Review:

The Anthropocene Extinction

()

Mit dem neuen Machwerk von CATTLE DECAPITATION habe ich lange gehadert. Hatte ich die Jungs aus San Diego vor langer Zeit mal in meinem Kopf in die "sehr technischer Ami Brutal Death Metal"-Schublade gepackt und da ich diesen Stil nunmal nicht mag, seitdem einen großen Bogen um die Band gemacht. Nun kam aber Lars und sprach "Anhören....Schreiben!".....also Augen zu, Ohren auf und durch.........und verdammte Axt is das ein geiles Brett!

Textlich befassen sich die vier Jungs mit der langsamen Selbstzerstörung der Menschheit und der Welt um sie herum. Musikalisch ist "The Anthropocene Extinction" alles andere als leichte Kost, aber auch nicht die gefrickelte Ballerorgie die ich erwartet hatte. Technisch sind die Herrschaften zwar ganz klar weit oben und es gibt auch ordentlich auf die Zwölf, aber dann kommen die Breaks und die haben es in sich. Jedes mal wenn man beginnt sich an einen Part zu gewöhnen, gibts plötzlich einen Midtempo Kopfnicker-Part und Zack wieder ein Break und wird in eine Black Metal artige Raserei geschraubt, und Zack gibts einen von Travis Ryan sehr variablen Gesang getragenen und mit elektronischen Elementen angereicherten nahezu epischen Part und Zack gibts wieder voll auf die Glocke....und das zieht sich durch das ganze Album. Alles aber genau so getimed, das es nicht nervig wird, sondern eher die Spannung aufrecht erhält und die Scheibe für lange Zeit nicht langweilig werden lässt. Bei den ersten einsetzenden Gitarren habe ich erstmal geguckt ob Peter Tägtgren die Finger im Spiel hat. Grade bei den epischen Parts klingen CATTLE DECAPITATION oft nach dem Peterle und HYPOCRISY (in härter und geiler), allerdings hat der schwedische Allrounder nichts mit der Scheibe am Hut, was wohl auch besser ist, da seine Produktionen in den letzten Jahren immer lebloser wurden.

Besonders hervorzuheben ist wohl die geniale Sangesleistung von Travis Ryan. Von abgrundtiefem Growlen, welches sich manchmal fast in Pig Squeels umschlägt, bis klirrendes Black Metal Gekeife, es werden nie Gefangene gemacht. Wenn er dann zu seinem epischen und durchaus melodischem Klar/Kreisch/Gebrüll ansetzt, muß man schon hart mit einsetzender Erpelpelle kämpfen. Die Drums sitzen zu jeder Zeit wíe eine Maschine und decken von alter Dampfmaschine, bis Nähmaschine auf Speed alle Geschwindigkeiten ab und setzten Breaks, die einem beim puren Hören das Genick brechen wie ein Streichholz. Als Gäste haben sich CATTLE DECAPITATION als Sahnetupfen noch Phil Anselmo (DOWN, ex-PANTERA), Jürgen Bartsch (BETLEHEM) und Tristan Shone (PUNISHER) und hinterlassen nach einer runden Dreiviertel Stunde einen geläuterten Neu-CATTLE DECAPITATION-Fan. Dies ist ganz klar kein Album zum nebenbei Hören, also nen Stündchen Zeit nehmen, ein paar Kaltgetränke bereitstellen und sich amtlich die Lausche freiblasen lassen! KAUFTIP!

The Anthropocene Extinction


Cover - The Anthropocene Extinction Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 14
Länge: 46:14 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Monarchy

()

RIVERS OF NIHIL treten mit „Monarchy“ im Hochsommer 2015 mit einer Technical Death Scheibe an – und es stellt sich natürlich (wie immer) die Frage, wie sich „Monarchy“ als solche schlägt, egal ob bei 30°C oder im nordischen Finsterforst™. Das war nun kein kreatives Intro – aber man kann ja bei erwähnten Temperaturen ja nicht immer eine Hirn-Höchstleistung fordern.

Aber genug damit; Musik! Das Album geht bereits stark verspielt und gleichzeitig grobschlächtig brutal los: „Perpetrual Growth Machine“ dröhnt nicht nur mit allen verfügbaren Dezibel aus den Boxen, es zeigt dabei auch noch eindrucksvoll, dass es sich bei RIVERS OF NIHIL nicht um eine stumpfe Death-Orgie handelt, sondern um eine Reihe Musiker die ihr Handwerk verstehen.

„Monarchy“ als Gesamtalbum weicht von diesem Schema auch praktisch nicht ab – egal ob bei „Sand Baptism“ oder bei „Dehydrate“ ist, länger als eine kurze Verschnaufpause im Intro ist eigentlich nie Ruhe. Selbst der Titeltrack „Monarchy“ gibt sich in der ersten Minute zwar einen ruhigen Vibe, wird dann aber von einem arg verproggten Solo am Anfang und von einigen schräg-prügelnden Death Riffs abgelöst. Besonders hervorzugeben ist hier noch „Suntold“, der 7 ½ minütige Brecher zum Schluss.

Fazit: Zwar hätte ich mir gewünscht, dass mehr Songs wie erwähnter Abschluss mehr in die Länge gehen – aber man kann ja wohl nicht alles haben. In Kurzform: „Monarchy“ ist ein absoluter Tipp für diesen Sommer... jedenfalls für alle, die auch technical Death Metal stehen. Für den Rest gibt es zuckerfreies Speiseeis (eine halbe Kugel) und Helene Fischer. Sorry.

Monarchy


Cover - Monarchy Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 10
Länge: 49:26 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Militant

()

„This is not my blood …. But my darkness“ – Das sind die Worte mit denen „Militant“, das mittlerweile fünfte Album von TURBOCHARCHED eingeleitet wird. Eine neue, düstre Ära bricht herein. TURBOCHARGED hört man ihre schwedische Herkunft mit jeder Note an und doch handelt es sich hier nicht um den hunderttausendsten ENTOMBED-Klon. Death Metal alter Machart mit einer guten Portion Death’N’Roll lautet die schlagkräftige Devise, die angereichert mit vielen eingängigen Thrash-Elementen und einer Prise Punk den Stil der Schweden ausmacht. Brachiales Tempo, groovige Parts, Low-Tempo Passagen, ein dominanter Bass und finstere Ausbrüche – TURBOCHARGED wissen ihre Songs von einander abzugrenzen. Untermalt wird das Ganze von fiesen Samples.

Ronnie Ripper, Freddie Fister und Old Nick haben mit „Militant“ ein Album kreiert, welches sich nicht zu verstecken braucht. So weiß schon der düster-thrashige Opener voll und ganz zu überzeugen. „Auora Of Flies“ drosselt das Tempo, erweist sich aber auch als eingängig. Bei „Popecleaver“ wird erstmals „Brutal Death“ voll aufgedreht, bevor es mit „Where The Sodomites Never Burned“ wieder thrashiger wird. „Blood Red Rain (Over The White Plains Of Heaven)“ bedient sich genialer Melodien, biestiger Soli und einer enormen Eingängigkeit, bevor ein düster eingeleiteter „Left Hand Pschopath“ die Scheibe zum Abschluss bringt.

Auch wenn „Militant“ im Grunde nicht viel Neues bietet wurde hier doch alles richtig gemacht: Punkig-Thrashige Todeskunst im Namen „extremer Dechristinaization“.

Militant


Cover - Militant Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 39:14 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

The Art Of Suffering

()

„The Art Of Suffering“ – Das ist eine halb verweste Ratte mit einem absonderlichen Gebiss am Rücken, beziehungsweise der Titel des ersten Albums von SCARNIVAL. Melodiöser Death Metal mit moderner Note wird hier geboten. Dabei klingen die fünf wunderbar abwechslungsreich, driften nicht zu sehr in die Metalcore-Schiene und verzichten auf Nerv-tötende Synthesizer. Stattdessen gibt es rasantes Geschredder, melodiöse Riffs und einen satten Bass. Der Gesang reicht von tiefen Grunts, über Screams bis zu Klar-Gesang – selten klingt der Sänger gleich, was die Scheibe noch einmal enorm aufwertet. SCARNIVAL wissen mit zwölf Songs und einer Spiellänge von 50 Minuten gut zu unterhalten und viele Eckpunkte und Ohrwürmer zu liefern. 

Wer musikalisch irgendwo zwischen SOILWORK, IN FLAMES und HYPOCRISY unterwegs ist, kann bei „The Art Of Suffering“ bedenkenlos zuschlagen oder aber  reinhören:

 

Anspieltipps sind auf jeden Fall  das mächtige „Easy Solution“, die etwas old-schooligeren „Rewind“ und "Pathetic", oder das fast schon emotionale „Watch Me“ – Nachdem man sich den eigentlich schon alles sagenden Opener angehört hat: „The Art Of Suffering“.

The Art Of Suffering


Cover - The Art Of Suffering Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 12
Länge: 49:24 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Forensic Nightmares

()

Als 2013 mit VOMITORY eine weitere der letzten alten Schwedenstahlkapellen ihre Segel gestrichen hatten, hinterliessen sie jede Menge betrübter Fans, die ihnen über 20 Jahre die Treue gehalten hatten. Aber seid nicht länger traurig, der König ist tod, lang lebe der König! CUT UP schlüpfen aalglatt in die Lücke die Vomitory hinterlassen haben und füllen sie zu 100% aus. Das liegt nicht nur daran das mit Erik Rundquist (Bass, Vocals) und Tobias Gustafsson (Drums) alte VOMITORY-Recken dabei sind, sondern CUT UP klingen auch stark nach ihnen. An der Gitarrenfraktion werden sie von Anders Bertilsson (Ex-COLDWORKER) und Andreas Björnson (FETUS STENCH) verstärkt, wobei letzterer auch seine Speichelfäden ins Micro brüllen darf.

Gingen VOMITORY auf ihrem letzten Album "Opus VIII" eher im Midtempo zu Werke, haben CUT UP auf ihrem Erstling ordentlich Wut und Hass im Bauch und zertrümmern der geneigten Hörerschaft amtlich die Trommelfelle. Schon beim Opener "Enter Hell" wird klargestellt, hier gibts 100% Todesstahl im Uptempo in die Visage geballert. Aber keine Sorge liebe Altherrenfraktion, damit ihr nicht überfordert seid, weben CUT UP immer wieder fette Midtempo Kopfnicker ein, die live auch die Herrschaften hinten an der Bar glücklich machen. Immer wieder liefern sich die Gitarren Solo-Battles, werden schredderige Crust Parts eingeworfen, Slayerreske Riffs intoniert ("Remember the Flesh") und über allem tront das Brüllorgan von Erik, der mMn zu den besten Death Metal Vocalisten zählt. Das ist einfach Death Metal in Reinkultur der hier zelebriert wird und man merkt, das die vier Herren schon etwas länger ihrem Handwerk nachgehen, aber immer noch jede Menge Spass dabei haben.

Durch den Metal Blade und Sony Background ist die Produktion zwar ein wenig zu glatt und im Endeffekt alles so innovativ wie ne Mettwurststulle, aber verdammt, Mettwurststullen sind auch immer wieder aufs neue geil! CUT UP verstehen vortrefflich das kleine Quentchen Individualität in ihren Sound zu packen, der "Forensic Nightmares" aus der großen Masse hervorhebt und zerhacken einem runde 41 Minuten fröhlich die Gehörgänge. Man darf gespannt sein was von den vier Mannen aus Karlstad noch kommt.

 

*Hier könnte das Video zu "Burial Times" zu sehen sein, aber Dank der Herrschaften der GEMA, werden 90% von euch das Video uf Youtube leider nicht sehen können....danke liebe GEMA* 

 

Einen Song gibt es hier zu hören: 

Forensic Nightmares


Cover - Forensic Nightmares Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 11
Länge: 41:11 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Only The Ruthless Remain

()

Amerikanischen Death Metal hab ich schon immer gern umschifft und hab mich lieber der guten alten Stockholmer Schule zugewandt......Je älter ich werde, desto öfter merk ich, was mir da die letzten drei Jahrzehnte entgangen ist. SKINLESS gehören nach diesem Album ganz klar zu den Kandidaten, die von mir näher betrachtet werden. Mit "Only The Ruthless Remains"haben die Herrschaften aus dem Bundestaat New York einen Hassbatzen hingelegt, der sowohl Jungspunde wie auch die Altherrenfraktion begeistern dürfte. Blastparts, tiefstes Klospülungsgeröchel und tonnenschwere Grooveparts geben sich am laufenden Band die Klinke in die Hand. Technisch messerscharfe Riffs, die nie Gefahr laufen zu nervendem Gefrickel zu werden, wechseln sich mit für die New Yorker Szene durchaus typischen Breaks aus der Hardcoreecke ab, ohne aber zu albernem Luftgeboxe zu verleiten....hier regiert der Nackenmuskel, hier wird der Kopf geschüttelt! Nach gut 35 Minuten, lassen SKINLESS den geneigten Hörer endlich wieder durchatmen. Länger muß dieser musikalische Schlag in die Fresse gar nicht sein, alles andere würde nur Gefahr laufen Langeweileparts aufkommen zu lassen. Deswegen auch keine speziellen Anspieltips.....Das Ding macht im Ganzen ne Mordslaune!

 

 

 

Only The Ruthless Remain


Cover - Only The Ruthless Remain Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 7
Länge: 35:41 ()
Label:
Vertrieb:
Interview:

KADAVRIK

Band anzeigen
Interview

• Hy KADAVRIK! Ihr habt gerade euer viertes Album rausgebracht. Wie fühlt sich das an? Seid ihr zufrieden mit dem Ergebnis?

 

Niklas: Jo, hi. Absolut! Das war ein verdammt langer Weg. Musikalisch, aber auch organisatorisch gab es so viel zu erledigen. Zu so einem Album, das macht sich ja kaum einer klar, gehört so viel drumherum.

Frank: Wir haben sehr hohe Ansprüche an uns selbst und das kann echt zum Fluch werden. Artwork, Konzept, Komposition, Produktion – alles muss mit jedem Album immer besser, abgefahrener, experimenteller werden! Der Release ist dann eine Erlösung, das Ergebnis genau das kleine Kunstwerk, das wir uns gewünscht haben.

Es ist einfach geil, dass unser neues Label Testimony Records das möglich gemacht hat, nachdem es mit der Platte ein endloses Hin und Her gab.

• Wann kam euch die Idee mit der Grimm-Thematik?

Niklas: Wir hatten das Gefühl, dass es an der Zeit ist, mal ein Thema konsequent durchzuziehen. Ein großes Konzept in ganz vielen Facetten umzusetzen. Da standen viele Ideen im Raum, bis uns irgendwann bei einer Skype-Besprechung diese Idee kam. Nach anfänglicher Skepsis waren alle Beteiligten, auch Karl Walterbach, CEO von unserem Ex-Label, total begeistert. Vor allem wegen der schier endlosen künstlerischen Möglichkeiten, die solch finsteren Märchen bieten. Und jeder hat einen Bezug zu diesem Thema, denn jeder kennt Märchen, und kann die Inhalte völlig für sich selbst interpretieren, oder seine bisherige Interpretation überdenken. Total gut.

 

• Auf welchen Märchen basieren die Lyrics von „Grimm I & II“? Das es um eine „armlose Jungfrau“ und ein Monster geht ist klar – könnt ihr da mehr zu sagen?

Frank: Alle Szenarien stammen aus den Kinder- und Hausmärchen der Gebrüder Grimm und die „armlose Jungfrau“ ist Protagonistin des Märchens, „Das Mädchen ohne Hände“. Das Monster, das den Großteil des Plattencovers ausfüllt, ist der Teufel, der die Menschen in ihrem Umfeld dazu treibt, sie zu verletzen, ihr innerer Dämon, die Fratze ihrer Vergangenheit. Auf die sakrale Interpretation der Gebrüder Grimm haben wir allerdings in unserer Version verzichtet, der Teufel ist deshalb nur ein Symbol. Nicht ihr Glaube an Gott rettet das Mädchen am Ende unserer Geschichte, sie muss zu ihrer eigenen Stärke finden. Am Ende wird dann alles gut… vielleicht… hör mal genau hin. Auf dem zweiten Teil der Scheibe, „Grimm II: Thoughts of the Sore“, haben wir dann mit den Märchen „Der Gevatter Tod“, „Fitchers Vogel“ und „Läuschen und Flöhchen“ gearbeitet. Das ist eher ein Abgesang auf das Märchen, in dem Prinz und Prinzessin am Ende lächelnd in den Sonnenuntergang reiten. Vor allem „Läuschen und Flöhchen“ finde ich extrem geil, diese kurze Erzählung bildet die Grundlage des Abschluss-Tracks „Helix“. Eine Laus fällt beim Bierbrauen in den Topf und verbrennt sich. Daraufhin macht der Floh einen Riesenterz, Ereignisse kommen in Gang, die nichts mehr miteinander zu tun haben und am Ende krepieren alle. Eine kausal nicht nachvollziehbare Abwärtsspirale in den Abfuck. Lies das mal, das ist wirklich witzig.

Niklas: An seiner Begeisterung sieht man übrigens wohl ganz gut, dass Frank das Konzept inhaltlich wesentlich geprägt und ausgearbeitet hat. Er saß wirklich kurz nachdem wir die Entscheidung zum Thema machten, in der Bibliothek und hat direkt erstmal Texte gewälzt.

 

• Im Vergleich zum Vorgänger ist das Album um einiges ungestümer und aggressiver ausgefallen, hat aber auch viele vergleichbar ruhige Instrumental-Passagen. War das von vornherein beabsichtigt oder ergab sich diese Spielweise nach und nach?

Niklas: Klar, Instrumental-Passagen sind total super. Ich höre extrem viele Instrumental-Bands. Und für mich als Sänger ist es eben auch toll sich mal auf gefühlvolles Gitarrenspiel konzentrieren zu können.

Frank: Instrumentelle Passagen sind eigentlich auf allen KadavriK-Alben zu finden, klassischerweise auch mindestens ein kompletter Track ohne Gesang. Die Musik ist diesmal deutlich aggressiver, weil wir eben ziemlich angepisst und traurig waren, als wir diese Lieder geprobt haben. Du wirst aber auch viele besonnene Momente erleben, wenn sich die Instrumente bei Ballertracks wie „Ruins“ erst einmal abreagiert haben.

                                    

• Wie geht ihr beim Songwriting vor? Wer bringt die grundlegenden Ideen?

Niklas: Das liegt bei mir, seit jeher eigentlich. Frank schreibt seine Drumspuren allerdings meist selbst. Gelegentlich kommt Oli vorbei und wir schauen mal über die Tracks, die ich in der letzten Zeit so geschrieben habe, und verändern oder erweitern dies und jenes. Wenn ich das Gefühl habe, dass ein Song fertig ist, stelle ich das dann dem Rest der Band vor. Bei Gefallen proben wir dann, schauen wie umsetzbar das alles so ist, und wenn er sich da bewährt, wird er vorproduziert. Die Songs, die den Test dann auch bestehen, gehen ins Studio. Insgesamt gehen in diesem Prozess sicherlich die Hälfte der Kompositionen verloren, oder werden zumindest auf Eis gelegt. Mit alten Songs kann ich dann auch nicht mehr viel anfangen, wir recyceln kaum alte Sachen. Auf dieser Platte gar keine.

 

• Wieso habt ihr dieses Mal auf deutsche Lyrics verzichtet?

Frank: Die deutschen Texte auf der N.O.A.H. sind ja beim Publikum sehr gut angekommen. Und beim Thema Grimm haben sich deutsche Lyrics natürlich geradezu aufgedrängt. Aber vielleicht wäre das auch zu typisch gewesen.

Niklas: Genau das! Ich finde, es wahrt eine gewisse Distanz zur Thematik.

Frank: Am Anfang wollten wir sogar deutsche Texte schreiben. Aber das Ganze war halt ein dynamischer Prozess, die Grundidee war da, es folgte eine Auswahl abgefahrener Märchen, die sich mit Gefühlen, Gedanken und Erfahrungen vermischten und plötzlich hatten wir englischsprachige Texte, die uns sehr gut gefielen.

 

• Es ist bemerkenswert, dass ihr seid eurer Gründung 2003 mit dem gleichen Line-Up unterwegs seid. Gab es da nie Probleme, dass jemand wegziehen musste, etc.?

Frank: So ganz stimmt das nicht. 2010 gab es einen Wechsel am Keyboard und seitdem steht Hannes bei uns hinter den Tasten, mit dem wir allerdings auch schon seit Jahren unsere Metal-Jugend verbracht hatten. Eine Alternative bot sich da eigentlich nicht an, denn das gemeinsame, freundschaftliche Erlebnis ist das Wichtigste bei KadavriK. Klar, eine Fernbeziehung bringt immer gewisse Komplikationen mit sich – jeder hat woanders seine Bude, seinen Job, Studium, Freundin... Viele Bands verlaufen dadurch einfach im Sande, einige aber auch nicht. Und wir erst recht nicht.

 

• Ihr habt in dieser Saison einige Konzerte geplant – Auf welches freut ihr euch am Meisten?

Frank: Natürlich auf unsere Release-Party am 3. Juli, wo wir mit vielen alten Freunden abfeiern werden. Das Tank mit Frank hat einen klangvollen Namen, das scheint eine richtig geile Party zu werden.

Niklas: Am Tag drauf spielen wir dann bei den Summernights in Mechernich. Wir haben einen guten Slot, und schon Donnerstag sind wir wohl als Gäste auf dem Dong Open Air, wo wir unsere Freunde von Words Of Farewell unterstützen werden. Das wird grandioses Festival-Hopping!

 

• Dreht ihr zu „The Grimm I & II“ auch mal ein Musik-Video? Sowas gab es bisher ja noch nicht von euch.

Niklas: Was im Metal an Videos produziert wird, ist ja nun wirklich mau. Belphegor’s Geistertreiber sehe ich da als traurigen Höhepunkt an. Da steht zwar immerhin keine Band vor einer Industrieruine und zockt ihr Stückchen, aber… ach schaut es euch einfach an.

Frank: Die meisten Musikvideos im Metal-Bereich fanden wir immer peinlich. Wenn etwas richtig gut aussehen soll, brauchst du halt richtig Asche. Wir waren aber auf der anderen Seite auch der Meinung, dass es bei GRIMM I & II mal an der Zeit wäre. Wir haben dann ein No Budget-Video zum ersten Akt der „Armless Maiden“ gedreht, also zum Opening Track „Wither Away“. Das Konzept dazu haben wir mit Fabian Fischer, einem Filmemacher aus Münster, entwickelt, außerdem waren noch der unermüdliche Kameramann Bastian Worrmann und die Schauspielerin Joana Landsberg am Start. Die Zusammenarbeit mit den Dreien war einfach großartig, jeder brachte sein Können und seine Kreativität mit ein, sodass ein richtiger kleiner Kunstfilm aus dem Dreh wurde. Ohne Kohle, nur mit Spaß an der Sache, einer Kiste Equipment und 60 Metern Blut in Form von Satinstoff. Bei den zwei Tagen im Wald sind viele tolle Szenen zustande gekommen, seht es euch mal an!

 

• Dafür dass es euch schon so lange gibt und ihr schon recht viel rausgebracht habt seid ihr doch (laut der tollen Facebook-Fanpage) noch recht unbekannt. Wie könnt ihr euch das erklären? Der Sound gerade eurer letzten Alben ist gigantisch und klingt so gar nicht mehr nach „Underground“ und eure Songs haben definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient.

Niklas: Gute Frage. Zunächst: Die Anzahl von facebook-Freunden sagt heutzutage nicht mehr viel über den Status kleinerer Bands aus, weil man sich facebook-Freunde kaufen kann… aber du hast recht, wir sind auch nach fast zwölf Jahren Bandgeschichte noch relativ unbekannt.

Frank: Danke für das Kompliment, Lisa. Unsere Musik hat zwar viele Freunde, aber die Szene kann immer weniger damit anfangen. Das liegt vielleicht daran, dass wir beim Musizieren nicht strategisch denken, sondern einfach alles ausprobieren wollen, unseren Ideen freien Lauf lassen – und dann kommt etwas dabei raus, was manche Rezensenten im Fall von GRIMM I & II „progressiv“ oder gar „avantgardistisch“ nennen. Eben absolut nicht massentauglich. Für mich ist das aber eigentlich auch wieder ein Kompliment. Metal, der nix Neues mehr zu bieten hat, nervt mich. Ich liebe progressive, verstörende Musik, Musik, die deine volle Aufmerksamkeit braucht, die dich fordert. Niklas ist da fast noch krasser drauf. Wir befassen uns viel mit Musik, mit der viele Metalheads eben nix anfangen können. Aber mit der Musik, die wir jetzt machen, sind wir selbst einfach sehr glücklich. Endlich haben wir das Gefühl, ein richtiges Kunstwerk geschaffen zu haben.

Hannes: Und dazu, würd ich sagen, gibt es mehrere andere Gründe. Gute Musik zu machen alleine reicht nicht. Wir haben nicht die finanziellen Mittel um beispielsweise massig Werbung zu schalten, uns in Touren einzukaufen oder sonstwie in größerem Stil auf uns aufmerksam zu machen. Bisher hatten wir auch kein Label, das finanziell in der Lage gewesen wäre, uns so etwas zu ermöglichen. Letztlich braucht man natürlich auch Glück um erfolgreich zu werden, davon hatten wir bisher offenbar nicht genug.

 

• Was heißt eigentlich „Kadavrik“? Wie ergab sich euer Bandname?

Frank: Man beachte, dass das zweite K groß geschrieben wird. Das ist wichtig für die Looks. Zu deiner Frage: KadavriK ist ein Fantasiewort. Entstanden ist es aus dem Begriff „Kadavergehorsam“.

                                                         

• Habt ihr schon Matrial für ein Nachfolger-Werk?

Frank: Wir haben vor allem auch viele Ideen, und das Wichtigste: eine unbändige Vorfreude. Hinter so einem Album steht ein gigantischer Prozess, in dem ungemein viel passiert. Der Weg ist das Ziel – diese gute alte konfuzianische Weisheit stimmt hier wirklich mal. Die Arbeit am nächsten Album hält mich am Laufen. Selbst jetzt, kurz vor dem Release von GRIMM I & II sind wir eigentlich schon wieder ganz fickerig aufs übernächste Album.

Niklas: Ja, auf jeden Fall, seit der Deadline für Stücke für Grimm, habe ich weiterkomponiert. Ein Track hat es auch schon in den Proberaum geschafft. Vieles sind eher… naja Studien. Keine ganzen Songs, insbesondere mit formschönen Song-Enden tu ich mich oft schwer. Ganz verschiedene Genres sind das auch, das ist bisher halt noch nicht zielgerichtet auf ein Konzept hin komponiert. Insgesamt soll der Sound sich jedenfalls, so denken wir jedenfalls heute noch, weiter in eine natürlichere Richtung bewegen. Mehr Jams, mehr Homerecording, weniger Noten auf Papier.

 

• Da mir langsam die Fragen ausgehen: Hier ist noch Platz für eure letzten Worte. Ich freue mich auf eure Release-Party am 03.07.15 in Oberhausen!

Niklas: Cool, du kommst vorbei?

KadavriK: Passt gut auf, Leute! Die Metal-Szene, falls so etwas existiert, ist gespalten in konservative, alte Fettbäuche, die zu Musik die Pommesgabel in die Luft reißen, die irgendwo auf Schützenfestniveau herumseiert und so muffig riecht wie Oma unter’m Arm. Und dann gibt es noch viele junge, motivierte Künstler, die Klangwelten schaffen, die ihr noch nie gehört habt. Sucht nach ihnen und kauft ihre CD. Metal ist zu einer Comfort Zone geworden, brecht aus ihr aus!

 

Cheers Lisa / Metal-Inside



Review:

Monophobia

()

„Monophobia“ („Die Angst vor dem Alleinsein“) ist der Titel der zweiten Full-Length-Scheibe der Melodic Death Metal-Formation VINEGAR HILL. Allein waren die fünf in der letzten Zeit tatsächlich eher selten, dafür mit DEADLOCK und auf dem NOVA ROCK zu sehen. Und in der Zwischenzeit wurde „Monophobia“ aufgenommen.

Ein sehr abwechslungsreiches Album haben die Jungs hier erschaffen: Während der Grundstein klar im skandinavischen (Melodic) Death Metal ála COB und INSOMNIUM liegt, bauen VINEGAR HILL geschickt Thrash, Black und auch Metalcore-Elemente in ihren Sound ein. Instrumentierung und Gesang sind dabei stets abwechslungsreich und „Monophobia“ bietet nach einer gewissen Warmlaufphase einige Höhepunkte: Während „Solitary Bay“ durch ordentliche Gitarrenarbeit begeistert, wird in „The Omnious Needs“ eine düstere Stimmung erzeugt.Ein ganz klarer Höhepunkt!

Wirkliche Lückenfüller gibt es bei „Monophobia“ nicht, wohl aber ein paar Längen und noch Platz nach oben. Dennoch, ein abwechslungsreiches Melodic Death-Album ohne Scheuklappen.

Zu erwerben ist die das Album auf der offiziellen VINEGAR HILL-Seite.

Monophobia


Cover - Monophobia Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 09
Länge: 32:50 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Coronation

()

Aus Trondheim kommen KATECHON, die mit "Coronation" nach ihrem Debüt "Man, God, Giant" (2013) ihre zweite Langrille auf den Markt bringen. Geboten wird hier - wie auch schon auf dem Vorgänger - eine düstere Mixtur aus Black Metal und Death Metal. Hier gibt es Momente puren Chaos, wo alles einfach nur wild und laut ist, um in dem nächsten Moment okkult-spirituelle Töne einzuschlagen und den Hörer in ein seichtes Wabbern zu hüllen. "Noble Man" ist ein hervorragendes Beispiel für dieses stetige Auf- und Ab. "Days In Delirium" erweist sich mit ziemlich kranken Vocals und einem seichten Beginn als ein sehr abenteuerliches Stück mit vielen neuartigen Ideen,  bevor es mit "Shroud Of Death" wieder ganz old-school weitergeht.

KATECHON wissen gekonnt Altes mit Neuem zu kombinieren und nicht in dem in den 90er Jahren aufgeschütteten Einheitsbrei zu versinken. Für Freunde extremer Metal-Klänge.

Coronation


Cover - Coronation Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 09
Länge: 34:46 ()
Label:
Vertrieb:
Review:

Grimm I & II

()

Es war einmal vor gar nicht allzu langer Zeit (2003) in NRW (…). Hier fanden sich fünf todesmutige Metal-Musiker zusammen um unter dem Namen KADAVRIK melodiösen Death Metal zu zelebrieren. Nach den Aufnahmen zweier Demos in 2005 („Silouettes“ und „Beyond Oblivion“) zogen KADAVRIK schließlich 2007 mit ihrem ersten Album („Until The Die Is Last“) in den Kampf. Zwei Jahre später folgte Album Numero Zwei („Wine Will Turn To Blood Again“), bis die Band mit ihrem dritten Album „N.O.A.H.“ (2012) ein (noch) größeres Publikum erreichen konnte.

„Grim I & II“ heißt die neuste Errungenschaft der NRWler und setzt sich als Konzeptalbum mit zwei sehr kontrastreichen Kapiteln der grimmschen Märchenwelt auseinander. So befasst sich das erste Kapitel (bis „Queen Of Sylvan Lands“) mit der „Armlosen Jungfrau“ und der Tragik ihrer Geschichte, während das zweite Kapitel „Thougths Of The Sore“ die beschwingliche Romantik des ersten Teils vollends zerschlägt. Grimmsche Märchen als Konzept für ein Melodic Death Metal-Album?!
Ähnlich unkonventionell wie beim Schreiben ihrer Texte gehen KADAVRIK beim Komponieren ihrer Songs vor: Grob betrachtet spielen KADAVRIK melodischen Death-Metal, der aber auch vor dem ein oder anderen Ausflug in den Black-Bereich nicht zurückschreckt. Highspeed-Passagen grenzen an verträumte, atmosphärische Parts. Erstaunlich ist es dabei, mit was für einer wahnsinnigen Geschwindigkeit KADAVRIK in die Saiten hauen und es dabei stets melodiös klingen lassen. Die Tonspuren überlappen, hier und da bleibt das Ohr hängen und es gibt so viel zu entdecken! So schafft die Band es, trotz einer recht wirren und komplexen Konstruktion ihre Songs stets eingängig und eigenständig klingen zu lassen.
Songs wie das mit einem prägnanten Refrain ausgestattete „All The World But One“, „Lords“ oder die beiden Kurz-Songs „Voids“ und „Shuttered“ gehen da trotz frickeliger Gitarrenarbeit wunderbar ins Ohr. Und auch sich langsamer aufbauende Stücke wie „Queen Of Sylvan Lands“ oder das immer wieder in atmosphärische Passagen ausufernde „Helix“ wissen zu punkten. Mit „7 Years“ haben KADAVRIK überdies (wie beim letzten Werk) auch wieder das obligatorische Instrumental-Stück am Start. Auf deutsche Lyrics hat die Band dieses Mal (leider) verzichtet. Dennoch ist „Grimm I & II“ ein wahnsinnig durchdachtes und komplexes Album geworden, welches den schon recht genialen Vorgänger weit hinter sich lässt. Die musikalische Reife, die die Band mittlerweile erreicht hat, hört man hier mit jedem Ton.
Ein sehr gutes Album, das so schnell nicht langweilig wird.

Grimm I & II


Cover - Grimm I & II Band:


Genre: Nicht angegeben
Tracks: 09
Länge: 43:3 ()
Label:
Vertrieb:

Seiten

Subscribe to RSS - Death Metal