Allein aufgrund ihres Bekanntheitsgrades und ihrer ungeheuren Live-Präsenz gehören DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT zumindest hierzulande nicht unbedingt zu den großen Lieblingen der (Underground-) Black-Metal-Szene und werden (ähnlich wie ihre Kollegen ENDSTILLE) gerne mal als "kommerziell" abgestempelt. Über diese Ansicht kann man gewiss heftig streiten, nicht allerdings darüber, dass das seit 1997 aktive Quartett einerseits durchgehend hochwertige bis brillante Alben abliefert und andererseits sein Ding eben seit über zwanzig Jahren gnadenlos durchzieht. Begriffe wie "Weiterentwicklung" oder "Experimente" verbieten sich geradezu, wenn Frontfurie Onielar (die ja seit einiger Zeit auch die Kompositionen von BETHLEHEM mit ihrem zarten Stimmchen schmückt) und Co. loslegen, da macht auch das neueste Werk "Mardom" absolut keine Ausnahme. Mit einmal mehr tief in der norwegischen Raserei der frühen und mittleren 90er Jahre angesiedelten Brechern wie dem Quasi-Titelsong "Mardom - Echo Zmory", "T.O.W.D.A.T.H.A.B.T.E" (wie meinen?!), dem großartigen "A Beseechment Twofold", "Exaudi Domine" oder "The Sphere" (geiler Abschluss) liefern die Nordrhein-Westfalen sechs Jahre nach "Nekrovision" ein abermals saustarkes Album ab, bei dem die Band vor Allem nichts von ihrer bisherigen Bösartigkeit eingebüßt hat - Altersmilde klingt definitiv anders!
Ganze 14 Jahre hat die Harzer Schwarzmetall-Formation pausiert - während dieser Zeit haben sich die Mitglieder anderen Bands gewidmet, darunter den kaum in Erscheinung getretenen PSYKRA sowie den großartigen (und leider auch völlig von der Bildfläche verschwundenen) HIDDEN IN THE FOG. Nun melden sich AKANTOPHIS mit einer starken 7"-EP zurück, deren zwei Songs "Soldaten" und "Am Tropf" sehr ausladend, progressiv und bisweilen sogar bombastisch (nein, keine Keyboards!) anmuten. Es fällt nicht gerade leicht, das Quartett anno 2019 stilistisch einzuordnen oder adäquate Vergleiche zu finden; LUNAR AURORA oder DARK FORTRESS kann man mal als grobe Richtungsweiser platzieren, was die Komplexität des Songwritings in Kombination mit der rohen instrumentalen Wucht betrifft. Und falls noch Sorge besteht: mit gotischem Mummenschanz der Marke AGATHODAIMON oder MYSTIC CIRCLE haben AKANTOPHIS absolut gar nichts am Hut, sondern spielen anspruchsvollen, anfangs etwas schwer greifbaren, jedoch jederzeit nachvollziehbaren Black Metal (mit deutschen Texten), der mächtig Appetit auf ein nächstes Album macht. Ein äußerst gelungenes Lebenszeichen, das auf lediglich 200 Exemplare limitiert ist!
"Meine Fresse, die Scheibe klingt ja, als ob DIRE STRAITS ´ne Death Metal-Platte aufgenommen hätten!" - so die (irgendwie sehr passenden) Worte meines ebenfalls extrem Metal-affinen Mitbewohners zum neuen Meisterwerk der bereits seit mehreren Jahren und zwei Alben im Underground höchst respektierten Kölner Formation. Und wurden die beiden starken Vorgänger "Summoning Black Gods" (2012) und "The Mysterious Ways Of Repetitive Art" bereits mit sehr viel Lob bedacht, so hat sich das einst aus INFERNÄL DEATH hervorgegangene Quartett nunmehr selbst übertroffen. Jeder der sechs Songs auf "...And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye" ist ein bis ins kleinste Detail ausgetüfteltes Kleinod schwarzer Todesblei-Kunst, sei es der mit einem ultramelodischen Schluss auskommende Opener "Void Of Words", das bisweilen doomige "Oblivious - Obnoxious - Defiant", der ultraeingängige "Hit" "Song Of The Gods", der überlange, sich zu einer musikalischen Orgie steigernde Abschluss "The Sound Of Shallow Grey" oder meine Lieblingsnummer, der ebenfalls knapp zehnminütige Stampfer "Null" (was für ein Mittelteil!). Man entdeckt bei jedem Hördurchlauf neue, noch abgefahrenere Details, wobei CHAPEL OF DISEASE nie des Selbstzweckes wegen dauerfrickeln, sondern sämtliche instrumentalen Eskapaden dem brillant konstruierten Songwriting unterordnen. Selten sind im Death Metal die Grenzen zwischen Technik und Nachvollziehbarkeit so gekonnt verzahnt worden wie hier. Im nationalen Umfeld schaffen es in diesem Genre zurzeit höchstens die Kollegen von NECROS CHRISTOS, VENENUM und SULPHUR AEON, ein ähnlich hohes Niveau an spielerischer Klasse und schlüssiger Komplexität aufzufahren, international wird es sogar für langjährige Vorreiter wie MORBID ANGEL oder IMMOLATION extrem schwierig, diesem Album einen draufzusetzen. Ein Wahnsinnsteil!
...And As We Have Seen The Storm, We Have Embraced The Eye