Absolut nahtlos knüpft das zweite THE BEAUTY OF GEMINA Album „A Stranger To Tears“ an ihren Erstling an. Und die Schweizer bleiben ihrem nicht ganz unproblematischen Stil treu: Rund um den eigenwilligen – verträumt bis nachdenklichen - und recht deutlich nach vorne gemischten Gesang ihres platinblonden Sängers Micheal Sele gruppieren sich die immernoch mindestens düster, oft auch melancholisch geratenen Sounds. Trotz fast durchweg eingesetzter Elektronik haben die THE BEAUTY OF GEMINA Songs auch bei ihren tanzbareren und beatgeschwängerten Ausprägungen („The Lonesome Death Of A Goth DJ“) nichts von der Kälte eines szenetypischen Clubstampfers – dafür sind die Vocals zu herzlich wenngleich penetrant monoton. Vielleicht macht gerade diese Mischung die Band so anders: Bei „In Your Eyes“ etwa zieht diesen Eindruck auch bei den sich atemlos repetierenden Gitarren konsequent durch. Seles Gesang wird von vollkommen atemlos erzählend („Galilee Song“) bis hin zum Einwerfen nur vereinzelter Satzfragmente („Psycho Flood“) eingesetzt. Generell zeigen sich THE BEAUTY OF GEMINA wie schon auf dem Debut abwechslungs- und detailreichreich und vermischen rockige Parts, Gothic-Anleihen und Darkwave-Rhythmen mit tanzbarem Electro. Wer elektronischem Darkwave nicht abgeneigt ist, der gewinnt diesem Album sicherlich etwas ab – und das auch bei weit über eine Stunde Spielzeit.
Der Zweitling "Feindbild" der deutschen Elektrometaller TREIBHAUS macht wenig anders und manches gar besser als auf dem Debut. Den teilweise gestandenen Schwermetallmusiker um Sänger Doernberg gelingt es dank druckvoller Produktion Akzente zu setzen - die oftmals aber unter ihrer glänzenden Oberfläche aus knallenden Beats und harten Gitarren wenig Substanz besitzen. Das ist schlimmstenfalls ziemlich plump, bestenfalls wirklich amüsant und vielleicht sogar tanzbar. Sie sind etwas härter geworden, die Gitarre versucht gar nicht erst herauszuragen und überlässt die Melodie oft der Elektronik: Etwas mehr Ideen hätten bei den konstant harten Riffs aber drin sein müssen. Die Songs wirken flüssiger als auf dem Erstling und wirkliche Ausfälle finden sich bei insgesamt durchschnittlichem Niveau nicht. Die quäkenden Vocals im Hintergrund bei "Retter" strapazieren zwar meine Nerven, als wirklich Barriere in Richtung Höherem wirken die Texte und allgemein der Gesang Doenbergs. Wie auch schon auf ihrem Album ?Unsterblich? wirken die textlichen Inhalte gnadenlos eindimensional. Was sich bei "Besser" noch im naiv lustigen Rahmen bewegt, stört im weiteren Verlauf manchmal richtig. Klänge Doernberg dabei etwas emotionaler, wäre der Eindruck vielleicht anders, aber der gelangweilt kühle und nicht selten auch gekünstelte Sound seiner Stimme gibt mir zu wenig. Die Kombination aus Elektronik und Metal/Rock dagegen hat ein angenehmes Symbioselevel gefunden - einzig die bereits eingangs erwähnten Gitarren dürften etwas origineller werden. Ob mehr Metal oder mehr Elektronik - der Schwerpunkt wird variabel gewählt: "Radikal" kann als EBM-dominierter Song das eine Extrem markieren und auch wenn völlig Elektronik-leere Songs fehlen sind etwa der Titeltrack das metallischere Ende der TREIBHAUS Skala. TREIBHAUS fehlt noch immer zumindest ein guter Sänger und intelligentere Vocals.