Konzert:

Out & Loud Festival 2014 - Donnerstag

Konzert vom 29.05.2014

Das erste Out&Loud-Festival in Geiselwind (29. - 31.5.2014) war eigentlich das zweite Beastival, musste aber aus namensrechtlichen Gründen umbenannt werden - Namen sind ja bekanntlich Schall und Rauch, also war das kein Beinbruch. Somit sind die Parallelen zum Beastival aus dem Jahr 2013 groß, mit nur kleinen Unterschieden. Die Zuschauermagnete 2014 konnten sich sehen lassen: BLIND GUARDIAN, SAXON und POWERWOLF als Headliner, dazu Granaten wie DORO, AMON AMARTH, BEHEMOTH oder SEPULTURA. Analog zum Vorjahr gab es neben der Mainstage im Freien die Indoor Stage in der Eventhalle, deren Spielzeiten so angepasst waren, dass es keine Überschneidungen gab. Sehr gut! Gut gemeint war die neue Newcomer Stage, auf der junge Bands sich dem Festival-Publikum vorstellen konnten. Gut gemeint, aber schlecht umgesetzt, denn die Auftrittszeiten der Bands lagen parallel zu denen in der Eventhalle, so dass sich bei meinen Stippvisiten nur 50 bis 100 Leute die Shows der Newcomer ansahen.

Und noch eine Parallele zum inoffiziellen Vorgänger Beastival: das Wetter. So wie die Tage davor regnete es auch am Vatertag, dem 29.05. Der Auftakt des Out&Loud fiel also ins Wasser, erst am Abend wurde es trocken. Entsprechend wenig war los für ein Festival dieses Kalibers, besonders an einem Feiertag. Offenbar ließen sich viele Tagesbesucher vom Regen abschrecken, was schade für Veranstalter und Bands war. Zumal man sich die Hälfte aller Auftritte im Trockenen hätte ansehen können. Dennoch war die Stimmung unter den Anwesenden bestens, und auch die Bands freuten sich über die lautstarke Menge bei ihren Shows.

Neben dem anfangs miesen Wetter fielen weitere Kleinigkeiten negativ auf: Die Zahl der Sitzplätze in der Halle wurde gegenüber dem Vorjahr auf ein geschätztes Drittel verkleinert, was nicht nur das Essen erschwerte, sondern gerade bei den Indoor-Konzerten viele Fans zwang, sich nach stundenlanger Party auf den Boden zu setzen und dort auszuruhen. Eine unverständliche Änderung. Ebenso unverständlich wie die viel zu wenigen Mülleimer bzw. Müllsäcke. Kann doch nicht so schwierig sein, davon ein paar mehr aufzustellen. Dass es trotzdem nicht aussah wie auf einem Schlachtfeld, war dem zivilisierten Verhalten der Besucher zu verdanken, die sowieso alle bestens gelaunt, freundlich und hilfsbereit waren. Und damit zu den weiteren positiven Erlebnissen beim Out&Loud 2014: Das Security-Team der B.O.S. Franken Security war wie immer nett und trotzdem konsequent, locker und zupackend - so muss das sein! Die Getränkepreise waren ordentlich, für 0,4 Liter gutes Bier waren 3 Euro fällig, für Wasser 2,50 Euro. Das Angebot an Essen war sicher nicht das allervielfältigste, aber es gab für Fleischfresser und Vegetarier eine gute Auswahl zu ebenfalls fairen Preisen. Die Pizzas der Caterer vom Rasthof Strohofer, auf dessen Gelände das Out&Loud stattfand, waren für 6,50 Euro ordentlich groß und gut belegt. Es gab sogar Spareribs, ebenso Salate und Nudeln. Draußen boten weitere Stände Burger, Chinesisch oder Crêpes an.

 

Es regnete, als die ersten Bands auf der Mainstage die spärlich vorhandenen Fans begrüßten. Ist natürlich schade, wenn man vor einem halb leeren Platz auf die Bühne muss, aber zum Ausgleich gaben sich die pudelnassen Metalheads alle Mühe, die Musiker zu bespaßen. Die wiederrum schienen extra Vollgas zu geben, wie zum Beispiel STORMWARRIOR, die Hamburger Power Metaller. Mag sein, dass sie mit der hohen Luftfeuchtigkeit besser zu Recht kommen als Bands aus dem Süden, jedenfalls gingen sie gewohnt gut gelaunt und kraftvoll ans Werk. Die Jungs hätten auf jeden Fall mehr Publikum verdient gehabt! Drinnen tobten sich anschließend THE VERY END aus, die - wie fast alle Bands übrigens - denkbar unschön ausgeleuchtet und eingenebelt wurden. Schade für die Fotografen, die euch leider keine optimalen Fotos der Bands aus der Halle präsentieren können. Den Fans schien es egal zu sein, die waren vielleicht auch nur froh, im Trockenen zu sein.

Der dunkle, wolkenverhangene Himmel und der Regen passten zumindest in Sachen Stimmung und Ambiente gut zu SOLSTAFIR, die als nächste auf der Mainstage an der Reihe waren. Die Isländer zeigten sich völlig unbeeindruckt vom Wetter und ergingen sich lieber in ihren komplexen Kompositionen, die sie wie immer mit viel Hingabe inszenierten. Mit BLOOD CEREMONY ging es drinnen weiter, ähnlich stimmungsvoll wie bei SOLSTAFIR, obgleich musikalisch völlig anders. Die kanadischen Doom Metaller mit Sängerin und Flötistin Alia O'Brien kamen gut an, groovten fett und hatten etwas Hypnotisches in ihrem Sound, das gut zum Wetter passte. Ja, das Scheißwetter zieht sich wie ein roter Faden durch den ersten Tag!

Auf der Mainstage wartete anschließend ein erster Höhepunkt des Tages auf mich: GRAVE, die brachialen Todesmetaller aus Schweden, die gar nicht lange fackelten, sondern einfach Wind, Wetter und Fans mit einer zähen Masse aus geschmolzenem Todesblei überrollten. NOCTE OBDUCTA holten sich vor ihrem Auftritt erst mal noch schnell ein paar Bierchen auf die Bühne, dann legte die Band um Sänger Thorsten Hirsch und Gitarrist Marcel Breuer los. Die Musik der Truppe ist ja alles andere als leicht verdaulich, daher war es umso schöner, dass eine große Anzahl der Festival-Besucher sich die Zeit nahm, die komplexen Kompositionen zu genießen. Es geht auch mal ohne Mosh Pit.

Der Kontrast zu FREEDOM CALL könnte kaum größer sein. Die Power Metal-Kombo aus Nürnberg steht für Spaß und gute Laune, für leichte Unterhaltung eben. Die Mannen um Sänger Chris Bay schafften es irgendwie sogar, den Regen einzudämmen und den Sonnenschein zumindest in die Herzen der Anwesenden zu zaubern. Ja, das klingt arg schmalzig, aber es passt zur Musik von FREEDOM CALL, die so zuckersüß ist, dass man sie einfach mögen muss. Da man von Süßem alleine nicht glücklich wird, kann ein bisschen Fleisch nicht schaden... Sorry für diese arg holprige Überleitung zu BLUES PILLS mit der adretten Sängerin Elin Larsson. Die schwedischen Blues Rocker klingen, als würde Ritchie Blackmore mit Jimi Hendrix jammen und Janis Joplin dazu singen. Der Auftritt kam ohne jede Show-Elemente aus, stattdessen stand allein die Musik im Vordergrund, was für ein Metal-Festival sicher ein kleines Risiko darstellt. Aber es hat sich gelohnt, der Auftritt war klasse, BLUES PILLS dürften sich einige neue Fans erspielt haben.

Bei SEPULTURA hakte es dann trotz Soundchecks offenbar an einer Gitarre von Andreas Kisser, der mittendrin hinter die Bühne stürmte und sich eine neue Klampfe geben ließ. Ob das Grund war, warum SEPULTURA mir schon mal tighter und wuchtiger vorkamen, weiß ich nicht. Die Performance war gut, keine Frage. Aber ich habe die Jungs auch schon besser gesehen. Zumal die Song-Auswahl für Fans der ersten Scheiben sehr enttäuschend war. Auf HATE dagegen war Verlass, die Polen lieferten in der Eventhalle ein Black Metal-Feuerwerk der Extraklasse. Im Gegensatz zum Großteil der Bands, die innen auftraten, hatten HATE einen guten Sound erwischt. Klar, matschig und dumpf war es auch bei ihnen, aber es war mehr zu hören als Gewummer und Gesang, wie sonst so oft an diesen drei Tagen.

Vom Auftritt Der APOKALYPTISCHEN REITER auf der Mainstage erwartete ich mir einiges: Die Band hatte am Vorabend in der Halle ein Akustik-Set abgeliefert und sich somit bestens aufgewärmt. Als erste Truppe des Tages konnten die Reiter dank der angebrochenen Nacht mit einer Lightshow aufwarten, die aber eher enttäuschte. Ja, das Zusammenspiel aus Nebel, Farben und Scheinwerfern sah interessant aus, aber insgesamt wirkte es zu dunkel und so, als wären die Scheinwerfer falsch eingestellt. Kann natürlich auch Absicht gewesen sein, aber an den folgenden Abenden sah es deutlich besser aus. Dafür entschädigten die Reiter mit gutem Sound und viel Spielfreude, so dass die Stimmung vor der Bühne hervorragend war.

Hallen-Headliner des ersten Tages waren DELAIN, von denen nicht viel zu sehen war, da die Bühne unverständlicherweise mit Nebel zugebombt wurde. Akustisch war dagegen alles in Ordnung, der Sound ähnlich gut wie bei HATE, so dass man die einzelnen Songs gut erkennen konnte. Das war nicht immer der Fall. Dass DELAIN rocken können wie die ganz Großen, stellten die Niederländer auch beim Out & Loud wieder unter Beweis, ein guter Teil der Eventhallen-Besucher war am Mithüpfen und Mitsingen. Wer sich nicht schon für POWERWOLF die besten Plätze vor der Mainstage gesichert hatte, war nach DELAIN also ideal aufgewärmt und in Stimmung für den Headliner des ersten Tages. POWERWOLF hatten zur Feier ihres 10-jährigen Jubiläums einiges mitgebracht: Ein tolles Best of ihrer alten und neuen Songs, Bomben-Sound, ansteckende Spielfreude und eine beachtliche Pyro-Show. Klar, POWERWOLF waren der eindeutige Höhepunkt des ersten Tages und demonstrierten, dass ihr Aufstieg zu einer der größten deutschen Metal-Bands zu Recht so schnell ging. Die Jungs sind einfach klasse und wurden entsprechend begeistert gefeiert. Bäm! Zeit für die Heimfahrt, auf der mich die POWERWOLF-Songs begleiteten…

 

Text: Daniela Adelfinger & Florian Stangl

Fotos: Daniela Adelfinger



Daniela Adelfinger (metalinside.de) Daniela Adelfinger (metalinside.de) Daniela Adelfinger (metalinside.de) Mehr Infos:STORMWARRIOR
The Very End
SOLSTAFIR
Blood Ceremony
Grave
Nocte Obducta
Freedom Call
Sepultura
Hate
Die Apokalyptischen Reiter
Delain
POWERWOLF