Juchu und hoch die Tassen, den Gegenüber eingehakt und in die Hände geklatscht. ELVENKING verbinden Powermetal mit dem Teil der europäischen Folklore, bei dem der keltische Ringtanz mit acht Touren getanzt werden kann. Mit Spielfreude und Abwechslungsreichtum gehen die sechs Italiener und ihre Gäste hier ans Werk. Wenn Metal, dann aber auch richtig - Schlagzeuger Zender tritt ordentlich auf seine doppelte Bass-Drum ein, die Gitarren braten fett, um abwechselnd Flöten und Geigen Platz zu machen, mit den Geigen um die Wette zu laufen - oder aber auch mit den Geigen im Hintergrund vorn die Solos zu gniedeln. Auch die Akustik-Klampfe macht sich ganz gut. Das Songwriting verwebt das alles organisch und mit Hintersinn miteinander. Das Konzept drum herum ist mit Liebe gemacht, das Artwork scheint direkt aus Mittelerde importiert. Die Chöre sind mitsing- und stadiontauglich, obwohl nicht ganz einfach, die Melodien gehen ins Ohr. Ein fetter Tipp für alle, denen nach dem Abgang von Martin Walkyer bei SKYCLAD genau das hier fehlt...
Ein Konzept-Album über Ägypten. Wie originell! Gähn... DOWN BELOW greifen das Grundthema jedes zweiten oder dritten Konzept-Albums wenigstens mit fachlichem Hintergrundwissen der Uni Leipzig an, ein Fleißsternchen gibt es für diese Recherche-Arbeit. Musikalisch ist "Silent Wings:Eternity" ein Fall für Pop-Goten und Eighties-Liebhaber - die Stimme von Sänger Neo-Scope geht angenehm ätherisch ins Ohr und erinnert von Ferne an Marian Gold von ALPHAVILLE unvergessen. Und genau da sind DOWN BELOW am besten - nicht in den tiefen Gothic-Gefilden von "Embalmment" - die sind zu durchschaubar, überwiegen das Album aber leider - sondern eher bei den poppigen Arrangements a la "How To Die In Space", bei denen diese Stimme glänzen kann. Losbraten können andere besser, bei vielen Songs wird die E-Gitarre mal kurz angespielt und darf dann doch nicht. Genau wie der Sound, der eher "transparenter" geworden ist - scheint aber momentan ein Trend zu sein, eher dünner produzieren zu wollen und den Stimmen im Vordergrund mehr Platz zu lassen. Kann ich ja verstehen, aber mir geht´s auf den Senkel.
Aus England kommen so verschiedene Sachen wie die BEATLES und BFBS Radio - der Streitkräfte-Sender, damit die Tommies in der Fremde wenigstens nicht unter dem schrecklichen Format-Radio leiden müssen. Erstere werden hier von ihren Landsmännern GROOVYCIDE verwurstet - und wenn John Lennon nich schon längst tot wäre, er würde um Hilfe rufen. Denn GROOVYCIDE sind nicht nur in Gütersloh stationiert, sondern auch im (poppigen) Punkrock Mitte der Achtziger verwurzelt - und "Help" rumpelt und pumpelt wie Live-Bootlegs von den LEMONHEADS und ihrer Version von "Miss Robinson". Die anderen Tracks rumpeln nicht weniger, gerade die Drums sind extremst "oldschool" aufgenommen - was in diesem Fall eben absolut drucklos bedeutet. Die anderen viereinhalb Tracks sind nicht viel besser, okayer Thekenrock, aber nicht mehr und nicht weniger. Wundert mich nur, warum Radio-Guru John Peel (und damit schließt sich der Kreis) so tierisch auf GROOVYCIDE abfährt. Wahrscheinlich Nostalgie nach den Frühachtzigern, als selbst auf guten Stereo-Anlagen die Platten noch so dünn klangen? Hmm. Die Texte sind ok - die Liebe ist ein seltsames Spiel, erst recht, wenn man oft, lange und zwangsweise allein ist...
Das kleine Glück - himmelhochjauchzend - die große Verzweiflung - zuTodebetrübt. BITUNE loten auf dieser EP 5 große Gefühle sehr unterschiedlich aus - "Still" macht da weiter, wo die DEFTONES zu psycho sind und die neue zweite Liga dahinter (TAPROOT, PULSE ULTRA) zu verkopft und verfrickelt. Wo Emocore-Kapellen der Vergangenheit zu sehr das zuTodebetrübt betont haben, haben BITUNE noch ein Extra-Riff, eine kleine Dur-Harmonie am Rande, den passenden Groover, der die Songs geschmeidig zusammen hält. "All In One" rockt gut los und wurde von Ex-SKUNK ANANSIE-Gitarrist Ace produziert, "Stars Are Stereo" ist eine Ballade, für die STAIND sich nicht schämen müssten und "Drain away" ist grooviger, ein paar Whatever-Core-Breaks eingestreut. "Change" dreht noch mal auf. Wer nicht absolut taub ist, kann hier seinen Frühjahr/Sommer oder Herbst-Hit entdecken - und es wird ein total euphorischer, deprimierter Sommer!
Er singt wohl recht gern zusammen mit Mädels, der gute Dero von OOMPH!. War es bei "Fieber" noch Nina Hagen und auf der letzten Tour die jungen EXILIA, so steht heuer Fr. Kraushofer von den österreichischen Tanzgoten L´ÂME IMMORTELLE an seiner Seite. Mit einer weniger unitären Stimme als die Punkoma Hagen hält sie zwar nicht mit Deros vollbrüstigem Gesang mit, passt aber schön zum Gesamtbild des Songs. Textlich eine recht banales Liebesgedöns, musikalisch eine ins Ohr gehende Hymne mittleren Tempos mit den üblichen OOMPH Trademarks, jedoch deutlich softer und gleichzeitig bombastischer als die vorherige Maxi. Die Maxi enthält außerdem zwei Remixe des Titeltracks, die beiden Songs "Eiszeit" und "Kill Me Again" und ein Video zu "Brennende Liebe".
Vorne prangt ein unscharfer grauer Totenkopf, hinten springt einem eine grellgelbe Sonnenblume an. Übertriebene Diskrepanz auf der einen, treffende Vielseitigkeit auf der anderen Seite. Und das trifft nicht nur auf den optischen Eindruck der CD zu, sondern beschreibt auch die Musik. Dass weiblicher Gesang nicht immer den Ohren schmeicheln muss, zeigen SYSTEME ENCEPHALE recht schnell. Nicht der Weg des geringsten Widerstands sondern die allermeiste Zeit der steinigere aus mehreren möglichen Pfaden wird von ihnen gewählt. Gemäßigtes Tempo, bisweilen fast schleppende Langsamkeit und dann auch wieder gemäßigt rockend führen zu einem nicht selten nachdenklichen, manchmal düsteren und stets fesselnden Gesamteindruck. Doch zurück zum Gesang, denn dieser strotzt außer beim etwas zu tiefen und damit leicht gezwungen wirkenden Opener vor Organik und harmoniert wunderbar mit den Instrumenten. Die Organik wird durch eine bodenständige Produktion noch forciert. Die Gitarren schwelgen bisweilen in selbstverliebtem Prog, drehen aber nie soweit ab, dass den Songs ein leichter Hymnencharakter verloren geht. Und somit wüten die Emotionen und unterhalten abwechslungsreiche Songs auf eine Weise, wie sie Bereich des härteren Rocks nur noch selten angetroffen wird.
Finnland, Land der tausend Seen und tausend Bands. Möchte mal wissen, ob da jeder unter 30 in einer Band spielt oder ob es da tatsächlich Nichtmucker gibt hehe. BONEGRINDER kommen aus Lahti und haben sich im Sommer 2003 spontan gegründet. Ok. Auf ihrem ersten Tonträger "No More Wasting Time" ballern sich die Finnen recht gnadenlos in die Gehörgänge ihrer Opfer, zeigen sich dabei Experimenten nicht abgeneigt, bleiben aber immer in einem Death Metal-Rahmen. Sänger (oder Vocalgrinder hehe) Olli growlt sich nicht durch die Songs, was schon ein Unterschied zu vielen DM-Bands ist (logisch), sondern ist eher auf der Relapse-Psychoschiene unterwegs. Dazu noch ein paar Grind-Zitate ("Plastic Scene") und fertig ist der Aggro-Sänger. Der Rest der Truppe vermischt amerikanischen Death Metal, Grind, Hardcore und ein wenig klassischen Metal, ballert diese Mixtur ohne Kompromisse nach vorne weg und klingt dabei arschbrutal. Brutal Metal trifft es am ehesten. Die fünf Songs zeichnen sich dabei durch Groove aus, kleine Gitarrenspielereien ("Hidden Chaos") und kommen ohne Umschweife auf den Punkt. Bleibt eine gute MCD, auf der BONEGRINDER mit brutaler nachvollziehbarer Mucke überzeugen können und die auf ein Album hoffen lässt.
Die NEKROMANTIX sind beileibe kein unbeschriebenes Blatt mehr. Seit 15 Jahren gibt es sie bereits, sie sind schon auf der ganzen Welt getourt (u. a. in den USA mit RANCID, TIGER ARMY und den U.S. BOMBS) und "Dead Girls Don´t Cry" ist schon ihr siebtes Album - und das zweite auf Hellcat Records, dem Label von RANCID´s Tim Armstrong. Und dass die Dänen zu seinen persönlichen Lieblings-Bands zählen, hat durchaus seine Berechtigung, denn ihr treibender Psychobilly mit eingängigen Hooklines und B-Monster-Movie-Texten ist einfach unwiderstehlich infizierend. Was die NEKROMANTIX von anderen Vertretern dieses Genres wie MAD SIN, DEMENTED ARE GO oder den METEORS allerdings unterscheidet, ist ein deutlicherer Rockabilly-Einschlag, so dass einige Stücke fast klingen, als würden sich die STRAY CATS an Punkrock versuchen. Allgegenwärtig ist die Horror-Stimmung, die sich nicht nur in den Texten zeigt - Gründer, Sänger und Bassist Kim Nekroman spielt einen schwarzen Kontrabass in Sarg-Form (1990 war das sogar noch ein echter Kindersarg). Dass sie es damit nicht allzu ernst meinen, zeigen Platten-Titel wie "Jack The Stripper", "Demons Are A Girls Best Friend" oder "The Return Of The Loving Dead". Überhaupt steht der Spaß auch auf "Dead Girls Don´t Cry" hörbar an erster Stelle. Darüber hinaus ist aber auch die Gesamtproduktion mehr als gelungen, Kims Slap-Bass groovt wie Hölle und es gibt jede Menge Ohrwürmer. Und zwischendurch glaubt man immer wieder, Elvis, Johnny Cash und Joey Ramone hätten mit im Studio gestanden...
Melodischer, hymnischer, teilweise metallischer und bombastischer, Keyboard - befeuerter Hardrock aus Finnland. Nichts Spektakuläres also, dennoch klingt das zweite Album des Quartetts richtig frisch und macht durchgehend Spaß. Notorische Knüppelbrüder und Schwarzkittel können dieses Review getrost überspringen, während Anhänger der oben genannten, bewährten Mixtur ein Auge und beide Ohren offen halten sollten. Richtig stark geht’s dann auch mit "Unchain The Rain" los, einer leicht melancholischen (was für die gesamte Platte gilt - es sind schließlich Finnen…) Mitsinghymne, die als glasklarer Hit durchgeht und großes Radio - Potential offenbart. Leider kann das folgende Material zwar in Sachen Eingängigkeit und Hittauglichkeit mithalten, jedoch nicht ganz auf kompositorischem Niveau. Mit "Prophet Of Pestilence", "Discovery", "Divine”, dem speedigen "Falling Again" oder dem fast schon true - metallischen "Stain Of The Switchblade" (klasse!) befinden sich einige echte kleine Perlen auf dem Album, die zwar keine Bäume ausreißen, aber zum wiederholten Hörgenuss einladen. Gelegentlich wird leider, besonders bei "Haven" und "Try To Remember" zu hören, die Kitsch - Peitsche zu stark ausgeholt, was das ansonsten gute Gesamtbild doch etwas trübt. Echte Ausfälle sind auf "Divinity" jedoch nicht zu entdecken, weshalb Melodic - Rocker / Metaller dieser Platte ruhig einen Testlauf gönnen dürfen. Nette Scheibe!