LAST BEAUTIFUL JUNE aus Thüringen berufen sich, wie so viele Bands der scheinbar endlich abebbenden Metalcore-Welle, auf die großen Vorbilder AT THE GATES, was man “Welcome To The Crisis” sofort anhört. Zwar tauchen auch NAPALM DEATH, SLAYER oder GEHENNA bei den Favoriten des Quintetts auf, doch hauptsächlich die Mischung aus rasender Härte und eingängigen Melodien spricht Bände. Mit weichgespültem Emo-Zeug haben die Jungs demnach wenig am Hut, denn die fünf Songs (plus Intro) dieses Demos ballern gnadenlos durch die Boxen, auch wenn der Sound tatsächlich nur Demo-Niveau erreicht und arg dumpf daherkommt. Frontmann Thomas geht dafür als echter Brüllwürfel durch, der alles in Grund und Boden kotzt und Vorschlaghämmer wie „Resurrected“ oder „Per Aspera Ad Astra“ ebenso fies und räudig tönen lässt wie die ebenfalls nichts anbrennen lassende Gitarrenfraktion Robby und Björn. Wer sich mal wieder Metalcore ohne Kompromisse und mit einer Prise Grind und Straßenkötercharme geben will, sollte „Welcome To The Crisis“ auf der „Myspace“-Seite der Band anchecken. Bis auf die etwas schwächliche Produktion ein echt hörenswertes Teil!
Mein werter Kollege Knacki hat das Review der Vorgängerscheibe „Scars Incomplete“ seinerzeit mit den Worten „Mit IN SLUMBER macht man nichts falsch.“ geschlossen, denen man prinzipiell nix hinzufügen muss. Aber Butterbrot macht auch satt und ist keine Gourmetkost. So ähnlich verhält es sich mit dem Ösi-Quintett, das auch auf „Arcane Divine Subspecies“ eine ordentliche Portion melodischen Todesbleis mit einem Schuss Metalcore serviert. Wäre diese Mischung in den letzten Jahren nicht bis zum Drehzahlbegrenzer ausgereizt worden, könnte man dem Album sicher einen Tick offener gegenüberstehen, aber alles, was hier aufgefahren wird, hat man so oder ähnlich schon x mal besser, mitreißender und intensiver zu hören bekommen. Namen wie THE HAUNTED, BLEEDING THROUGH, HEAVEN SHALL BURN oder auch CALIBAN schießen einem durch die Rübe, die aber allesamt – den persönlichen Geschmack mal ausgeklammert – in einer anderen Liga zocken. IN SLUMBER gehören zu den Bands, die eigentlich wirklich nichts falsch machen, spielerisch absolut in Ordnung sind und auch mit einem fetten Sound daher kommen (Ziggy und Tue Madsen waren für den Mix und das Mastering zuständig). Aber genau dieses ganze Kalkül und diese Berechenbarkeit machen „Arcane Divine Subspecies“ zu einem gnadenlosen Nummer-sicher-Werk, das genau so viel Spannung, Eigenständigkeit und Unvorhersehbarkeit bietet wie die 387. RTL-Daily-Soap. Nach mehreren Durchläufen will sich auch kein einziger Song als echter Anspieltipp herauskristallisieren, was die Jungs fernab des akustischen Verpackungsmaterials als gnadenlose Songwriting-Luftpumpen enttarnt. Stimmt: mit IN SLUMBER macht man nix falsch, aber man kann sich auch aussagekräftigeren Truppen zuwenden… da spricht es Bände, dass sich die Combo, wie im Booklet zu sehen ist, anscheinend nicht mal Schuhe leisten kann.
Ein gar interessantes Demo haben die Schweizer Wölkchen („Zirrus“ und „Kumulus“ sind Wolkenformen, die jedoch auch beide mit „C“ beginnen können) hier zurechtgebogen. Gerade erst im Winter 2008 gegründet, hat das Quintett aus Luzern beachtliche sechs Songs in Windeseile fertig gestellt, die sich irgendwo zwischen Metalcore und Melodic Death Metal bewegen. Das mag in der heutigen Zeit erstmal keinen mehr vom Hocker reißen, denn schlechte Bands aus dieser Richtung gibt es ja mittlerweile zuhauf, doch ZIRRUS machen einen echt guten Job, auch wenn der Originalitätspreis meilenweit an ihnen vorbeischrammen dürfte. Da stört es auch nicht weiter, dass der Song „The Bench“ am Anfang den „Fade In“-Effekt von SUBWAY TO SALLY´s „Henkersbraut“ auffährt und später DESTRUCTION´s „Curse The Gods“-Riff verwurstet, denn am Ende entschädigt das mit coolen Chören versehene „Astronauts“ diese kleinen Ausrutscher. Auch die restlichen Songs mögen zwar (allein schon aufgrund der doch sehr demohaften, matten Produktion) nicht als Meisterwerke durchgehen, enttäuschen aber auch nicht. ZIRRUS können Genre-Freunde also ruhig mal anchecken, denn den üblichen „Och nee, schon wieder Metalcore…!“-Schock hatte zumindest ich beim Hören nicht, und das will schon was heißen…
Ich war sehr neugierig, als ich dieses Debüt eines Quintetts aus Neuseeland in den Fingern hielt. Die optisch sehr schöne Aufmachung (Booklet mit abgedruckten Gemälden historischer Seeschlachten mit gewaltigen Segelschiffen, dazu ein passendes Cover-Artwork) ließ mich zumindest musikalisch und thematisch (immerhin deutet dies auch der Albumtitel an) etwas Düsteres im Stil der letzten Platten von AHAB oder GEIST erwarten, die ja ähnliche Konzepte mit finsterem Seemannsgarn auffahren. Aber Pustekuchen! CD rein, was kommt? Metalcore! Echt nicht mehr feierlich, wie inzwischen versucht wird, diese ausgelutschte Mucke an den Mann zu bringen! Und IN DREAD RESPONSE sind nicht mal sonderlich toll – sie agieren nur etwas bombastischer und ausladender (gerne auch mit Longtracks und ein paar Keyboards – wie etwa in „Concrete Sanctuary“, einem der stärkeren Songs des Werks) als ihre Kollegen aus der zweiten und dritten Reihe. Statt atmosphärischem Albtraumtheater bekommt man Abgehangenes von IN FLAMES, SOILWORK, AT THE GATES und Ihr-wisst-schon. Richtig fesseln vermag „From The Oceanic Graves“ zu keiner Sekunde, weil man hier wieder mal das Gefühl nicht losbekommt, alles schon mal woanders wesentlich geiler gehört zu haben. Schimpft ruhig weiterhin auf Genre-Kings wie CALIBAN, MAROON, HEAVEN SHALL BURN und Co., aber die können es wenigstens; IN DREAD RESPONSE zum Beispiel nicht. Schade, denn dieses Album wird seiner wirklich schönen Verpackung bei Weitem nicht gerecht!
Soweit ich mich erinnern kann, hat der höllisch lachhafte Pseudo-Contest “Wacken Metal Battle” noch nie eine ansatzweise gute Band hervorgebracht, sondern meist nur Truppen, die „zufällig“ gerade einen angesagten Stil spielen, der den abstimmenden Kids gefällt. Im Fall von THE FADING ist das nicht groß anders, auch wenn man den Israelis unterstellen kann, zumindest im instrumentalen Bereich echt gute Arbeit zu leisten. Die Mischung aus Melodic Death Metal und Metalcore kommt ziemlich knackig daher, die Soli und Riffs überzeugen mühelos, dennoch outet sich „In Sin We´ll Find Salvation“ nach dem ersten „Aha-Effekt“, der auch durch den fetten Sound zusätzlich angeheizt wird, jedoch spätestens nach dem dritten Durchlauf als derbe Mogelpackung, denn auf dem ganzen Album findet sich kein einziger Song, der auch nur ansatzweise im Ohr kleben bleibt. Man nehme nicht unbedingt die besten Momente von Bands wie SOILWORK, IN FLAMES, AT THE GATES, HEAVEN SHALL BURN oder CALIBAN, rühre sie durch, setze eine Bollerproduktion oben drauf, und fertig ist die Retortenband, die von den überrumpelten Kiddies zum Newcomer des Jahres gekrönt wird. Auch wenn Stücke wie „The Sin Collector“ oder das mit Quoten-Piano-Intro versehene „Beyond Perfection“ ganz objektiv gut gespielte Stücke mit einer gesunden Mischung aus Härte und Melodie sind, kommt man nicht umhin, „In Sin We´ll Find Salvation“ als sterile, seelenlose „Auf-Nummer-Sicher“-Platte abzuhaken, die, ähnlich wie die Erzeugnisse von SONIC SYNDICATE; BLOWJOB FOR A COWBOY oder HACKNEYED, Fragen aufwirft, in wie weit sich die metallische Konsumentenschaft noch von den Mainstream-Anhängern unterscheidet. Und auch in Israel findet man todsicher viele deutlich interessantere Bands als THE FADING…
Mit ihrem letzten Album „Maniacal“ lieferten die New Yorker SWORN ENEMY ein wirklich hörenswertes Scheibchen ab, das sich stilistisch irgendwo in der gemeinsamen Schnittmenge aus Hardcore, Metalcore und einem Schuss Melodic Death Metal befand. Lediglich die immer wieder durchschimmernde Beliebigkeit des Songmaterials sorgte, wie schon auf den Alben zuvor, für einen leichten Dämpfer, obwohl diese Band (außer einigen hurrapatriotischen Ausflügen in den Texten) eigentlich nie etwas falsch gemacht hat. Und genauso verhält es sich auch mit „Total World Domination“: das Album dürfte die pogende Gemeinde zufrieden stellen, niemanden ernsthaft enttäuschen, aber auch keine Jubelstürme entfachen. SWORN ENEMY sind ganz gute Musiker, die wieder mal eine ganz hörenswerte Platte veröffentlicht haben – nicht mehr, aber auch nicht weniger. Stilistisch halbwegs verwandte Bands wie THE HAUNTED, HEAVEN SHALL BURN oder NEAERA werden den New Yorkern immer mehrere Schritte voraus sein, da sie eben nicht diesen Hauch von Banalität mit sich herumtragen. Songs wie „Sell My Soul“, „Run For Shelter“, „Still Hating“ oder die ganz coole BLOOD FOR BLOOD-Coverversion “All Fucked Up” machen durchaus Spaß, besitzen aber nicht dieses gewisse Etwas, das eine Band wirklich groß macht. Ich weiß nicht, wie ich es anders ausdrücken soll… wer eine handwerklich gut umgesetzte Scheibe mit passablen Songs, aber auch mit einem großen Schuss Beliebigkeit auf hohem Niveau sucht, wird hier fündig, wie auch bei den Vorgängeralben.
Ob man heutzutage noch Debüts von Bands braucht, die eine Mischung aus Melodic Death Metal und Metalcore spielen, sei mal dahingestellt. 2005 war diese Welle noch in vollem Gange, so dass „A Deceitful Calm“ quasi mit leichter Verspätung erscheint. Vielleicht kommt die Scheibe aber auch genau richtig, denn inzwischen hat sich in diesem Genre die Spreu vom Weizen getrennt, und Bands wie die Schweden UNDIVINE könnten sogar wieder Gehör finden. Das Album wäre zu Hochzeiten des Trends vermutlich untergegangen, und so kommt die Kombination aus Gitarrenorgien der Marke AT THE GATES und ruppiger Attitüde wieder etwas frischer daher, wobei UNDIVINE eindeutig zu den talentierteren Vertretern der Zunft gehören. Ihr Gespür für Dynamik und ordentlich nach vorne peitschende Songs ist jedenfalls beachtlich, auch wenn auf „A Deceitful Calm“ noch keine überragenden Hymnen dargeboten werden. Aber das komplette Album bewegt sich auf einem konstant hohen Niveau, und echte Ausfälle sucht man ebenso vergebens. Nur das letzte Tüpfelchen auf dem „I“ fehlt eben noch, dann sind UNDIVINE zumindest für meine Begriffe ein heißer „Tipp“-Kandidat. Falls die Jungs auf ihrem nächsten Werk noch mehr bärenstarke Stücke wie das mit zynischem Kathedralen-Sound unterlegte „Catholic“ (geiler Text!) darbieten, gibt´s unsere roten vier Buchstaben gratis oben drauf – versprochen!
Das letzte Werk der Osloer BENEA REACH, „Monument Bineothan“ (siehe auch Review von unserem Heitmännchen), wurde sogar für den „Grammy“ nominiert, aber mit diesem Preis verhält es sich ähnlich wie mit dem „Oscar“: man kann sich darauf toll einen runterholen, aber über die Qualitäten des honorierten Werkes sagt die Auszeichnung nix aus. Darum haben BENEA REACH das Ding vermutlich auch nicht bekommen, schlussfolgere ich mal. Ob sie ihn verdient gehabt hätten, kann man zumindest nach dem Genuss des Nachfolgewerkes „Alleviat“ nur schwer beurteilen. Zwar hat sich der Haufen weitgehend der inzwischen totgelaufenen Stilrichtung Metalcore verschrieben, geht aber deutlich sperriger und progressiver zu Werke, was „Alleviat“ nicht für den Durchschnittshörer dieser Musik (16 Jahre alt, Käppi auf, Hose auf halb acht, Piercing an der Rübe, „Emo“-Freundin) prädestiniert. Der „psychopathische Gesang“, wie Kollege Lars ihn ziemlich treffend umschreibt, dürfte zwar dem „Emo“ (16 Jahre alt, Käppi auf, Hose auf halb acht, Piercing an der Rübe, Metalcore-Freundin) gefallen, den Normalhörer aber richtig fordern. Lässt man sich aber auf das Album ein und verzeiht ihm viele allzu ausgebremst wirkende und sich zäh dahin ziehende Parts, dann entdeckt man sogar die eine oder andere kleine Perle (zum Beispiel das wirklich tolle „Reason“ mit seinem zerbrechlichen Mittelteil), was „Alleviat“ dann doch ein Stück aus der Banalmasse der Metalcore-Scheiben heraushebt und zu einer hörenswerten, wenn auch arg gewöhnungsbedürftigen Angelegenheit macht, die sehr vielen Freunden härterer Klänge sicher nicht zusagen wird.
„ARCORAIS steht für einen brutalen, schnellen und gleichzeitig melodischen Metalsound, gemixt mit kräftigem Hardcore, Deathmetal-Vocals, eingängigen Refrains und frischen Songstrukturen. Live wird dem Zuhörer ein Metalbrett mit einer unglaublichen Bühnenpräsenz und Leidenschaft serviert, wie die vier Jungs schon auf zahlreichen Gigs mit Bands wie MISERY SPEAKS, MAROON, ANTICOPS, … beweisen konnten“ steht groß, dick und breit auf der Homepage der Band, die gleichzeitig ihre „Myspace“-Seite ist. Damit wäre fast schon alles gesagt, außer, dass eben just genannte musikalische Mischung exakt das ist, was bereits hunderte anderer (und mitunter deutlich besserer) Bands in den letzten Jahren abgeliefert haben, wie eben just genannte MAROON zum Bleistift. „Beyond The Facades“ tut niemandem weh, ist für eine Eigenproduktion klanglich ordentlich in Szene gesetzt worden, und spielerisch kann man dem Quartett auch nichts vorwerfen. Aber mal ehrlich: muss es wirklich sein, dass ein paar Underdogs noch immer ihre Energie darauf verschwenden, ein Reststück eines Kuchens zu bekommen, den andere Bands, teilweise mit starken Labels im Rücken, bereits ratzekahl weggeputzt haben?! Tut mir wirklich leid, aber dieses Album wird kaum einen Metalcore-Fan aus dem Häuschen locken und ist allein schon aufgrund des Marktes schlichtweg überflüssig, zudem trotz seiner objektiv wirklich annehmbaren Qualitäten auch keine echten Hits auszumachen sind, die vielleicht noch was gerettet hätten. Ok, aber belanglos!
Dass diese dänischen Jungs mit einem Auge auf PANTERA abfahren, kann man bereits in ihrer Biografie nachlesen, doch mit dem anderen Auge schielen sie auf den anscheinend immer noch nicht satten Metalcore-Markt. Groovy wollen sie sein, mit "monströsen Songstrukturen", "bösartigen Basslinien" und "back-to-basics-Drumming", doch abseits der Drogen-beeinflussten Band-Biografie macht sich schnell Ernüchterung breit. THE BURNING klingen in der Tat kraftvoll; ein großer Dank geht an Jacob Hansen, der dieses Debüt produziert hat, doch in Sachen Songwriting, Ideenreichtum und auch Groove kommt "Storm The Walls" qualitativ nicht mal ansatzweise an die letzten Scheiben der Landsmänner ILLDISPOSED, HATESPHERE oder auch MERCENARY heran, die Dänemark mit vereinten Kräften auf die (extrem-) metallische Landkarte hievten. THE BURNING klingen zu sehr nach Mitläufern, die noch ein Stück vom großen Kuchen abhaben möchten, setzen kaum eigene Duftmarken und werden trotz durchaus vorhandener spielerischer Qualitäten genauso schnell wieder verschwinden, wie sie aufgetaucht sind. Das klingt zwar sehr negativ und nach Verriss, aber ich bin der Ansicht, dass eine durchschnittliche, wenn auch nicht wirklich schlechte Scheibe wie diese hier auf dem von Metalcore-Bands- und Platten überschwemmten Markt rein gar nichts mehr reißen kann. Das ist vielleicht schade, aber leider Realität.