Speziell für ihre letzten beiden Alben "The Longest Night" und "Be Gone" sind die Traditionalisten aus Philadelphia mitunter über den grünen Klee gelobt worden; manch Rosarotbrillenträger ließ sich sogar in einem Anflug von Feuereifer dazu hinreißen, das Quartett in einem Atemzug mit den britischen Jungfrauen zu nennen. Hört man sich hingegen die neue EP "Ten Years" mal genauer an, muss man ganz nüchtern feststellen, dass die Jungs inzwischen auf dem Hosenboden der Tatsachen angekommen sind, egal, wie man zu der Band steht. Die sechs Stücke dieser Kurzplatte sind durchweg sehr gelungene Kompositionen alter US-Metal-Schule mit einem Hauch "fröhlicher" europäischer Note, die natürlich zumindest in stilistischer Hinsicht die MAIDEN-Wurzeln (speziell die Phase um "Piece Of Mind" und "Powerslave" herum) von PHARAOH nicht verleugnen und von Tim Aymar gesanglich erstklassig umgesetzt worden sind - nicht weniger, aber eben auch nicht mehr. Hymnen wie der stampfende Titelsong, das flotte, mit einem starken Refrain ausgestattete "Reflection And The Inevitable Future" oder die ungewöhnlich gewählte und recht hart umgesetzte SLAYER-Coverversion "Tormentor" (mit „Whitelight“ befindet sich außerdem ein nicht ganz so überzeugendes Remake von NEW MODEL ARMY auf der Scheibe) sind gute bis sehr gute Bereicherungen für jede Genre-Sammlung, aber... ähm... qualitativ jungfräulich geht es hier nun wirklich nicht ganz zu...
Obwohl der Haufen aus Pennsylvania von so etwas wie mehrstelligen Plattenverkaufszahlen (gewollt!) weit entfernt ist, hat er seit 1996 bereits sieben Alben auf dem Buckel, denen sich mit „The Animal Spirits“ nun nahtlos Werk Nummer acht anschließt. Und wieder wird es nur zwei Meinungen geben: die eine und die andere. Die eine bedeutet abzuwinken ob der skurrilen Töne und Songstrukturen, die für den gemeinen Hörer mit Nummer-Sicher-Geschmack viel zu unnachvollziehbar sind, während die andere von genau den Leuten vertreten wird, bei denen die Platten von SLOUGH FEG im Regal direkt neben den Werken von MANILLA ROAD, OMEN, BROCAS HELM, PRIMORDIAL oder auch THE DEVIL´s BLOOD stehen. Und eigentlich machen SLOUGH FEG nichts anderes als ca. 7392856 Rock-, und Metal-Combos in 50 Jahren: sie verbinden Leidenschaft für Musik mit ebenso großer Leidenschaft für Ungewöhnliches, nur dass wir nicht mehr in den 60ern oder 70ern leben, wo so etwas noch normal war und warme Plattenproduktionen noch zur Serienausstattung eines jeden Musikerzeugnisses gehörten. Und selbst, wenn man sich „The Animal Spirits“ nur allzu skeptisch nähert: hat man sich erstmal an die eigenartige, röhrende Stimme von Gitarrist Michael Scalzi gewöhnt, gehen Stück wie „The 95 Thesis“, das superbe Instrumental „Materia Prima“, das vertrackte „Lycanthropic Fantasies“, das von einer coolen Kirmes-Melodie durchzogene „Heavyworlder“ oder das mit einem SAVATAGE-artigen, hymnischen Mittelpart versehene „Kon-Tiki“ als absolute Sternstunden des kauzigen Metal durch, die Fans von abgedrehten, aber jederzeit traditionellen Klängen lieben werden. Saugeile Scheibe!
WHILE HEAVEN WEPT aus Virginia, USA gehören nicht unbedingt zu den veröffentlichungsfreudigsten Bands der Szene und haben in ihrer gut zwanzigjährigen Karriere nebst diverser Singles und EPs gerade erst zwei vollständige Alben herausgebracht. Allerdings geht in diesem Fall eindeutig Klasse vor Masse, denn alles, was Gitarrist/Keyboarder/Sänger Tom Philips (der auch hier wieder Unglaubliches leistet) und Co. bislang auf dem Kerbholz haben, ist erstklassig; da macht auch „Vast Oceans Lachrymose“ keine Ausnahme. Epischer, monumentaler, bombastischer Doom Metal, der noch ausladender wirkt als etwa die Ergüsse von Kollegen wie CANDLEMASS, SOLITUDE AETURNUS und Co., überfällt den Hörer mit einer ungeheuren Wucht und will erst nach mehreren Hördurchläufen in seiner gesamten Breite erfasst werden. Die sechs Stücke auf dem Album sind durchweg großartig, auch wenn man sich an die fast schon Filmscore-artigen Instrumentalpassagen gegen Ende der Scheibe gewöhnen muss. Aber auch diese Klanggebirge sind dermaßen emotional gehalten, dass sie neben den „konventionellen“ Stücken wie dem formidablen Opener „The Furthest Shore“ oder dem mitreißenden „To Wander The Void“ kaum abfallen. WHILE HEAVEN WEPT haben wieder mal alles richtig gemacht und fügen ihrer kleinen, aber feinen Diskografie eine neue Perle hinzu, die neben dem neuen Werk von COUNT RAVEN das Beste markiert, das im Doom Metal momentan zusammengebraut wird. Für Genre-Fanatiker einfach unverzichtbar!
Die Zeit ist in Pennsylvania immer noch stehen geblieben – erfrischend moderner Epic Metal der Marke „Kauz“ bleibt das Leisten der Schuster von SLOUGH FEG. Daran ändert auch ein neuer Drummer nix. Weiter im Vordergrund steht die charismatische Stimme von Mike Scalzi – die Songs sind weiter geprägt von markanten Gitarrenmelodien und einprägsamen Bassläufen mit viel Thin-Lizzy-Einfluss. Und dennoch ist „Ape Uprising“ nicht ohne Überraschungen – vor allem der Opener „The Unchback Of Notre Doom“ überzeugt in dieser Hinsicht. Sehr düster-doomig gehen die Amis hier zur Sache. Und natürlich erinnern SLOUGH FEG weiter an Legenden wie BROCAS HELM (Titelstück!). Interessant: Obwohl das Album vor einprägsamen Strukturen nur so strotzt, bewahrt sich die Kapelle weiter die progressiven Wendungen, überraschende Breaks und ungewöhnliche Strukturen. Es bleibt dabei SLOUGH FEG ist und bleibt eine authentische und originelle Band für Fans, die sich nicht am gerade herrschenden Mainstream orientieren.
CROWN THE LOST sind mittlerweile bei Cruz Del Sur und bringen dort ihr Zweitwerk „Blind Faith Loyalty“ raus. Das Debüt dürfte nicht allen bekannt sein, aber wer auf klassischen Thrash Metal setzt, wird eines Besseren belehrt: die Songstrukturen sind weit weg von stumpfen Thrash-Gewittern, das Riffing ist sehr komplex und die Songs recht lang. Die größte Überraschung ist dabei Sänger Chris, der auf fast durchgehend auf klaren Gesang setzt, wo andere Sänger die aggressive Grundstimmung der Songs für eine ebensolche Tonlage genutzt hätten. Die anfangs ungewohnte Mischung funktioniert aber ganz gut, auch wenn auf Dauer zu sehr auf immer die gleiche Tonlage gesetzt wird und die Songs dadurch an Spannung verlieren. Das liegt zum Teil aber auch an den Gitarren und dem Drumming, die sich in den späteren Songs nicht mehr mit Ruhm bekleckern und bereits genutzte Ideen noch mal verwenden, fast so als wäre der Band irgendwann beim Songwriting die Kreativität abhanden gekommen. Ein paar Songs lang macht CROWN THE LOST Laune, mehr als 50 Minuten sind aber deutlich zu viel Zeit, die mit deutlich zu vielen Füllern versehen wurde. Im Grunde eine solide Platte, bei der die Band aber an den eigenen hohen Ansprüchen scheitert und zu viel wollte.
Aller guten Dinge sind drei und so ist nach Herrn Ferber und Herrn Otto an mir, ein Album der Italiener ENSOPH auseinanderzupflücken. Erster Eindruck: Bandfotos sehen in neun von zehn Fällen immer scheiße aus, aber ENSOPH sind da ganz vorne mit dabei, schön in S/M-Gothic-Elektro-Optik, mit Ganzkörperkondomen und Schweißerbrillen. Immerhin sind auch Tattoos zu sehen. Na ja, jedem das sein. Aber gibt schon mal einen Vorgeschmack auf die Musik des Haufens: Industrial meets Gothic. Da werden oft Erinnerungen an MARYLIN MANSON wach, gerade beim Gesang; da braten die Gitarren recht heftig, aber gleichzeitig auch recht simpel; da haben die Keyboards einen prägende Rolle im Sound eingenommen, wie „Splendour & Majesty“ beweist. THE COVENANT in post-„Nexus Polaris“-Zeiten klangen ähnlich, schrieben nur die besseren Songs. Denn was ENSOPH hier vom Stapel lassen, ist eingängig, stellenweise poppig, aber auf lange Sicht zu gleichförmig. Vielleicht ist das gewollt – wenn nicht, haben ENSOPH ein markantes Problem im Songwriting und vermögen den Hörer nicht über die gesamte Dauer zu fesseln. Immerhin ist das ALICE IN CHAINS-Cover interessant geworden. Wer sich im MARYLIN MANSON/ MINISTRY/ WUMPSCUT-Umfeld heimisch fühlt, kann sich „Rex Mundi X-Ile“ ruhig mal antun, alle anderen seien hiermit gewarnt, es könnte nichts für sie sein.
Mit herrlich antiquierten Cover und einem leider zu dämlichen Titel („Freedom Metal“) kommt das fünfte Album der Amis BIBLE OF THE DEVIL daher. Wie bisher dominiert eine dreckige Mischung aus Punk und Metal. Natürlich sind Lemmy & Co. nicht weit, aber auch andere Größen der Vergangenheit wie THIN LIZZY oder alte MAIDEN finden sich wieder – vor allem aber rotzen BIBLE OF THE DEVIL einem die 8 Songs mit Spielfreude vor den Latz das es eine Freude ist. Das Quartett aus Chicago, Mark Hoffmann (Vocals, Guitar), Nate Perry (Guitar, Vocals), Darren Amaya (Bass) und Greg Spalding (Drums) präsentieren mit Tracks wie den headbangenden Opener „Hijack The Night“, dem melodischen „The Turning Stone“ (mit deutlichen Anleihen beim End-Siebziger US-Rock), den beiden THIN LIZZY Hommagen „Ol’ Girl“ und dem abschließenden „500 More“ nun schon gar nichts Neues, nicht mal was Modernes (was auch den Sound betrifft) - dies aber dafür umso überzeugender. Trotz dämlichen Titel (das hatten wir aber schon anfangs erwähnt) ist „Freedom Metal“ eine hörenswert fetzige Scheibe für harte Drinks, NWOBHM-Nostalgie und Kick-Ass-Feeling geworden– BIBLE OF THE DEVIL – wohl bekomm’s.
Es ist mir ein völliges Rätsel, wie in Zeiten von Marktübersättigung, Rezession bei den Plattenverkäufen und Tränenbächen der Plattenbosse noch solch ein Murks veröffentlicht werden kann… pure Verzweiflung ob ausbleibender junger, viel versprechender Talente? Ein schlechter Tag beim Zuständigen für die Auswahl der zu signenden Bands? Oder waren gar abgelaufene Designerdrogen im Spiel? Keine Ahnung, nur eines weiß ich: „When Shadows Fall“, das neueste Album der griechischen Epic/Power/Bombast Metaller REFLECTION, ist wahrscheinlich das mit Abstand schlechteste Werk, das ich dieses Jahr zu Ohren bekommen habe. Da macht es fast schon keinen Spaß mehr, einen Verriss zu schreiben. Völlig lahme Riffs, null Dynamik, Quietschgitarren und Chöre, die so schief sind, dass die Band allein schon durchs pure Raten der korrekten Töne eher richtig liegen müsste. Hinzu kommt eine Produktion, die jeglichen Bombast, jeden Anflug von Power im Keim erstickt und nicht mal das Niveau mancher Demo-Bands erreicht, die ihre Werke am Heim-PC zurechtklicken. Speziell Griechenland zeichnet sich ja sonst durch seine nicht gerade wegweisenden, aber herrlich kauzigen Bands aus (BATTLEROAR, HOLY MARTYR,…), die alle trotz ihrer Affinität zum Underground wenigstens ein Mindestmaß an Qualität und oftmals deutlich mehr abliefern. Aber REFLECTION hauen so derbe an wirklich allen möglichen guten Ansätzen vorbei und schaffen es nicht, einen einzigen auch nur ansatzweise hörenswerten Song einzutrümmern. Doch alles Wehklagen hilft nix: vor einiger Zeit ging durch die Presse, dass amerikanische Soldaten mutmaßliche Terroristen in Kubas erstem Haus am Platze mittels alter METALLICA-Songs lautstark gefoltert haben sollen. Wenn die Jungs das „Black Album“ ab morgen gegen „When Shadows Fall“ tauschen, haben die armen Taliban echt nix mehr zu lachen…
Mit ihrem vor gut eineinhalb Jahren veröffentlichten Debütalbum "Capture The Magic" konnten mich die Pittsburgher US Metaller ICARUS WITCH nicht gerade aus der Reserve locken. Doch auf seinem Zweitling "Songs For The Lost" hat das Quartett hörbar ein paar Kohlen nachgelegt und sich in allen Bereichen enorm verbessert. Der Gesamtsound erinnert jetzt teilweise an die Schweden WOLF, die Songs klingen wesentlich ausgereifter und hitlastiger, und auch Sänger Matthew Bizilia hat einen Sprung nach vorne gemacht und klingt nicht mehr wie Dickinson oder Midnight für Arme. Zwar findet sich unter den Stücken immer noch eher durchschnittliche Kost wie "Nature Of The Beast" oder "Queen Of Lies", die am Ende leider auch einen "Tipp" verhindert, doch auf der anderen Seite stehen mit dem flotten Opener "Out For Blood", der von Joe Lynn Turner unterstützten Hymne "Mirror Mirror", dem dynamischen "Devil´s Hour" oder dem treibenden, leicht vertrackten "Afterlife" einige echte Perlen, die ICARUS WITCH unerwartet gereift zeigen und nahezu jedem Fan kernigen US-Traditionsstahls empfohlen werden können. Wenn die Jungs nun noch die letzten kleinen Schönheitsfehler ausbügeln, dann können sie bald an die Spitze ihrer Zunft vorstoßen. Sehr gut!
OMEN, MANILLA ROAD, CIRITH UNGOL, BROCAS HELM,… wer mit diesen Namen oder deren Musik rein gar nix anfangen kann, kann dieses Review gleich überspringen, denn die Epic-Metaller SLOUGH FEG aus Pennsylvania frönen einem Sound, der längst vergessen ist und immer zu obskur war, die große Masse aus der Reserve zu locken. Außer einigen der oben genannten Referenzbands dieses eigenwilligen Stils gibt es heute kaum noch Bands, die traditionellen, tief in den 80er Jahren verwurzelten Metal mit gegen den Strich gebürsteten Songstrukturen und durchweg unorthodoxen Gesangslinien spielen. SLOUGH FEG machen aus ihrer Liebe zu diesem Sound keinen Hehl, covern "Street Jammer" von MANILLA ROAD in einer coolen Version, zollen aber auch den Eisernen Jungfrauen mit dem Titelsong Tribut, der stark an "The Ides Of March" erinnert. Ansonsten findet man mit "Tiger! Tiger!", "The Spoils", "Frankfurt-Hahn Airport Blues" (genialer Songtitel!), "Insomnia" oder "Poisoned Trasures" etliche weitere sehr melodische, epische und im positiven Sinn abgedrehte Songs, die (den leider nur sehr wenigen) Fans dieser Musik ein breites Grinsen über den ganzen Kopf bescheren dürften, wären da nicht die Ohren im Weg. Ach ja, es findet sich noch eine weitere Coverversion auf dem Album, nämlich "Dearg Doom" von HORSLIPS, die super zum Stil der Amis passt, mir jedoch, wie auch die Originalband, völlig unbekannt ist. Angesprochene Fans dürfen sich an dieser Stelle gerne den "Tipp" für eine äußerst gelungene Scheibe notieren, aber der große Rest dürfte mit "Hardworlder" nicht allzu viel anfangen können, was wirklich schade ist.