Mit SAVAGE CROW betritt eine sehr junge Combo die Bretter, die die Welt bedeuten. Erst 2006 gegründet und seit 2007 in dieser Form unterwegs, konnten die Herren nebst Dame schon einen Deal ergattern und legen nun ihr Debutwerk vor. Geboten wird traditioneller Heavy Metal mit einer männlich / weiblichen Doppelspitze am Mikro. Was ich jetzt sage mag viel negativer klingen, als es eigentlich soll. SAVAGE CROW haben eine Art „bäuerliche Naivität“ in ihren Songs, die mich mehr als nur einmal an alte Teutonen Helden aus dem GAMA (oder artverwandten Labels) Rooster denken lässt (VETO, RENEGADE, STORMWITCH, frühe WARLOCK oder auch WARDANCE). Man merkt der Band eben an, dass sie noch keine hunderprozentig routinierten Songschreiber sind, aber dennoch ist das Gespür für hymnenhafte Melodien vorhanden. Ich sehe SAVAGE CROW als willkommene Abwechslung zu den gar zu perfekten Platten, die RAGE, GRAVE DIGGER und Konsorten heutzutage aufnehmen. Das hat einfach mehr „Erdung“ und mehr Kontakt zur Basis. Als Anspieltips nenne ich mal den Opener „Loaded Attack und die Uptempohymne „Angels of the Battlefield“. 80er Teutonen Metaller sollten das Teil mal anchecken.
POWERS COURT aus den USA sind das Baby von Sängerin und Gitarristin Dani Powers. Kommerziell ist das Gebräu aus kauzigen US Metal und Euro Speed welches uns POWERS COURT kredenzen beileibe nicht. Erinnert mich ein wenig an einen Mix aus den verblichenen CAULDRON BORN und den New Yorkern ZANDELLE, leider ohne deren Klasse zu erreichen. Es hakt an drei verschiedenen Stellen: Der Sound, besonders die Drums klingen sehr nach den berühmten Pappschachteln. Die Songs: Ich bin eigentlich ein Freund kauziger Mucke à la SLOUGH FEG, aber hier weiß manchmal nicht wo denn der Song ist. Das sind mitunter richtig geile Riffs und auch Melodien aber nichts passt wirklich zusammen. Und der letzte Knackpunkt ist Madame Powers selbst. Ich bin der Letzte, der sagt dass Frauen im Metal nichts zu suchen hätten, ganz im Gegenteil. Aber Frau Powers knödelt so extrem, dass man sich fragt was zur Hölle sie da gerade im Hals hat. Für ein Demo mag das ja in Ordnung sein, aber für die dritte - die so genannte „Make it or Break it“ - Scheibe ist das definitiv zu wenig.
Das Vorgängerwerk der Finnen MALPRACTICE „Deviation From The Flow“ hatte mich seinerzeit nicht wirklich überzeugt, allerdings hatte ich schon damals das Gefühl, dass hier Potential vorhanden ist, was einfach noch nicht richtig abgerufen werden konnte. So war ich auf das neue Werk „Triangular“ doch sehr gespannt. Und ich wurde nicht enttäuscht, ganz im Gegenteil: Bin sogar ziemlich begeistert. Nach wie vor spielen MALPRACTICE einen Mix aus Power und Progressive Metal, aber nun klingt es nicht mehr so unentschlossen wie auf dem Vorgängeralbum, sondern rockt massivst das Haus. Diesmal zünden die Refrains („Maze of Inequity“, „Deadline“), die Produktion knallt besser und Alksi Parviainen, der neue Mann am Mikro, steckt seinen Vorgänger auch locker in die Tasche. MALPRACTICE schrecken weder vor technischen Kabinettstückchen noch vor thrashigen Riffs zurück, so dass das Material eine enorme Bandbreite offenbart. Das Album wird beendet durch die wunderschöne und emotionale Pianoballade „Waves“ und das 10 Minuten Mammutwerk „Fragments“, welches die Platte noch einmal schön zusammenfasst. Extrem coole, anspruchsvolle und trotzdem eingängige Scheibe.
Wow, das ist mal ein Brett. Die Finnen KIUAS mixen auf ihrem Drittwerk einen sehr eigenständigen Cocktail aus melodischem Death Metal und knackigem Power Metal. Das Ganze wird dann noch mit folkloristischen Melodien und hymnenhaften Refrains gewürzt und fertig ist ein Metalhitfeuerwek der Extraklasse. Selbst vor einer lupenreinen Ballade („After the Storm“) machen die Jungs nicht halt. Aber auch die ist zu keiner Sekunde kitschig, sondern einfach nur schön. In selbiger liefert sich Sänger Ilja Jalkanen ein ergreifendes Vocalduell mit seiner nicht minder talentierten Schwester. Überhaupt fällt Jalkanen besonders auf, denn er beherrscht von klarem hohen Gesang bis hin zu tiefem aggressiven Gegrowle so ziemlich alles, was die menschlichen Stimmbänder in der der Lage sind herzugeben. Auch wenn KIUAS (ein Begriff aus der finnischen Saunenlandschaft) einen ziemlichen Stilmischmasch fahren, so wirkt doch alles wie aus einem Guß und nichts aufgesetzt oder allzu berechnend. Die Riffs sind messerscharf und die Breaks sitzen genau da, wo sie hingehören. Außerdem gibt es geniale Hooklines in Masse. Als Anspieltyp sollen mal der geniale Opener „The Decaying Doctrine“, die beinahe Bandhymne „Kiuas War Anthem“ und der eingängige Thrasher „Of Sacrifice, Loss And Reward“ herhalten. KIUAS müssten allen Fans von FALCONER, ENSIFERUM, HAMMERFALL und CHILDREN OF BODOM absolut vortrefflich 'reinlaufen. Das hier kann groß werden.
Ich hatte mir vor Jahren das Debut der Franzosen KARELIA zugelegt und war von dem symphonischen, leicht gothischen Power Metal unserer westlichen Nachbarn eigentlich recht angetan. Das Zweitwerk muss ich dann irgendwie verpasst haben. Um so härter traf mich nun der neue Longplayer „Restless“. Dieses Magazin heißt ja metal-inside, aber Selbiger ist inside dieses Machwerks höchstens mit der Lupe zu finden. Minimalistische Riffs treffen auf sehr tanzbare und meist elektronische Beats. Keine Ahnung wer sowas braucht. Ich jedenfalls nicht. Das bei 37 min Gesamtspielzeit auch noch zwei Cover („Lift Me Up“ von MOBY, sowas wie die Blaupause für die eigenen Songs auf dem Album und „Loosing My Religion von R.E.M.) an Bord sind, spricht für die überschäumende Kreativität. Ich denke auf dem Wave Gothic Treffen könnten sich ein paar verwirrte Gestalten mit dem Sound anfreunden, für den Metalhead ist das aber nichts und ich glaube nicht, dass ein KARELIA Fan des Debuts diesen Weg mit der Band bedingungslos mit geht.
HOUSE OF LORDS are back. Zwar ist vom original Line-Up nur noch Fronter James Christian dabei, aber der führt das schwere Erbe mehr als würdig weiter. Melodic Rock wie er gespielt werden muss. Schon der Opener „Come To My Kingdom“ lässt den Hörer sofort in andere Welten gleiten. Das ist der perfekte Mix aus Härte, Melodie, Kommerzialtät und Eingängigkeit. Christian hat eine Stimme, die für diese Art für Musik wie gemacht ist. Seit „Back To Eden“, dem 2001 Soloalbum des Ex-STRANGEWAYS Fronters TERRY BROCK hat mich kein Melodic Rock Album mehr so mitgerissen. Jeder Song ein Volltreffer, Refrains für die Ewigkeit im Dutzend. Was HOUSE OF LORDS auch von vielen Melodic Bands unterscheidet ist der powervolle und druckvolle Sound. Wäre diese Scheibe '88 veröffentlicht worden, dann hätten dass die neuen BON JOVI werden müssen. Leider fristet diese Musik heutzutage eher ein Schattendasein. Umso schöner, dass sich solch begnadete Musiker trotzdem nicht entmutigen lassen, auf Trend scheißen und uns mit dieser wunderschöner Musik verwöhnen. Endlich mal wieder Melodien die eingängig sind, ohne dabei platt zu wirken und wirklich berühren. Melodic Rocker können blind zugreifen.
Thrash!!!!!! Nachdem in den USA und Mexico eine richtige Welle an Oldschool Thrash Combos unterwegs ist, beginnt es nun auch direkt vor der eigenen Haustür kräftigst zu rumpeln an. Die Ludwigshafener HATCHERY zeigen, dass auch in der metallischen Todeszone Rhein-Neckar-Kreis geiler Edelstahl geschmiedet werden kann. Mit „Birth Of A Bomb“ legen die Jungs ein sehr überzeugendes Werk vor, welches gekonnt 80er Stilistik mit modernem Sound verknüpft ohne auch nur einen Traditionsthrasher zu vergraulen. Durch die dezenten modernen Einflüsse sollten auch jüngere Fans überzeugt werden. Frontderwisch Zottel (der Name ist Programm) schimpft sich als Hybrid aus Mille (KREATOR), Toto (LIVING DEATH) und John Connelly (NUCLEAR ASSAULT) sehr überzeugend durch die neun Songs von „Birth Of A Bomb“. Die Mucke ist trotz des engen stilistischen Rahmens recht Abwechslungsreich gestaltet. So kommt ein Midtemposong wie „War“ genau im richtigen Moment. Aber über weite Strecken gilt wer bremst verliert. Also wem die neue Testament nicht flott genug daherkommt oder wer sehen will, was wir den ganzen US Bands entgegen zusetzen haben, der sollte sich unbedingt HATCHERY auf den Einkaufszettel schreiben.