Normalerweise bekomme ich Dünnpfiff, Migräne und Pickel, wenn ich "symphonischen" Power Metal aus Italien höre und bin sicher, dass es nicht wenigen anderen Leuten ähnlich geht! Erfreulich ist es dann, wenn man eine CD genau dieses Genres in den Händen hält, gegen die Schweißbildung ankämpft und dann sehr positiv überrascht wird. SECRET SPHERE kommen aus Italien, spielen symphonischen Power / Speed Metal und machen dieses verdammt gut! Zwar hat die Band mit Antonio Agate einen Tastenmann in ihren Reihen, aber die Jungs wissen, wie sie Bombast geschickt und nicht bis zum Erbrechen nervig einsetzen. Sogar ein komplettes Orchester hat man "Heart & Anger" spendiert, das die Stücke tatsächlich aufwertet und dass Achim Köhler zu den Producern gehört, die ein solches Inferno entsprechend fett zurechtrücken können, dürfte sich allgemein herumgesprochen haben. Mit zwei weiblichen Gastsängern ausgestattet, wagt sich der Fünfer sogar an gotisch angehauchte Kompositionen ("I Won’t Say A Word" - top! und "You Still Remain"), deren "finnischer" Einschlag der Band genauso gut zu Gesicht steht wie hochklassige Dampf - Hymnen der Marke "Where The Sea Ends", "Loud & Raw" oder das geile "Leonardo Da Vinci". SECRET SPHERE begehen nicht den Fehler, den Bombast vor das Metallische zu stellen und lassen kernige Riffs genauso gut von der Leine wie die orchestrale Breitwand. Wer symphonischen Power Metal mit typisch hohen Vocals (Ramon steht ohne Frage in der typischen "Kiske - Tradition", singt aber kraftvoll und nicht mit der Kneifzange) generell ablehnt, wird auch hier sicher nicht glücklich werden, aber wer nur durch die 37895. miese italienische Keyboardquälercombo vergrault wurde, könnte hier zu seinem Glauben zurückfinden. Ein echtes Hörvergnügen und eine der besten "Symphonic Power Metal from Italy" - Platten der letzten Jahre und daher auch der "Tipp"!
Was darf man erwarten, wenn eine der besten US Metal - Bands überhaupt eine Live - DVD auf den Markt wirft? Meiner Meinung nach mehr, als es "Live @ Dynamo Open Air" bietet. Rein musikalisch ist die DVD absolut super und wer diese Band kennt und den Gig am 5. Juni 2004 sogar gesehen hat, weiß, was ich meine. AGENT STEEL haben ihre Legende aus den 80ern perfekt ins neue Jahrtausend gerettet, was auch das noch aktuelle Studioalbum "Order Of The Illuminati" eindrucksvoll unter Beweis stellt. Und die Live - Qualitäten dieser Ausnahmeband sind sowieso über jeden Zweifel erhaben. Der Gig auf dem "Dynamo Open Air" ist absolut klasse, sowohl musikalisch, als auch optisch und transportiert den Zuschauer mitten ins Geschehen. Zwar ist die Kameraführung recht simpel, aber die eingefangene Stimmung ist so authentisch, dass man vor der Kiste automatisch mitbangt. Bruce Hall, der immer mehr wie sein kultiger Vorgänger John Cyriis klingt, macht einen tadellosen Job (sogar Growls gehören neuerdings zu seinem Repertoire!) und das "dynamische Duo" Juan Garcia und Bernie Versailles spielt seine Riffs und Soli so pfeilschnell herunter, dass man aus dem Staunen nicht mehr heraus kommt. Ein technisch solide aufgenommener, klasse Gig! Enttäuschend ist hingegen das Bonusmaterial ausgefallen, das lediglich eine nette Fotogalerie und vier in mäßiger Optik (dunkel und verschwommen) gefilmte Bonus - Videos bereithält. Die Aufnahmen dieser Extras wurden auf der "Dynamo Pre - Party" am 4. Juni 2004 und der "Bonded By Metal" - Tour als Support von EXODUS gemacht. Auf Surround - Sound wurde, wie auch auf andere Extras, komplett verzichtet. Das macht unterm Strich einen dreiviertelstündigen Gig plus vier Bonustracks plus eine Galerie und ergibt eine Gesamtspielzeit von etwa 65 Minuten. Ich habe keine Ahnung, warum man den Platz einer DVD nicht genutzt hat, noch weitere komplette Gigs des US - Fünfers mit draufzupacken, denn die Jungs haben seit ihrem Comeback nie länger als 45 - 60 Minuten pro Gig gespielt. Als Bonus zum demnächst erscheinenden neuen Album (von dem bereits der sehr aggressive Song "Wash The Planet Clean" zum Besten gegeben wird) oder als fanfreundliche Midprice - Aktion wäre diese DVD ideal gewesen, aber auf keinen Fall als Produkt zum Vollpreis. Musik: sehr gut! Ausstattung: mangelhaft!
Schon seit 16 (!!!) Jahren existiert dieser hessische Underdog; eine verdammt lange Zeit für eine Band ohne Vertag! Dabei wäre den Jungs ein guter Deal allemal zu gönnen, ist "Victory V" eine durch und durch professionelle und runde Angelegenheit geworden. Legt man die CD in den Player, kommt schon aufgrund der fetten und druckvollen Produktion kaum der Gedanke auf, es handle sich um einen Underdog. Besser klingen auch viele Bands, die unter dem Banner eines Labels das Studio entern, nicht, leider oft im Gegenteil. Am Ende sind es aber die Songs des Quartetts, die zu überzeugen wissen. Musikalisch spielen die Herren eine ausgewogene Mischung aus traditionellem Heavy, - und gemäßigtem Speed Metal, die mit einer starken Prise KREATOR gewürzt wurde. Hin und wieder scheint auch eine gewisse Vorliebe für melodischen Schweden - Tod, Marke IN FLAMES, durchzuschimmern. Das Ganze wird technisch hochwertig, aber dennoch eingängig dargeboten, wie besonders der tolle Opener "Ex Oriente Lux" und der grandiose Rausschmeißer "Flight Of The Nazgul" (die coolen Fliegetaxis aus "Herr Der Ringe", hähä!) unter Beweis stellen. Mit dem zwischen ruhigeren und aggressiven Parts hin, - und herpendelnden "Praise The Morning Star", dem recht langsamen "Nemesis" (doomiger Stampfer mit leicht deathmetallischen Vocals) und dem Groover "Napalm" befinden sich drei weitere, sehr gute Stücke auf dem Album, die trotz ihrer generellen Eingängigkeit nicht ganz so leicht ins Ohr flutschen wie die anderen beiden Songs, sich aber trotzdem weit vom Durchschnitt abheben. Zusammen mit der coolen Gitarrenarbeit des Duos Zimmermann / Kauba, den fett hämmernden Drums von Jan Breede und den zwar aggressiven, aber nicht gekünstelt wirkenden Vocals von Gitarrist Daniel Zimmermann ergibt das einen "Tipp" für eine EP, die für Fans der oben genannten Musikrichtungen durchweg interessant sein dürfte.
"Tales Beyond Oblivion" ist bereits der vierte Release aus dem griechischen Hause EVERDOME und wartet mit einem gehörigen Mix aus epischem Power - und Speed Metal auf, der zusätzlich mit leichten Black Metal - Anleihen angereichert wird. Letztere äußern sich nicht durch monotone Krach - Orgien oder Kotz - Gesang, sondern durch sehr schnelle (Blast Speed) Parts, denen man gut und gerne ein norwegisches Zuhause zuteilen kann, auch wenn dieser Eindruck eher subjektiv ist. Der Gesang von Nicos Michas erinnert wiederum an "rauere" Epic Metal - Shouter wie J .D. Kimball (R.I.P.) und kommt völlig ohne hohe Passagen daher. Rein stilistisch ist das Werk eine echt gelungene Sache, da die Band nicht nur die oben erwähnten Stile anschneidet, sondern zudem auch noch, wie beim Intro "Oblivion" zu hören, bombastisch agieren kann. Leider fehlt es "Tales Beyond Oblivion" etwas an wirklich herausragenden Songs, die sich längerfristig festbeißen. Der Sound und die Produktion gehen hier absolut in Ordnung; die Doppeläxte von Antreas Sotiropoulos und Kostas Pourgiazis kommen gut zur Geltung, lediglich die etwas klinischen Drums und das etwas monotone Klangbild trüben den Gesamteindruck. Mit ein paar Abstrichen, vor Allem beim Songwriting, ist das Album eine gute Angelegenheit geworden, der man ohne die paar Schönheitsfehler sicher den "Tipp" hätte verpassen können.
Es gibt sicherlich nicht wenige, die schreien werden: "Lieber ein neues Album, dies’ hier ist nur Geldschneiderei!". Was aber aus einem neuen Album mit neuen Songs werden kann, das beweisen Metal Church, die eine stink-strunz-langweilige neue Scheibe gemacht haben, die nicht im Geringsten gegen MC-Klassiker anstinken kann. Und bevor man nun mit aktuellen Stücken enttäuscht, poliert man die alten Titel eben auf. So haben es EXCITER gemacht und sie taten richtig. Nun höre ich mir zwar immer noch die alten Kracher auf kratzigem Vinyl an, die Scheiben "Heavy Metal Maniac" und "Violence And Force" sind absolute Lehrstücke in Sachen Pionier-Speed-Metal. Und da schadet es auch nicht groß, den Herr Jacques Belanger den ganzen Krempel noch mal akkurat einsingen zu lassen und auch die Instrumente ein wenig zu bügeln. Zwar gefallen mir Beehlers extreme Shouts noch besser, zwar hören sich die Originale trotz inzwischen antiquiertem Sound wesentlich ungehobelter an - aber dennoch sind hier Perlen, ja Meisterwerke einer ganzen Stilrichtung vertreten (siehe unten). Und deswegen ist auch nichts anderes als ein "Tipp" zu verteilen.
Alle, die sich nicht oder kaum noch an die "gute, alte" Zeit erinnern können, die müssen hier zugreifen. Diese Scheibe ist so was von Megadeth, wie die Kalifornier (oder besser der Mustaine) seit Jahren nicht mehr sind. Nach dem achten Lied des 85er-Debuts "Killing Is My Business …" benannt, trümmern die Franken hier in feinster Speed-Thrash-Manier durchs Gehölz, dass es nicht nur "ewig gestrigen" Metallern die Tränen in die Ohren treibt. Für eine Eigenproduktion warten die Nürnberger mit einem erstaunlich fetten, treibenden Sound auf. Geil. Und noch viel unglaublicher: Wolf, Gitarrist und Sänger, kommt so wahnsinnig nah an die charismatische Stimme des rot-blinden Vorbilds heran, dass man meinen möge, Meister Mustaine ist inkognito nach Deutschland eingereist, um zu seinen Wurzeln zurückzukehren. Natürlich haben sich Mustaine, Ellefson, Poland und Samuelson mit dem Metal-Meilenstein ein Denkmal gesetzt, an dem niemand rütteln kann. Das ist wahrscheinlich der einzige Makel. Die Scheibe strotzt nicht gerade vor eigenen Einfällen. Aber wer mit eigenen Songs so gut covert, zumal das Original meilenweit von allem entfernt ist, der hat es verdient, dass man seine Scheibe öfter in den Schacht steckt. "Killing is Mechanix’ business … and Mechanix is good."