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Krawall Am Kiosk

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Die ersten Momente fühlen sich an wie RAMMSTEIN, aber als seien die Boxen irgendwie ausgefallen. Doch der „Action Star“ mausert sich zum aktiven Genre-Hüpfer, genau wie das folgende „7 Jahre Moabit“ mit seinem Stakkato-Sprechgesang. „Macheliebelang“ beginnt dann gar wie ein Neue-Deutsche-Welle-Song. Aber auch dieser Song schlägt die Brücke zwischen Thrash, NDH und Crossover. Nicht ohne die sich daran schmiegenden Grenzen auch noch zu überschreiten. Das geht mal gut wie beim punkig-MOTÖRHEADschen „Kuttengott“, mal eben nicht so. Was aber dem gesamten Ding neben dem insgesamt sehr echten und passenden Sound anzumerken ist, ist Spielfreude. Die CD, die auch noch die EP von 2017 mit dem namensgebenden Hit „Rambomesser“ beinhaltet, knallt einem allgegenwärtigen Humor vor den Latz. Das Augenzwinkern, mit dem die Ulmer alles Mögliche aufs Korn nehmen – die Metal-Szene zum Beispiel – ist allgegenwärtig. Vielleicht, weil sie Humoristen sind? Witzig iss´es nämlich. Nur, inwieweit die Chose eine Hommage an die klassischen Action-Serien der 80er-Jahre sein soll, das habe ich gar nicht verstanden. Wer´s sich besorgen will, schaue bei iTunes oder auf der Homepage. Aber Achtung: Der Hörer muss vielleicht auch über sich selber lachen können – und eine gewisse Toleranz zu einem wilden Stilmix mitbringen, sonst muss er auch noch ein bis fünf Punkte abziehen.

 

Krawall Am Kiosk


Cover - Krawall Am Kiosk Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 40:25 ()
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Mirrorneuron

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Der Blockflöten-Virtuose Volker Kuinke präsentiert sein drittes Album und wird mit seinem Bandprojekt eventuell nicht den gestanden Metal-Fan ansprechen, obwohl manche Kuttenträger ja stolz einen Patch von JETHRO TULL auf ihrer Kutte tragen. Und für genau diese sollte SYRINX CALL eine Offenbarung sein. Volker Kuinke nutzt sein Instrument nicht als dominante Waffe wie sein Kollege von JETHRO TULL, sondern ist eher für die beiläufigen und harmonischen Töne zuständig. Dies harmoniert perfekt mit dem Sound des Projekts, welches eine gesunde Mischung aus alten GENESIS, JETHRO TULL und MIKE OLDFIELD darstellt. Tja, und dann kommt noch eine ganz gesunde Prise der Altmeister ELOY hinzu. Kein Wunder, Volker Kuinke war an verschiedenen Alben von ELOY beteiligt und konnte gleich drei Mitglieder der Allstars für sein Konzeptalbum gewinnen.

Auf „Mirrorneuron“ begegnen wir der künstlichen Intelligenz „Kai“, welche den Auftrag hat, in der Arktis nach Öl zu bohren. Seine Programmierung wird durch Widersprüche von Praxis und theoretischen Berechnungen durcheinandergeworfen. Kompliziert wird die Story durch „Mara“, welche eine Art Psychotherapeutin für humanoide Roboter darstellt, und in die sich „Kai“ durch seine Spiegelneuronen hineinversetzen und somit Gefühle spiegeln kann. Weiter möchte ich in die Storyline nicht vordringen, da meine Neuronen sich weigern, die ganze Geschichte zu kapieren.

Musikalisch können SYRINX CALL absolut überzeugen. „Mirrorneuron“ ist ein melancholisches Album geworden, welches zwar männliche und weibliche Vocals bietet, die aber durch die grandiose instrumentale Umsetzung in den Hintergrund rücken. Zu präsent sind die schmeichelnden Blockflöten, die teilweise von opulenten PINK FLOYD-Parts untermalt werden. Man darf auf „Mirrorneuron“ keine abgefahrenen oder schrägen Töne erwarten. Nein, die Musik ist perfekt arrangiert, hochmelodisch gestaltet, und so mancher Folk-Part belebt das progressive Treiben zusätzlich. Wer also Töne à la KING CRIMSON erwartet, die teilweise entarten, der wird enttäuscht sein. Der Anspruch von Volker Kuinke bewegt sich in eine ganz anderen Richtung und ist leichter verdaulich und hörbar.

Grundsätzlich ist „Mirrorneuron“ ein wirklich gutes Album geworden, welches aber seine Zeit zum Reifen braucht. Am Besten konsumiert man die Texte und die Musik gleichzeitig und lässt daraus ein großes Ganzes entstehen. Musik für Genießer und Denker.

 

Mirrorneuron


Cover - Mirrorneuron Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 62:19 ()
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Morgenrot

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MAJORVOICE, die Dritte: "Morgenrot" macht bereits bei dem Albumtitel klar, dass der eingeschlagene Weg jetzt noch eine Spur schmalziger wird, weil er nun partiell auch in deutsch (vier Titel) beschritten wird. Für Pop-affine Symphonic- oder Gothic Rock-Fans, die auch gerne Bands wie MONO INC., die neuen FAUN oder gar UNHEILIG hören, ist der Longplayer dennoch geeignet. Die Melodien sind pathetisch, durchaus gefällig, zuweilen sehr poppig, präsentiert in einem opulenten und wuchtigen Soundgewand. Die Darbietung des Hauptprotagonisten ist wie gewohnt geprägt von seiner klassischen Gesangsausbildung und der Stimmlage Bass zuzuordnen. Diese Stimme macht den Unterschied zur sonst eher schon bekannten Zutatenliste einer typischen Pop/Rock-Produktion.

 

Morgenrot


Cover - Morgenrot Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 49:0 ()
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Kvitravn

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Durch die Beteiligung an den Sountracks von „Vikings“ und „Assassin´s Creed: Valhalla“ ist die Karriere der Norweger ordentlich in Schwung gekommen, und nebenbei hat die Band durch ihre Musik auch bei dem einen oder anderen ein gesteigertes Interesse an der norwegischen Sprache oder (für wirklich Ambitionierte) dem Altnordischen geweckt. Jetzt steht mit „Kvitravn“ (was gleichzeitig auch der Künstlername von Mastermind Einar Selvik ist) der neue Silberling in den Läden. Auch hier widmen sich WARDRUNA wieder der alten nordischen Klang- und Gedankenwelt und entführen den Hörer mit viel Liebe zum Detail in eine vorchristliche Zeit. Die Songs erschließen sich oft nicht gleich, da klassische Melodiebögen und die damit in der Regel verbundene Eingängigkeit fehlen, entwickeln aber nach einer Weile eine hypnotische Sogwirkung, die durch die immer wieder auftauchende Einblendung von Naturgeräuschen noch weiter verstärkt wird und einen im Geiste an einen anderen Ort und in eine andere Zeit versetzt. Der Einsatz historischer Instrumente tut das Seine dazu. Schon der Opener „Synkverv“ macht klar, dass hier viel Wert auf den Aufbau eines atmosphärisch dichten Gesamtkunstwerks gelegt wird, der Titeltrack „Kvitravn“ („Weißer Rabe“) beginnt stilecht mit Rabengekrächz und zieht einen schnell in seinen Bann: man schließt die Augen und wähnt sich an einem nebelverhangenen Fjord, die (Post-) Moderne scheint auf einmal weit, weit entfernt. Einzelne Songs herauszugreifen ist schwer, da das Album seine Wirkung am besten im Zusammenhang entfaltet. „Kvit Hjort“ kommt etwas verträumter daher, das getragene „Ni“ setzt den Fokus vermehrt auf den Gesang. Sehr schön ist, dass zu den Songtexten auch die englische Übersetzung gereicht wird, so dass die sich vor der nordischen Mythologie verneigenden Lyrics der Mehrheit der Hörer zugänglich gemacht werden, die kein Altnordisch beherrscht – und wer über gewisse Sprachkenntnisse verfügt, freut sich über eine Gelegenheit, diese dem Praxistest zu unterziehen. FAZIT: wer ein Herz für archaisch anmutende, atmosphärische Klänge hat und vielleicht zusätzlich noch eine gewisse Nordland-Sehnsucht hegt, der liegt mit „Kvitravn“ goldrichtig.

 

Kvitravn


Cover - Kvitravn Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 65:46 ()
Label:
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Seven Dimensions

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Wir schreiben das Jahr 2021...oder doch nicht? Die Multikulti-Formation TRAGEDIAN, mit Hauptsitz in Hamburg, beamt uns direkt in das Italien der späten 90er und frühen 2000er, als uns Labels wie Underground Symphony oder Scarlet mit Myriaden an melodischen Keyboard-lastigen Speed-Bands beglückten oder auch in den Wahnsinn trieben – je nach persönlichem Gusto. Ich war und bin ein bekennender Fan nicht nur der Genre-Primi wie LABYRINTH oder RHAPSODY, sondern liebe auch die zweite Reihe mit Acts wie SHADOWS OF STEEL, PROJECTO oder ARTHEMIS. Und gerade an den etwas härteren Formationen wie eben PROJECTO orientiert sich der Sound von TRAGEDIAN. Viel Melodie, noch mehr Doublebass, leicht knödelige High-Pitched-Vocals von Neu-Sänger Joan Pabón und trotz allem ein verhältnismäßig harsches Gitarrenbrett von Bandleader Gabriele Palermo.

Auf „Seven Dimensions“ geben sich mit Wade Black, Jules Down und Ex-SAVATAGE Goldkehlchen Zak Stevens auch einige Gastvokalisten die Klinke in die Hand. Gerade Stevens glänzt beim ruhigen „Forces Of Light“. Er ist nach wie vor einfach ein Weltklassesänger. Der hauptamtliche venezolanische Frontmann Joan Pabón gefällt mir am besten, als er im ebenfalls eher ruhigen und neu aufgenommen „Forever“ auf Spanisch singen darf. Da wirkt er gleich sicherer.

Ansonsten regiert Freund Bleifuß, und TRAGEDIAN geben tüchtig Stoff. Songs wie „Rising Rage“, „Darkest Of My Days“ oder „The Journey” machen einfach Laune. Mein persönlicher Favorit ist die von einem cheesigen Key-Riff eingeleitete Uptempo-Nummer „Enlightened“. Das erinnert einfach an gute Zeiten und sorgt in diesen Tagen gleich für bessere Stimmung.

„Seven Dimensions“ ist ein herrlich anachronistisches Euro Power/Speed-Album, welches zwar irgendwie aus der Zeit gefallen wirkt, aber genau deshalb auch seine Daseinsberechtigung hat.

 

Seven Dimensions


Cover - Seven Dimensions Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 64:2 ()
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Immortal

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Erst wird das letzte Abendmahl nachgestellt, dann schlägt man ihn ans Kreuz bzw. an die Flying V-Gitarre, und jetzt heißt sein neues Album "Immortal", sprich "unsterblich". Dieser Zyklus vermittelt so ein wenig den Eindruck, dass die Selbstwahrnehmung des bepelzten Künstlers etwas überhöht zu sein scheint. Gleichwohl und richtig ist natürlich, Michael Schenker ist einer der großen Gestalter des klassischen Hard Rocks und ein unverzichtbares Juwel für das Genre. Endlich wieder unter dem vertrauten Banner MSG, veröffentlich der Wahl-Londoner nun seinen neuen Longplayer.

"Drilled To Kill" ist purer dynamischer Power Metal, "gescreamt" von Ralf Scheepers, doch im Song-Kern zieht das Power Metal-Monster seine Maske, und darunter grinst uns seelenvoller Hard Rock entgegen. Tolle Melodien, ein starkes Songfinale und ein energischer Opener. Ich stelle mir bei der Gelegenheit nur die Frage, was hat ein mit hektischem Doublebass angetriebener Power Metal-Song auf einem MSG-Album zu suchen? Hierbei fällt mir auf, dass diese Entwicklung bereits bei vorangegangenen Alben ("Revelation") partiell zu beobachten war. Warum habe ich nicht damals schon Einspruch eingelegt? Vielleicht, weil Michaels Spiel und Songwriting gekonnt im Song eingebettet sind, und sein Feeling immer das richtige Maß an Wärme und rockiger Vertrautheit vermittelt.

Das Solo am Ende von "Don't Die On Me Now" rechtfertigt nahezu allein den Erwerb des Albums. Ja, und natürlich muss erwähnt werden, dass neuer Hauptsänger dieses Mal Ronnie Romero ist. Warum gerade der talentierte Chilene einem eher durchschnittlichen Sänger wie Michael Voss bei der gefühlvollen Ballade "After The Rain" weichen muss, erschließt sich mir nicht. Bei dem epischen puren Hard Rocker "Sail The Darkness" darf er dann seine ganze Klasse unter Beweis stellen. Ich empfinde die wechselnden Sänger heuer nicht mehr so recht nachvollziehbar (Ralf Scheepers, Joe Lynn Turner... why?), sie machen das Album partiell eher inhomogen, trotz ihrer starken Performance. Michael Schenker dämpft diese Uneinheitlichkeit allerdings mit seinem überragenden Spiel ab. Selten war es zentraler, prominenter und Leben spendender für die Songs als hier. Zu guter Letzt schließt Michael das Werk mit seinem ersten komponierten Song "In Search Of The Peace Of Mind" (ehemals ein SCORPIONS-Track) ab. Diese Nummer atmet pures 70er-Jahre-Feeling, und der Scorpion hat irreversibel dem Song sein Gift ins Fleisch injiziert. Großartig!

"Immortal" ist ein verdammt starkes MSG-Album geworden, doch mit diesen Songs wäre noch mehr möglich gewesen.

Immortal


Cover - Immortal Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 45:10 ()
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High Gain Overkill

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Darf man das, oder ist das schon Blasphemie? Das Hannoveraner Trio VOLTER, sagen wir mal, "orientiert" sich so unverkennbar an MOTÖRHEAD, dass es schon irgendwie unanständig wirkt. Handwerklich und musikalisch zocken die Jungs aber durchaus leidenschaftlich und gekonnt. Gregor Musiol, seines Zeichens Bassist und Sänger, klingt stilistisch und, sofern man das so nennen kann, in seiner Klangfarbe doch sehr nach der verstorbenen Legende Ian Fraser „Lemmy“ Kilmister.

"High Gain Overkill", das zweite Album der Band, macht gleichwohl Spaß, sofern es einem gelingt, die Kopie, die VOLTER ohne Frage sind, ernst zu nehmen. Man braucht ein Augenzwinkern dazu, um hier Freude an der hingebungsvollen Darbietung zu finden. Zu nahe sind Titel wie "Kiss My Ass", "Boogie Ride" oder das düster groovende, an "Orgasmatron" mahnende "Messiah`s Call" am über allem schwebenden Original. Die Band hat so, als reine Cover-Version, nur begrenzte Zukunftsaussichten. Um Aufmerksamkeit zu generieren, um sich dann langsam, aber stetig freizuschwimmen, kann der Longplayer aber durchaus fungieren. Wichtig wird sein, wie schnell VOLTER eigenes Profil beimengen und dieses auch Potenzial für mehr zeigt.

 

High Gain Overkill


Cover - High Gain Overkill Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 37:0 ()
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Yesterdeath

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Tja, das ist mal richtig alte Schule. 28 NOMINON-Veröffentlichungen zählt das Metal-Archiv. Die setzen sich aus fünf Studioalben zusammen, EPs, Compilations, Splits…. Dummerweise scheinen die 7“-Veröffentlichungen vergriffen zu sein, weswegen es das dänische Label für eine gute Idee hält, die nächste Zusammenstellung mit „allen 7”-EPs von 2003 bis 2014, rar und ausverkauft, alles original, keine Cover“ herauszubringen. Finden sicherlich auch die Fans gut, die alten, weil sie sich eh nicht dran erinnern können, was sie haben und kennen, die jüngeren, weil es eben ausverkauft ist. Is‘ doch dufte und allen mit gedient. Rein musikalisch gibt es auch das, was es muss: dreckigen Death Metal, nicht so eklig wie AUTOPSY und Co., aber eben auch nicht so verträglich wie vieles andere und nicht so extrem auf HM-2 gepolt wie viele andere Copycats heutzutage. NOMINON stehen für viel Authentizität, sind aber auch eine Band, die den Durchbruch eben nie geschafft hat. Das kann an der eigenen Sturheit liegen oder daran, dass die Songs eben nicht unbedingt über die große Extraportion des „gewissen Etwas“ verfügen. Der Rezensent tendiert zu Ersterem. Die Scheibe knallt, sie ist gewiss nicht überproduziert, aber eben auch nicht künstlich verkracht. Und Ehrenmänner des Death Metals sind Gründer Juha Sulasalmi und seine Kollegen sowieso. Als kleine Gedächtnisstütze hier ausnahmsweise mal die Tracklist, damit Ihr nachschauen könnt, ob Ihr die entsprechende Single schon habt, kann sich ja alles keiner merken: „Rigor Mortis“, „Of Ancient Craft“ „Manifestation Of Black“, „Burnt Human Offering“, „Through Dead Deams Door“, „Black Chapel“, „Release In Death“, „Hordes Of Flies (Live)“, „Condemned To Die (Live)“, „Blaspheming The Dead“, „Invocations“, „Blessed By Fire“.

 

Yesterdeath


Cover - Yesterdeath Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 52:18 ()
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Mirrors And Screens

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Geschlagene zehn Jahre waren ANTHENORA von der Bildfläche verschwunden. Jetzt wollen es die fünf Italiener wissen und hauen uns mit „Mirrors And Screens“ ihre Version des Euro Metals um die Ohren. Nach einem instrumentalen Intro wird man mit „Tiresias“ gleich hellhörig. Der Bass pumpt ordentlich, die Drums klingen druckvoll (aber leider ein wenig steril), und Sänger Luigi lässt Erinnerungen an glorreiche RUNNING WILD-Zeiten aufkommen. Sehr gefälliges Stück, welches einem den Einstieg in die Scheibe sehr leicht macht. Nicht alle Stücke auf „Mirrors And Screens“ können dieses Energielevel halten, und man verirrt sich teilweise in eher rockige Gefilde, welche einfach nicht in den Bandkontext passen wollen. Trotzdem hat die Scheibe durchaus ihre Highlights. „War & Peace“ kann durch geschickte Stimmungswechsel einige Spannungsbögen erzeugen und überzeugt durch seinen einprägsamen Refrain. „Alive“ bietet hervorragende Gitarrenmelodien, die durch spannende Basslines gekonnt unterstützt werden. Gesanglich lässt man nichts anbrennen und kommt so sicher durch den Song. Ergüsse wie „No Easy Way Out“ können mich hingegen nicht überzeugen. Der Track klingt in sich zerrissen und bedient sich aller Spielarten des Metals, die aber leider kein überzeugendes Gesamtgefüge ergeben. Schade. Mit „Bully Lover“ hat sich sogar eine Ballade auf „Mirrors And Screens“ eingeschlichen, die aber höchstens Landesliga-Niveau erreicht. Teilweise möchte man beim Anhören der Scheibe der Band in den Hintern treten um sie auf ihre eigentlichen Stärken hinzuweisen, die eindeutig im kraftvollen Heavy Metal liegen. Eigentlich müssten die Jungs es ja besser wissen, da sie ursprünglich aus einer IRON MAIDEN-Tribute-Band entstanden sind und somit kompositorisch einen hervorragenden Lehrmeister hatten. Was bleibt, ist viel Licht, aber leider auch viel Schatten. Besonders mit „Tiresias“ zeigt die Band, dass sie eigentlich in der Lage ist, völlig eigenständige und gehaltvolle Metal-Songs zu schreiben. Warum geht der Band so oft die Puste aus und baut sie sich selber Hindernisse in die Eigenkompositionen? Wirklich schade, hier hätte eine wirklich gute Platte entstehen können, aber leider bleibt im Endeffekt nur gehobene Durchschnittsware, und „Mirrors And Screens“ wird in der Veröffentlichungsflut leider untergehen.

 

Mirrors And Screens


Cover - Mirrors And Screens Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 13
Länge: 57:22 ()
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Teufelsgeist

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Das seit knapp 20 Jahren aktive Duo ist nach wie vor ein Phänomen im (Black Metal-) Underground: die Platten sofort vergriffen, die Shows erstklassig besucht, das Merchandise geht weg wie warme Semmeln. Aber genauso stark polarisieren IX (Gitarre, Gesang) und VRDRBR (Drums) die Geschmäcker – für die Einen ist es geniale kauzige Schwarzmetall-Kunst, entsprungen unzähliger grüner Wolken ihrer holländischen Heimat, für die Anderen ist es langweiliger, überbewerteter Mumpitz. Nicht bestreitbar ist, dass sich URFAUST mit bislang fünf Alben und zahlreichen EPs und Splits ihre eigene Nische im düsteren Kosmos geschaffen haben, der nun in Form von „Teufelsgeist“, in Anspielung auf das grandiose Debüt-Album, ein weiteres Kapitel hinzugefügt wird. Allerdings hat man anno 2020 stilistisch kaum noch etwas mit dem 2004 erschienenen Erstling am Hut, zumindest nicht mit dessen erster Hälfte, denn auf „Teufelsgeist“ und seinen fünf teils überlangen Songs dominieren einmal mehr und nochmals verstärkt die bereits auf den letzten beiden Alben „Empty Space Meditation“ (2016) und „The Constellatory Practice“ (2018) stark in den Vordergrund gerückten Ambient-Klänge und kaum die ursprünglichen, rohen Black Metal-Wurzeln der Band (die allerhöchstens noch im Stück „De Filosofie Van Een Gedesillusioneerde“ durchscheinen). Da URFAUST jedoch nie nach 08/15-Schablone gearbeitet und bereits früher, etwa mit dem Song „Der Einsiedler“ (2009), der genialen Interpretation des THE DEVIL`S BLOOD-Monuments „Voodoo Dust“ (2016) oder der EP „Apparitions“ (2015), ähnliche Ausflüge gemacht haben, darf man einfach zu der Erkenntnis kommen, dass sich „Teufelsgeist“ nahtlos in die Reihe der zahlreichen URFAUST-Meisterwerke einfügt und für sich genommen ein extrem atmosphärisch dichtes, regelrecht bombastisches Album darstellt, das wieder weit über alle Tellerränder und Konventionen des Genres hinausschaut, dabei abermals keinen Verächter des Duos umstimmen wird. Und das ist auch richtig und wichtig so!

 

Teufelsgeist


Cover - Teufelsgeist Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 5
Länge: 33:28 ()
Label:
Vertrieb:

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