Experimentellen Stoner-Doom gibt es von SONIC WOLVES aus Italien auf die Ohren. Am markantesten ist zunächst einmal die Zweistimmigkeit am Mikro, wobei gerade die etwas kratzige Stimme der Bassistin Kayt Vigil für Wiedererkennungswert sorgt und mit ihrer ganzen Eigentümlichkeit eigentlich sehr gut zur doch recht eigentümlichen Band passt. SONIC WOLVES lieben nämlich rauschige, verzehrte Intros und alles was mit Hall zu tun hat, kommen aber dennoch nie ganz von der Bahn und schaffen es wirklich gut funktionierenden Stoner/ Doom Rock-Songs so ihre ganz eigene Note zu geben. Jeder Song auf "Before The End Comes" hat durchaus seine Berechtigung: Seien es flotte Songs in Duett-Form wie "Lamia" oder "Geronimo", düsterer Doom "Oscured" oder staub trockener Wüstenrock mit kräftigen Riffs (He Said...). SONIC WOLVES machen auf ihrem ersten Album einiges richtig, haben bereits einen eigenen Stil und wissen wie man Songs schreibt. Ein einziger Kritikpunkt wäre hier wirklich die etwas zu hallige Aufnahmequalität, hier könnte man noch einiges rausreissen. Wer auf experimentellen Stoner Rock mit einer ordentlichen Portion Doom und unverwechselbaren Vocals steht, der sollte bei SONIC WOLVES reinhören.
BLACKSMOKER haben als Trio begonnen, sich mittlerweile aber mit ex-OMEGA MASSIF-Mann Boris an der zweiten Gitarre vielversprechend verstärkt. Auf "Origins", dem Debüt der Truppe, gibt es auf schickem Vinyl Stoner-lastigen Metal zu hören, der sich fröhlich bei alten Rockhelden Marke BLACK SABBATH und heftigen Kollegen wie MASTODON, BARONESS oder HIGH ON FIRE bedient. Das ergibt zusammen eine erdige, gut rockende Scheibe, die vom Opener "Death Valley" bis zum Rausschmeißer "Hell Walks The Earth" Laune macht und zum Bier trinken, kiffen und Headbangen auffordert. Eine rotzige Grundattitüde ist BLACKSMOKER nicht abzusprechen, wodurch "Origins" noch mehr an Charme gewinnt - die Scheibe kann nicht ohne Grinsen gehört werden. "Burn Down The Thrones" verbindet Anspruch und ehrliches nach-vorne-losgehen auf gekonnte Art und Weise, während "Mind Over Mind" als ruhigere Nummer den Epikhammer auspackt. Beides steht BLACKSMOKER gut zu Gesicht, hier waren Musiker am Werk, die beim Songschreiben eine genaue Vorstellung ihrer Platte hatten. Dieses Können ist "Origins" genau wie der Spaß beim Schreiben und Einspielen der Songs anzuhören. Soundlöcher gibt es nicht und Langeweile kommt erst recht nicht auf. "Origins" ist eine feine Scheibe in der Schnittmenge von Metal und handfestem Rock. Live sicher Bombe und auf Platte sowieso.
SEER bei metalinside.de? Na klar, denn hier geht es um die Metal-Band SEER aus Vancouver – Nicht um die österreichischen Schlager-Stars, auf die man bei der Internetrecherche leider als erstes aufmerksam wird.
SEER haben Anfang des Jahres in Eigenarbeit ihr erstes Album namens „Vol. 1“ herausgebracht, auf dem nur zwei Songs „Glimmervoid“ und „Hive Mind“ enthalten waren. Das auf „Vol. 1“ in aller Konsequenz folgende „Vol. 2“ erscheint nun Anfang 2016 zusammen mit „Vol. 2“ via Art Of Propaganda. Das Artwork von „Vol.2“ zeigt einen epischen Sonnenuntergang und rein von der Optik (auch den Schriftzug betreffend) würde man schätzen, dass SEER Viking oder Black Metal spielen. Das ist falsch. Stoner Rock mit einer (vormals) gehörigen Portion Sludge heißt hier die Devise. Und so staut sich „Glimmervoid“ als klassischer Stoner-Rocker beginnend mit heftigen Gitarren-läufen und Grunts so auf, das das was am Ende heraus kommt ziemlich sludgeig ist. „Hive Mind“ ist nach ähnlichen Mustern gestrickt – auch hier wechseln Klargesang und Growls sich ab, ein Bisschen Stoner, ein Bisschen Doom, ein Bisschen Metal – fertig. Die Mischung stimmt hier auf „Vol.1“ soweit, SEER klingen authentisch, eigenständig und ziemlich fett aus den Boxen.
Vol. 1 by Seer
„Cosmic Ghost“ liefert einen ruhigen Übergang in „Vol. 2“. Dabei kommt die gute Gesangsstimme des Sängers sehr gut zur Geltung, ist aber per se nichts Besonderes. Das folgende „Haunter“ lässt gegen Ende wieder Growls ausbrechen, hat aber durch einen ziemlich schleppenden Rhythmus, merkwürdigen Aufbau und viel weniger Variationen als bei den ersten beiden Songs einige Längen aufzuweisen. „Antibody“ kann von „Vol. 2“ mit eingängigen Riffs und coolen Vocals am meisten punkten – ist nur leider auch irgendwie zu schnell vorbei, bevor das doomig-psychodelische „Aeons“ hereinbricht. Hier passiert nicht so viel, dafür zaubern SEER eine schöne rituleske Atmosphäre – oder versuchen es zumindest. Und auch wenn das was hier geboten wird bei leibe nicht schlecht ist, muss ich sagen, dass ich in Anbetracht der starken „Vol. 1“ doch ein Wenig enttäuscht bin. Fast scheint es so, als würden SEER hier versuchen zu gefallen, während der Sound auf „Vol. 1“ viel ungestümer und ehrlicher war. Hoffentlich geht eine „Vol. 3“ wieder mehr in die Richtung!
Freunde des „modernen“ Stoner Rock sollten hier trotzdem mal rein hören – vorzugsweise bei „Antibody“ oder Cosmic Ghost“.
Das geschieht also, wenn Alternative Metal (A MILLION MILES) und Stoner Metal (BUFFALO HUMP) in Symbiose treten: Dunkle Rituale werden gefeiert, dem Stoner Metal gefröhnt. Von HIGH FIGHTER ist hier die Rede. Lead Gitarrist, Schlagzeuger und Bassist entstammen hier BUFFALO HUMP, während A MILLION MILES den Rhytmusgitarrist und ihre Frontfrau Mona gespendet haben. Entstanden ist dabei ein ziemlich genialer Mix aus Stoner Rock, Sludge Metal, mit einem Hauch Doom und einem niemals schwinenden Blues, sowie einem klitzekleinen Anteil Death Metal. Langeweile scheint hier ein Fremdwort zu sein, bedient sich jeder Song jeglichen Elementen. Fette Riffs greifen in rumpelnde Soli, garniert von äußerst variablen Gesang: Hier wird mit schöner frauen Stimme gesungen, gegrowlt, gefaucht, infernalistisch gekreischt. Und das alles aus der kleinen Ex-A MILLION MILES-Sängerin, die sich tatsächlich sehr zum Positiven weiterentwickelt hat. Während der Opener bald noch fröhlich vor sich stottert und am ehersten im Stoner Rock verankert ist, wird im Titeltrack der Blues ausgepackt. "Black Waters" (mein persönlicher Höhepunkt) zeigt HIGH FIGHTER schließlich von ihrer finstersten Seite: Die Vocals sind hier so finster wie niergends sonst, die Gitarren stellenweise richtig agressiv und es gibt ein akkustisches Outro. In "Fire In The Sun" glänzt die Band neben Gesang vorallem durch die differenzierte Gitarrenarbeit und ein wärmeres Flair. Da ist man doch sehr gespannt, was da noch kommen mag! Die Professionalität mit der hier zu Tage gegangen wurde (übrigends auch an dem wunderschönen Artwork ersichtlich) lässt Grosses erhoffen. Erhältlich ist die EP als Digi-Book nur im Napalm Records-Shop.
<a href="http://highfighter.bandcamp.com/album/ep-the-goat-ritual">EP - The Goat Ritual by High Fighter</a>
PET THE PREACHER – Was soll das sein? Ein Priester, der verhätschelt wird? Dass es sich hier um Stoner Metal handelt ist selbstredend und das psychodelische 70’er-Hippie-Artwork räumt die letzten Zweifel aus. Dabei wollen die drei Jungs aus Dänemark gar nicht retro klingen, sondern eine ganz neue „Macht mit der man rechnen muss“ (C. H. Madsen, Vocals) sein. Welch interessante Äußerung bei dieser Aufmachung. Was tatsächlich nicht retro ist, ist der Sound von „The Cave & The Sunlight“, welcher klar und modern aus den Boxen dröhnt und Freunden tiefer (Bass-,)Gitarren in eine wohlige Ekstase versetzen dürfte. Was PET THE PREACHER hier geschaffen haben, könnte sich gut als Paradebeispiel eines Stoner-Rock-Albums hinhalten lassen: Von stampfender Lässigkeit über bluesige Atmosphäre („The Cave“, „The Web“) bis hin zu härteren Metal-Parts („Let Your Dragon Fly“, „I’m Not Gonna“) wird alles geboten. Auch vor einem progressiven Song-Aufbau und sechssaitigen Saiteninstrumenten schrecken die Kopenhagener nicht zurück. So ist „The Cave & The Sunlight“ zwar keine Neuerfindung des Genres, aber wohl definitiv eine der besseren (wenn nicht gar besten!) Veröffentlichungen. So perfekt abgerundet und doch abwechslungsreich ist das Album, das man sich glatt darin verliert und gleich wieder von vorn beginnen möchte.
Ebenso wie die Genre-Größen DOWN stammen HAARP aus New Orleans, Louisiana und heften sich darum auch den „Nola“-Button an wie Kirk Windstein, Phil Anselmo und Co.. Dabei geht das Quartett, obwohl stilistisch vergleichbar, aber noch einen Schritt weiter und zelebriert seinen Stoner-/Sludge Metal nicht in relativ kurzen, kompakten Songs, sondern in überlangen Orgien. Allein der Opener „Deadman/Rabbit“ von „Husks“, dem zweiten Album der Truppe, ist mit seinen mehr als 18 Minuten Spielzeit ein endloses Schrammelfeuer aus groovigen Riffs, epischer Atmosphäre und dem fies röchelnden Stimmorgan von Shaun Emmons. Das nachfolgende, über neunminütige „Bear“ grummelt fast schon in Funeral Doom-Regionen herum, und das finale, über zwölfminütige „Fox“ geht als Slow-Motion-Stampfer gehobener Güteklasse durch. „Husks“ ist eine über alle Maßen kompromisslose Scheibe, die Stoner/Sludge-Fans wie heißes Motoröl reinlaufen dürfte, auch wenn sich in die Stücke ein paar Längen eingeschlichen haben. Sehr ordentliche, gewaltige Vorstellung!
THE FUCKING WRATH aus Californien spielen im Jahr angeblich ca. 150 Konzerte. Mit dem neuen Longplayer "Valley Of The Serpent´s Soul" will das Quartett wieder "longer, harder und heavier" als zuvor sein. Laut Flyer klingen sie dabei nach einer Menge Bier, Schweiß, speckigen Jeands und einem ungewaschenen Tritt in den Hintern. Das ist schon nicht so unzutreffend, wie man nach dem Hören feststellen muss. Viele Riffs erinnern dabei auch an alte METALLICA-Scheiben, ohne jedoch deren Klasse zu erreichen. Nicht zuletzt hat der Sound eine Verwandtschaft, weil man die Gitarren wohl nicht oder nur minimal herabgestimmt hat. Bei einer treffenden musikalischen Einordnung dürfen wohl auch die Begriffe "Stoner Rock" und "Thrash Metal" nicht fehlen. Die Mixtur ergibt dann das, was auf der Scheibe zu hören ist. Der Sound ist leider auch in den 80/90er stecken geblieben, so dass eine ziemlich rotzige und noisige Scheibe daherkommt, bei der sich Sänger Craig Kasamis von Song zu Song brüllt. Mir fehlen hier insgesamt die frischen Ideen. Gelungene Tracks wie "Swan Song Of A Mad Man" gehen ins Ohr und besitzen Killerriffs, die jedoch zugegebenermaßen auch nicht mehr ganz frisch und innovativ sind. Auch der Track "Blank Slate" überzeugt und muss hier von mir genannt werden. Der Rest der Scheibe ist für mich guter Durchschnitt, will heißen "nur für Fans des Genres". Reinhören ist hier vor einem Kauf Pflicht.
Zwischen Stoner und Doom lässt sich der Sound des schwedischen Quartetts SIDEBURN sicherlich einordnen. Wobei die werten Herren Morgan Zocek (guitars, vocals), Jani Kataja (vocals, guitars, bass), Martin Karlsson (bass, keyboards, vocals) und Fredrik Broqvist (drums) es je nach Laune mal zäh und hart, aber auch mal mit deutlicher 70er Rock und Psychedelic Schlagseite probieren und damit auch eine deutlichen Wink gen Retro geben. Die heraus gekommene Mixtur auf dem dritten Album „The Demon Dance“ liefert demnach Songs welche DEEP PURPLE, URIAH HEEP, LED ZEPPELIN und Konsorten in ein staubtrockenes Fahrwasser tauchen. Der Quasi-Opener „Wings Of Sorrow” kommt flott und heavy aus den Boxen - Ohrwurmrefrain inklusive, „Dyin’ Day” liefert cool und sperrigen Stoff welcher beharrlich den Nacken hochkriecht, die flockige siebenminütige Halb-Ballade „Rainy Days“ lässt etwas Dampf ab und das abschließende orientalisch angehauchte „Shapes“ bedient sich recht gekonnt bei Plant & Co. Warum die Songs bereits aus 2008 stammen, und das Album in Schweden bereits Mitte des Jahres zu haben war, erschließt sich uns nicht – kriegt man doch ständig schwächeres Material des genannten Sub-Genres vor den Latz geknallt. Für Genrefreaks haben SIDEBURN mit „The Demon Dance“ zum Jahreswechsel Interessantes zu bieten. Darf man die verschnupfte Nase ruhig mal reinstecken.
PLUTONIUM ORANGE ist das Kind zweier SWALLOW THE SUN-Leute, die mit „Volume“ das erste Album (nach drei Demos und einer 7“) ihres Nebenprojektes veröffentlichen und ihrer Vorliebe für erdigen Rock freien Lauf lassen. Ganz im Stile alter Helden Marke BLACK SABBATH (und neuzeitlicher Variationen wie HELLFUELED) rocken sich die Finnen durch neun knackige Songs, die allesamt sehr poppig im positiven Sinne ausgefallen sind und mindestens zum Mitwippen mit dem Fuß animieren. Gleichzeitig wird gut Druck gemacht, um den Bogen zum Metal zu schlagen und nicht zu soft zu werden. Anfangs macht „Volume“ noch durchgehend Laune, nach mehreren Durchläufen wird aber klar, dass nicht alle Songs auf dem hohen Niveu von Opener („One Of Us“) und Rausschmeißer („Unstable/ Unreal“) sind, was die Platte für Genre-Fans interessant macht, aber zu keinem echten Kracher. Ganz ok halt.
Nach der starken Debüt EP "Grrr...!" (aus 2003, und noch immer einer der coolsten CD-Titel überhaupt) und dem noch ohne Label veröffentlichten gelungenen Album "Electro Baby Land" (2004) legen die vier Badener (und wehe einer sagt Badenser) endlich ihren längst überfälliges, selbstbetiteltes Label-Debüt "Electro Baby" vor. Und Zeit wurde es wirklich. Zeigten ELECTRO BABY schon auf den bisherigen beiden Scheiben das sie im Genre harten Wüstensoundes zu den Besten gehören, so sollten sie mit den starken Songs von "Electro Baby" und einem fetten Sound endlich auch ein breiteres Publikum erreichen. ELECTRO BABY treten meist mächtig Arsch ohne Groove und Atmosphäre zu verlieren (wie beim Opener "Too Cool To Be Hot" und dem nachfolgendem "Devil In A Bottle"). Der Gesang ist erdig rau und klar, kommt aber auch mal dreckig-deathig daher - man höre sich nur das geile und bös harte "War Saw" an (das flotte "Join The Hellride" spielt ebenfalls mit fast schon Metalcore-mäßigen Parts). Beim etwas bedächtigeren "Down By Love" durchquert man die Wüste dann ohne durchgetretenes Gaspedal, aber immer noch auf hohem Niveau. Zum Schluss gibt es mit "Low Earth Orbit" noch einen überlangen Song mit Psychedelic-Anleihen und Dope-Affinität der eine erstaunliche Langzeitwirkung in sich trägt. ELECTRO BABY haben eine starke und abwechslungsreiche Scheibe (in dem Genre keine Selbstverständlichkeit) am Start - da sollte doch was gehen.