D’ACCORD – Retro Prog Rock aus Norwegen - wird den wenigsten etwas sagen. Und das letzte Werk „Helike“, das leider eher ein Album zum „vergessen“ war, hat den Bekanntheitsgrad der Band sicherlich auch nicht gesteigert. Aber war man 2011 noch zu bemüht, für die Länge der Songs an sich zu ideenlos sowie Gesang und Produktion zu flach, so scheint man in 2014 daraus gelernt zu haben. Man orientiert sich zwar wie schon beim Vorgängerwerk an den Größen – YES, JETHRO TULL, GENESIS und natürlich KING CRIMSON – aber die Songs klingen abwechslungsreicher und kommen nicht nur wegen der kürzeren Spielzeit besser auf den Punkt. „D'accorD III“ setzen also auf 70er-Prog, Hard Rock Elemente, Flöte (!) und Retro-Sound (analog, in einem Take Live eingespielt und gesanglich immer noch etwas gewöhnungsbedürftig). Wer sich einen Eindruck verschaffen möchte: das in JETJRO TULL Form rockende und sehr eingängige „Here Lies Greed“ oder das direkt folgende, ruhige „Lady Faboulus“ lassen erahnen, was D’ACCORD sind und wohin die Reise gehen könnte. Fans des guten alten Retrosounds sollten sich also vom letzten Werk nicht abschrecken lassen und für „D'accorD III“ die Zeit zum Probehören einplanen.
D'accorD III
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
9
Länge:
61:21 ()
Label:
Vertrieb:
Review: The Measure Of Waste
Das ungarische Quintett ist aus der Asche der von 1997 bis 2007 aktiven Band RAVENSHADES auferstanden und führt deren Kurs konsequent fort - in etwa, wie es die Holländer OCCULT seinerzeit durchzogen um mit LEGION OF THE DAMNED nochmal (erfolgreich!) neu durchzustarten. Bei "The Measure Of Waste" handelt es sich daher um das Debütalbum von VEÉR nach dieser "Reset-Aktion", das zwar bereits im Jahr 2009 veröffentlicht wurde, nun aber ebenfalls auf Vinyl und Tape verfügbar ist. Qualitativ geben sich Jungs keine Blöße; ihr leicht thrashig untermalter, furztrocken-sägender Black Metal (mit verhältnismäßig tiefem Gitarrensound, der sogar Death Metaller ansprechen könnte) ist auf das Nötigste reduziert, klingt jedoch nicht wie ein rumpeliges Demo und überzeugt mit starken, wenn auch etwas sperrigen Songs. Damit liegen VEÉR ungefähr auf Augenhöhe mit ihren Landsmännern WITCHCRAFT, bei denen auch Gitarrist M. und Drummer Knot lärmen. Mit "We´ve Lost In Light", "... All These Things Will End", "Praise Be To Roach" oder "This Spring Is The Last" finden sich hier genug schlagende Argumente dafür, dass die Band mit ihrer neuen Identität den richtigen Weg eingeschlagen hat. Der als Outro deklarierte Hidden Track auf dem Album beinhaltet übrigens ein äußerst passendes (deutschsprachiges) Zitat aus dem großartigen Film "Das Leben Der Anderen", das dieses sehr gute Album würdig abrundet.
The Measure Of Waste
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
35:41 ()
Label:
Vertrieb:
EQUILIBRIUM haben vor 4 Jahren einen Schritt gemacht, die damals relativ junge Band in den Augen vieler – inklusive meiner – so gar nicht gut tan: Sie haben Sänger Helge Stang durch Robert „Robse“ Dahn sowie Drummer Manuel durch Tuval Refaeli ersetzt. Das 2010er Album „Rekreatur“ war dann (zu mindestens für Robse, Tuval war noch nicht auf der Platte zu hören) quasi das Debut der neuen EQULIBRIUM. Selbiges Album wurde von der Fachpresse eher zerrissen, von den Fans (höchst subjektiv betrachtet), vorsichtig gesagt, „gemischt“ aufgenommen – so richtig wollte dieser Wechsel der Truppe nicht gut tun, der Stil der Band wich einfach zu krass von „Turis Frytyr“ und „Sagas“ ab ohne sein eigenes Fahrwasser zu finden. Und wenn ich ehrlich bin lache ich immer noch darüber, dass ein Titel ernsthaft „Affeninsel“ hieß…
Mit „Erdentempel“ weicht dieser Stil immer noch recht krass ab – schrecklich viele Parallelen zu den frühen Stücken wird der geneigte Hörer nicht finden – hat sich dafür aber in seiner Art und Weise (im Gegensatz zum halbgaren „Rekreatur“) mehr oder weniger selber gefunden und wirkt authentischer und passender.
EQUILIBRIUM haben sich mittlerweile von dem eher von Wikinger-Geschichten geprägten, selber als „episch“ bezeichneten Metal wegbewegt und streuen auf „Erdentempel“, ungeniert gesagt, einfach mehr stumpfe Sauflieder ein. Songs wie „Met“ („Turis Fratyr“ von 2005) oder BLACK MESSIAHs „Sauflied“ kann jeder Depp auch noch bei knapp vor einer 50-50% Blut-Alkohol-Mischung auswendig mitgröhlen – und offenbar versucht EQUILIBRIUM mit Titeln wie „Uns’rer Flöten Klang“ oder „Wirtshaus Gaudi“ direkt an den eigenen, mittlerweile 9 Jahre alten Erfolg von „Met“ anzuknüpfen.
Streckenweise gelingt das ganz sympathisch, teilweise sorgt es für eine gewisse Form von Fremdscham bei den Lyrics – und das sagt jemand, der sich sonst ganz unkompliziert in die gröhlende „MET! MET! MET“-Menge einreiht. Ich meine, ernsthaft – stumpfes Sauflied mit Allüren an ONKEL TOM oder TANKARD, gerne – aber Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Lyrics muss ich mir nicht geben, erst recht wenn sie nur pseudo-böse gegrowlt sind und man alles gut versteht („Hallo lieber Wirt mach mir den Bierkrug voll / ganz Randvoll / so ist’s toll“). In anderen Worten: Wegen solchen Songs haben Leute wie wir einen beschissenen Ruf. Auch darum schere ich mich für gewöhnlich nicht – bei dem Chorus gebe ich der selbsternannten Musik-Elite, welche so gerne abwertend auf unkomplizierten Metal starrt, ausnahmsweise einfach mal recht.
Ob ich so einen Titel wie „Was Lange Währt“, ein Opener der nach dem Instrumental-Intro „Ankunft“ (wie passend…) im Endeffekt nur das Comeback Band beweihräuchert, brauche – das ist gelinde gesagt diskutabel. Gleiches gilt für „Freiflug“. Ich will ja nicht sagen, dass das in Richtung Deutschrock geht… aber eigentlich will ich’s schon sagen.
Ein weniger ernster und mehr in Richtung Metal statt Schlager machen dann die stärkeren Titel der Platte, vorne weg das von der EP bekannte „Waldschrein“, wahlweise auch „Stein Meiner Ahnen“ oder „Karawane“. Hier merkt man, dass die (eigentlich nicht mehr neuen) Mitmusiker in der Band angekommen sind und wieder schlicht und ergreifend guten, deutschsprachigen Pagan Metal zocken können.
Positiv weiterentwickelt hat sich die Band auch insofern, dass einige Songs thematisch angenehm, wenngleich passend, vom sonstigen Schema abweichen und einen frischen Wind in die Musik bringen („Karawane“, „Wellengang“). Man mag mir da widersprechen, aber bei deutschem Metal haben die Lyrics durchaus ihren erhöhten Stellenwert.
Was mache ich mir also nun aus „Erdentempel“? Nun: Es ist meiner Meinung nach besser als „Rekreatur“, alleine schon weil es stimmiger wird. Es hat aber auch mehr als einen verzichtbaren Titel – dennoch hat es mein arg remponiertes Vertrauen in die Band (welche, das gilt noch anzumerken, ich seit dem 2005er Debut verfolgt) teilweise wiederhergestellt. „Erdentempel“ kann man hören – muss man aber nicht gerade vorbestellen.
Release: 06.06.2014
Erdentempel
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
56:12 ()
Label:
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Review: Distant Satellites
Mit »Distant Satellites« können Anathema die Qualität der hervorragenden Vorgänger »We‘re Here Because We‘re Here« und »Weathers Systems« leider nicht ganz halten. Das Album gliedert sich in zwei Teile: Die ersten sechs Stücke sind gewohnte Kost ohne Überraschungen, die locker auch auf den letzten beiden CDs hätten stehen können. Das heißt, leicht progressiver melancholischer Rock mit sehr gefühlvollen Melodien. Vor allem Co-Sängerin Lee Douglas setzt mit ihrer elfenhaften Stimme schöne Akzente.
Bei den letzten vier Stücken steht das Experimentelle im Vordergrund. Die Briten versuchen sich in elektronischen Spielereien. Diese können jedoch nicht vollkommen überzeugen. Es fehlt irgendwie an der emotionalen Tiefe, die doch ein wichtiger Teil der Musik Anathemas ist. Vor allem das Stück »You‘re Not Alone« reißt den Hörer aus dem entspannten Musikfluss heraus.
Fazit: »Distant Satellites« ist kein wirklich schlechtes Album. Aber es fehlt das gewisse Etwas, um mit den genannten Vorgängern auf einer Stufe zu stehen.
Distant Satellites
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
54:40 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Det Personliga Helvetets Spiral
SVART ist das Ein-Mann-Projekt des noch recht jungen Schweden Christian Larsson, der unter Anderem bei den Rasierklingenvertretern SHINING den Bass schwingt. 2007 gegründet, liefert er mit "Det Personliga Helvetets Spiral" bereits sein drittes Album ab, das stilistisch - wenig überraschend - depressiven Black Metal im Stil von - noch weniger überraschend - SHINING, FORGOTTEN TOMB oder LIFELOVER bietet, jedoch in Sachen Düsternis und Atmosphäre allerhöchstens an der Oberfläche kratzt. Die Songs wirken mit ihren banalen, ruhigeren Passagen und den überzogenen, oftmals Soundtrack-artigen Keyboard-Intermezzi (Kleister wie "Hädanferd" ist purer Ballast) wie mit der Schablone konstruiert, und die monotonen, gleichförmigen Einheitsriffs ermüden anstatt zu bedrohen. Das ausdruckslose Krächzen von Herrn Larsson passt dazu wie Arsch auf Eimer, was "Det Personliga Helvetets Spiral" zu einer anstrengenden bis langweiligen Angelegenheit macht. Dass das Album wesentlich länger anmutet als eine Dreiviertelstunde, spricht Bände!
Det Personliga Helvetets Spiral
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
7
Länge:
46:41 ()
Label:
Vertrieb:
Eigentlich habe ich VADER ein wenig aus den Augen verloren. Das letzte Album, das mich richtig umhauen konnte, war "Impressions in Blood" (2006). Die Nachfolger „Necropolis“ (2009) und „Welcome To The Morbid Reich“ (2011) habe ich zwar gehört, hinterließen jedoch keinen bleibenden Eindruck. Dieser Zustand kann sich nun mit dem neuen Album „Tibi Et Igni“ ändern. Endlich schaffen es die Polen wieder eine Death-Metal-Walze, mit ein paar Hits zu kreieren. „Go To Hell“ beginnt mit einem bedrohlichen symphonischen Intro, das in ein hartes Break und anschließenden Thrash-Rhythmus endet. Schöner schneller Song, der sofort zum Kopfnicken animiert. „Where Angels Weep“ und „Armada On Fire“ sind typische Vader Songs, die aber wesentlich frischer und inspirierter klingen als Stücke der Vorgängerscheiben. Eines der Highlights ist der Song „Hexenkessel“, der mit seinen orchestralen Parts an DIMMU BORGIR erinnert. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch „The Eye Of The Abyss“. Geiles Gitarrenlead am Anfang, das von einem Unheil verkündendem Chor unterstützt wird. Stichwort: Gänsehaut! „The End“ beschließt das Album und ist eines der besten Stücke des ganzen Albums. Eine langsame Walze, die mit den Gitarrenharmonien dem traditionellen Heavy Metal frönt.
Alles in Allem wieder ein ordentliches Album, das auch nach dem Hören im Kopf bleibt.
Tibi Et Igni
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
37:0 ()
Label:
Vertrieb:
Wer ARKONA nicht erst seit gestern kennt wird es schnell bemerken: „Yav“ ist anders – und das bezieht sich hier nicht nur auf das Artwork, welches weniger kriegerisch und mit seiner Vanitas-Symbolik eher philosophisch-tiefgründig erscheint. Doch „Yav“ ist Realität, eine der drei Welten der slawischen Mythologie: Unsere Welt. In etwas anderem Stile liefern ARKONA hier ein Konzept-Album der besonderen Art. Es fällt nicht schwer „Yav“ als das düsterste Werk der paganen Russen zu bezeichnen. Die typischen (oft fröhlich anmutenden) Folk-Melodien sind hier nicht zu finden, doch auch donnernde Metal-Passagen vernimmt man hier sehr selten. Stattdessen setzt das knapp 70-minütige Werk auf Emotion und Atmosphäre, getragen durch eine Vielzahl an Instrumenten, Chor (!) und eine Masha „Scream“ welche sich noch stimmgewaltiger und vielseitiger als auf dem Vorgänger-Alben gibt. Masha screamt, singt, growlt und krächzt im Stile Onilear’s (D.N.S) mit bitterböser Stimme beschwörende Worte in das Mikro (besonders eindrucksvoll in „V Ob'jat'jah Kramoly“. Das ist neu. Auch lässt es sich nicht verleugnen, dass die Russen sehr viel progressiver geworden sind. Das recht eingängige „Serbia“ bleibt da am ehesten im Ohr hängen, während die anderen Songs sich nacheinander aufbauen und von ihrer dichten Atmosphäre leben, wie uns der dreizehnminütige Titel-Epos als Paradebeispiel zeigt. Eine weitere Überraschung ist überdies der „Ved'ma“ – ein Dialog zwischen Masha und Thomas Väänänen (THYRFING). „Yav“ ist definitiv kein leichtes Album, eröffnet ARKONA aber gleichsam neue Wege und zeugt von Weiterentwicklung. Trotzdem: Voller Mystik und Dunkelheit entschwinden die Russen hier der Metal-Party-Tauglichkeit.
Yav
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
09
Länge:
69:4149 ()
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Vertrieb:
Review: Calculations of the Ancients
Ein schwarzes Loch ist schon ein gigantisches und vernichtendes Naturphänomen. Ein Super-massives Schwarzes Loch muss folglich das Ende alles Lebens sein, die totale Apokalypse. Doch anstatt über Sternenstaub und ferne Galaxien zu schreiben, beschäftigen sich die Mitgliedern der kanadischen Extreme-Metalband SUPER MASSIVE BLACK HOLES (oder auch kurz SMBH) auf ihrem Debüt-Album mit Chemie-/Atom-Katastrophen („Ghosts Of Bhopal“, „Dyatlov Pass Incident“) und mathematischen Kuriositäten („Refracted Kaleidoscopic Photons“, „Distance To The Great Attractor“…)
Keine leichte Kost wird hier geliefert, und das nicht nur lyrisch, ist „Calculations of the Ancients“ doch eine gar turbulente Reise durch das All unterschiedlichster (extreme) Musik-Richtungen. Technisch stets auf höchstem Niveau schwankt die Band zwischen rasendem Technical Death Metal und Grindcore wie seichten Avantgarde und Jazz Passagen – um schließlich wieder klimpernd elektronisch auszurasten. Sehr progressiv und unstrukturiert wirkt das Ganze. „Galaktischer Crossover“ – so kann man es nennen, was definitiv nicht sehr gut zu verdauen ist. Hier hat sich jemand Gedanken gemacht, nur lassen mich die Kanadier irgendwie mehr an unbegreifliche Formeln der Mathematik denn an Entspannung denken.
Calculations of the Ancients
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
10
Länge:
35:2107 ()
Label:
Vertrieb:
Aus dem sonnigen Italien kommen die metallo compositors ARTHEMIS. Unlängst sind sie in ihrer Heimat längst keine Unbekannten mehr, blicken die sympathischen Schwermetaller doch gar auf sieben Alben und eine EP zurück. In der Hölle, dem siebten HARD ROCK HELL FESTIVAL in Nord Wales, sollte es dann auch endlich aufgenommen werden: Das erste Live-Album.
ARTHEMIS spielen einen flotten Heavy Metal, der vor Speed-, Power-, aber auch Trash Metal-Elementen nicht zurück schreckt. Schnelle und gut gespielte Solis hat man hier, jede Menge ungebremste Energie und eingängige Refrains.
„Live From Hell“ setzt sich aus den Hits der letzten drei Alben und dem älteren Stück „Electri-Fire“ von dem „Black Society“ Album aus 2008 zusammen, welches die „Neuen Musiker von ARTHEMIS“ auch gut umsetzen. Zu bemängeln bleibt an der Song-Auswahl nichts, sind die Nummern doch allesamt mitreißender Natur. Lediglich hätten die Italiener ruhig noch ein bis zwei weitere Stücke aus früheren Jahren spielen können, gibt das Songmaterial doch gar so viel her!
Klanglich ist die Scheibe gut, wirkt aber durch die Live-Aufnahmen etwas rauer als die Studioaufnahmen. Apropos Live: Live zu erleben ist das Quintett metallischer Töne 2014 auf dem W:O:A.
Live From Hell
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
08
Länge:
44:2623 ()
Label:
Vertrieb:
Kaum eine deutsche Post-Black-Metal-Band ist international so bekannt wie die nordrhein-westfälischen LÂNTLOS, was nicht zuletzt an Neige’s (ALCEST) Mitwirken liegen mag. Ohne französische Hilfe sollte es nun jedoch weitergehen, trennten sich Neige und Herbst in Freundschaft. Wohin als mag die Reise gehen? Wird man sich zurückbesinnen, in die rauen alten, depressiven Schwarzmetall-Welten zu Zeiten des Debüt-Albums (welches ohne Neige’s Zutun entstand)? Der Titel „Melting Sun“ klingt jedenfalls zunächst düster und nach apokalyptischer Vernichtung.
Ein Blick auf das rosafarbene Artwork wirft Fragen auf. Postwendend wird aus grausigen Scenario flüssiges Gold. Schnell wird klar: Auch ohne Neige geht es dort weiter, wo „neon.“ und „Agape“ die heimatlosen Schwarzmetaller hingeführt haben: Wabbernde Klangwelten, ein beständiges Dröhnen, gedrosseltes Tempo und eine vermeintlich sonnige Atmosphäre. Sauber und verträumt, modern und minimalistisch kommt der in sechs Häppchen gegliederte Silberling daher: Erstaunlich depressiv wirken die von Herbst persönlich (ausschließlich clean) eingesungenen Lyrics, vermitteln sie doch das Gefühl von Einsamkeit, einer niemals endenden Reise und verloren zu sein, den Wunsch nach Betäubung. Was im Grunde nichts anderes als „Heimatlosigkeit“ („lântlos“, veraltet) ist. Genauso sehr LÂNTLOS wie „Lântlos“ im Herbst 2008, genauso verzweifelt. Und doch so anders.
Zur deutschen Sprache sind Musiker nicht zurückgekehrt. Abstrakter sind ihre Worte – Weiterentwicklung nennt sich das. Auch das Einbringen verschiedener Elemente, die Space-Thematik und die ruhige minimalistische Untermalung sind zeitgemäß. Keinen anderen Weg als Ex-Bandkollege Neige mit seinem aktuellen „Shelter“ haben LÂNTLOS eingeschlagen. Ein kosmisches Wirrwarr aus Shoegaze, „Dream Metal“ und Post Black Metal. Kein Black Metal, fällt „Melting Sun“ auch um einiges rockiger und verspielter als „Shelter“ aus, ist das Schlagzeug hier doch viel dominanter, die Musik vielschichtiger. Ein wirkliches Kunstwerk haben die Westfahlen hier geschaffen. Doch Kunst ist Geschmackssache. Für Fans der aktuellen ALCEST-Scheibe, SUNN O))), neuen ULVER-Sachen.
Melting Sun
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
06
Länge:
41:2448 ()
Label:
Vertrieb:
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