Für schwache Nerven ist die New Yorker Heavy Rock/Metal- Kombo KHZ nicht unbedingt geeignet. Auf "Reality On A Finer Scale" geht es mitunter ordentlich heftig zur Sache, daran lässt bereits der Opener "It's Yours" keinen Zweifel aufkommen. Sängerin Raiana steht ihren männlichen Genre-Kollegen was Schreien und Röhren angeht in nichts nach, was sie auch auf "Let It Go" unter Beweis stellt. Andererseits kann sie aber auch sehr wohl ruhigere und melodiösere Töne anschlagen, wie zum Beispiel auf der Fast-Ballade "Broken (What Could've Been)". "Envy" kommt ruhig, aber gleichzeitig heavy und verrucht daher, bei "Inside" hat der Gesang schon fast etwas Säuselndes, bevor dann mit "Rubberhead" wieder härter gerockt wird. "Empty" zeichnet sich durch ruhige Melodieführung unterlegt mit fetten Gitarren aus. Etwas merkwürdig geraten ist "Find Your Way Pt.3", das von den zugehörigen Teilen eins und zwei durch ein anderes Lied getrennt ist und ein wenig wie ein nicht enden wollendes Intro wirkt, das dann fast nahtlos in den letzten und die erste Hälfte über extrem ruhigen Track "Stay All Night" übergeht, der gegen Ende dann aber noch einmal etwas Tempo aufnimmt und einen stimmungsvollen Ausklang bildet. Nicht jedermanns Sache, aber auf jeden Fall gut gemacht.
DROWNING POOL haben mit den dreizehn auf "Full Circle" enthaltenen Songs bereits einige Touren bestritten, bevor die Tracks im Studio auf Platte gebannt wurden. Am Mikro findet sich der alte SOIL-Sänger, der voll und ganz überzeugen kann, selbst beim "Rebell Yell"-Cover. Bezeichnenderweise ist der Song der schnellste auf der ganzen Scheibe, die regulären DROWNING POOL-Songs sind deutlich Mid Tempo-lastiger, einige gehen gar sehr in Richtung schleppender Southern Rock, was sie auf Dauer recht eintönig wirken lässt. Ab "Paralyzed" stellt sich spätestens ein leichter Ermüdungseffekt ein, da in den späteren Tracks zuviele Ideen aufgewärmt werden, die es zu Beginn der Scheibe bereits gab; zudem sind die Gitarren recht einfallslos und trauen sich kaum einmal, sich in den Vordergrund zu spielen. Da können auch die coole Röhre und die druckvolle Produktion nichts mehr retten - ein wirklicher Hit ist das Album nicht.
BREED haben ihr selbstbetiteltes Album Dimebag Darrel gewidmet und covern (halbwegs gelungen) BLACK SABBATH, haben dazu einen Sänger, der eine typische Rockröhre hat und können sich an Gitarrensoli gar nicht satthören. Keine Überraschung, dass die dreizehn Tracks des Albums heftiger Rock sind, mit dem BREED auf Bikerparties die Helden sein werden. Immer schön dreckig geradaus ("Sweet Spot Of Misery"), was manchmal sogar metallisch klingt, und mit ordentlich Arsch in der Hose wird hier fast eine Stunde lang Musik für Männer gemacht, die auf Leder, Bikes, Bier und leicht prollige Musik stehen. Diese Klientel wird mit BREED glücklich werden - wer sich angesprochen fühlt, kann die gut gemachte Scheibe, die ohne Füller ist, ruhig mal anchecken und den örtlichen MC einladen. Onwohl… ob das so eine gute Idee ist?
Irgendwo bei Düsseldorf muss ein Stück Wüste sein. Anders kann ich mir den Sound des erdigen Quartetts aus der Rheinmetropole nicht vorstellen. RAW Q machen laut eigener Aussage Heavy Rock - und liegen damit sicher nicht so verkehrt. Der Nachfolger des Debüts "You Might As Well Be Hanged For A Sheep As For A Lamb" läuft unter den Namen "Celebrating Mass” und fügt dem Heavy meines Erachtens auch noch eine Portion Wüstenrock hinzu. Die raue Stimme von Sänger Krolli tut dazu nämlich ein übriges. Gut passen tut diese Mixtur allemal. Mir hat es dabei vor allem der fetzige Opener "The Die Is Cast" (gibt es als Download auf der Bandhomepage), das eingängige "Barfly", das an ZZ-Top auf Speed erinnernde "Contact Killer", das mit coolem Anfang gesegnete "Mellow Tunes" (geiler Track) und das schnellere, Achtziger-Vibes versprühende "Village Of The Damned" angetan. RAW Q machen Spaß - und Live sollte der schroffe Sound noch besser, da fetter kommen. Die Produktion ist zwar nicht übel für einen Underdog; möchte aber gar wissen, wie das Teil mit einer amtlichen Mache rüberkommt. Hinten raus sind die Kompositionen auf "Celebrating Mass” dann nicht mehr ganz so zwingend, für RAW Q dürfte das Album aber trotzdem einen guten Schritt nach vorne bedeuten. Ob es am Klimawandel liegt. Keine Ahnung. Aber wie anfangs erwähnt. Irgendwo bei Düsseldorf muss ein Stück Wüste sein - und das ist gut so.
Bei KALAS sind zwar gestandene Mucker am Werk, die auch in anderen Kapellen lärmen (u.a. HIGH ON FIRE, CRUEVO), aber trotzdem soll es sich bei KALAS um mehr als nur ein Nebenprojekt handeln. Die selbstbetitelte erste Scheibe läßt hoffen, dass da was Wahres dran ist und der Ami-Fünfer vielleicht sogar mal eine Europa-Tour auf die Beine stellen kann. "Kalas" ist eine sehr coole und streckenweise entspannte Rock-Scheibe geworden, die sich munter in den 70ern bedient und das mit Stonersound mischt. Ergebnis ist eine fett wummernde Sounwand, die durch gutes Songwriting nie langweilig wird und den Wechsel von entstpannten Kiffer-Parts zu flotten Rock-Nummern problemlos meistert. HIGH ON FIRE-Matt am Gesang macht seinen Job verdammt emotional und drängt sich nie in den Vordergrund. Stattdessen wird das Feld den groovenden Riffs und dem fetten Bass überlassen, die "Kalas" zu einem echten Juwel machen. Für Stonerfans, Kiffer und 70er-Fans ein Goldstück.
Fingerspitzengefühl braucht man nun wahrlich um das Scheibchen aus dem Papp-Folder zu befreien- aber die Arbeit lohnt sich. Auch wenn FINGERSPITZENGEFÜHL an sich alles falsch machen: zunächst nennen sie sich als schwedische Rockcombo FINGERSPITZENGEFÜHL, packen dann das sperrigste Stück des Albums an die erste Stelle und mischen obendrein noch Jazzrock a la FRANK ZAPPA über Grunge Marke SOUNDGARDEN und HELMET- Riffing ineinander, um letztlich Rock herauszubekommen. Außerdem haben sie auch noch eine unglaublich unpassend steril wirkende Homepage und trotzdem fahren sie mit einem solch starken Album auf. Schon auf den schwer zugänglich machenden Opener "The Smell Of Stress And Death" folgt die frische Rocknummer "Libra". Dann geht es weiter mit "My Gracious Career", das mächtig nach FUGAZI oder gebremsten REFUSED klingt. "You´re Right" erweitert dann noch REFUSED durch Stoner/Sludge Einflüsse, während "Friction" wieder schön derber Noise/Hardcore ist und sich "A Brother´s Pork" mehr dem Stoner widmet. "The Final Scene" hingegen erinnert nicht erst mit der Orgel- Schlusseinlage an moderne HELLACOPTERS Scheibchen, auch wenn es erst sehr schleppend mit einem schweren doomigen Riff startet. Bis sich dann der Kreis mit dem instrumentalen und recht sperrigen "Joy Rahman" schließt. Durchweg ist das Album, vor allem das Schlagzeugspiel, von hohem spielerischen Anspruch, was einen bei FRANK ZAPPA und CAPTAIN BEEFHEART verliebten Jazzmusikern nicht weiter wundert. Lediglich ein paar instrumentale Stücke zu viel wurden auf die CD gepackt, ansonsten ist "Fingerspitzengefühl" ein durchweg interessantes abwechslungsreiches Album.
Meine Fresse, was für ein übles Cover - Artwork hat man sich denn hier ausgedacht? Halbnackte Mädels mit Gitarre im Arm waren schon immer ein Kulturschock, aber bei den Engländern BITCHES SIN geht das gerade noch mal in Ordnung. Schließlich wird hier schlüpfrig - heavy gerockt, bis die Glocken (der Dame?) bimmeln. Stilistisch irgendwo zwischen NWOBHM und räudigem Streetrock angesiedelt, haben BITCHES SIN in den Jahren 1980, - und 81 ein paar echt hörenswerte Rocker abgeliefert, die der Band jedoch leider nicht behilflich waren, mehr als nur ein Undergroundtipp zu sein. Zugegeben, wirklich essentiell, wegweisend oder "meilensteinig" sind die Songs allesamt nicht, machen aber Spaß, sofern man altem Heavy Rock nicht generell ablehnend gegenüber steht. Die ersten sieben Songs des Albums (bzw. Compilation) stammen vom "Twelve Pounds And No Kinks" - Demo von 1980, die restlichen vier Tracks von einer "BBC Friday Rock Show Session", wo auch andere Bands wie SAMSON oder MERCYFUL FATE auf sich aufmerksam machen konnten. Nostalgiker hören am Besten mal in den mit tollen Gitarrenmelodien gespickten Opener "Down The Road", das schweißtreibende "Bitches Sin", das treibende "Ice Angels" oder den kultigen Stampfer "Tighter Than Tight" rein und lassen sich überzeugen, dass die Jungs von Majestic Rock hier wieder mal ein echtes Kleinod ausgegraben haben!
Wenn ein Cousin von Ronnie James DIO zusammen mit Joey DeMaio (Executive Producer) ein Album aus dem Vollen fräst, dann darf man ob des Ergebnisses ruhig Flitzebogen - Haltung annehmen. Soviel vorweg: die Rückkehr des alten THE RODS - Klampfers hat sich über alle Maßen gelohnt, denn "Third Wish" ist ein Volltreffer nach Maß geworden, den man schon jetzt zu den besten traditionell ausgerichteten Werken des Jahres 2004 zählen darf! Hier reiht sich Knaller an Knaller, angefangen beim etwas an späte RIOT zu Dimeo - Zeiten erinnernden Opener "Regeneration", über "Rebelution" (Rock’n’Rolf hat schon Angebote für den Titel eingereicht… ), den Galoppierer "Streaming Star" bis hin zu den satten Rockern "Far Beyond" und "Poison Ivy". Das Album klingt wie mit aktuellem Werkzeug tiefer gelegtes 70er / 80er Jahre - Material der Marke RAINBOW, UFO oder SCORPIONS und wirkt absolut authentisch und zu keiner Zeit künstlich oder aufgesetzt; zudem wird mit absolut fettem Gitarrensound aufgewartet. Sänger John West schafft den gekonnten Spagat aus wildem Rocker und gefühlvollem Shouter und veredelt dann auch die absoluten Megahymnen "Third Wish" (balladesker Beginn, bevor der überlange Titelsong zu einer mörderischen Mitgrölgranate mutiert - absoluter Hammer!!!), "Rule The World" (Stampfer mit Killerrefrain) und "Live To Ride, Ride To Live" (erneuter Stampfer mit HAMMERFALL - artigen Chören - geil!). Wer auch nur im Entferntesten etwas mit (im positiven Sinn) angestaubtem Heavy Rock / Hard Rock / Heavy Metal anfangen kann, darf nicht länger gelangweilt in die Gegend glotzen, sondern muss dieses Meisterwerk abgreifen. Um es mit Mr. FEINSTEIN’ s Worten zu sagen: LET THEM EAT METAL!!!
Kennt jemand die letzte Scheibe von Lullacry, der Finnischen Heavy Rock Band? Gell - die war nämlich mal echt geil. Eingängig, druckvoll, super rockig und mit der tollen Sängerin Tanya. Doch dann die Hiobsbotschaft - Tanya hat die Band verlassen - dabei war sie doch endlich mal ne Sängerin, die nicht kreischt, röhrt oder in bester Opernmanier singt, sondern einfach normal ihre Stimme zum Ausdruck gebracht hat, kraftvoll und trotzdem feminin. Jetzt ist also das neue Album da: "Crucify My Heart" und nun haltet euch fest: die neue Sängerin hört auch auf den Namen Tanja (allerdings mit j und nicht mit y) und hat eine mindestens genauso außergewöhnliche Stimme wie ihre Vorgängerin und zum Glück sogar mit exakt den selben Trademarks. Man könnte an manchen Stellen sogar meinen, es handelte sich um TanYa! Und die Musik - ja, die ist fast gleich geblieben. Tolle Heavy Rock Nummern mit eingängigen Refrains, groovenden Gitarrenriffs und den richtigen Solis an den richtigen Stellen. Wieder mal die Verschmelzung von traditionellen 80er Groovs und modernen, teilweise in die Alternativ Richtung abdriftende Elementen. Die Songs sind emotional, mal etwas schneller und mal etwas gediegener. Leidenschaftlich und irgendwie frech zu gleich. Und wenn an den Promofotos der Band nicht viel rummanipuliert wurde, sieht Tanja auch noch ziemlich gut aus... Lullacry rocken weiter !!!!
Stratovarius machen bis 2003 eine kreative Pause aber das heißt noch lange nicht, das Fans ganz ohne die Finnen leben müssen. Wenn auch in einer etwas anderen stilistischen Form. Denn wer erhofft hat, dass es sich bei diesem Werke um ein Stratovarius ähnliches Melodic Speed/Power Metal Album handelt, den muss ich leider enttäuschen. Das Solo Teil von Timo Tolkki (Guitar) widmet sich dem Heavy Rock was soviel heißt, dass sich hier nicht alles um Schnelligkeit dreht. Typisch für Timo sind jedoch die vielen faszinierenden Melodien. Emotionen werden deutlich groß geschrieben. „Little Boy I Miss You“ z.B. ist eine Überballade mit einem unter die Haut gehendem Text. Ein besonderes Bonbon ist auch der Midtempo Opener „Key To The Universe“ für den Timo den deutschen Kult Shouter Michael Kiske hinters Mikro holte. Das Resultat erinnert an alte Helloween Nummern ( kein Wunder oder?!). Als weiteren Gast begrüßen wir Within Temptation Sängerin Sharon Den Adel die mit ihrer wundervollen hohen Stimme Edenbridge ähnlich „Are You The One“ zum Besten gibt. Die Texte sind die persönlichsten, die Timo jemals in seiner Musik verwendet hat. Tolle, hauptsächlich ruhige und besinnliche Musik also, auch wenn „Father“ irgendein abgedrehter Psychosong ist den ich absolut überhaupt nicht zuordnen kann. Entscheidet selbst.