Einen richtig anstrengenden Brocken technischen modernen Death Metals haben HACRIDE mit "Deviant Current Signal" eingespielt. Bisher war mir die Band kein Begriff, aber mit dieser starken Scheibe geben sie eine deutliche Kampfansage an MESHUGGAH und Konsorten ab. Ausgestattet mit der angesagten IN FLAMES-Produktion, die auch MESHUGGAH und SCARVE zu schätzen wissen, knallt "Deviant Current Signals" ganz ordentlich, klingt aber auch recht kalt und klinisch. Bei den komplexen Songstrukturen zeigt man sich eher von DEATH als von neuzeitlichen Combos inspiriert, während gerade der Gesang doch klar an MESHUGGAH erinnert, genau wie die vielen Gitarrenspielereien und das abgehackte Riffing. HACRIDE verstehen es gekonnt, den Spagat zwischen Gefrickel und Brutalität zu machen und bedienen Fans beider Lager. Selten einmal ist die Scheibe so technisch, dass es kaum noch nachvollziehbar bleibt, wo die Franzosen hin wollen, meistens schaffen es die Jungs, bei allem Anspruch auch eingängig zu bleiben. So eingängig man als MESHUGGAH-Vereher sein kann. Hätten HACRIDE ein wenig mehr Eigenständigkeit und eine etwas wärmere Produktion, wäre das Album ein echter Knaller, so bleibt ihm im direkten Vergleich mit der neuen MESHUGGAH und Bands wie ILLOGICIST nur der zweite Platz. Ist ein Anfang.
Eine der wichtigsten Bands der italienischen Rock-Szene sollen ARACNOFOBIA sein. Oh weh, möchte da der ein oder andere sagen. Die Herrschaften, die auch schon bei Harsh, Spire musizierten (aha, jawohl!), haben sich dem Erwachsenen-Rock verschrieben und haben diesbezüglich auch ganz nette Songideen. Allerdings hat die Scheibe einen ganz entscheidenden Nachteil: Der Sound hört sich allenfalls nach Aula-Rockern an als nach AOR-Stadien. Arg dünne plüftert das Drumming, die Gitarren verschwinden nicht selten hinter dem Kollegen mit vier Saiten. Lediglich der Gesang hat ins Mett und bekommt durch den italienischen Gesang seine interessante Note. Die Songs an sich sind abwechslungsreich, letztlich aber bleibt der "Exotenbonus" doch zu wenig, um sich die Scheibe öfter reinzupfeifen. Nur beinharte Fans italienischer Zunge sollten reinhören, alle anderen können auch mal am Campus um die Ecke gucken, ob’s da eine Band nicht besser macht. Will sagen: Nichts Besonderes. Wenn das "one of the most important bands" ist, dann möchte ich aber nicht wissen, wie die unwichtigten klingen.
Die Italiener haben’s versucht. Und moistens schaffen sie es nicht. So wie DEADLY TIDE, die versucht haben in LA Fuß zu fassen. Immerhin haben sie was mitgebracht: Ur-amerikanischen Stadion-Rock. Ihr wißt schon: Kopftücher, schwarz-weiße Felljacken, Cowboyhüte und Musik, die an frühe Bon Jovi erinnert. Was sicherlich schlimmer geht, wie Jon Bon himself mit seinen folgenden Outputs bewies/beweist. Enthalten sind mit Warnungen für Nebenwirkungen für echte Hart-Würste: Leicht weinerliche bis klare und sehr dominante Vocals (für das Genre wirklich gekonnt), ausschweifende Stöhner, schmalziger Keyboard-Einsatz mit Glöckchen, ein bißchen rockige Gitarren und ein bißchen Akustikkram. Festzuhalten bleibt, dass DEADLY TIDE das, was sie machen, wirklich drauf haben und einen musikalisch einen extrem professionellen Eindruck hinterlassen. Was je nach Ansicht auch für ihre lustigen Pseudonyme J.D. Nitro (Vocals), Easy (Guitars), Wild Rumble (Bass) und Mr. Blacksmith (Drums) zutrifft. Ihr mögt Crüe oder Extreme? Dann seid ihr bei DEADLY TIDE zu 100 % richtig. Weiter Info bei www.mkm.promotion.tk oder auf der bandeigenen Seite.
Eine Band, die sich so nennt, muss in der Lage sein, die tolkiensche Atmosphäre auch in irgendeiner Art und Weise zu transportieren. Das gelingt allenfalls am Anfang des Intros. Was folgt, sind Songs, die das selbst gegebene Etikett "Symphonic Rock Metal" nicht verdienen. Denn: fürchterlich langweiliges Drumming, gniedeliges Gitarren Soliere und nach Opernfeeling strebendes Mädel-Gedönse auf Träller-Elsen-Niveau rockt "zero" - vom kindlich-primitiven Artwork mal ganz abgesehen. Okay, in manchen Phasen beweist Annalisa Rattini (cooler Nachname) natürlich, dass sie singen kann, aber die Lieder an sich sind insgesamt zu dünne. Das Keyboard quirlt nutzlos in der Gegend herum, die Titel verlieren sich in der Belanglosigkeit. Die Band soll ja schon eine Rock-Oper geschrieben haben… Mag sein, dass Fans von Nightwish oder Lana Lane ihre Freude haben an den Gefährten aus Italien. Manchmal erinnert’s auch ein wenig an Marillion …. Aber nee. Ich will genannten Bands auch nicht zu nahe treten. Merke: Wer nach Großem strebt, sollte klein anfangen, sonst geht das edelste Ansinnen in die Hose - oder in diesem Fall daneben.
Seit einer Dekade machen THE FIRSTBORN aus dem sonnigen Portugal mittlerweile Mucke, sind aber nie wirklich aus ihrem kleinen Heimatland herausgekommen. Ihr drittes Album "The Unclenching Of Fists" zeigt auf interessante Weise die Erfahrung der Band. Denn statt sich auf reinen Death Metal zu verlassen, haben THE FIRSTBORN viele außergewöhnliche Elemente in ihren Sound integriert, von denen vor allem die vielen ungewöhnlichen, weil orientalischen, Instrumente hervorstechen. Zwar regiert oft genug die brutale Death Metal-Keule ("Fire Channels"), wenn aber die Pfade des Todes verlassen werden, wird die Mucke ungleich komplexer und gefüllt mit selten vernommenen Tönen. Leider schaffen es THE FIRSTBORN nicht, die vielen Einflüsse zu einem kompakten, nachvollziehbaren Ganzen zu bündeln und haben so ihre besten Momente, wenn sie gnadenlos holzen und vielleicht mal nur chormäßigen Hintergrundgesang einsetzen. Aber die vielen Breaks und Soloparts der ganzen orientalischen Instrumente machen viel zu oft einen Song kaputt und zerschneiden so den roten Faden. "The Unclenching Of Fists" bleibt ein interessantes Album, dass durch seine Komplexität sehr verkopft und sperrig ist. Dafür muss man sich echt Zeit nehmen und auf den Klang des Orients stehen.
Meinen Eltern fahren einen Hyundai. Schönes Auto, komfortabel, schnell und günstig zu haben - aber eben auch ohne eigene Identität. Ähnliches gilt für MOONSHINE, die erste mir bekannte Black Metal-Band Koreas. "Songs Of Requiem" ist eine nette Black Metal-Scheibe, aber genauso innovativ wie ein Hyundai. Hörbar von richtig alten DIMMU BORGIR (so zu "Devils Path"-Zeiten) und zeitweise VENOM ("Endless Fall") inspiriert, baut das Duo seine bombastischen Black Metal um das omnipräsente Keyboard auf, das mir zeitweise echt auf die Nerven ging. Das ist aber für das Tastenteil nicht schwer, ich kann dem Instrument generell nur wenig abgewinnen. Die besten Momente haben MOONSHINE, wenn sie das Ding orgeln lassen und sich auf ihr Gespür für schöne Riffs verlassen. Die Produktion ist wie bei alten SUMMONING-Werken ein wenig indifferent, aber sehr druckvoll und lässt jedem Instrument genug Raum zur Entfaltung. Der Gesang ist solider Genre-Standard und dürfte auch anspruchsvolle Schwarzkittel zufriedenstellen. Was bleibt über MOONSHINE zu sagen? Ein talentiertes Duo, dass mit dieser Scheibe Punkte sammeln kann und soliden Schwarzmetall abgeliefert hat.