Band:

Nocte Obducta

BiografieBegonnen hat eigentlich alles im Sommer 1993. Damals gründeten wir die Band Desîhra. Wir waren ein Haufen undisziplinierter Jungs, gerade mal fünfzehn und sechzehn Jahre alt, und eigentlich wußten wir nie so recht, was wir denn eigentlich wollten. Stilistisch war die ganze Sache eine wüste Mischung aus allen möglichen Spielarten des Metal, und glücklich war damit eigentlich niemand. Weder nahmen wir ein Demo auf, noch standen wir jemals gemeinsam auf der Bühne, was allerdings eher auf mangelnde Disziplin und völlige Orientierungslosigkeit zurückzuführen ist, nicht etwa auf völlige musikalische Unfähigkeit der Beteiligten. Im Juni 1995 kam es dann zur unweigerlichen Auseinanderbrechen der Band, geplant war, das neue Material noch einmal zu überarbeiten, sich für eine gewisse Auswahl an Liedern zu entscheiden, um dann nach ein paar Monaten Pause das Proben wieder aufzunehmen. Dazu kam es natürlich nie. Zwar beteiligte sich Keyboarder Benedikt, der nur wenige Monate vor dem Ende von Desîhra zu uns gestoßen war, an den Arbeiten, doch Gitarrist Jan, der der dritte im reduzierten Bunde sein sollte, verabschiedete sich höchst unehrenhaft.

Auch der Kontakt zu den übrigen Mitmusikern brach ab, so daß das Kapitel Desîhra komplett abgeschlossen war. Dennoch wurde nicht all das alte Material verworfen. Einige Songs von Nocte Obducta enthalten Elemente dieser alten Liede Das Lied "Der Regen", welches fester Bestandteil unseres Live-Programms war, gehört zu den Liedern, die schon bei Desîhra gespielt wurden.

Nunmehr nur noch zu zweit benannten wir uns im Herbst 1995 um in Nocte Obducta, und ich widmete mich völlig dem Songwriting. "In Erinnerung an Herbststürme" ist eines der Lieder, die in dieser Zeit entstanden, wenn es auch Jahre dauerte, bis es endlich mal auf einem Album landete. Doch nach einem Jahr fruchtloser Zusammenarbeit - also im Herbst 1996 - warf auch Benedikt das Handtuch und beendete freundlicher Weise auch noch die Freundschaft.
Zwar hatte ich mittlerweile Alex kennengelernt (übrigens auf dem ersten Agathodaimon -Konzert außerhalb des Proberaums um Ostern 1996), der ein wunderbar fieses Organ hatte und Keyboards spielte, aber bis auf vereinzelte Treffen lief da irgendwie nichts.

Relativ alleine und frustriert nahm ich nun wieder Kontakt zu Zweien der Desîhra-Leute auf, es handelte sich um Schlagzeuger Limbach und Basser S. Magic M., der nun allerdings die Gitarre übernahm, sein eigentliches Instrument. Im Dezember begannen wir dann wieder mit den Proben, verstärkt von Sathonys am Bass, Alex an den Keyboards, sowie Nesthäkchen Torsten, der über eine Anzeige zu uns gefunden hatte, am Mikro.
Die Tatsache, daß wir im Keller eines Reihenhauses probten, brachte aber bald Schwierigkeiten mit den Nachbarn, so daß das Zusammenspiel schon im April 1997 wieder endete.


Mit der Unterstützung von Alex und dem Agathodaimon-Drummer Matthias machte ich mich nun daran, den alten Luftschutzkeller auf dem Grundstück meiner Eltern zu einem Proberaum umzubauen, was einiges an Zeit und Geld kostete.
Oktober war der Raum dann endlich fertig, doch schon die ersten Proben zeigten, daß es sinnlos war, weiterhin mit Limbach zu proben, da er zwar ein sehr guter Drummer war, allerdings für diese Spielweise des Metal nicht unbedingt geeignet zu sein schien.
Mitte Oktober übernahm dann Matthias die Arbeit am Schlagzeug, und endlich begannen wir, konsequent zu proben, nach so langer Zeit ein sehr befriedigendes Gefühl.

Anfang Januar 1998 ging es dann endlich ins Studio, wo das Demo ".. doch lächeln die blutleeren Lippen / Begräbnisvermählung" aufgenommen wurde.
Es enthielt die Stücke "Begräbnisvermählung", "In Erinnerung an Herbststürme", "Solange Euer Fleisch noch warm ist" und das improvisierte Keyboardstück "Totgeburt", das "Eine Teichoskopie" ersetzte, welches wegen eines Defektes im Studio leider entfallen mußte. Das Demo wurde weitestgehend gut aufgenommen und sogar zum Demo der Ausgabe im Deftone gekürt.

Es folgten ein paar Auftritte und schließlich der Plattenvertrag mit GSM.
Im Sommer 1998 enterte man frohen Mutes das Black Solaris Studio in Frankfurt, um "Lethe (Gottverreckte Finsternis)" aufzunehmen.
Leider lief alles Mögliche schief. Der Mix klang so dermaßen unter aller Sau, daß wir es nicht verantworten konnten, "Lethe" zu veröffentlichen. Da auch das Drumming nicht besonders gut ausgefallen war, entschlossen wir uns dazu, alles neu zu machen. Die Schuld dafür wurde erstmal nur uns (und ganz besonders Matthias) in die Schuhe geschoben, dabei war das schlechte Drumming eigentlich nur etwas, das zu der katastrophalen Produktion hinzukam, und wir waren mächtig angepisst, zumal wir die Kosten für dieses vergeigte Zeug nun ganz alleine zu tragen hatten. Immerhin war das Studio fair und berechnete uns nicht den vollen Preis.

Im Herbst ging es zurück in die Steinberger Studios, in denen auch schon das Demo entstanden war, und der zweite Versuch saß. Zwar war niemand mit dem Resultat wirklich zufrieden, aber rückblickend ist "Lethe" ein ordentliches Black Metal Debüt, mit all den Sachen, mit denen eine erste Veröffentlichung einer kleinen und vor allem finanzschwachen Band zu kämpfen hat.
So waren denn auch die Kritiken durchweg gut bis sehr gut, und die Truppe, die auch schon das Demo aufgenommen und des öfteren gemeinsam auf der Bühne gestanden hatte, schien sich gut aufeinander einzuspielen. Tatsächlich war dem aber leider nicht so.
Angepißt vom Label, den Zeitschriften und der Öffentlichkeit und mit dem Wille, seine eigenen Ideen zu realisieren, verließ Alex im Frühling 1999 die Band. Ersatz war glücklicher Weise schnell gefunden in Form von Steffen:Emanon, und mit ihm setzte man die Proben für das zweite Album "Taverne (In Schatten schäbiger Spelunken)" fort.

Die Aufnahmen fanden im August 1999 statt, und obwohl die Aufnahmen unter einem enormen Zeitdruck bewerkstelligt werden mußten, schaffte es "Taverne" auf Platz 1 im Legacy und konnte auch sonst nur positive Kritiken ernten.

Doch schon Im November trennte man sich von Sathonys, und mal wieder war eine Veränderung im Line-up eingetreten. Für Sathonys kam noch vor Jahresende Shin, und eigentlich waren wir alle überzeugt, in der bislang stärksten Konstellation zusammen zu spielen.
Dem war leider nicht so, es folgte in meinen Augen eine zweijährige Krise, um es mal ein wenig überspitzt auszudrücken.

Wir probten weiter für das Album, welches nun "Galgendämmerung (Von Nebel, Blut und Totgeburten)" ist und waren zunehmend genervt von der Arbeit der Plattenfirma, einem albernen Zoff mit Agathodaimon, der Tatsache, daß man uns allen möglichen Scheiß in den Mund legte, dem Umstand, daß man mehr von uns erwartete, als man uns bot und uns außerdem scheinbar ein bestimmtes Verhalten anerziehen wollte. Dazu kamen immer vollere Terminkalender der einzelnen Mitglieder, außerdem häufiger werdender Ärger mit S. Magic M. und schließlich dessen Bekanntmachung im März, daß er die Band im September in Richtung Berlin verlassen würde.
Das Bandklima litt selbstverständlich unter all diesen Umständen, und so staute sich einiges an Unmut an. Dieser Unmut entlud sich darin, daß wir uns ständig des Todes betranken und ich außerdem den Entschluß faßte, in diesem Jahr gleich zwei Alben aufzunehmen: "Schwarzmetall (Ein primitives Zwischenspiel)" sollte all unseren Ärger zu Musik werden lassen und sich endlich einmal dem rohen, unschönen Black Metal widmen. Im Juni nahmen wir dieses absolut ungeschliffene Stück schwarzen Metalls an nur einem Wochenende und unter Zuhilfenahme beachtlicher Biermengen auf und stießen sogar auf viel Gegenliebe.

Der Hochsommer bestand dann eigentlich nur aus stressigen Proben und anhaltenden Alkoholexzessen, bis wir im September zum nunmehr fünften mal in den Steinberger Studios einkehrten, um endlich "Galgendämmerung" aufzunehmen. Nach dem Zeitdruck, der aus der erst so kurz zurückliegenden Aufnahme von "Schwarzmetall" und der üblichen Finanznot entstanden war, war dieses Album ein absoluter Kraftakt, bei dem Dinge nicht liefen, und an dessen Ende eigentlich jeder Beteiligte mit den Nerven relativ am Ende war. Noch während der Aufnahmen verließ uns S. Magic M. in Richtung Berlin (beim Titelsong ist er noch an der zweiten Gitarre zu hören), und für mich, der ich mit ihm ja schon bei Desîhra gespielt hatte, war das trotz der vergangenen Streitereien eine bittere Sache, für die meisten anderen im Übrigen auch.


Für einen Endmix und das Mastern fehlten dann allerdings Zeit und Geld, so daß der Abschluß der Arbeiten an diesem Album auf den nächsten Sommer verschoben wurden.

Trotz des Wegzugs von S. Magic M., spielten wir noch im Dezember und im Februar ein Konzert mit ihm, bis dann bei einem vorläufig letzten Konzert der Band Mitte März die Zusammenarbeit endgültig beendet war.

Zwischenzeitlich - um genauer zu sein: seit den Aufnahmen zu "Galgendämmerung" - hatte sich auch Shin immer mehr von der Band distanziert, und nach einem beschissenen Interview, in dessen Zusammenhang eigentlich alles schief ging, sowie wegen einer zunehmend stärker werdenden persönlichen Distanz verließ er Nocte Obducta nach einem guten Jahr wieder. Doch ist er auf "Galgendämmerung" noch bei ein paar Stücken zu hören.

Das Jahr 2001 bestritt man dann also erstmal nur noch zu viert, doch die Proben zu einem fünften Album zogen sich absolut schleppend dahin, da wirkliche Proben nicht allzu häufig stattfanden. Daran änderte auch der Einstieg des neuen Bassers Flerik im Sommer nichts. Bei der Komplexität des Materials alles andere als gut. Doch nicht nur, daß die Proben nicht ordentlich vorangingen, obwohl alle Mitglieder sich einig waren, daß es sich um das sicher beste Material bislang handelte, auch der Posten des zweiten Gitarristen blieb vakant. Aus drei Kandidaten war aus unterschiedlichen (und teilweise unnötigen) Gründen nichts geworden, so daß ich eigentlich schon gar keinen Bock mehr hatte auf ein weiters Mitglied und die Suche trotz einer weiteren Anfrage als vorläufig beendet betrachtete.

Im Herbst 2001 allerdings kam endlich wieder Bewegung auf. Aus unterschiedlichen Gründen beschloß ich endlich, die Schwere abzuschütteln und wieder mehr Schub zu geben. Zum einen hatte das Gründe, die mit der Band nichts zu tun hatten, sondern privater Natur waren, zum anderen waren wir quasi an einem Punkt, wo wir sagen mußten: Entweder es geht steil bergauf, oder wir lassen es ganz. Des weiteren hatten wir im November endlich die Arbeiten an "Galgendämmerung" abgeschlossen (wenngleich wir aus unschönen Gründen auf ein erneutes Mischen verzichten mußten, aber unschöne Gründe waren wir ja gewöhnt), und durch einen Zufall hatten wir doch noch einen neuen Gitarristen gefunden, bzw. er hatte uns gefunden, denn ich hatte in eine Suche ja nichts mehr investiert.

Im Februar nahmen wir dann einen Beitrag für eine Split mit einigen deutschen Bands auf, und im Sommer trennten wir uns von Flerik... Ersatz steht schon bereit.


Quelle: http://www.nocte-obducta.deDiscografie.. doch lächeln die blutleeren lippen / Begräbnisvermählung

» Lethe - Gottverreckte Finsternis

» Taverne - In Schatten schäbiger Spelunken

» Schwarzmetal - Ein primitives Zwischenspiel

» Galgendämmerung - Von Nebel, Blut und Totgeburten

» Stille - Das nagende Schweigen

Nektar � Teil 1: Zwölf Monde, eine Handvoll Träume
Nektar - Teil 2: Seen, Flüsse,Tagebücher CD 2005

Sequenzen einer Wanderung CD 2008
www

Interviews

Nocte Obducta_1
Dienstag 12.10.2004
Marcel, seines Zeichens Gründer, Komponist und Texter von NOCTE OBDUCTA, nimmt sich Zeit für MI. Er spielt nebenbei auch noch Gitarre, hin und wieder mal Bass und Keys, und ist für einen Teil der Vox zuständig. Ansonsten studiert er Vor- und Frühgeschichte, war von 1993 bis 1995 bei der Vorgängerband von Nocte Obducta, und macht noch diverse Musik nebenher.
Freitag 23.09.2016
NOCTE OBDUCTA äußern sich in folgendem Album außführlich über die Entsehungsgeschichte ihres aktuellen Albums "Mogontiacum", zukünftige Live-Auftritte und erneute Studio-Besuche im November. Woher der (Nord-)Wind weht, erfahrt ihr hier:

Konzertberichte

Reviews

Nektar  – Teil 1: Zwölf Monde, eine Handvoll Träume - Cover
NOCTE OBDUCTA sind einzigartig, soviel ist mal Fakt.
TIPP
Touched By The Crimson King - Cover
NOCTE OBDUCTA sind so was wie die Schöngeister im Black Metal: Sie sorgen mit aufwendig inszenierten Epen für geheimnisvolle Stimmung - so wie mit "Und Pan spielt die Flöte (Desihras Tagebuch - Kapite
TIPP
Sequenzen einer Wanderung - Cover
NOCTE OBDUCTA waren immer schon anders, fast immer richtig gut.
Stille - Das nagende Schweigen - Cover
Da haben sie einen Vertrag bei Supreme Chaos Records unterschrieben und bringen eine Mini-CD mit fünf Stücken heraus, quasi als Vorgeschmack auf die sommerliche Full-Length.
TIPP