I SUFFER INC. sind Italiens neuester Beitrag zur wachsenden Metalcore-Szene. Abgeschreckt hat mich in der Bio der Band, dass Sänger Val (korrekt edger-mäßig natürlich xValx geschriebn) von einer Emocore-Band kommt, was ja nicht unbedingt zu einer metallischeren, brutalen Ausrichtung passt. Viel zu schnell zeigt sich, dass meine Zweifel berechtigt waren: immer wieder müssen I SUFFER INC. einen Gang zurückschalten und den klaren Gesang Vals einbauen, so im eigentlich sehr coolen "Vanity". Geht es mal richtig zur Sache (und malträtiert Val seine Stimmbänder anständig) kommen oft treibende Metalcore-Songs raus ("Justify The Cross"), die die Band auf dem richtigen Weg zeigen und besonders bei der Gitarrenarbeit punkten können. Aber dann kommt die nächste Emo-Attacke… wenn I SUFFER INC. das über Bord werfen und noch ein wenig am Songwriting feilen, könnte ihr nächstes Album ein Schmankerl für alle ATREUY-Fans werden.
Das Cover des NO HEAVEN AWAITS US-Zwetwerks "Irony Of Pure Hatred” weckt zwar spontane Assoziationen mit angsty Teenagern und Emocore, ist aber das Artwork für eine beinharte Metalcore-Scheibe. Der Polen-Fünfer geht ähnlich brachial wie SHATTERED REALM oder FULL BLOWN CHAOS zu Werke, worunter die Abwechslung allerdings leidet. Auch wenn NO HEAVEN AWAITS US versuchen, durch SloMo-Parts aus den selbst gewählten Grenzen auszubrechen, ergehen sie sich die meiste Zeit doch in altbekannten Strukturen, inklusive Beatdown, Backing Shouts und gerenellemTough Guy-Gepose. Das ein Song im Ohr hängenbleibt scheint ihnen dabei nicht wichtig gewesen zu sein. Bester Kandidat für einen Hit ist "Hateback”, bei dem das Ohrwurm-Riff aber viel zu schnell vom üblichen Metalcore-Moshpart abgelöst wird. "Irony Of Pure Hatred" bleibt daher eine farblose Metalcore-Scheibe, die weder gut noch schlecht ist - Mittelmaß eben. In ein paar Jahren wird man NO HEAVEN AWAITS US vielleicht zu den Bands zählen, die mit ihren gesichtslosen Alben einen Trend zu Tode geritten haben. Das wird die Zeit zeigen. Bis es soweit ist, kann man sich aber lieber die Orignale anhören, als diesen langweiligen Abklatsch.
ARKANGEL waren mit ihrer ersten EP "Prayers Upon Deaf Ears" ihrer Zeit voraus, das ist keine Frage. Metal und Hardcore haben in dieser Form nur wenige Bands vermischt, auch wenn das ein paar Jahre später keine große Sache mehr ist. "In The Embrace Of Truth" beispielsweise wartet mit Growls auf, die über Hardcore-Songstrukturen gelegt wurden und von metallischen Riffs unterstützt werden. Überhaupt die Gitarren: die klingen stark nach alten SLAYER, Bay Area-Helden und schwedischem Death Metal, was 1997 halt noch ungewöhnlich war, besonders in Verbindung mit den klar aus dem Hardcore kommenden Lyrics (go vegan!), dem HC-Songaufbau und dem aggressiven Shouter. Der growlt zwar hin und wieder, die meiste Zeit ist er aber ein HC-Shouter par excellence. Unterm Strich sind die sechs Songs sehr cool, das Re-Release hat als Bonus noch einen Videoclip und ist im schicken Digipack zu haben. Für eine Zeitreise und als Anerkennung an eine der Pioniere eines Genres genau das Richtige.
Vor zwei Jahren konnten BURNING SKIES mit ihrem Label-Debüt "Murder By Means Of Existence" einen guten Eindruck hinterlassen und sich als eine der talentiertesten (und gleichzeitig brutalsten) Metalcore-Bands der Insel präsentieren. "Desolation" knüpft da nahtlos an und ist eine echte Dampfwalze geworden. Auch wenn der Death Metal-Anteil stark gestiegen ist, nimmt Hardcore noch immer viel Raum ein, wie bei dem gelungenen "The Sweet Sound Of Violence" eindrucksvoll präsentiert wird. Moshparts treffen auf schwedische Gitarren und einen Shouter, der in jeder Death Metal-Band eine gute Figur abgeben würde. Auch wenn in jedem Songs ordentlich Tempo gemacht wird, ist "Desolation" keine langweilige Platte - eine Tatsache, die das Können der Jungs in Sachen Songwriting verdeutlicht. Auch wenn sie im Grunde genommen nichts Neues machen, sind einige sehr gute Metalcore-Songs herausgekommen, die auch aufgeschlossenen Death/ Thrash-Fans gefallen würden. Also traut euch und gebt "Desolation" ein Ohr! Einziges Manko an der ansonsten rundum gelungenen Scheibe (die Prouktion fand im Rape Of Harmonies Studio statt und ist erste Sahne) ist die kurze Spielzeit von gerade einmal einer halben Stunde. Da hätten ruhig noch ein paar Songs mehr vom Kaliber des Titeltracks drauf sein können! Hoffentlich beim nächsten Mal…
Man soll den Kuchen ja bekanntlich essen, so lange er noch warm ist! Und in Sachen Metalcore (und verwandten Genres) ist er zumindest noch lauwarm - Grund genug für Bands wie ALL SHALL PERISH, sich noch ein Stückchen davon zu sichern. Eigentlich hat Kollegin Laetti in ihrem Review zum Vorgänger "Hate.Malice.Revenge" alles auf den Punkt gebracht; die Amis bedienen sich hemmungslos bei namhaften, (skandinavischen) deathmetallischen Größen, rühren eine nicht unerhebliche Prise Metalcore, melodische Gitarren und "Aggro - Potential" der Marke HATEBREED unter und vermischen alles zu einer handwerklich zwar sehr sauberen, hörenswerten, aber genauso unspektakulären, wie faden Mischung. Nach mehreren Durchläufen will sich bei mir nichts in den Gehörgängen festsetzen, die Doublebase und die übliche Growl - Kreisch - Mischung hat man schon x - fach prägnanter bei anderen Bands gehört, aber das Schlimmste ist, dass keiner der Songs echten Wiedererkennungswert besitzt. "The Price Of Existence" ist sicher kein schlechtes Werk, wird der angepeilten Zielgruppe auch gefallen, jedoch glaube ich nicht, dass sich ALL SHALL PERISH mit ihrer soliden Hausmannskost langfristig aus der (viel zu) breiten Masse abheben können.
Ein Circle Of Death ist ein Trinkspiel, das mit Karten, einer Flasche Schnaps und vielen Leuten gespielt wird. CIRCLE OF DEATH ist aber auch eine Metalcore-Combo aus Duisburg, die mit "Hard To Live" ihre erste Veröffentlichung hat. Tja, mit dem Spiel hätte ich definitiv mehr Spass gehabt. Death Metal (Gesang) meets Hardcore (Songstrukturen, Gitarrenarbeit) - das ist heute nicht mehr sonderlich originell, funktioniert aber in vielen Fällen. Nicht so bei den Songs der EP. Ziemlich ähnlich klingende Mid Tempo-Songs werden mit ziemlich monotoner Gitarrenarbeit runtergeschrubbt und vom irgendwo zwischen Death Metal und Brutalo-Hardcore liegenden Sänger mit einer sehr einfallslosen Leistung unterlegt. "Teamkiller" kann mit ein paar Backing Shouts und einer coolen Mosh-Einlage kurzzeitig überzeugen, verfällt danach aber wieder in das monotone Riffing der restlichen Songs. Nee, das ist wirklich nix. Als "Bonus" gibt es nach den sieben regulären Songs der EP noch alte Aufnahmen der Combo, über die ich nicht weiter sprechen möchte. Immerhin geht bei der EP die Produktion in Ordnung.
"In The Disaster" nennt sich das Debüt von A LOVE ENDS SUICIDE und reiht sich damit in die unzähligen Metalcore-Veröffentlichungen der letzten Monde ein. Ein Desaster ist es zwar nun nicht gerade was das Quintett (darunter die Brüderpaare Cairoli und Abdo) aus West Covina in Kalifornien da abliefert - ein Meilenstein des Genres aber sicher auch nicht. Einzuordnen sind die Jungs im Umfeld von As I Lay Dying, den deren Tim Lambesis Unterstützung brachte den Deal mit Metal Blade Records. Die Jungs versuchen einen Tick progressive zu klingen und verzichten dabei gänzlich auf Keyboards und anderen Spielereien. Trotzdem haben die elf Kompositionen keine zu hohe Halbwertszeit und klingen mit der Zeit einfach zu ähnlich. Und dafür dass sie laut Labelinfo "blutjung" sind, geht Ihnen schon etwas der Mut zu Experimenten ab. Musikalisch im grünen Bereich, muss man am Songwriting also noch feilen. Ansonsten können der emotionale und teilweise brutale Gesang und die Gitarrenarbeit überzeugen. Für ein Debüt ist das trotz guter Ansätze aber einfach zuwenig Eigenes um in der sich abflachenden Metalcore-Welle was zu reißen. A LOVE ENDS SUICIDE werden aber auch mit ihrem Standard-Core auf "In The Disaster" Freunde im Umfeld von As I Lay Dying finden. Einen guten Überblick bilden die beiden Tracks "Of Day Dream And Fantasy” und "Lets Spark To Fire".
Die Schnellsten sind sie nicht, die Herren von STARKWEATHER. Jedenfalls nicht bei Veröffentlichungen. "Croatoan" ist das neueste Album der Amis, die als eine der ersten Bands gelten, die Hardcore und Metal mischten. Wer jetzt aber einen leicht verdaulichen Mix erwartet oder tough guy-Kram Marke HATEBREED, hat sich schwer geirrt. "Croatoan" ist bösartiger, langsamer, komplexer. Der Gastauftritt von DILLINGER ESCAPE PLAN-Mitglied Liam kommt nicht von ungefähr, so viel sei gesagt. STARKWEATHER fallen von einer Sekunde zur anderen in ein emotionales Loch, depressive Klänge folgen so unvermittelt auf fröhlich (und clean gesungenen) Abschnitten, dass man als Hörer schnell überfordert wird. Nur wenige Bands schaffen es, von SUICIDAL TENDENCIES zu fast schon Black Metal-artiger Bösartigkeit zu wechseln, um dann in einen Moshpart zu münden. STARKWEATHER sind nix für trendige Corler. Durchgeknallte Existenzen werden andererseits ihren Spass mit der Mucke haben.
Nach dem Re-Release ihres ersten Albums haben NARZISS mit den Arbeiten zum "Neue Welt"-Nachfolger "Solang das Herz schlägt" begonnen und sich offensichtlich entschlossen, der deutschen Sprache treu zu bleiben. So findet sich auf dem Silberling kein Track, der in fremden Zungen eingesungen wurde. Manchmal ist es merkwürdig, deutsche Texte zu hören, so z.B. beim melodischen "Keine Grenzen", das zudem mit sehr schönen klaren Gesangsparts aufwartet, aber die meiste Zeit über hört man den Unterschied zum Genre-Standard Englisch nicht. An Genre-Standards orientieren sich NARZISS nach wie vor, bis auf die Akustik-Version von "Der Puppenspieler" ´sind alle Songs mit den üblichen Zutaten gebraut worden. Melodie und Brutalität kommen Hand in Hand, Sänger Alex erinnet an HEAVEN SHALL BURN und kommt besonders in den zahlreichen Breakdown-Parts ("Das Tier") voll zur Geltung. Vom sehr Schwedentod-lastigen Opener "Und du verblasst" bis zum Dampfwalzen-Rausschmeißer "Das Tier" halten die Songs ein gleichbleibend hohes Niveau, einzig die erwähnte Akustik-Version von "Der Puppenspieler" fällt aus dem Rahmen. NARZISS haben sich gleichzeitig weiterentwickelt (besonders beim Gesang), ohne sich zu sehr von "Neue Welt" zu entfernen. Feine Scheibe!
2006 scheint das Roadrunner-Jahr zu werden, jedenfalls im Hardcore-Sektor. TERROR und WALLS OF JERICHO haben endgeile Scheiben veröffentlicht, die locker an der Spitze diesjähriger Genre-Scheiben stehen. HATEBREED würden sich anstrengen müssen, um mithalten zu können. Verstärkt um Frank Novinec (TERROR) hat Jamey Jasta nochmal den Dreh gekriegt und - statt die Band auf Eis zu legen - seine ganze Wut in Songs umgemünzt. Schon der Opener "Defeatist" ist eine fette Metalcore-Dampframme, die dank des eingängigen Chorus live jeden Club zerstören wird und keinen Zweifel aufkommen lässt. HATEBREED sind zurück und keinen Millimeter von ihrer Linie abgewichen. Die Songs strotzen vor Groove und sind gleichzeitig brutal ohne Ende. Selbst Mid Tempo-Nummern wie "To The Threshold" taugen nicht zum Verschnaufen. Metalcore in Höchstform. Das daran anschließende "Give Wings To My Triumph" ist ein Kracher in Bester "Life For This"-Tradition, das mit seinem ehrlichen Text den Gemütszustand des Herrn Jasta offenbart. "Destroy Everything” ist eine gekonnte Verbeugung vor SEPULTURA und Max Cavalera, wie sich überhaupt viele Thrash-Riffs auf der Scheibe finden. Zum Ende hin finden sich auf vielen Scheiben die Füller, nicht so bei "Supremacy". "Spitting Venom" ist zumindest musikalisch eine TERROR-Verneigung, während das abschließende "Supremacy Of Self" noch einmal alle HATEBREED-Trademarks vereinigt und einen leichten NYHC-Touch hinzugibt. HATEBREED zeigen allen Zweiflern, wer der Chef im Ring ist und müssen sich vor ihren Labelkollegen nicht verstecken. Fans können sich die Scheibe blind kaufen, wo HATEBREED drauf steht, ist auch HATEBREED drin. Und das ist auch gut so!