Schweden, Black Metal und auf dem Weg zur „destruction of the Christian beliefs” – klar soweit? Da passt eine Tour mit SETHERIAL wie die Faust aufs satanische Auge. VEMOTH haben null Anspruch auf Originalität, machen ihre Sache aber trotzdem gut. Schön am alten Black Metal Marke frühe MARDUK, NAGLFAR oder eben SETHERIAL orientiert knüppeln sich VEMOTH durch die Songs, mit dem richtigen Gespür für melodische Parts (in denen besonders die Gitarren glänzen) und auf-die-Fresse-Attacken. Die vier Schweden haben einfach den Dreh raus, wann welcher Part kommen muss, wie lang er dauern darf und schaffen es zudem noch, die neun Songs bei aller stilistischen Limitierung abwechslungsreich zu halten. Zudem ist die Produktion erste Sahne und die handwerkliche Leistung der Musiker sehr gut, allen voran der Herr am Mikro. „The Upcoming End“ ist ein gelungenes Beispiel für eine Innovationsarme aber trotzdem gelungene Black Metal-Platte. Saubere Leistung!
HEIRS haben sich von einem Soloprojekt zu einer kompletten Band entwickelt, ein Sänger findet sich aber nicht im Line-Up. „Alchera“ ist eine reine Instrumentalplatte, die von James Plotkin (ISIS) aufgenommen und mit einem eindrucksvoll guten Sound versehen wurde. Gerade mal sechs Songs hat das Quartett geschrieben, die es aber auf mehr als 40 Minuten Spielzeit bringen und so Zeit zur Entfaltung kriegen, wie der Opener „Plague Asphyx“ beweist, der mit hypnotisierender Wucht beeindruckt. Das ist in den nachfolgenden Songs nicht anders, bis hin zum abschließenden „Russia“ konzentrieren HEIRS sich darauf, dichtie Klangteppiche zu weben, die mal schwarz und mal weiß sind – immer wieder finden sich positiv stimmende Parts, die der düsteren Grundstimmung entgegenwirken. „Alchera“ ist trotzdem keine leicht verdauliche Platte, wer mit GODFLESH, SUNN O))) und ähnlichen Kalibern warm wird, ist bei HEIRS genau richtig. „Alchera“ ist ein intensiver Einstand, den es zudem auf der Label-Website als Gratisdownload gibt.
MAGNUM sind für viele Fans melodischen Hard Rocks noch immer das Maß aller Dinge – um so mehr, als man in 2004 mit „Brand New Morning“ (das zweite Album nach der Reunion) eine richtig starke Wiedergeburt erleben durfte und mit der 2007er-Scheibe „Princess Alice And The Broken Arrow“ für viel Furore sorgte. Nun gibt es mit „Into The Valley Of The Moonking” neuen Stoff der englischen Veteranen. Und das Album bietet genau jenes, auf was die Fans der Band schwören: melodisch hymnischen Rockmusik, wunderbar ausgereiftes Zusammenspiel von Keyboard und Gitarre (Mark Stanway und Tony Clarkin) und dazu Bob Catley’s unverwechselbar schöner Gesang. Auch klar das man sich nicht mit den Überfliegern der Anfangsjahre messen kann – wir haben 2009. Diese Scheibe braucht etwas bis man mit ihr warm wird – ein sofortiges „das isses“ (wie beim oben genannten Vorgänger) bietet „Into The Valley Of The Moonking” definitiv nicht. Und obwohl das Werk mit der Zeit viele gewohnt geniale Momente offenbart, scheinen MAGNUM darunter zu leiden mal wieder etwas die Handbremse angezogen zu haben – die irgendwie schon mal gehörten Ballade „A Face In The Crowd" und „Time To Cross That River" (dem Song hätte ein wenig mehr Härte gut getan) fallen darunter; und auch über den etwas ungewöhnlich Opener „Cry To Yourself“ (fast schon Pop mit Beatles-Bezug) kann man sicher streiten. Als einzelner Song durchaus gut, vermittelt er nicht gerade den besten Einstieg in das Album. Subjektiv gut dagegen der zwar einfach gestrickte aber recht flotte und eingängige Retro-Rocker „All My Bridges“, das als „Wings Of Heaven“-Hommage angelegte großartige Epos „The Moon King” und das sich dramatisch steigernde und emotionale „If I Ever Lose My Mind”. Das finale „Blood On Your Barbed Wire Thorns“ kommt dann mit gewollt / ungewollten AC/DC-Feeling daher und rockt gewaltig. Dazu ein Album-Cover mit detaillierten Querverweisen das einen ja fast schon zum Vinyl zwingt. Gut! Aber den überragenden Vorgänger, das beste MAGNUM-Werk seit den glorreichen 80er kann „Into The Valley Of The Moonking“ trotzdem nicht toppen. Dafür haben sich zwischendurch halt doch nicht ganz so zwingende Kompositionen eingeschlichen. Aber selbst so sind MAGNUM der Konkurrenz immer noch weit voraus und für Melodic-Rock-Freunde weiterhin unverzichtbar.
Japaner, die sich am englischen Idiom versuchen, sind meistens unfreiwillig witizg. Das gilt auch für Musiker, wir erinnern und an BALZAC oder BATHTUB SHITTER. MERRY umschiffen diese Klippe, indem sie einfach in ihrer Landessprache singen, was als Bonus einen mächtig exotischen Flair in den Krachmatensound bringt. Ganz dicht sind die Herren eh nicht, ist ja aber auch von Japanern nicht anders zu erwarten, und so ist „Under-World“ eine Mischung aus MR. BUNGLE, SYSTEM OF A DOWN, ELÄKELÄISET und Punk. Gleichermaßen eingängig wie sperrig, gleichermaßen poppig wie krachig-brutal, aber immer total bekloppt. Ganz so, als hätten sich die Herren nicht wirklich um Songwriting gekümmert, sondern im Studio einfach eingespielt, was ihnen in den Sinn kommt. Immerhin hören sie alle zur gleichen Zeit auf, ist doch schon mal ein Anfang. Spaß macht der Genuss von „Under-World“ auf jeden Fall, etwas Offenheit in Sachen Musik vorausgesetzt. Wer das hat, wird mit dieser Scheibe warm werden.
FIREBIRD-Kopf Bill Steer ist mit CARCASS anscheinend nicht voll ausgelastet und hat mit seinen zwei FIREBIRD-Mitstreitern eine neue Scheibe eingespielt, die mit einem zwischen langweilig und schlicht schwankenden Artwork veredelt wurde. Wie gehabt gibt es bei FIREBIRD 70er Jahre Rock, der charmant roh klingt und von Anfang bis Ende rockt, die Jungs hatten da wohl derbe Bock auf ein paar authentische Rocknummern. Manche Songs sind dabei eher ausladend, während „Jack The Lad“ knackig-kurz in zwei Minuten runtergerissen wird. Die Produktion ist recht leise ausgefallen, gerade die Instrumente sind zu oft zu weit im Hintergrund, was in wenig Durchschlagskraft resultiert. Jetzt sind FIREBIRD keine Band, die auf brutalen Sound setzt, aber etwas mehr Gitarenpower wäre trotzdem wünschenswert. Beim Songwriting zeigen sich Mr. Steer und Co. etwas limitierter als noch beim Vorgänger, viele der Songs ähneln sich und versprühen nicht so viel Charme wie von FIREBIRD gewohnt, was am Ende eine solide Platte ergibt, die aber im Vergleich zum Band-eigenen Katalog wie auch den Originalen aber weiter hinten anzusiedeln ist. „Grand Union“ ist ok, mehr aber auch nicht.
BURY YOUR DEAD waren bisher ein Garant für Metalcore – vielleicht nicht immer den persönlichen Geschmack treffend, aber mit ihrem Stil durchaus erfolgreich. „It’s Nothing Personal“ beginnt kraftvoll, inklusive feinem Wutbrockengesang. Aber nach 30 Sekunden gibt es die große Überraschung: cleane Vocals, die unterlegt sind mit Standard-Metal-Riffing. Was soll das sein? Scheinbar haben BURY YOUR DEAD die Nase voll vom bisher gefahrenen Kurs und sich eine neue Strecke gesucht. Klar, clean gesungene Passagen gab es vorher auch schon, aber das neue Album setzt sehr stark darauf, was zusammen mit den poppigen Refrainstrukturen und dem Metal-Riffing in Richtung New Metal geht, Core ist da nicht mehr viel drin. „Lakota“ ist in seiner Aggressivität und Kürze wohl noch ein Überbleibsel aus alten Zeiten, das belanglose „The Forgotten“ oder das peinliche Rocknümmerchen „Without You“ geben die Richtung vor – und die geht klar hin zum massenkompatiblen New Metal. Mehr SLIPKNOT als HATEBREED, mehr SEVENDUST als TERROR. Wenn die Band damit glücklich wird, ist das schön, aber alte Fans brauchen die Scheibe nicht, während die neue Zielgruppe angesichts der nur mittelmäßig spannenden Songs sicher nicht in Euphorie verfallen wird. Spannend bleibt immerhin die Frage, wohin der Weg BURY YOUR DEAD führen und wie erfolgreich sie mit „It’s Nothing Personal“ sein werden.
KICKBACK hatten Anfang der 90er einige coole Scheiben veröffentlicht, aber aus irgendeinem Grund nie den großen Durchbruch geschafft, wie das für Pioniere oft das Schicksal ist. Dabei haben sie mit metallischem Hardcore und einem krassen Image das vorweggenommen, was zehn Jahre später der große Trend wurde und bis heute ist. Nach einigen Jahren Pause sind die Franzosen wieder da und machen schnell klar, dass sie sich nicht verändert haben. „I hate you, motherfucker” am Ende von „The Audience Is The Target” ist da exemplarisch: KICKBACK sind fies, böse und gemein und haben kein bisschen Aggressivität eingebüßt. „No Surrender“ ist ein Wubrocken, der alten INTEGRITY oder MODERN LIFE IS WAR nichts nachsteht und HATEBREED wie eine Bande Schuljungen aussehen lässt. Der heisere Gesang passt perfekt und lässt Texte raus, die tiefschwarz den Zustand der Gesellschaft aufzeigen. KICKBACK sind nichts für die Hardcore-Blumenkinder, das war schon immer so und bleibt auch mit „No Surrender“ so. Wer dagegen mit verstörenden Texten und metallisch angehauchten Songs was anfangen kann, ist hier genau richtig.