeitreise in die seligen Glanztage von KORN, LIMP BIZKIT und wie sie alle heißen. "World Of Misery" ist, trotz des unpassenden Titels, der perfekte Beweis und ein heißer Kandidate für jeden Club-Sampler, so viel Groove, Gefühl und Gitarren kann kaum jemand widerstehen, der in Zappelbuden auf der Tanzfläche zu finden ist. "Wanne Be Alone?" klingt vorher dermaßen nach LIMP BIZKIT, dass Sänger Daniel die Fred Durst-Gedächtnis-Cap am Band verliehen wird. Immerhin bringt das folgende "You Get What You Deserve" einen deutlich härteren Einschlag mit und brettert anständig aus den Boxen. Das soll jetzt aber nicht negativ klingen, denn TENSIDE haben eine ziemlich gute New Metal-Scheibe aus dem Hut gezaubert, die mit einem arschgeilen Sound ausgestattet wurde und ein Dutzend abwechslungsreicher Songs hat, die jedem Kind der Neunziger vor Verzückung (oder aus einem Nostalgie-Flashback heraus) die Tränen in die Augen treiben wird. Nur neu ist daran nichts, aber das hatten wir ja schon.
CAPTAIN MURPHY kommen aus Stockholm und gehören zu jenem wohl unerschöpflichen Reservoir nordischer Bands welche zur Zeit mit Rock´n´Roll unterschiedlichster Prägung und Retroscheiben den Markt überschwemmen. Dabei wird, das vorneweg, auch "Human Cannonball" nur für eine begrenzte Fanschar relevant sein. Zwar eröffnete das Quartett in ihrer schwedischen Heimat schon für Rotz´n´Roll Größen wie den Hellacopters, Gluecifer und den Backyard Babies, wer jetzt aber entsprechende Mucke erwartet, wird erst mal enttäuscht werden. CAPTAIN MURPHY liegen nämlich irgendwo zwischen Bands wie Cream und den Beatles (und einen kleinen Schuss Stones). Durch und durch Retro - und das nicht nur mit Cover, Songs und Look, sondern bis hin zu einem etwas altertümlichen Sound. Neben den Standardingredienzien des Retro kommen noch Saxophon (wie auch bei den beiden besten Songs "I Belong To The Girls" und "Lost Little Chrissi") und ein paar verspielte Elemente hinzu, dann zwischendurch mal was partytaugliches und dazu noch die obligatorischen Ballade ("Space Is A Cold And Lonely Place", auch gelungen). Auffällig, CAPTAIN MURPHY hat dann seine stärksten Momente, wenn sie einen leicht Pop angehauchten Psychedelic-Touch in die Kompositionen legen (wie bei den o.g. Songs, oder auch "Stuzie"). Live dürfte das Ganze mit einer entsprechenden PA sicher ganz gut kommen, aus der Konserve ist es mit der Zeit schon ein wenig ermüdend. Und die Sache mit dem Hidden-Track, auch wenn der ganz locker daherkommt, hat ja nun mittlerweile einen echten Bart. Wohl nur für jene, die wirklich tief in den 70ern sind, eine runde Sache.
Tja, also irgendwie bin ich kurz davor, das Review meines Kollegen Lars K. zum Vorgänger "Lamento Ostinato" weitestgehend zu übernehmen, denn die meisten der dort erwähnten Eigenschaften treffen auch auf den neuesten Streich von EPHEMERA´S PARTY, "All The Machines", zu. Die Band vermischt hauptsächlich modernen Groove Rock mit Thrash Metal und wirkt auch auf mich sehr farblos. Die angesprochenen progressiven Parts äußern sich aber eher in unkoordiniertem Aneinanderreihen von Ideen, was eher von Verwirrung, denn von hochklassigen Songwriting-Künsten zeugt. Nicht ganz überein stimme ich mit meinem Kollegen aber, was den Gesang von Thomas Rosenmerkel betrifft: der Mann hat zwar eine kräftige, kernige Stimme, wirkt aber über weite Strecken gepresst und gedrosselt. Auch seine vereinzelten Versuche, in höhere Regionen vorzudringen, scheitern im Ansatz. Ansonsten kann man nicht wirklich behaupten, dass "All The Machines" ein schlechtes Album ist, aber es rauscht durch die Ohren, ohne eine Spur zu hinterlassen, woran auch die matte, dumpfe Produktion nicht ganz unbeteiligt zu sein scheint. Auch nach dem fünften Durchlauf erinnert man sich zwar bei jedem Song, ihn schon mal gehört zu haben, aber spätestens nach dem Ende der CD weiß man davon nix mehr. So wird es das Quintett nicht schaffen, dem Durchschnittsmief zu entweichen!
Eine Band, die sich über das Internet gefunden hat, ist in Zeiten von MySpace und Konsorten nicht mehr sonderlich ungewöhnlich, auch wenn EMMURE darauf bestehen, schon vor dem Web 2.0-Boom zusammegekommen zu sein (2003, um genau zu sein). Egal wie, wann und wo sie sich gefunden haben, sie haben Victory Records überzeugen können, ihr Debütalbum "Goodbye To The Gallows" zu veröffentlichen, was angesichts des düsteren Sounds beachtlich ist. Auffällig sind die vielschichtigen Vocals, in die viel Arbeit investiert wurde, als Beispiel dafür ist "You Got A Henna Tattoo That Said Forever" perfekt: von aggressiv über bedrohlich zu nackter Verzweiflung reicht des Spektrum des Sängers, der von einer gnadenlosen Soundwand im Herauslassen seines Seelenschmerzes unterstützt wird. Großes Postcore-Tennis! Mit den etablierten Bands wie CULT OF LUNA, ISIS oder NEUROSIS sind EMMURE aber nur bedingt zu vergleichen, da der Sound der Newcomer heftiger ist und öfetr von metallischen Attack aufgebrochen wird. Nichtsdestotrotz ist der Silberling eine geballte Ladung apokalyptischer Wut in musikalischer Verpackung. Unberechenbar, gnadenlos, komplex - einfach großartig!