Dudelsack, Violine und harter Rock, und alles ohne Mittelalter - das haben sich VOLKSTROTT mit ihrer ersten CD nach zwei Eigenproduktionen auf die Fahne geschrieben. Sie orientieren sich dabei sich an Bands wie Fiddler’s Green, natürlich lassen auch In Extremo, Subway To Sally und Co. grüßen, von Tanzwut mischt sogar Selbfried mit der Bombarde mit ("Zu schön"). Allerdings: Sie erreichen ihre Einflüsse nicht im Geringsten, die deutschen Texte grenzen an Holzhammer-Didaktik, vor allem die stete Wiederholung des Refrains (wie auf dem "Maskenball") zerren echt an den nerven. Zudem ist der Gesang viel zu sauber, wirkt dadurch irgendwie keimfrei, ist also weit entfernt von Härte, erinnert immer wieder an NDW-Bands wie Ideal oder eifert plump Deutschen Härtnern unter Vermeidung des rollenden "R"s nach. Und dazu klöppelt das Schlagzeug bestenfalls knochentrocken. Was ja nicht so schlimm wäre, wenn die Songs irgendwie stimmig klängen. Aber auch sie wirken stets zu bemüht, die Mischung aus Folk und Härte macht einen arg aufgesetzten Eindruck. Daran kann auch das lobenswerte Experiment des Deutsch-Türkischen Gesang beim "Scherbentanz" nichts ändern. Live soll’s ja doll sein, die Scheibe aber taugt trotz professioneller Aufmachung eher als Döner-Teller.
Die Babes sagen, es ginge um seltsame Kreaturen, die Männer und Frauen in die Feenwelten locken wollen. Ich wette, dass das klappt. Denn erstens sehen die acht Damen so toll aus, dass ein jeder ihnen alles glaubt und mitgeht. Und zweitens verzaubern die Mädels einen tatsächlich mit ihren spärlich begleiteten Gesängen. Das fünfte Studio-Album (2005 bereits im Ausland erschienen) des auf acht Mitglieder geschrumpften britischen Chores liegt zwischen Folk und mittelalterlicher Klassik, versprüht geradezu zauberhaften, wenn auch unglaublich ruhigen Charme. Robin Hood und seine Freunde hätte aus vielen Gründen ihre Freude an der Band gehabt, zur Begleitung der nächsten Sherwood-Verfilmung sollten die Damen unbedingt verpflichtet werden. Die Mädels verwenden viele Sprachen und Dialekte (Latein, mittelalterliches Englisch, Gälisch, Schwedisch, Schottisch, Italienisch und Kornisch) und noch mehr Instrumente (Flöten, Harfen, Zithern, Trommeln, Akustik-Gitarren, Percussions, Violinen, Celli, Trompeten und anderes). Aber am beeindruckensten kommt tatsächlich der vornehmlich sanfte Gesang der Elfen - die eine enorme Bandbreite abdecken, vornehmlich traurig und melancholisch, aber eben auch locker und traumhaft. Das ist sicherlich keine Scheibe zum Rumflippen, aber, wer mal Entspannen will, wer sich fallen lassen möchte, der ist hier absolut gut bedient. Kleiner Anspieltipp zum Eingewöhnen: Die durch SIMON&GARFUNKEL bekannt gewordene Ballade, das englische Traditional "Scarborogh Fayre". Echt eine schöne Scheibe, Poesie für die Ohren - Yeah, Baebies, Yeah!
THE FALL OF EVERY SEASON aus dem norwegischen Trondheim ist mitnichten eine richtige Band, sondern das Ein-Mann-Projekt von Marius Strand, der laut meines Infos seine Musik nach dem Zerfall der Doomrock-Band NYCTANTHOUS auf ein höheres Level hieven wollte. Nach zwei vorausgegangenen Releases, dem nur über das Internet verbreiteten "Her Withering Petals" und einem Demo namens "Neglected´s Motif", erscheint nun "From Below", auf dem Herr Strand alles (Gitarren, Bass, Drums, Piano, Programming, Gesang) komplett selbst übernommen hat. Und ganz objektiv und technisch steht ihm die Rolle des Allrounders nicht schlecht zu Gesicht, allerdings offenbart solch eine Arbeitsweise in den meisten Fällen Schwächen, weil es eben keine Einflüsse von außen gibt. Diesen Umstand hört man "From Beyond" auch deutlich an, da das gesamte Album ohne große Höhepunkte dahinplätschert. Sehr ruhige Parts mit cleanem, zerbrechlichem Gesang und zumeist Funeral Doom-artige, zähe Riffpassagen mit ultratiefen Growls geben sich die Klinke in die Hand, aber die fünf Stücke wirken dabei sehr steril, irgendwie leblos und auch nicht wirklich düster, sondern eher einschläfernd. Vergleicht man das Album etwa mit dem stilistisch sehr nahe kommenden neuen Werk "Hope" der Finnen SWALLOW THE SUN, so merkt man THE FALL OF EVERY SEASON seine konzeptionelle und songwriterische Eingeschränktheit deutlich an. Auf der "Myspace"-Seite der "Band" werden zuhauf ultrapositive Kritiken aufgefahren, und es scheint, als ob viele Kollegen "From Below" nur mit einer Beule in der Hose hören, aber so ganz nachvollziehbar ist das für mich nicht. Vielleicht habe ich gerade nur zu wenig Doom-Kraut durch den Ansaugtrakt gezogen…
Ich kann die Begeisterung, die unsere ehemalige Mitarbeiterin Cora für den Vorgänger dieses Albums übrig hatte, durchaus nachvollziehen, auch wenn mich "Mirror Of Creation 2-Genesis II" (einmal auf "Teil 2" hinzuweisen hätte genügt!) nicht ganz so sehr aus den Latschen haut wie der erste Teil die Dame des Hauses. Seit der Veröffentlichung des Vorgängers vor vier Jahren sind gleich drei Leute in der Band ersetzt worden, darunter auch Sänger Peter Webel, dessen Job nun Martin LeMar übernommen hat. TOMORROWS EVE orientieren sich anscheinend nicht nur in Sachen "Konzeptwerke mit Fortsetzung" an QUEENSRYCHE, sondern auch musikalisch kann man einige Parallelen ziehen. Die vertrackten, bisweilen leicht bombastischen und hymnischen Songs erinnern stark an das "Operation Mindcrime"-Gesamtwerk, wobei man qualitativ durchaus an dessen längst nicht so starken zweiten Teil anknüpfen kann. Auch gesanglich ist hier alles im grünen Bereich, denn Neuzugang Martin klingt in etwa wie eine rauere, "dreckigere" Variante von Geoff Tate und drückt den zwölf Kompositionen seinen eigenen Stempel auf. Nur leider halten nicht alle Stücke das hohe Level des erstklassigen Openers "Amnesia", des epischen "Not From This World" oder des melodischen Stampfers "Distant Murmurs", wobei "Mirror Of Creation 2-Genesis II" jedoch am Besten als Gesamtwerk und am Stück genossen funktioniert, was einige schwächere Kompositionen ein wenig auffängt. Insgesamt kann man die zwar wirklich gute, aber nicht überragende Scheibe allen Fans bekannter Prog-Größen wie DREAM THEATER, FATES WARNING und natürlich QUEENSRYCHE zumindest problemlos zum Antesten empfehlen. Herb enttäuscht dürfte aus dieser Zielgruppe niemand sein.
Die Band HOLY HELL könnte dem einen oder anderen ein Begriff sein, und zwar von der letzten Manowartour, in deren Vorprogramm HOLY HELL auftraten. Verwundern sollte dies niemand. Ist die Band doch ein Protegé von Mr. Joey DeMaio (welcher zusammen mit dem Rhapsody Of Fire-Anhang Manoel Starpoli die Songs geschrieben hat) und an den Drums gibt es ein Wiedersehen mit ex-Manowar Schlagzeuger Rhino. Das HOLY HELL etwas "gänzlich Neues und Unerwartetes" sind, wie das Management behauptet kann ich allerdings nicht nachvollziehen. Die 4-Track-Single "Apocalypse" bietet Gothic Metal in gut bewährter Manier, d.h. opernhafter Gesang, harte Metalriffs und symphonische Elemente, welche aber nicht überbetont werden. So startet die Single "Apocalypse" mit Orgelklängen, klaren weiblichen Vocals (Maria Breon) und gehörig Bombast - dem Song darf mit in der heutigen Zeit schon etwas Hitpotential zusprechen. Der vermetalisierte Musicalsong "Phantom Of The Opera" ist dann ganz stark Geschmacksache - love it or hate it - Aufmerksamkeit erzeugt er auf jeden Fall. Es ist eine Live-Aufnahme - und sollte diese ohne Nachbearbeitung den Weg auf die Single gefunden haben, spricht das für Livequalitäten des Sextetts. Live aufgezeichnet wurde das im Duett mit (wem schon) Eric Adams auf dem "Masters Of Rock Festival" in 2005. Die von Pianoklängen getragene ganz gut rüberkommende Powerballade "Resurrection" und das epische, aber eher nach Standard klingende "Last Vision" vervollständigen den Appetizer. Dazu gibt es noch ein "Electronic Press Kit" mit Videoschnipsel und Interviewparts und das Video des Liveauftrittes zu "Phantom Of The Opera". Für Fans von Nightwish & Co. durchaus eine interessante Sache und Manowar-Jünger dürften das Teil sowieso bereits notiert haben.
Klammert man die wieder erstarkten CANDLEMASS und die sich im Moment irgendwie in der Schwebe befindlichen COUNT RAVEN aus, dann sind die Italiener THUNDERSTORM zurzeit die beste aktive traditionelle Doom-Band neben den Texanern SOLITUDE AETURNUS. Und wenn ich die beiden neuen Werke dieser Bands miteinander vergleiche, dann haben THUNDERSTORM sogar einen Tick die Nase vorn, weil "As We Die Alone" etwas einprägsamer und weniger sperrig ist, aber ebenfalls mit grandiosen Doom-Hymnen glänzt, auch wenn Fabio "Thunder" Bellan nicht die gesangliche Intensität eines Rob Lowe erreicht. Egal, wie man so einen Vergleich für sich selbst ausgehen lässt; Gewinner ist jedem Fall der Fan, der mit dem nunmehr vierten Album der Italiener wieder mal rein gar nix falsch macht - im Gegenteil! Auf "As We Die Alone" gehen THUNDERSTORM einen Schritt zurück in Richtung ihres überragenden "Witchunter Tales"-Albums und klingen insgesamt wieder epischer als noch auf dem etwas "stonigeren" "Faithless Soul". Dabei schießt das Trio wieder Hammersongs aus der Hüfte und dürfte jeden Doomer zum Kochen bringen: der geniale Opener "Hawking Radiation" dürfte demnächst jede Physiker-Party bereichern, das flotte "Death Rides On The Highway" verursacht bei zu viel Konsum Nackenschmerzen, das relaxte Epos "I Wait" eignet sich perfekt für die Doom-Zigarre im Sonnenuntergang, mit "L" werden 70er-Jahre-LSD-Träume heraufbeschworen, das überlange "S.L.O.W. macht seinem Namen alle Ehre, das vertrackte "The Mad Monk" zeigt die Band noch einmal sehr vielschichtig, und mit "Voodoo Child (Slight Return)" haben Fabio, Omar und Attilio wieder eine erstklassige Coverversion (Jimi Hendrix) am Start, die noch mehr überzeugt als "In-A-Gadda-Da-Vida" vom letzten Album. Besser kann man es in diesem Genre einmal mehr kaum machen. Keine Ahnung, wo das bei THUNDERSTORM noch hinführen soll…
Mit ihrem Erstling "Black Roses" konnten THE DOGMA vor knapp einem Jahr gehörig abräumen - und das mit orchestral ausgerichtetem Metal welcher erschwerend noch das Manko mit sich tragen musste, aus Italien zu stammen (nicht nur nach dem damaligen WM-Halbfinale eine Bürde). Ähnlich gelagert gibt sich auch das zweite Album des Quintetts. Traditioneller Heavy Metal (dafür schwärmt Gitarrist Cosimo Binetti), mit Keyboards und symphonischen Elementen versehen und mit Gothic- und Progambiente (wohl der Einfluss des Sängers Daniele Santori) versetzt. Allerdings erscheinen die zwölf Songs (und ein Intro) etwas weniger episch und symphonisch als auf dem Debüt (mit Ausnahmen), sondern kommen rauer aus den Boxen - die Kompositionen sind puristischer gehalten ohne natürlich auf genannte Trademarks zu verzichten. Dazu durfte noch Xandria Frontfrau Lisa Middelhauve beim straighten und das Album eröffnenden Titeltrack "A Good Day To Die" und beim rhythmischen Midtempo-Rocker "Angel In Cage" mitwirken. Die angedachte Rockhymne "In The Name Of Rock" wurde laut Band auf der gemeinsamen Tour mit Lordi verfasst - der Zusammenhang ist beim Achtzigerlastigen-Refrain und der Bridge deutlich herauszuhören - zu eingängig, geht so. Ganz anderes Kaliber ist dagegen der Song "Bitches Street", guter Gesang, schnelles Tempo. Das Teil macht Laune. Ähnlich gelungen: "She Falls On The Grave" (mit Nightwish-mäßigen Chören, tanzflächentauglicher Midtemposong) und das harte "Back From Hell". Emotional der letzte Song des Albums. Die schöne Ballade "Christine Closed her Eyes" ist einem Fan der Band gewidmet, welche eine zeitlang e-mails mit Gedichten schickte, was irgendwann plötzlich endeten. Nachforschung ergaben, dass Christine an Depressionen litt und Selbstmord begangen habe. Nachdenkliches Ende ohne Metal einer guten Scheibe. Für den standesgemäß klaren Sound sorgte wie bereits beim Vorgänger Siggi Bemm (Tiamat, Samael, The Gathering) in den Hagener "Woodhouse Studios". Ansonsten ist alles beim alten; THE DOGMA bleiben sich treu. Nur der Bassist (Andrea "Masso" Massetti) ist neu. THE DOGMA liefern also mit "A Good Day To Die” eine solide Nummer zwei ab, mit welcher man die Fans mehr als zufrieden stellt und das Level des Überraschungsdebüt durchaus hält. Auf dem Niveau darf man sich ruhig weiterbewegen.
Was machen eigentlich FEAR FACTORY gerade? Raymond Herrera ist mit seiner Videospiel-Geschichte ausgelastet und vom Rest hört man nix mehr. Hoffentlich sitzen die im Proberaum und hören sich die ganzen Bands an, die sie beeinflusst haben und schreiben dabei neue Songs. PARITY BOOT gehören zu dieser Garde junger Bands, die mit "Demanufacture" aufwuchs und sich irgendwann entschloss, den Vorbildern nachzueifern. Dazu noch MESHUGGAH und SYL als Einflüsse angegeben und gut ist (PITCHSHIFTER fehlen leider). Das selbstbetitelte Demo zeigt die Band in den vier Songs auf dem richtigen Weg: Stakkato-Riffs, kalte Atmosphäre, (abgesehen vom ersten Song) stimmige Keyboard-Arbeit und ein kleiner Burton am Mikro. Die Songs sind eingängig und druckvoll, besonders "All Is Grey" kann voll überzeugen. PARITY BOOT sind auf dem richtigen Weg und haben mit diesen sieben Songs schon mal einen guten Start hingelegt, mit dem sie selbst auf der anderen Seite des großen Teichs Fans gewinnen würden. Und wer weiß, vielleicht touren sie ja mal mit FEAR FACTORY? Cool wär’ das…
MAZE OF TORMENT hatten schon mit ihrer "Hammers Of Mayhem"-Scheibe ihren Death-Anteil runter- und den Thrash-Anteil hochgefahren, konnten damit aber keinen Blumentopf gewinnen. Am mittelmäßigen Songwriting krankt auch ihr neues Werk, "Hidden Cruelty". Die zehn Songs können zwar mit ordentlichen Thrash-Riffs und viel Groove punkten, klingen aber samt und sonders zu austauschbar. Ein Eindruck, zu dem auch der immer gleiche Gröhlgesang beiträgt, der im Vergleich zum Vorgänger eine Liga schlechter geworden ist. So quält man sich durch etwas mehr als eine halbe Stunde und fragt sich hinterher, warum mittelmäßiger Kram wie diese Scheibe veröffentlicht wird, während tausend vielversprechendere Bands ohne Deal dastehen.