Out & Loud Festival 2014 - Freitag
Hey, es war trocken! Und es blieb trocken! Die grauen Wolken verzogen sich auch im Lauf des Tages, so dass der Freitag ein richtiger guter Festival-Tag wurde. Los ging es für mich den EVIL INVADERS, die in der Halle coolen Speed-/ Thrash Metal der alten Schule aufführten. Ein lockerer Einstieg, den die Österreicher SERENITY auf der Mainstage im Anschluss aber toppten. Ihr Symphonic Metal kam – auch dank intensiv genutzter Samples für den Gesang – so opulent rüber wie auf Platte, und die sympathische Art der Musiker wirkte ansteckend auf die Fans. Dass von denen noch nicht allzu viele anwesend waren, fand ich verständlich. Nach dem schlechten Wetter waren einige sicher vorsichtig geworden, andere hatten schlicht nicht frei, trotz Brückentag.
Drinnen werkelten als nächstes die BLOODY HAMMERS, deren Sound eher stampfend als hämmernd rüber kam. Wirklich beeindrucken konnte mich die Band nicht, die Show plätscherte so dahin. Vielleicht lag es auch am Kontrast zu den SUICIDAL ANGELS, die auf der Mainstage im Anschluss die Sau raus ließen. Die griechischen Thrasher spielten unglaublich exakt, auf den Punkt, und legten sich so richtig ins Zeug. Der Funke sprang vom ersten Song an über, die Meute vor der Bühne ließ die Haare und die Fäuste fliegen. Da musste dann sogar der ansonsten immer grimmig dreinblickende Shouter Nick ab und zu lächeln.
An den Auftritt von HORISONT erinnere ich mich nicht so gut wie an die Leberkässemmel, die ich draußen in der Sonne gemampft habe. Aber die akustische Untermalung klang nicht schlecht, mehr kann ich darüber leider nicht berichten. Festival geht durch den Magen, gell? Mehr Aufmerksamkeit bekamen – satt und zufrieden, wie ich war – dann die niederländischen Thrasher LEGION OF THE DAMNED ab. Die mag ich einfach, obwohl sie immer nur den gleichen Song spielen und die Texte leicht variieren. Aber das tat auch beim Out&Loud dem Spaß keinen Abbruch, im Geiste ließ ich meine imaginäre lange Matte kreisen wie Maurice & Co. Ja, es mag eintönig sein, was die Jungs spielen, aber es gefällt mir trotzdem.
BLACK MESSIAH sah ich beim Out&Loud zum ersten Mal, und da ich Pagan Metal mag, hat mir der sehr stampfige Sound der Gelsenkirchener gut gefallen. Zumal die Truppe selbst auch mächtig Spaß in den Backen hatte und eine klasse Show abzog. Dass ihr populäres „Sauflied“ bei der sehr gut gefüllten Halle bestens ankam, war dann auch für mich keine Überraschung. Die schaue ich mir gerne wieder an. Apropos immer wieder gerne: Das gilt ganz besonders für RAGE, die auch schon seit 30 Jahren die Bühnen dieser Welt beackern. Das Power-Trio Peavy, Victor und André steht für hohe Virtuosität, Volksnähe und Spaß – und genau das servierten sie der mittlerweile groß gewordenen Menge vor der Mainstage. Der Spaß hielt allerdings nur so lange an, bis Victors Signature-Amps von Engl den Geist aufgaben und Peavy mit André alleine die Menge unterhalten musste. Wenigstens noch einen gemeinsamen Abschluss-Song konnten RAGE zum Besten geben, dann war Schluss. Schade, dass den drei sympathischen Musikern ihr Geburtstagauftritt von der Technik etwas vermiest wurde. Doch nicht nur deswegen war es für mich eine eindrucksvolle Show.
Gespannt war ich, wie sich dann XANDRIA mit ihrer neuen Sängerin Dianne van Giersbergen schlagen würden. Ja, klar, ganz so neu ist sie ja nicht mehr, aber ich hatte XANDRIA zuletzt noch mit Manuela Kraller gesehen. Und ich wurde positiv überrascht: Stimmlich zählt Dianne van Giersbergen sicher zu den besten Sängerinnen im Female fronted Symphonic Metal-Bereich, und ihre männlichen Begleiter sind ohnehin musikalisch top. Zusammen ergab das ein mitreißendes Konzert, das erfreulicherweise auch einen guten Sound spendiert bekam.
Krasser Wechsel zur derzeit angesagtesten Black Metal-Band: Was dann auf der Mainstage bei schönstem Sonnenschein passierte, werdet ihr nicht glauben. BEHEMOTH sorgten trotz Tageslicht für Gruselstimmung, ließen die Temperatur um gefühlte 20 Grad sinken und zogen das gesamte Festival in ihren Bann. Frontmann Nergal schien jeden einzelnen Besucher mit seinen diabolischen Blicken zu durchbohren, während seine Mitstreiter ein musikalisches Fundament errichteten, das ebenso massiv wie filigran wirkte. Die Show war perfekt: Pyro-Effekte, brennende Kreuze, CO2-Fontänen und eine grandiose Songauswahl – gut, das ist bei BEHEMOTH eigentlich keine Kunst – rundeten einen Auftritt der polnischen Ausnahme-Metaller ab, der für mich das absolute Highlight aller drei Tage Out&Loud war. Schaut euch die Galerie an, dann wisst ihr, was ich meine!
Puh. Durchatmen. Was trinken. Und dann weiter zu ORDEN OGAN. Deutscher Power Metal, mit Mitsing- und Spaßgarantie. Nach BEHEMOTH.
Durchatmen. Geht das?
Das geht, und wie! Kaum zu glauben, aber so krass der Stilbruch auch sein mochte, so gut bekamen ORDEN OGAN die Menge – und mich – in den Griff. Die Jungs haben ja auch klasse Songs, kommen klasse beim Publikum an und rackern sich auf der Bühne so richtig ab. So auch beim Out&Loud in Geiselwind, wo so einige Fans offenbar vor allem wegen ORDEN OGAN angereist waren. Als die Menge so richtig schön angeheizt war, durften sie wieder nach draußen pilgern und mit der deutschen Metal-Queen DORO deren 30-jähriges Jubiläum feiern. Die Düsseldorferin, die scheinbar nicht älter wird, ließ sich nicht lumpen und gab mit ihrer Band wie gewohnt Vollgas. Klar, ihre Bewegungen, Gesten und Mimik, sowie ihre Ansagen kennen Fans in- und auswendig. Aber, seien wir mal ehrlich, genau das wollten wir doch, darum sind wir doch vor die Mainstage gepilgert! DORO lieferte genau das, weswegen sie so beliebt ist, danke dafür!
Die nächste Band spielte wieder in der Eventhalle und trug einen großen Namen: FLOTSAM & JETSAM. Mit ihrem „Doomsday for the Deceiver“-Album ernteten sie zu Recht Lobeshymnen aus aller Welt, brachten mit Jason Newsted den Nachfolger des tödlich verunglückten Metallica-Bassisten Cliff Burton hervor und warten seit Jahrzehnten darauf, den ganz großen Durchbruch zu schaffen. Wobei das nichts mehr werden wird, leider. Die Band ist wie ihre Songs etwas zu sperrig, aber sie haben ihren Kultstatus verdient und lieferten in Geiselwind ein blitzsauberes Set mit jeder Menge Klassikern ab.
Zeit für den Headliner des zweiten Tages, die unverwüstlichen SAXON. Die brannten erwartungsgemäß ein eindrucksvolles Feuerwerk ab, nicht nur mit Pyroeffekten, sondern vor allem mit ihren starken Songs aus insgesamt 38 Jahren Bandgeschichte. Ihr Alter merkt man den Musikern höchstens optisch an, in Sachen Power und Musikalität müssen sie sich aber nach wie vor nicht hinter jüngeren Bands verstecken. Und so rockten SAXON bis weit nach Mitternacht das Out&Loud, was die Temperaturen um die 5-6 Grad einigermaßen erträglich machte.
Text: Daniela Adelfinger & Florian Stangl
Fotos: Daniela Adelfinger
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