Ich kann mich noch gut an das Debüt der BULLET BOYS anno 1988 erinnern: cooles Artwork und interessante Musik. Es war zwar irgendwie Hair Metal, aber anspruchsvoller, nicht anbiedernd, sondern ein bisschen wie eine neue Version von VAN HALEN, was sicherlich auch an dem damaligen Produzenten Ted Templeman lag. Danach verlor ich die Band aus den Augen, und Curt Cobain erledigte dann in den 90ern den Rest.
Heuer kommen die Amis mit einem neuen Album über den Teich. Sänger und Gitarrist Marq Torien führt als einziges Gründungsmitglied die Band immer noch an. Der Sound der "Kugeljungs" hat nach wie vor Profil, ist eigenständig und versucht nicht, anhänglich zu sein. Das Teil ist ein typischer Grower, wächst aber jetzt auch nicht bis zum Himmel. Das melancholische "Once Upon A Time" trifft dennoch sofort und zielgenau in mein Aufmerksamkeitszentrum - ein Song wie gemacht für den herannahenden Sommer. Super Song, unterhaltsames Album!
Yepp Freunde, was die sechs Iren von OLD SEASON mit "Beyond The Black" da abziehen, ist ganz großes Kino. Episch, ursprünglich und pathetisch, denoch mit eigenem Profil und ganz viel "Metal Heart Inside" präsentieren sie ihr Album Nr. 2. Aber der Reihe nach.
Die Band existiert seit 2003, brachte 2009 ihr Debüt heraus, und schlappe acht Jahre später knallen sie uns dieses Juwel vor den Latz. Der Opener "A New Dawn" marschiert, gebettet auf einer mystischen Keybordmelodie und flankiert von Gitarren, die gleich gefüllten Wolken langsam den Horizont verdunkeln, auf das Schlachfeld, dass es den Hörer erschauern lässt. Im Kern thront ein Refrain, der so leidenschaftlich von Sänger John Bonham intoniert wird, dass allein dieser Song das Teil schon über den Durchschnitt hievt. Die neun Songs sind proppenvoll mit Inspiration, Spielfreude, viel Pathos und einfach klasse Melodien. Mit jedem weiteren Song bestätigt das Sextett die Klasse, die ihm innewohnt. "Elegy" doomt melancholisch aus dem Startblock, um später in einem Herzblut-Finale mit wehenden Fahnen und berstendem Stahl im Hörer zu versinken, wie einst die Titanic im Nordatlantik. Kurz gesagt, Ausfälle sind in über einer Stunde Spielzeit nicht zu finden.
Einzig kleines Manko ist partiell die Performance von Sänger John Bonham, der bei den hohen Passagen manches mal den Pfad ein wenig verlässt. Aber im Gesamtspiel betrachtet kann das meine Begeisterung nicht trüben - zu offenkundig ist der Enthusiasmus der Musiker, zu eindringlich die Songs, zu gehaltvoll die Arrangements und zu überragend das Songwriting. Bei diesem Album gibt es kein Vertun, hier muss der geneigte Metal Fan die Lauscher mal ranhalten.