Wenn ich normalerweise die Bandnamen Primal Fear oder Sacred Steel höre, laufe ich weg. Ganz weit. Mag intolerant sein, aber deren Mucke find ich echt nur zum Davonrennen nützlich. Seit ein paar Jahren machen aber einige der Jungs unter dem Banner MY DARKEST HATE zusammen Krach und zocken richtig guten Death Metal. Hier gibt’s Dampfwalzen-Death, der an Bolt Thrower, Six Feet Under und Benediction erinnert und einfach nur fett-brutal klingt. Auch wenn mal kurz Schweden angerissen wird ("I Will Follow"), haben doch England und die USA viel deutlichere Spuren hinterlassen. Ich denke nicht, dass MY DARKEST HATE den Anspruch haben, sonderlich originell zu klingen, sondern die Jungs einfach Mucke machen, die ihnen Spaß macht und die sie gerne hören. Da kommt dann eine gelungene Death Metal-Scheibe raus, fett produziert, mit eingängigen Songs, die zum gepflegten Moshen einlädt und einfach Laune macht. Da ist es egal, ob’s bei Slayer geklaut ist ("Justice"), nach Bolt Thrower klingt oder brutal ballert ("Catch The Bullet"), "At War" ist ne coole Death-Pladde und Schluss. Wer nicht mehr und nicht weniger erwartet, sollte sich die Scheibe zulegen.
Offiziell waren sie aufgelöst, ein taktisches Hintertürchen blieb jedoch immer einen Spalt offen. B-Sides, alte Demos, eine DVD und das ein ums andere Gerücht hielten die Aufmerksamkeit oben. Nach über drei Jahren Abstinenz neuen Materials erstrahlt jetzt "Archetype" im Glanze als wäre es nie anders zu erwarten gewesen. Wurde Gitarist und Mit-Songwriter Cazares stets als ein treibendes Element angesehen, so beweist "Archetype" eher das Gegenteil. Denn bereits das vorab veröffentliche "Cyberwaste" zeigte den Blick zurückgewandt zum knallharten "Soul Of A New Machine" und ließ wenig Zweifel daran, dass die Unsicherheiten des "Digimortal" Albums gewichen sind. Und FEAR FACTORY wirken generell befreit vom Ballast, die Trennung von Cazares und folgende Umbesetzung mit Wolbers (ex-Bass) an der Gitarre und Stroud am Bass war die nötige Frischzellenkur. "Archetype" ist die perfekte Synthese aus der hohen Melodizität von "Obsolete" und einer zurückgekehrten eisigen Kälte und Gewalt ihres Debuts. Denn nicht nur "Cyberwaste" zeigt sich kompromisslos hart, auch "Bonescraper" steigert sich zu gewaltigen Hass und in aggressives Tempo. Bedrohlich und mit Fulbers sicherem Gespür für düstere Atmosphäre ist "Drones" jedoch mein heimlicher Favorit. Der fast kitschigen Chorus wird lediglich von der Ballade "Bite The Hand That Bleeds" getoppt. Burtons cleaner Gesang sorgt jedoch in mehr als nur einem Song für Gänsehautfeeling. Herrera knüppelt noch immer unmenschlich präzise und er ist es schließlich, der jedem, wirklich jedem Song seinen Stempel aufdrückt und gänzlich unersetzlich scheint. Fulbers Einsatz der Synthies wirkt sehr durchdacht und fügt sich unauffälliger in die Musik sein. Lediglich das monumentallange "Ascension" ist selbst mir als elektronikgewöhntem Frontline Assembly Anbeter zu langweilig, hier fehlen die Akzente die Fulber und Reely bereits auf ihrem eigenen Album missen ließen. "Archetype" endet mit dem Nirvana Cover "School" und damit dem Song einer der wenigen Bands, die in ihrer Einmaligkeit vielleicht noch über FEAR FACTORY stehen. Oder um den bedeutungsschwangeren Text des Titelsongs zu zitieren: "the soul of this machine has improved"! Sehe ich genauso.
Nach dem 20 - jährigen Jubiläum haben die Frankfurter "Kings Of Beer" noch immer nicht genug… aber das ist auch prima so, denn sonst wäre uns, gerade jetzt zur Frühlingszeit, eine lebensfrohe Thrash - Keule wie "Beast Of Bourbon" vorenthalten geblieben. Geändert hat sich im TANKARD - Lager zum Glück nix: hochintellektuelle Abhandlungen über Aliens, die das Reinheitsgebot stehlen und zu Hause zu Gerstensaftkönigen werden ("Alien Revenge"), über amerikanische Kampfpiloten, die im Drogenrausch alles planieren, was ihnen vor die Kanone kommt ("Under Friendly Fire") oder über wimps and posers, die dem Schwertkampf absagen und lieber dem Suff frönen ("Die With A Beer In Your Hand" - Killerhymne und einer der coolsten Songs der Jungs überhaupt!) sorgen für durchgehend positive Vibes, die mit dem gewohnten Vorschlaghammer in die Köpfe der Hörer geballert werden. "Beast Of Bourbon" reiht sich somit nahtlos in die lange Liste geiler TANKARD - Scheibletten ein und hält zwar (was auch sonst?!) nicht viele Überraschungen parat, dafür aber jede Menge guter Laune, die mit großer Spielfreude dargeboten wird. Zusätzlich zu den normalen Versionen beinhaltet die mir vorliegende Promo - CD zwei Radio/Club - Edit - Versionen, die sich nicht groß erkennbar von den normalen Album - Versionen unterscheiden. Sei’s drum, "Beast Of Bourbon" enthält nicht nur 11 (10 + 1 Bonustrack) harte und schnelle wie lustige und partykompatibel - hymnenhafte Knüppelorgien, sondern darüber hinaus noch ein traditionell witziges Artwork von –natürlich- Sebastian Krüger. Wenn das kein Kaufanreiz ist…