Berg- und Talfahrt für SMOKE BLOW: an diesem kalten Dezemberabend sind sie im pickepackevollen „Chez Heinz“, am nächsten Tag steht ein Support-Gig für die TOTEN HOSEN vor ein paar tausend Leuten an. Aber SMOKE BLOW wären nicht SMOKE BLOW, wenn sie sich davon beeindrucken lassen würden, zumal sie wissen, dass sie beim TOTEN HOSEN-Publikum nicht viel gewinnen werden, wie Letten während der Show sagt. „Die konnten gar mit uns gar nix anfangen“. Die Gefahr bestand heute aber wohl eher weniger…
Erstmal waren aber DAMPFMASCHINE an der Reihe. Die waren mal GOOD WITCH OUT THE SOUTH, zeigen sich gerne mit nacktem Oberkörper und zocken schön dreckigen Punkrock – und nehmen sich dabei selbst nicht zu ernst. Dass die Osnabrücker dabei mächtig Spaß haben, ist von Beginn an klar, allen voran Sänger Siggy turnt wie ein Irrer über die Bühne, macht seine Witze mit dem Publikum, seinen Kollegen und sich selbst und schreit zu guter Letzt immer schön ins Mikro. Besagte Kollegen sind ebenfalls mit Feuereifer dabei und machen sich zusammen daran, 40 Minuten lang eine Vollgas-Punkrock-Show zu bieten. Klappt, auch wenn sich ein oder zwei wiederholende Songs in das Set geschlichen haben. Ist aber verzeihlich und Live sowieso, wenn eine Band mit soviel Spaß und Leidenschaft dabei ist wie DAMPFMASCHINE.
Gegen SMOKE BLOW ist das aber alles nichts, aber welche Band kann schon zwei Charismatiker wie Jack Letten und MC Straßenköter aufbieten? Star des Abends und echter Punkrocker ist heuer aber Drummer Fabrizio, der mit 39,5 Fieber spielt. Er leidet während des Gigs zwar sichtlich, hat dabei aber immer ein Grinsen auf den Lippen – das dürfte ihm auch leicht gefallen sein, denn das Publikum geht vom Opener „Dark Angel“ an steil, Stagediver inklusive, Finger-in-der-Luft und lautes Mitsingen ist eh’ klar, dafür sorgt die Best Of-Setlist, die „777 Bloodrock” genauso beinhaltete wie „Zombie Auf'm Klapprad“ und „Nuclear War“ vom letzten Album. Und natürlich „Alligator Rodeo” und „Dancing With The Dead”… Ja, schön war’s, aber wie jedes Mal fehlten in der persönlichen Setlist ein Haufen Sachen. Aber irgendwas ist ja immer. Macht aber im Grunde nix, denn SMOKE BLOW hatten mächtig Spaß inne Backen und hatten das Publikum in der Hand, spätestens als Letten von der ersten Tour erzählt, die sie auch ins „Chez Heinz“ führte, wo ganze 50 Leute waren. Heute waren es ein paar mehr, vorsichtig gesagt, und die feierten eine dicke Party. Auf und ab, vor und zurück. Als Bonus gab es noch eine cool-prollige Rap-Einlage Lettens, mit ordentlich PR kann der den Kids auch als Kieler Ghetto-Rapper verkauft werden, da ist Potential drin. Aber auch hier gilt: wumpe und weiter mit den nächsten charmant-rotzigen Song, zu dem alle Mann über die Bühne fegen und die tätowierten Arme in die Luft reißen. Schweiß, Bier und (Freuden)Tränen. Schön. Und Scheiß auf Arena-Gigs.
Ob YNGWIE nun unter MALMSTEEN oder unter YNGWIE MALMESTEEN’S RISING FORCE firmiert bleibt sich gleich – geboten wird jeweils neo-klassischer Metal als Fortführung des in den Siebzigern erfolgreichen RAINBOW-Stils und als Fan von Heroen wie Blackmore und Roth. So servierte uns der seit Anfang der Achtziger in den Staaten lebende Schwede schon seit 1984 diverse gutklassige Alben; seine stärksten Momente liegen zwar in eben jenen Anfangsjahren, aber mit „Perpetual Flame“ hat der Saitenvirtuose ein richtig gutes Album mit klasse Kompositionen und nicht schon x-mal gehörten Gitarrenläufen am Start - und Überraschung - das mit Sänger Tim „Ripper“ Owens (BEYOND FEAR, ex-JUDAS PRIEST, ex-ICED EARTH) funktioniert für die neuen Tracks erstaunlich gut. Owens ist unbestritten einer der besten Shouter des ganzen Metal-Biz, seine Verbindung mit YNGWIE MALMSTEEN wurde aber anfangs belächelt (und die bisherigen Liveauftritte liefen auch nicht immer rund). Auf „Perpetual Flame“ bringt es Owens fertig, sein an sich raues Organ problemlos in den Dienst der melodischen und speedigen Kompositionen zu stellen und versieht damit alle Tracks (bis auf drei typische Instrumentalstücke an denen sich Nachwuchsgitarristen wieder erfolglos versuchen dürften und das von MALMSTEEN selbst eingesungene und eher belanglos am Blues orientierten „Magic City“) mit einer kraftvoll eigenen Note. Allerdings geht es ihm ähnlich wie dem Rest der hochkarätigen Besetzung, Keyboarder Derek Sherinian (ex-Dream Theater) und den Drummern Patrick Johannsson und Dean Markkley – sie fungieren trotz aller Klasse oft als Beiwerk, meist einen Tick zu weit im Back. Als Anspieltipps für Malmsteen & Owen kann man dann auch gleich den nach vorne preschenden Opener „Death Dealer“, den hymnischen Melodic-Hammer „Red Devil“ und das eher doomig stampfende „Priest Of The Unholy“ nennen (klasse Song). YNGWIE MALMESTEEN ist hier das beste Album seit Jahren gelungen – mit einem Wehrmutstropfen: Mr. Malmsteen hat (wahrscheinlich in einem seiner „seltenen Momenten“ von Selbstüberschätzung) die Produktion selbst übernommen und so „Perpetual Flame“ einiges an Schlagkraft genommen. Schade! Ansonsten sollte das Teil nicht nur für MALMSTEEN-Jünger ein gefundenes Fressen sein, sondern auch Metalfans überzeugen, die ansonsten einen Bogen um Gitarrenflitzereien machen.
Nur „ohne was“ bringt man keine 16 Millionen (!) Alben an den Mann (respektive Frau) – und auch wenn TESLA in der heutigen Medienlandschaft nicht mehr den Stellenwert der End-Achtziger haben, ihre letzten beiden Studioalben waren mehr als nur Ausrufezeichen und vor allem Live ist die Band immer noch eine Bank – und das definitiv nicht nur für ihre „Altfans“. Folgerichtig hat die Band selbst einen ihrer Auftritte aufgezeichnet und bietet nun unter dem Titel „Comin’Atcha Live! 2008“ über 2 Stunden Material, gespickt mit Hits, welche am 22. Februar 2008 in einer ausverkauften Location namens Myth in Maaplewood, Minnesota aufgenommen wurden. TESLA, bestehend aus Sänger Jeff Keith, welcher mit seiner einzigartigen Reibeisenstimme einen ganz starken Auftritt hinlegt, den Gitarristen Frank Hannon und Dave Rude, welche desöfteren zum Duell miteinander und zum Luftgitarrespielen vor der Mattscheibe einladen, sowie Brian Wheat (Bass) und Troy Luccketta (Drums) versprühen dabei so einen Spaß auf der Bühne (und darum herum – siehe Bonusmaterial) das der sich in einer authentisch, engagierten und vorbildlichen Performance ausdrückt – hier macht das visuelle einer DVD richtig Sinn. Das dabei Kompositionen wie „Modern Day Cowboy“, „Heaven’s Trail“, der extravakante Überhammer „Love Song“, „What You Give“, „Little Suzi“ und natürlich „Edison’s Medicine“ wahre Leckerbissen der Rockgeschichte sind, setzt dem an sich schon klasse Auftritt die Krone auf; das UFO-Cover „Rock Bottom“ reiht sich da nahtlos ein.
Die DVD-Features „Heaven's Trail”, „Sleepless In Seattle”, „Guitars & Gear (allgemeine Instrumentenkunde beim Fachmann), „Hangin' With The Fans” (schon sehr interessant wie manche Fans zu TESLA kamen) und „Outtakes” (auch wieder mit vielen Band Originaltönen) dienen der Vollbedienung und lassen so für den geneigten Fan keine Wünsche offen. Präsentiert in Dolby Digital 2.0 Stereo und ohne hektischen Schnitte auskommenden 16:9 ist TESLA mit „Comin’Atcha Live! 2008“ eine vorweihnachtliche Überraschung gelungen die einigen Rockfans sich auf dem Gabentisch wünschen dürften.
Dass der Thrash Metal gerade seinen zweiten bzw. dritten Frühling erlebt, dürfte sich mittlerweile rumgesprochen haben. Sowohl ganz junge Künstler, als auch alte Hasen veröffentlichen recht überzeugende Werke. Was nun aber aus Frankfurt kommt setzt dem Ganzen die Krone auf. Besser kann man traditionellen Thrash einfach nicht machen. Ich hatte das Glück vor ein paar Monaten in die Demos zur aktuellen Scheibe reinhören zu dürfen und dachte damals schon, dass das eine ganz starke Scheibe werden würde. Dass nun DIE TANKARD Platte überhaupt dabei herauskommt überrascht mich dann doch. Was macht „Thirst“ nun so anders oder besser als die alles andere als schlechten ersten 12 (!!) Scheiben der trinkfesten Chaoten? Einerseits das unglaublich hohe Energielevel im Verbund mit Hammermelodien, andererseits die Tatsache, dass jeder Song absolut eigenständig ist. TANKARD bewegen sich in selbst gewählten engen stilistischen Grenzen und schaffen es trotzdem, dass jeder Song einzigartig klingt und zu keiner Sekunde Langeweile aufkommt. Die Riffs sind neu und originell, die Soli erstklassig und Hooklines gibt es Sackweise. Normalerweise kann ich bei Reviews immer Vergleiche mit anderen Bands ziehen: „Der Song klingt nach Band XY“ etc…das kann ich mir hier schenken, denn jeder Song klingt zu 100 % nach TANKARD und nur nach TANKARD. Textlich gewahrt man den Spagat zwischen Bandtypischem Humor („Stay Thirsty“, „Myevilfart“ oder auch „Sexy Feet Under“) und ernsteren Themen („Echoes Of Fear“, „When Daddy Comes To Play“). Aber auch wenn der Text mitunter kalauert, so bleibt das musikalische Gerüst zu jeder absolut ernst. Und als wenn das noch nicht Genug wäre, so macht auch der Sound keine Gefangen. Einfach nur Brett. Es wird, wenn über deutschen Old School Thrash gesprochen wird, meist vom Dreigestirn SODOM, DESTRUCTION und KREATOR geredet. Mit „Thirst“ haben TANKARD diese heilige Dreifaltigkeit auf die Plätze 2-4 verwiesen. Klassikeralarm!
Aufgrund "privater Umstände" ist Gitarrist Gundel nicht mehr bei BURDEN dabei - die Band sucht jetzt mit folgenden Worten einen Nachfolger:
"Wenn Du hoch motiviert bist, dein Instrument sehr gut beherrschst, NICHT im Schichtdienst arbeitest und ein offenes und kreatives Wesen hast, dann melde Dich dringend beim Management der Band (golden.hades.management@googlemail.com). Rhein-Main-Gebiet wäre sehr von Vorteil, da die Band regelmäßig in Mainz probt. Wenn Du mit längeren Fahrtwegen zur Probe kein Problem hast, dann sollte einer Aufnahme in die Band aber ebenfalls nichts im Wege stehen. Viel Material, Albumaufnahmen in 2009 und eine sehr ambitionierte Zukunfstplanung erwarten Dich. "