Wie beschissen muss ein Musikjahrzehnt eigentlich beginnen, dass sich ein Großteil der Hartwurstfraktion die 70er zurückwünscht?! Das frage ich mich inzwischen wirklich, denn wenn eine Band wie THE DEVIL´S BLOOD trotz nicht wirklich allgemeinkompatibler Message immer größer wird, und selbst moderne Krautbands wie MASTODON zum Kommerz aufgeblasen werden, dann müssen die Fans dermaßen ausgehungert sein, dass man ernsthaft Hoffnung haben könnte, dass die Generation SLIPKORNMANSON doch noch den Weg des guten Geschmacks beschreitet – aber das nur mal so nebenbei. HORISONT aus Schweden rocken uns mit ihrem saucoolen zweiten Streich „Second Assault“ richtig schön die Bude, denn die Mischung aus Stoner Rock und RUSH (Sänger Axel erinnert nicht wenig an Geddy Lee auf den frühen Alben) ist richtig knackig, kauzig, schön. Sogar Freunde von CIRITH UNGOL könnten hier fündig werden, denn neben jenem recht originellen Stil strahlen HORISONT eine ungeheuer positive Energie aus; Blumenwiese meets Breitwandriffs. Hört Euch nur mal den vielschichtigen Hit „Crusaders Of Death“, die Hymne „On The Run“, den melodischen Power-Rocker „Watch Them Die“, den knackig-kurzen Titelsong oder das dynamische „Things I´ve Seen“ an… eine originellere 2012er 70er-Granate muss man in diesem Jahr erstmal finden. Obskur-Hippie-Stoner-Proggies und alle anderen Scheuklappen-Verächter müssen sich „Second Assault“ wirklich geben! Der Rest hört VOLBEAT.
Auch wenn die Engländer seit ihrer Gründung 1978 auf einen Haufen Veröffentlichungen kommen, werden sie von den Fans nach wie vor an ihrem göttlichen, selbst betitelten Debütalbum von 1980 gemessen. Ich wage die Behauptung, dass viele spätere Black Metal-Größen sowie auch die heutige Occult Rock-Bewegung ohne dieses Meisterwerk einen anderen Weg eingeschlagen hätten, aber das ist eine andere Geschichte. Ebenso behaupte ich, dass „As Above, So Below“, das erst vierte vollständige Werk um Gründungsmitglied, Gitarrist und Sänger Kevin Heybourne, das beste ANGEL WITCH-Werk seit dem Debüt darstellt, was sich – um es mal ganz sachlich zu versuchen – folgendermaßen begründen lässt: „As Above, So Below“ findet klanglich die perfekte Balance zwischen Retrosound und Moderne und versprüht auch atmosphärisch den leicht obskuren, melancholischen Charme des Referenzwerks. Und mit erstklassigen, langlebigen, durchdachten Stücken wie „Into The Dark“, der düsteren Halbballade „The Horla“, dem treibenden „Upon This Cord“ oder der coolen „Sweet Danger“-Hommage „Guillotine“ kommt tatsächlich das Gefühl auf, es hier mit dem direkten Nachfolger des Debüts zu tun zu haben. Zudem befinden sich mit dem abschließenden, fast schon progressiven „Brainwashed“ und der alles überragenden Hymne „Witching Hour“ zwei zukünftige Bandklassiker auf „As Above, So Below“, die das Album endgültig zu dem machen, was es einfach ist, nämlich eine der besten traditionellen Old School-Platten der letzten paar Jahre. Besser als hier kann man Vergangenheit und Gegenwart nicht kombinieren. Ein echter Killer, den man von ANGEL WITCH nach so vielen Jahren wohl nicht mehr erwarten durfte – saugeil!
DIE KRUPPS geben ein Lebenszeichen von sich und jetzt schon die Vorab-Single des im Herbst erscheinenden Albums frei. "Industrie-Mädchen" kann man sich ab sofort gratis bei Soundcloud oder Amazon herunterladen. Die Nummer ist deutlich Achtziger-Jahre-orientiert, eher Synthie-Pop als Industrial Metal, aber auf jeden Fall etwas, auf das der KRUPPS-Fan gespannt ist.
Mmh, irgendwie kenne ich das, irgendwo habe ich das schon mal gehört, wo nur...? Genau das geht mir eigentlich die ganze Zeit durch den Kopf, während ich das neue und dritte Album des Vierers NOTHINGTON aus San Francisco höre. Irgendwann komme ich drauf: Der Sound klingt wie eine Mischung aus HOT WATER MUSIC und THE GASLIGHT ANTHEM. Dabei sind sie eingängiger als die ersteren und rauer als die letzteren, ohne dass man den Gedanken an diese beiden Bands beim Hören jedoch loswird. (Und an THE GASLIGHT ANTHEM will ich schon gar nicht denken. Die sind mir nämlich komplett verhasst, seit Sänger Brian Fallon in einem Interview seinen Kreationisten-Müll vom Stapel gelassen hat – wofür NOTHINGTON zugegebenermaßen nichts können.) So wird mit rauen Kehlen und gestreckten Fäusten eine Hymne nach der anderen intoniert, und schon bald wird es langweilig. „Borrowed Time“ ist nicht nur ein uninteressantes Album, sondern der scheinbar unbedingte Wille nach sehnsuchtsvollen Mitgröl-Melodien wird irgendwann wirklich anstrengend und schlichtweg nervig.
Ganz schön fett, was das Trio ILL aus Atlanta auf seinem zweiten Album auf die Hörer loslässt. Direkt der Opener „One Time“ brät schwer rockend durch die Gehörgänge. Lustig ist, dass Sänger/Gitarrist auch bei Sade spielt (ja, die von „Smooth Operator“), aber das hört man „Gotten Gains“ überhaupt nicht an. Vielmehr gibt es hier fast durch die Bank böse groovenden Stoner Rock zu hören, der sich zwischen den Polen KYUSS, SOUNDGARDEN, BLACK SABBATH und Jimi Hendrix bewegt. Dabei überzeugt auch die raue Produktion, die sich durch tiefergelegte, sägende Gitarren, einen dreckigen Bass und rohe Drums auszeichnet. Das ist alles nichts Neues, macht aber doch immer wieder Spaß, vor allem, wenn es so schnörkellos und auf den Punkt gespielt ist wie hier. Für das ruhige, durch dezente Piano-Klänge unterstützte „Christine“ nimmt sich die Band dann auch mal fast acht Minuten Zeit, bricht gegen Ende in ein bluesig schweres Finale aus und lässt den Song ganz am Ende sanft ausklingen. Überhaupt werden immer mal wieder Piano- und Keyboard-Sounds eingesetzt. Das geht im oben beschriebenen Song gut, weniger aber etwa beim meditativen Zweieinhalbminüter „Gold And Opal“, der nur aus Piano und Falsett-Gesang besteht und etwas belanglos wirkt, oder auch im Chorus von „Inches“, der eine Spur zu poppig daherkommt. Auch das „Hallelujah“-Gesinge im pathetischen Schlussstück „Pearls“ stößt bei mir sauer auf. Man sollte sich bei ILL also besser an die harten und düsteren Songs halten, dann hat man viel Spaß mit ihnen.
DEADLOCK, PRIDE SHALL FALL, REDCRAVING, ETECC und UKEBOYZ sind als Neuzugänge des Metal Splash Open Airs bekanntgegeben worden. Das von Metal-Inside.de präsentierte Open Air findet vom 19.-21.07. in Rotenburg/ Wümme statt.