Konzert vom "Ich weiß noch genau, als ich mir 1984 den Metal Hammer abonnierte und dafür als Zusatzgeschenk die "Sentence of Death" geschickt bekam." Solche und ähnliche Geschichten hörte ich am 29. Dezember zuhauf. Klar, war ja auch genug Zeit: Denn was sich vor der Markthalle, eigentlich eine prima Location, abspielte, spottete jeder Beschreibung. Nach mehr als anderthalb Stunden Wartezeit kam ich endlich hinein und verpasste glatt zwei Bands. Nicht wenige Fans wollten ihre Tickets zurück geben. Die Markthalle hatte einfach zu wenig Personal zur Verfügung gestellt, Chaos am Einlass, fuck...
Nun ja. Immerhin bekam ich die ersten Klänge von KREATOR in der blutrot getränkten Halle mit. Und was soll ich sagen: Die Jungs sind die eindeutigen Gewinner der Tour. Nach "Violent Revolution" thrashten sich die Ruhrpottler durch die ganze Bandbreite ihres bisherigen Schaffens und brachten die proppenvolle Markthalle (1300 Zuschauer waren´s wohl) zum Überkochen. Bis in die letzten Reihen wurde gebangt, gemosht, gepogt. Ganz groß - wenn man denn zumindest in Sichtweite der Bühne kam. Über allem schwebte tief gebückt der sympathische Frontmann Mille, der "Flag of Hate" in unaufdringlicher Art und Weise Chuck Schuldiner widmete. Und Perlen wie "Pleasure to Kill" oder "Extreme Aggression" trieben mir quasi die Tränen in die Augen und die Gänse auf die Haut. Klasse...
Naja, dann meine eigentlichen All-Time-Faves aus Weil am Rhein: DESTRUCTION! Sie enttäuschten. Vielleicht, weil Kreator vorher eine Mega-Show ablieferten? Oder weil der Sound so unterirdisch daher kam, daß ich manche Lieder erst nach halber Spielzeit erkannte. Ich will nicht sagen, daß sie die Halle leerspielten, aber außer den absoluten Destruction-Maniacs verließen doch einige selbiges Etablissement. Wohl auch, weil die verschwitzten Körper angesichts der katastrophalen Bier- und Getränkeversorgung wegen Unterbesetzung der Stände an akutem Flüssigkeitsmangel litten.
Boah! Hammer! Nach dem ersten Hören der neuen Dew-Scented-Scheibe braucht man erstmal eine Pause. Unglaublich, mit welcher Wucht die Burschen ihre Songs runterspielen, unglaublich, was für Riffs den Gitarren entlockt werden, unglaublich, was Schreihals Leif hier abliefert, unglaublich, wie Drummer Uwe sein Kit verprügelt! Dew-Scented waren ja schon immer eine recht coole Band, aber so eine Steigerung hätte ich ihnen nicht zugetraut. The Haunted mit ihrem Erstling bleiben zwar dieses Jahrzehnt ungeschlagen in Sachen Thrash, aber Dew-Scented kratzen gewaltig an ihrem Thron. Schon der Opener „Bitter Conflict“ rast wie der oft zitierte ICE über einen hinweg und läßt die Ansprüche an die restlichen Songs in den Himmel wachsen. Aber die nächsten Songs stehen dem Opener in nichts nach, weder in Sachen Tempo noch Brutalität oder Wucht. „Life Ending Pain“, „Blueprints Of Hate“, „Locked In Motion“ (mein Lieblingssong), egal welchen Song man wählt, sie können alle überzeugen. Bei diesem Album paßt einfach alles, jedes Riff, jedes Soli sitzt, Sänger Leif zeigt seine ganze Klasse, hat sich enorm verbessert und muß sich nicht mehr hinter irgendwem verstecken. Dazu eine mehr als tigthe Rhythmusfraktion und fertig ist der Lack. Das Songwritign ist ebenfalls klasse, Langeweile kommt nicht auf, trotz der fast durchgehen hohen Geschwindigkeit. Als I-Tüpfelchen kann man die Produktion von Andy Classen bezeichnen, die perfekt zur Mucke paßt und ihr die nötige Power und Durchschlagkraft, kurz genau den richtigen Sound, verpaßt. Mit diesem Album werden Dew-Scented ganz groß, da bin ich sicher!
Eine wirklich lobenswerte Angelegenheit frei nach dem Motto “Support the Underground!” haben der Neu-Heidjer CONNOR (Warum habe ich den in Celle bloß noch nie gesehen?) und sein Team auf die Beine gestellt. Mit dem Premieren-Internet-Metal Sampler "the FiRST iM.PACT!" ist eine CD erschienen, die 16 Underground-Bands die Chance (DROWN INC. sind zweimal vertreten) gibt, sich einem größeren Publikum zu präsentieren. Und alle amtlich gewählt von den Nutzern des E-Zines. Und laut Homepage kommen die Gruppen sogar gratis in den Genuss der Sampler-Präsenz. “Zu allem Überfluss” gibt’s auch über die Qualität der Kapellen wenig bis gar nichts zu motzen. Im Gegenteil: Der breite Metall-Fächer liegt voll ausgebreitet vor den Untergrund-Forschern: Sie bekommen von Prog-Anleihen (AVANITAS) bis Death-Metal-Attacken (NEBULAR MOON) oder von Frauen-Sing-Sang (XANDRIA) bis Black-Metal-Gebelle (OBSCURUS) ein wirklich vielseitiges Scheibchen vorgelegt. Alles mit weitestgehend amtlichem Sound. Zudem erfolgt der Vertrieb über CENTURY MEDIA, ihr müsstet den Sampler also beim Händler eures Vertrauens finden. Wenn nicht, sucht Kontakt per Telefonhörer: 05056-941978 oder 0171-7868278 oder versucht‘s im Web unter http://www.metalius.de Ach: Die Internetzer planen bereits die zweite Compilation. Wenn ihr mit eurer Band also drauf wollt, ruft einfach an...
“Erkenntnismäßige Dissonanz” hat die österreichisch-tschechische Verbindung ihr neuestes Werk genannt. Vielleicht eine ganz gute Beschreibung: Angefangen bei einigen Songs, die wirklich im Ohr bleiben (HEAR EVIL, DO EVIL, SPEAK EVIL oder das Titelstück), über eine beinah-peinlich Ballade (HYMN TO THE CHOSEN ONES) zu erst-doomig-dann thrashig gemischten Krachern (CARESS OF THE SLEEPING GIANT) bis hin zu progressiven Stücken (MECHANICAL LANDSCAPE) plus NECROSIS-mäßigen Keyboards ist so ziemlich alles vertreten, was Todesbleier mit ihrer Musikrichtung in Verbindung bringen könnten. Natürlich ist den Gebirgsmusikanten die musikalische Fähigkeit in keinster Weise abzusprechen, auch der Sound kommt erträglich bis heftig aus den Boxen. Nur was bleibt hängen? Drück ich es positiv aus, möchte ich sagen: Eigenständig. Negativ hieße dann: Es handelt sich um ein kaum nachvollziehbares Mischmasch unter dem Deckmäntelchen des Death Metal. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass DARKSIDE es genauso schwer haben werden, in die internationale Metal-Oberliga aufzurücken, wie die östereichische Fußball-Nati, jemals wieder zu irgendeiner Weltmeisterschaft zu kommen.
Da war von einiger Zeit mal das Album "Gottesknecht" mit dem ich mich nie so recht anfreunden konnte und auch "Wundenmann" ist nicht unbedingt die leichteste Kost der man zwangsläufig beim ersten Hören verfällt. Das mag auf der einen Seite daher kommen, dass sie ziemlich undeutsch ihren deutschen Metal präsentieren, weit ab von Rammstein und Konsorten und daher etwas ungewohnt für meine Ohren. Zum anderen geht mir der Gesang manchmal auf die Nerven. Die beiden Sänger machen zwar ohne Zweifel ihren Job ganz gut, singen sogar recht abwechslungsreich, verfallen aber leider immer wieder in ein monotones Gebrülle, dass manche ihre vorher zum Teil ziemlich gefühlvoll aufgebauten Songstrukturen mit Füßen tritt. Textlich gehen sie einigermaßen sinnvoll zu Werke, ein bisschen darf nachgedacht oder geschmunzelt werden über ostdeutschen Lokalpatriotismus ("Ich bin Bergmann, wer ist mehr?" aus "Vortrieb") oder Seitenhieben auf die Zeugen Jehovas um nur zwei Themen zu nennen. Ein paar elektronische Elemente und ein leichter Gothiceinschlag runden das Gesamtbild ab, das in erster Linie aus rauen und manchmal etwas dumpf abgemischten Gitarren besteht, die zwar munter ihre Riffs brettern dies aber lange nicht so staccatohaft tun wie die oben erwähnten Rammsteinler. Sehr solide rockende Scheibe mit coolem Groove, rauhem Gesang und ehrlichen Texten.