InterviewEinen Hochkran als mächtigstes Baustellengefährt kann ich mir ja noch als Inspiration vorstellen, aber einen Gabelstapler verbinde ich eher mit spießigem Baumarkt, langweiligem Großlager - und natürlich dem Staplerfahrer Klaus... Darf überhaupt einer aus der PATENBRIGADE WOLFF Gabelstapler fahren?SW: Das Thema Gabelstapler umfasst sehr viel mehr als nur den Einsatz in Baumärkten, wobei ich dir insoweit recht geben muss, dass die dort vorzufindenden Modelle in der Tat rech langweilig sind. Wir als Patenbrigade sehen uns jedoch dazu verpflichtet jedes Thema, dass sich im Bereich einer Baustelle bewegt, zu recherchieren.
Ihr seid wohl die erste Band überhaupt, die Linde als Ausstatter haben. Wissen die davon?SW: Viele der Angestellten bei Linde sind bekennende Patenbrigade Fans und die Firma steht fest hinter uns. Die beständige Zusammenarbeit zeigt sich z.B. auch den offiziellen PbW-Auftritt beim Staplercup in Wustermark am 12. Mai.
Verglichen mit dem Vorgängeralbum, bringen die Sprachsamples - und auch Songtitel - recht kritische Töne ins Spiel, wie kams?SW: Im Vorfeld unserer CDs führen wir sehr ausgiebige Recherchen durch. Während unserer Vorbereitungen zum Hochstapler Album, mussten wir jedoch feststellen, dass jede Baustelle auch eine dunkle Seite hat. Der Titel "Eine kaputte Baustelle ist zu vermeiden" spricht hier eine sehr deutliche Sprache.
Auch "Tod am Schuppen 29" hat einen sehr ernsten Hintergrund. Ein Jugendlicher entwendete auf einer Baustelle einen ungesicherten Gabelstapler. Nach einigen Metern Fahrt, kippte der Hochstapler um und riss den Jugendlichen mit in den Tod. Solche Unfälle passieren täglich auf Deutschlands Baustellen, werden von der Öffentlichkeit jedoch kaum wahrgenommen.
Was davon ist eine Art Vergangenheitsbewältigung und was hörte sich einfach nur gut an?SW: Es ging uns darum, auf das politische Erbe der Bauarbeiter das fast völlig in Vergessenheit geraten ist, hinzuweisen.
Klang der Name Patenbrigade: Wolff nur gut oder steckt mehr dahinter? Für wen habt ihr denn eine Patenschaft?LM: Eine Patenbrigade war in der DDR der übliche Ausdruck für eine Brigade oder ein ähnliches "Kollektiv", meist von Industriearbeitern oder aus Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften, das eine Patenschaft über Schulklassen und Kindergartengruppen, im Einzelfall aber auch über NVA-Einheiten übernahm. Damit sollte die Verbundenheit zur Arbeiterklasse gestärkt und zur Entwicklung einer "sozialistischen Persönlichkeit" gerade bei den Kindern beigetragen werden.
Diese Grundideologie stimmt auch mit der unsere überein, Unsere stetig wachsenden Anhänger sind im Grunde nichts anderes als unsere Paten. In der Praxis erschöpft sich diese Beziehung in jährlichen gegenseitigen Besuchen, die wir vor allem mit unseren Konzerten zu stärken versuchen.
Was sind denn bei euch der Job von Brigadier und Brigadeleiter?LM: Sven Wolff legt als Brigadier die arbeitsmusikalische Richtung vor. Ich, der Brigadeleiter, sorge dann dafür, dass alles nach Plan abläuft und auch umgesetzt wird. Wichtig ist für uns, dass wir die Arbeitsziele, die wir vor jedem Album festlegen, auch erreichen. Einmal die Woche treffen wir uns in unserem Container und besprechen weitere Baumaßnahmen.
Manchmal erinnert mich euer "arbeiterfreundlicher" Anspruch an die frühen Industrialtage, als noch keine Clubtauglichkeit erzwungen werden musste - wo finden sich eure Wurzeln?SW: In der Tat! Unser Sound orientiert sich vor allem an den Tracks früherer Elektropioniere, wie z.B. Kraftwerk, Jean-Michel Jarré und Depeche Mode. Aber auch neuere Werke, wie z.B. die CDs von Schiller inspirieren uns sehr.
Und was die Clubtauglichkeit angeht: Wieso habt ihr Songs im Stil der Remixe von etwa "Gefahrstoffe" bewusst komplett vom Album ferngehalten?SW: Unsere Alben werden zu sehr oft von Turmdrehkranführern in ihren Krankanzeln gehört. Es ist jedoch wichtig, den Kranführer nicht von seiner Arbeit abzulenken. Deshalb entschieden wir, alle Tracks die den Kranführer zum spontanen Tanz animieren könnten, vom Album fernzuhalten und die CD stattdessen mit chilligem Ambient zu füllen. So kann der Turmdrehkranführer entspannt und konzentriert an die Arbeit gehen.
Nicht nur bei ESSEXX oder ihrer eigenen Band, nun auch bei der Patenbrigade ist Sara Noxx dabei - gehts nicht ohne sie?SW: Die wenigsten wissen, dass Sara Noxx ein ziemlich inniges Verhältnis zu nahezu allen großen Beamten in den Bauaufsichtsbehörden unterhält. So setzte sie es durch, dass sie auf einigen PbW Tracks mitsingt. Da ihr die wenigen PbW Tracks jedoch nicht ausreichten, zwang sie mir noch ein gemeinsames, neues Projekt Essexx auf.
Was hat Sara Noxx eigentlich dazu gesagt Gefahrenhinweise vorzulesen?SW: Das ist ihr eigentlich ziemlich egal. Für den gewöhnlichen PbW Hörer klingen die Texte der gemeinsamen Tracks, wie Beschreibungen komplizierter, technischer Vorgänge. In Wirklichkeit, verliest Sara jedoch kodierte Anweisungen für den nächsten Bauarbeiteraufstand.
Wo siehst du die Patenbrigade musikalisch im Verhältnis zu den anderen (ex-)Gruppen/Projekten ESSEXX oder DUST OF BASEMENT? SW: Der musikalische Ansatz ist ein etwas anderer, da es sich bei PbW im Gegensatz zu Essexx und Dust Of Basement größtenteils um Instrumentalmusik handelt. Ich denke jedoch, dass Fans der anderen Projekte durchaus etwas mit dem PbW Sound anfangen können.
Sowohl das Album als auch die Maxi erscheinen in sehr schicken gelaserten Metallverpackungen. Wie weit habt ihr da mitgeredet? Wie wärs denn auch mal mit Vinyl?LM: Wir haben da nicht nur mitgeredet, sondern auch alles selbst entworfen, konzipiert und letzten Endes auch gebaut. Da wir, wie bereits erwähnt, innige Kontakte zu diversen Bauunternehmen und ?Firmen wie bspw. Linde unterhalten, ist es für uns eine Leichtigkeit, an kostengünstige Rohstoffe für unsere Produktionen ranzukommen. Und das Schönste: Wir produzieren noch alles in Deutschland!! Womit natürlich auch der etwas teurere Verkaufspreis von "Hochstapler" zu begründen ist.
Ein paar Worte an alle Bauarbeiter und eure Fans da draußen...LM: Bauarbeiter aller Länder vereinigt Euch! Werdet unsere Paten. Besucht unsere Konzerte!
Interview Bis zu "Redemption Through Looseness" kannte ich KRUGER gar nicht, um ehrlich zu sein. Mich hat beim Lesen euer Bio die Tatsache überrascht, dass ihr schon beim Jazz-Festival in Montreaux aufgetreten seit. Wie seit ihr daran gekommen?
Blaise: Wir hatten in dem Fall sehr viel Glück. Das Festival wollte für die DEFTONES-Show dort noch eine Supportband und fragten eine Booking-Agentur, die mit der Firma unseres Sängers das Büro teilt. Der Booker hat dann natürlich sofort KRUGER vorgeschlagen und das Festival hat sofot akzeptiert.
Es war eine unglaublicher Zufall, da wir sonst sicher niemals dort gespielt hätten. Das Festival hat übrigens mehr als nur Jazz zu bieten - in den dreißig Jahren haben dort schon so verschiedene Bands wie SLAYER, MASSIVE ATTACK oder Carlos Santana gespielt.
Wie hat euch das dortige Publikum aufgenommen?
Blaise: Nun, die meisten Leute war natürlich wegen der DEFTONES da. Aber wir spielten eine coole Show und der Großteil des Publikums hat sich für uns interessiert.
Raph: Es hat sich sogar noch mehr gelohnt, da der Festivaldirektor Claude Nobs seiner Kameracrew die Anweisung gegeben hat, unsere Show nicht zu filmen und auf die Seitenmonitore zu bringen. So kamen mehr Leute direkt vor die Bühne, um uns sehen zu können. Reno hatte am Tag vorher in einer großen Tageszeitung die hohen Kosten der Tickets kritisiert, obwohl das Festival auf ein junges Publikum zielt. Wir wurden sogar aus dem Archiv des Montreux Jazz Festivals gelöscht wegen des Interviews!
Harte Sitten, in der Tat. Kommen wir zu eurem Album: wie lange habt ihr an den Songs gearbeitet?
Blaise: Eigentlich haben wir bereits direkt nach dem Release von "Cattle Truck" angefangen. Ich glaube der erste fertige Song war "Hummers".
Raph: Das Songschreiben hat uns aufgrund des Weggangs unseres Gitarristen und Hauptsongschreibers Ian im Juli 2005 mehr Zeit gekostet als geplant. Wir haben danach fast sechs Monate verloren, in denen wir neue Gitarristen gesucht haben und als wir dann den für uns perfekten Dude gefunden hatten, Jak, entschloss er sich plötzlich uns nach ein paar Wochen und der ersten Bandprobe wieder zu verlassen. Dann kam Ian vorübergehend zurück, um uns beim Fertigstellen von "Redemption..." zu helfen und jetzt ist Jak zurück bei KRUGER und wird diesesmal hoffentlich für lange Zeit bei uns bleiben.
Wie geht denn bei euch das Songschreiben vonstatten? Beteiligt sich jeder daran oder habt ihr einen kreativen Kopf, der die meiste Arbeit mahcht?
Raph: Unsere Art des Komponierens war schon immer sehr spontan. Im Grunde schreiben wir nur während der Proben neue Musik, da eigentlich niemand von uns zu Hause übt. Normalerweise hat jemand eine Idee und stellt sie uns vor. Wenn sie uns gefällt und Inspiration da ist, versuchen wir eine Art Struktur um die Idee zu bauen. Wir folgen dabei keiner musikalischen Richtung. Wir versuchen einfach, etwas von den Vibrationen zwischen uns aufzugreifen und die Songs zu voranzubringen. Manchmal dauert es ewig, bis wir ein anfangs beschissenes Riff in einen Song untergebracht haben, aber wir arbeiten immer so lange, bis jeder zufrieden ist.
Blaise: Ians Weggang hat unsere Art des Songschreibens sehr verändert. Ian hatte die Ideen für die meisten Riffs, um die wir dann Songstrukturen gebaut haben. Als er uns verlassen hatten, waren wir verloren und fühlten uns unsicher, entschlossen uns dann aber, dass alle von uns stärker in den Prozess eingebunden werden, was uns schlußendlich neue Perspektiven in unserem kreativen Prozess eröffnet hat. Dieses Album enthält alle Ideen, die wir in dieser turbulenten Zeit gesammelt haben.
Wie würdet ihr euren Sound beschreiben?
Raph: Ich denke, dass unsere Haupteinflüsse ganz klar NEUROSIS und BREACH sind. Diese beiden Bands haben alles, das uns unterbewußt dabei hilft, neue Sounds zu entwickeln: Heavyness, Intensität, Ehrlichkeit und diese konstante dunkle Atmosphäre. Wir haben uns beim Schreiben neuer Musik nie selbst limitiert, so dass das Resultat oftmals sehr unterschiedlich ist. Unsere vorherigen Alben haben das schon sehr gut gezeigt, aber ?Redemption..? ist etwas fokussierter und musikalisch koheränter. Wir haben es endlich geschafft unsere vielen Einflüsse in eine etwas konzentriertere Fornel zu bringen.
Schon beim ersten Hören fiel mir die Ähnlichkeit eures Shouters mit Jan-Kris von GOREFEST in seinen guten alten Tagen. Kennst du ihn und seine Band?
Reno: Ich kenne ein paar Sachen von GOREFEST, aber nicht sonderlich viel. Ich bin sehr überrascht, dass die Vergleiche in beinahe jedem Review auftauchen. Wird wohl Zeit, dass ich ihre Alben mal wieder anchecke!
Die Schweiz ist für einige wenige extreme Bands bekannt. Kommen aus euer Ecke einige, die bisher noch nicht viel Aufmerksamkeit bekamen?
Raph. Wir sind aus Lausanne, im französisch-sprachigen Teil des Landes. Neben HELLHAMMER, CELTIC FROST, CORONER und SAMAEL, die alle weltweite Anerkennung erfahren haben, gibt es noch KNUT aus Genf (die beim Hydrahead-Label vom ISIS-Sänger Aaron Turner unter Vertrag stehen) und SLUDGE aus Lausanne, die bei Mighty Music sind. Die Schweiz ist ein kleines Land, aber es gibt viele gute Bands in jedem Genre und die Zahl wächst?
Ihr spielt hauptächlich in der Schweiz und im benachbarten Frankreich. Habt ihr Pläne, euren Radius zu vergrößern?
Reno: Bisher haben wir alles selbst gemacht, inklusive Albumveröffentlichungen, Booking, Management ect. Die Tatsache, dass wir jetzt mit Listenable und Ter A Terre als Booker größere Partner und Strukturen hinter uns haben, sollte uns dabei helfen, einige Grenzen mehr zu überschreiten. Wir arbeiten an einer ausgiebigen Tour in Europa am Ende des Jahres.
Was macht ihr neben KRUGER?
Blaise: Jak und ich studieren immer noch. Margo ist Lehrer und Reno hat seinen eigenen Musikvertrieb und einen Rock Club. Raph arbeitet hauptsächlich als Tontechniker.
Raph: Musik ist mehr ein ernstes Hobby als das es uns komplett ausfüllen würde. Und wir sind einfach auch schon ein paar Jahre zu alt, um Rockstars zu werden.
Letzte Worte?
Raph : Thanx for the interview, check out our new album it?s the best we ever did (I?m not even kidding?), keep buying some records, stay metal, don?t watch Mtv more than five minutes per week and drink as many beers as you want, we?ll do the same as well?
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