Cruz Del Sur Music hat sich der bereits 2019 erschienenen Doppel-EP „Myrtle Wreath/Myrtenkranz“ (wie der Titel bereits andeutet, wurde die EP auf Englisch und Deutsch aufgenommen) von GRENDEL'S SŸSTER angenommen und auf Vinyl gebannt. Wie es sich für das Label gehört, geht es auch auf dieser Veröffentlichung kauzig und episch zu. Dementsprechend gibt es hier nix für diejenigen, für die Heavy Metal heutzutage nur daraus besteht, die glorreichen 80er abzupausen. Neben Proto Epic/Heavy Metal wie URIAH HEEP und WISHBONE ASH stehen für die latent folkigen GRENDEL'S SŸSTER auch alte MANOWAR und LORDIAN GUARD Pate, während die deutschsprachige Seite noch krautrockige Vibes versprüht. Dem offenen Hörer ist also einiges geboten. Als Anspieltipps werfe ich mal „Entopische Petroglyphen“ und „Worfelschwung“ (herrliche Leadgitarre) ins Rund.
Was für ein schönes, eisernes Werk voller Gefühl! Stellt Euch vor, epische BATHORY treffen auf mächtige DOOMSWORD und laden auch noch ein paar Folk-Sonderlinge ein. Herausgekommen ist bei dem Meeting am Lagerfeuer mächtige Musik mit akustischen Ruhemomenten und ganz, ganz, gaaaanz viel Atmosphäre. Die Bande aus Chicago vereint ein hämmerndes, warmes Herz mit keltisch-paganer Atmosphäre und majestätischen Melodien. Leider nur 22 Minuten lang überzeugen die Nordamerikaner – egal ob mit akustischen Gitarren, Marschiermusik und Minnegesang. Das geht sofort gut los mit dem Opener „City In The Sea“. „Colossus“ bringt ein Intro mit Trommeln und Akustikbegleitung, beinahe Sprechgesang, das sich merklich steigert, Chöre künden von einer Macht, die kommt – und sie erreicht den Hörer mit einer enormen Kraft nach fast drei Minuten. Alter Freund. Aber es wird noch besser: Das folgende „Fer De Lance“ gleicht einem echten Drama, das Stück ist düster, es ist romantisch, es ist großartig und irgendwie schwungvoll und lässt Dich nicht ruhig sitzen. Diese letzte Minute ist unglaublich, was für ein Spannungsbogen! Aber dann. Aber dann. „Triumph And Tragedy“ (Anm. der Verf.: Es kostete Kraft, sich nicht mit „Agony“ zu verschreiben). Es scheint, als sei Ronnie James Dio aus der Gruft gestiegen und habe noch mal ein Stück aufgenommen. Wie gut singt dieser Bursche namens MP da? Gänsehaut und große Augen! Wollen wir hoffen, dass dieser Eisenspeer nie rostet. Toll.
Ein bekanntes deutsches Metal-Magazin hat im Jahr 2018 seinen Lesern die scharf diskutierte Frage gestellt: „Gibt es ein Leben nach Iron Maiden“? Die Antwort ist schwierig zu beantworten, da es nach einer Auflösung der Eisernen Jungfrauen natürlich kein wirkliches und erfülltes Leben mehr geben kann und somit ausgeschlossen ist. Nun aber tritt eine Band mit dem Namen DARK FOREST dieser logischen und von einem Großteil der Metal-Hörerschaft akzeptierten Gesetzmäßigkeit mit aller Macht in den Hintern!
Das Gründungsjahr der Engländer beläuft sich auf das Jahr 2002. Das selbstbetitelte Debütalbum stand nach sieben Jahren Findungsphase 2009 in den Regalen, und es folgten darauf drei weitere Alben mit den Titeln „Dawn Of Infinity“ (2011), „The Awakening“ (2014) und „Beyond The Veil“ (2016), welche alle recht positive Pressekritiken ernten konnten.
Und dann begegnet ausgerechnet mir in 2020 das aktuelle Album „Oak, Ash & Thorn“ und bringt den kleinen Redakteur komplett durcheinander. Ich gebe zu, beim ersten Probehören war mein Urteil relativ schnell klar: Ein komplett durchschnittliches, melodisches Metal-Album mit einem eher harmlosen Sänger, dem man ohne Probleme eintausend Euro leihen kann und diese am nächsten Tag ohne Aufforderung mit Zins und Zinseszinsen zurückbekommt. Eben ein gut zu hörendes Album von einer netten und freundlichen Band, aber leider eine Veröffentlichung, die man in Windeseile wieder zu den Akten stellen kann, und die als Staubfänger dienen wird.
Tja, und dann kam der zweite, der dritte, der vierte… der x-te Durchlauf. Ok, meine Gleichgültigkeit entschwand immer mehr, und eine gewisse nagende Euphorie machte sich breit. Die Stimme wurde immer besser und kraftvoller und die geliehenen eintausend Euro waren in den Taschen der Band verschwunden. Von wegen nette Band! DARK FOREST hatten mich gebrochen, besiegt und werden mich für immer in ihrem Bann halten. Der Kampf englische Band gegen deutschen Review-Schreiber geht eindeutig an die Insel. Und mit Freude gestehe ich meine anfängliche Unwissenheit und Verwirrung ein und gelobe hiermit Besserung.
In Stimmung für die folgenden 50 Minuten wird man durch ein beruhigend-schönes Intro gebracht. Wasserrauschen, fröhliches Vogelgezwitscher und stimmungsvolles Feuer bereiten uns auf die folgenden Großtaten vor.
Und diese Großtaten bestehen aus der herausragenden Stimme von Sänger Josh Winnard, welcher besonders in höheren Stimmlagen scheinbar einem Bruce Dickinson einen besonders schönen guten Tag wünschen will. Wahnsinn, wie variabel und sicher hier in allen Tonlagen agiert wird. Ein Ohrenschmaus, wie man ihn von einem Sänger lange nicht gehört hat.
Wie es sich für eine traditionelle und besonders englische Heavy Metal-Band gehört, kommen dominante Twin-Gitarren des Öfteren und immer an den richtigen Stellen zum Tragen. Die Gitarrenarbeit ist sowieso auf der gesamten Scheibe auf einem sehr hohen Niveau angesiedelt. Feinste Metal-Melodien gehen nahtlos in teilweise folkige Parts über um im Gesamtbild daraus eigenständige Hymnen für die Ewigkeit zu schaffen. Ein sehr gutes Beispiel hierfür ist der Titelsong, welcher in das gleiche Kaliber wie MAIDENs „The Clansman“ stößt. Und dies ist beileibe nicht der einzige Song, der keinen Vergleich mit Steve Harris & Co scheuen muss. Gerne werden auch rockige Parts auflockernd in die virtuosen Instrumentalpassagen aufgenommen und peppen einzelne Abschnitte erfolgreich und anspruchsvoll auf.
Generell landen DARK FOREST aber immer wieder an dem Punkt, wo sie ankommen wollen: Das Generieren von epischen, hymnenhaften und modernen (irgendwie ein Widerspruch in sich) NWOBHM-Titeln. Beendet wird das Album mit dem Instrumentalstück „Heart Of The Rose“, welches dieses Kunstwerk des Heavy Metals glanzvoll abschließt.
Inspirieren ließ sich die Band von den Kurzgeschichten des englischen Autors Rudyard Kipling, der im Jahr 1906 die historisch-fantastischen Erzählungen im Buch „Puck Of Pook’s Hilll“ schuf, aber eher bekannt als Erschaffer des Dschungelbuchs ist. Das Plattencover fügt sich sehr gut in die Fantasy-Welt von DARK FOREST ein, holt einen von Anfang an ab und entführt den Hörer in eine Welt von Abenteuern und wilden, unbekannten Landschaften.
Fazit: Für mich war die komplette 180-Grad-Drehung meiner eigenen Meinung über „Oak, Ash & Thorn“ eine riesen Überraschung. Selten hat es so lange gebraucht, bis mich ein Album dermaßen gepackt hat und scheinbar so schnell nicht mehr loslassen wird. Eine Überraschung, die ich mit Freude genossen habe. Für mich bringen DARK FOREST den melodischen NWOBHM auf eine ganz neue Stufe und klopfen tatsächlich ganz laut bei unseren Freunden von IRON MAIDEN an. Ich hoffe, MAIDEN und auch alle Fans der härteren Gangart sperren die Türen weit auf und bereiten DARK FOREST einen Logenplatz auf den ganz großen Bühnen dieser Welt!
MANILLA ROAD, Doom Metal, Michael Whelan, Banger TV und verstimmte Gitarren. Das alles hängt irgendwie mit der kanadischen Truppe SMOULDER zusammen, die mit dieser EP den positiven Trend ihres letztjährigen Albums "Times Of Obscene Evil And Wild Daring" fortsetzen wollen. Sowohl Sängerin Sarah Kitteringham, die als Moderatorin des YouTube-Channels Banger TV in der Szene einige Bekanntheit erlangt hat, als auch ihre Mitmusikanten sind seit der Bandgründung im Jahr 2013 Spezialisten im Tragen von Shirts obskur-kauziger 80er-Bands. Ihren ersten Output stellte das Demo "The Sword Woman" (2018) dar, dessen drei Tracks hier erneut vertreten sind und den Abschluss der EP bilden. Leider hätte man sich genau diese auch sparen können. Mehr als ein nicht mal böse gemeintes "sie waren stets bemüht" verdienen sich SMOULDER damit nicht. Der Gesang noch arg unsicher, der Drummer wurstelt sich teilweise abseits der restlichen Kollegen durch die Songs, und die Gitarrenleads sind so schräg, dass ihr Sound Vergleiche zu einer singenden Säge zulassen muss. Aber Schwamm drüber, denn höret! Die ersten drei Tracks dieses Minialbums sind der Beweis dafür, wie schnell eine Band in allen Belangen besser werden kann. Mit den beiden Eigenkompositionen "Dream Quest Ends" und dem scheinbar mittels Metal-Bullshit-Bingo betitelten "Warrior Witch Of Hell" zeigen sich SMOULDER in allen Bereichen verbessert - nicht nur zum Demo, sondern auch zum Debütalbum. Sarahs Gesang ist wesentlich voller und selbstbewusster und die Band so tight wie es für Jünger von MANILLIA ROAD und CIRITH UNGOL gerade noch zulässig ist, ohne Credibility zu verlieren. Mit verdammt starken Kompositionen und vielen coolen Riffs haben wir es ohnehin zu tun. Hinsichtlich des Doom-Faktors sind auch noch Einflüsse der leider völlig vergessenen Amis REVELATION zu vernehmen. Höhepunkt der Scheibe ist allerdings die Interpretation des prähistorischen MANILLIA ROAD-Songs "Cage Of Mirrors" von deren zweiter LP "Metal" (1982). Dieser wird von SMOULDER völlig vereinnahmt und fügt sich absolut nahtlos in den bandeigenen Stil ein. Groß! Fazit: alleine die ersten drei Songs sowie das wie immer fantastische Artwork von Michael Whelan (CIRITH UNGOL, SEPULTURA, OBITUARY und viele mehr) machen diese EP zu einer lohnenswerten Sache. Die Vorfreude auf das nächste Album ist geweckt.
LADY BEAST machen ihrem Namen alle Ehre und keine Gefangenen – die Band tritt vom ersten Ton an aufs Gaspedal und lässt es auf „Vicious Breed“ ordentlich krachen. Bereits die vorherigen Veröffentlichungen waren wohlwollend aufgenommen worden und „Vicious Breed“ knüpft nun an die Erwartungen an. Sängerin Deborah Levine nennt eine klassisch dreckige Rockstimme ihr Eigen und sie weiß sie einzusetzen, was auch das neue Werk eindrucksvoll untermauert. Geboten wird druckvoller Heavy Metal mit einer Prise 80er Hard Rock, der mal treibend, mal schlicht wuchtig daherkommt, dabei aber nie die Melodie aus den Augen verliert und sich vor den ganz Großen des Genres verneigt. „Seal The Hex“ eröffnet das Album mit einem trügerisch ruhigen Intro, bevor die Band nach über einer Minute langsam beginnt, vermehrt loszulegen. „The Way“ schrammelt so Old School-metallisch daher, dass man sich ein wenig in der Zeit zurückversetzt wähnt, „Get Out“ demonstriert mit treibenden Gitarren Kampfgeist. „Every Giant Shall Fall“ ist epischer angelegt, mit „Sky Graves“ ist ein etwas ruhigerer Instrumentaltrack auf dem Album, der die Überleitung zum erneut gnadenlos nach vorne preschenden Titeltrack bildet. Fazit: Freunde ganz klassischen Heavy Metals sollten hier ruhig mal reinhören.
“Deadhead Syndicate” heißt das Debut-Album der deutschen Speed/Thrash Metaller SEPTAGON. Spielerische Finesse und ungestüme Aggressivität sollen hier aufeinander treffen. Sanft läutet das instrumentale Intro „Ignite The Apokalypse“ die Scheibe ein bevor der erste Song „Revolt Against The Revolution“ in einem überlangen Intro die technische Finesse der Herren mit ausgedehnten Soli offenbart. Thrash Metal kommt (für gewöhnlich) schnell zur Sache – SEPTAGON allerdings nicht. Nach zwei Minuten glaubt man, dass es sich hier um einen weiteren Instrumentalsong handelt, bis schließlich der Gesang einsetzt. Hiermit wären wir auch bei dem eigentlichen Problem der Herren: Sehr brillantes, dominantes aber auch (und vor allem) zu viel technisches Gitarrenspiel auf der einen Seite und einen sehr gewöhnungsbedürftigen Sänger auf der anderen. Markus Becker hat sicherlich einiges auf dem Kasten und konnte sich als Vocalist der Heavy/Doom-Band ATLANTEAN KODEX behaupten, doch irgendwie will das hier nicht immer so ganz harmonieren. Als erstes weiß „Septagon Conspiracy“ mit schönen, eingängigen Melodien zu gefallen. „Deadhead Syndicate“ macht nach dem etwas ruhigeren Zwischenspiel „Henchman Of Darkness“ genau da weiter. Hier präsentieren sich SEPTAGON eingängiger und haben sogar die ein oder andere (positive) Überraschung parat. Als „thrashig“ kann man aber eigentlich nur „Secret Silver Panorama Machine“ bezeichnen – wenn überhaupt. Ein interessanter Abschluss eines sehr gewöhnungsbedürftigen Albums, welches mit dreckigem Gelächter endet.
Waren die Oberpfälzer bis vor drei Jahren noch ein heiß gehandelter Geheimtipp im Underground, so änderte sich der Status des Quintetts 2010 rapide, denn mit ihrem überragenden Debütalbum „The Golden Bough“ schlugen sie auch breitflächig wie eine Bombe ein und zeigten, dass monumentaler Epic Metal auch heute noch hervorragend funktioniert, sofern man sich nicht in „orchestralem“ Schmonz, überfrachteten Chören (mehrstimmige Gesänge sind aber erlaubt) und schmalzigem Pathos verliert. All das machen ATLANTEAN KODEX auch auf ihrem – so viel vorab: noch geileren – Zweitwerk „The White Goddess“ (mit Farben haben es die Bajuwaren offensichtlich, oder bahnt sich hier ein „Albumtitel-Running Gag“ der Marke ANVIL an?!) nicht, sondern verarbeiten einmal mehr ihre Wurzeln, die im echten, traditionellen Epic Metal liegen, nämlich bei etwa ganz alten MANOWAR (bis einschließlich „Sign Of The Hammer“), MANILLA ROAD, WARLORD, FATES WARNING mit John Arch, BATHORY oder CANDLEMASS. Zudem umgibt die Band zu jeder Zeit eine mystische, okkulte, schwarze Aura, die sich weniger direkt in der Musik, sondern speziell in der Atmosphäre äußert, was sogar schon diverse Schwarzmetaller auf den Plan gerufen hat. Zu den Songs auf „The White Goddess“ muss man nicht viel sagen, außer, dass sie durch die Bank überirdisch genial, mitreißend, auf der einen Seite eingängig und auf der anderen Seite progressiv genug sind um auch nach dem hundertsten Durchlauf zu fesseln. Der elfminütige Opener „Sol Invictus“ ist ein Ohrwurm par excellence, wogegen etwas komplexere Stücke wie „Twelve Stars And An Azure Gown“ (Wahnsinnsrefrain!), „Enthroned In Clouds And Fire“ oder „White Goddess Unveiled“ mit ihrem dramatischen, theatralischen Aufbau verzaubern. Nachdem die oben genannten Bands heute nicht mehr existieren, nicht mehr so recht überzeugen oder schlichtweg Nonsens verzapfen (zum Bleistift die „Kings Of Metal“), sind eine Band wie ATLANTEAN KODEX und ein Album wie „The White Goddess“ echter Balsam für Leute, die genau diesen erhabenen Gänsehautstahl schmerzlich vermisst haben. Auch im internationalen Vergleich momentan die Referenz, besser geht es kaum!
Man kann zu den Ludwigsburgern stehen wie man will, aber SACRED STEEL zeigen seit über 15 Jahren nicht nur jeglichen Trends den Mittelfinger, sondern haben auch die große „True Metal“-Welle um die Jahrtausendwende herum überlebt. Oder kurz: die Jungs um Frontsirene Gerrit P. Mutz (dessen sämtliche Bands und Projekte nach wie vor polarisieren) leben ihren Scheiß, und das ist auch gut so! Da macht Album Nummer Acht, „The Bloodshed Summoning“, keine Ausnahme; wer das Quintett noch nie mochte, muss gar nicht erst weiter lesen. Das Süppchen aus der Essenz von US-Großartigkeiten wie AGENT STEEL, OMEN, BROCAS HELM oder MANILLA ROAD spuckt einmal mehr sehr eigenständige Hymnen aus, auch wenn – so viel Fazit bereits an dieser Stelle – „The Bloodshed Summoning nicht ganz die Klasse von „Wargods Of Metal“, „Bloodlust“ oder „Slaughter Prophecy“ (für mich immer noch das stärkste Werk der Band) erreicht. Stellenweise wirkt es, als habe man über die Jahre einen Teil der Kauzigkeit (die auch Doom- und Black Metal-Einflüsse beinhaltet) der Frühwerke zugunsten eines etwas eingängigeren Songwritings geopfert, aber das sind erstens gefühlte Nuancen, und zweitens sind Songs wie der Opener „Storm Of Fire 1916“, „When The Siren Calls“, das Titelstück, das kurze, ruppige „Under The Banner Of Blasphemy“, „Black Towers“, „The Night They Came To Kill“ und der überlange Abschluss „Journey Into Purgatory“ richtig stark. Mit „No God / No Religion“, „The Darkness Of Angels“ und „”Crypts Of The Fallen” befinden sich zwar ein paar nicht ganz so zwingende Kompositionen auf dem Album, und die drei Bonustracks „Perversion Of The Scriptures“, „Unbinding The Chains“ und „Dig Up Her Bones“ (interessante MISFITS-Coverversion) gehören auch nicht unbedingt zu den absoluten Highlights der Band, aber insgesamt ist „The Bloodshed Summoning“ wieder ein richtig gutes Stück Edelstahl von einer der kompetentesten Größen des Genres!
Der Haufen aus Philadelphia hat mich mit seiner kürzlich veröffentlichten EP „Ten Years“ nicht gerade vom Hocker gehauen. Frühere, völlig überzogene Vergleiche mit IRON MAIDEN haben da schon reges Schenkelklopfen verursacht. Mit „Bury The Light“ ziehen sich die Jungs um US Metal-Genie Chris Black (der auch für die saustarken HIGH SPIRITS und das das nicht minder geniale Obskur-Projekt DAWNBRINGER verantwortlich zeichnet und auch bei den göttlichen NACHTMYSTIUM aktiv war) aber äußerst achtsam aus der Affäre. Hört man sich das Album an, hat man fast den Eindruck, „Ten Years“ war lediglich eine Sammlung von mäßigen B-Seiten, denn hier wird nahtlos an die superben letzten beiden Alben angeknüpft. Das „Geheimnis“ von PHARAOH besteht dabei nach wie vor aus zwei tragenden Säulen: einerseits der Gabe, gleichermaßen eingängige wie anspruchsvolle Hymnen zu komponieren, die man zwar sofort mitbölken kann, die aber auch nach zig Durchläufen nicht langweilig werden und andererseits aus Tim Aymars brillantem, kraftvollem, melodischen Gesang, der immer mehr an Harry „The Tyrant“ Conklin erinnert, was nach dem bedauerlichen Abgang der Legende JAG PANZER gleich doppelt erfreut. Aber genug Blabla; hört Euch einfach Gänsehautbeschaffer wie den Ohrwurm „Castles In The Sky“, das epische „Cry“ (Killer!), das famose, progressive und tatsächlich „jungfräuliche“ Gefilde tuschierende „Graveyard Of Empires“, den Stampfer „Burn With Me“ oder das flotte „In Your Hands“ an und seid begeistert von einer der stärksten Traditionsplatten seit… äh… ja… „Another Night“. Ohne Ausfälle läuft „Bury The Light“ über die Zielgerade und bekommt daher – richtig geraten – den „Tipp“!
Ich „befürchte“, der traditionelle Heavy Metal erlebt gerade seinen x-ten Frühling. Nachdem wir nacheinander von irgendwas, das sich für Heavy Metal hielt (hauptsächlich südeuropäische Tallala-Combos), Metalcore und Viking Metal auf qualitativ unterirdischste Weise bis zum Kollaps penetriert wurden, sind es nun endlich wieder gute bis erstklassige Bands alter Schule, die die Szene aufmischen: Veteranen wie EXXPLORER, CAGE, die Rückkehrer MORTICIAN oder BEEHLER (ok, das Debüt des ehemaligen EXCITER-Recken war nix…) stehen neben jüngeren Talenten wie HIGH SPIRITS, SLINGBLADE, SCREAMER oder eben DARK FOREST, die man nach zehnjährigem Bestehen schon fast mit in die erste Kategorie packen könnte. „Dawn Of Infinity“ ist nach dem selbst betitelten Debüt und zwei EPs das zweite Album der Truppe, das schnörkellosen Metal bietet, der, frei von jeglichen keyboardigen Bombastspielereien und Kneifzangen-Orgien (Sänger Will Lowry-Scott erinnert in seinen besten Momenten sogar dezent an Harry Conklin), direkt ins Ohr geht und nicht nur durch gutes, hymnisches Songwriting, sondern auch durch die frische und gleichzeitig moderne wie authentische Produktion punkten kann. Nur leider sind nicht alle Stücke auf „Dawn Of Infinity“ echte Volltreffer geworden; die mit tollen Melodien und Refrains gesegneten „Lightyears On“, „Through A Glass Darkly“ und „Black Delta“ stellen die Höhepunkte dar, während der Rest aber auch nicht allzu stark abfällt. Das Album lässt mit Sicherheit keinen 80er-Fan mit leichtem Hang zum US Metal kalt, kommt aber nicht ganz so brillant daher wie etwa die neuen Erzeugnisse der oben erwähnten HIGH SPIRITS oder MORTICIAN.