Ein neues MEGADETH-Release irgendwie großartig einzuleiten ist irgendwie unnötig – ich meine, mal unter uns: Wer kennt die Truppe um Dave Mustaine nicht? Und wer hat keine bestimmte Erwartungshaltung nach Jahrzenten Metal-Geschichte?
Ich hatte was "Super Collider", das 14. Studialbum der Band angeht definitiv Eine, wenngleich eine eingeschränkte, denn: MEGADETH sind was das Thema "Releases" angeht ein wenig wie MOTÖRHEAD für mich: Freuste dich drauf, erwarteste aber keine Wunder – und das ist genau das, was "Super Collider" für mich liefert.
Mit "Kingmaker" geht der Silberling erst einmal ordentlich in die Offensive und löst die Frage, welchen Stil "Super Collider" so kurz nach Vorgänger "Th1irt3en" verfolgen will noch nicht, denn das Ding ist noch eine relativ fixe, mit den zweifelsohne überlegenen Gitarrenkünsten von Mr. Mustaine aufgelockerte Nummer die erst einmal Lust auf mehr und durch charismatisches Riffing direkt klar macht, dass das hier (zu Anfang noch) MEGADETH sind wie man sie kennt.
Richtig gelesen: Zu Anfang. Der Titeltrack "Super Collider" wird dann nämlich erst einmal ordentlich mit Weichspülern durchgewaschen und kommt mit Mid-Tempo, simplem Drum-Pattern und allgemein zu Hard Rock-lastig daher, böse geflötet könnte man es auch als "ALICE COOPER mit doch noch etwas mehr Attacke" bezeichnen. Ein ähnliches Spiel wird bei "Beginning Of Sorrow" gespielt, denn hier wird‘s fast melancholisch-langsam, nur im das in "The Blackest Crow" auf eine neue Spitze zu treiben – und Folgesong "Forget To Remember" ist nicht viel heftiger drauf.
Nun kann man das natürlich auf zweierlei Arten interpretieren: Entweder sagt man, dass sich MEGADETH weiterentwickeln und findet gerade an den vier genannten Stücken seinen Gefallen, denn dass sie musikalisch schlecht wären, das kann ich auf keinen Fall behaupten. Man kann aber auch den Thrash-Spirit der frühen Scheiben vermissen und sich bei einem poppigen Chorus wie "Forget To Remember" aber auch ein wenig gepudert fühlen. Zwar hat ein THIN LIZZY Cover ("Cold Sweat") seinen nicht zu verleugnenden Charme und der sehr progressive Song "Dance In The Rain" bietet genau wie das Lauterdreh-Riff von "Don’t Turn Your Back On Me" definitiv seine starken Momente, aber das Gesamtbild bröckelt doch etwas.
Ich muss daher sagen: "Super Collider" ist nicht schlecht, nein, ich bin schließlich bekennender Fan von Hard Rock und sämtlichen coolen Konsorten, inklusive Sleaze (Zaunpfahl, Wink mit dem). Aber weder ist das, was auf "Super Collider" ist allgemein sonderlich spannend, noch hat es von einigen Ausnahmen abgesehen besonderen Charme. Würden MEGADETH das Ding mit den Perlen der Platte in eine Tour einbinden, alles in Ordnung; würden sie es als Haupt-Material verwursten wäre ich vermutlich wenig begeistert – der Thrash-Spirit mit seinem fetzigen Sound fehlt und reiht sich daher auch nur mit viel gutem Wille in die Diskographie ein – das geht hoffentlich immer noch besser.
Super Collider
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
11
Länge:
45:15 ()
Label:
Vertrieb:
Review: Approaching Normal
BLUE OCTOBER sind hier bei uns in Europa noch eine ganz kleine Nummer, doch jetzt soll mit „Approaching Normal“ und dem bereits fünften Studiowerk dieser US-Band endlich der große Durchbruch jenseits des großen Teiches gelingen. Vier satte Seiten Promotext sollen dies wohl auch noch weiter unterstützen – aber erreichen bei mir zunächst mal eher eine vorsichtige "Habacht"-Stimmung, da könnte ja schon wieder ein Hype weiter gepusht werden wollen.
In Amiland wurde die Scheibe bereits im März 2009 veröffentlicht, war dort auch mit Singles recht erfolgreich - jetzt also versucht die Band folgerichtig auch bei uns ihr Glück.
Für die insgesamt gelungene (da recht ausgewogen) Produktion war dabei der zigfache Grammy-Gewinner Steve Lillywhite (u.a. U2) verantwortlich. BLUE OCTOBER machen ganz grob so eine Art "Indie Rock meets Alternative" mit mehr oder weniger stark auftretenden Pop-Anleihen. Insbesondere gegen Schluss fehlt es etwas an Biss, da flacht die Scheibe doch etwas stark mit zwar schönen aber zu süßen Zuckermelodien in seichtere Gewässer ab. Der Sound, ja man kann wohl sagen auch das Gesicht der Band, ist hier ganz klar die markante Stimme von Mastermind Justin Furstenfeld (Künstlername). Und dieser Junge hat eine ganz eigenen expressionistischen Stil, er singt, spricht und leidet sich auch durch seine sehr persönlichen und detailreichen Texte. Der Mann kann viele Silben sehr schnell hintereinander artikulieren, mal gesprochen dann wieder gesungen aggressiv und schließlich wieder sehr einfühlend. Er klingt dabei wie eine recht coole Mischung aus heißerem PETER GABRIEL sowie dem ehemaligen FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE Sänger Kai Wingenfelder. Er hat einfach das gewisse Etwas und diesen ganz eigenen Style bringt er mit seinem besonderen Flair in die Musik bestens mit ein. Die ganze Schose kommt unglaublich packend, gerade heraus, ehrlich und auch sehr emotional rüber, der mir leider unbekannte Vorgänger „Foiled“ (2006) der Texaner erreichte damals in nordamerika Platin-Status. Wenn die Mucke damals schon ähnlich dicht und pulsierend war wie bei „Approaching Nomal“ ist dies schon ein Überraschung, denn ansonsten sind dort eher andere Töne in den Hitparaden angesagt. Den klassischen Mainstream bedient BLUE OCTOBER nämlich eher nicht, trotzdem könnten solche Hammertracks wie der etwas meldodramatische Opener "Weight of the World" und das schmissige "Say It" eine bereitwillige folgende größere Zuhörerschaft finden. Wie gesagt: Diese Stimme mit den tollen Texten, er hat auch irgendwie etwas von Onkel FISH wie er seine vertonten Gefühlswelten vorträgt. Auch das etwas riffig-lärmende
"Dirt Room" ist sehr dynamisch, mitreißend und auch mal recht düster. Aber auch sanftere Klänge, untermalt mit Geige, Mandoline und Keyboardklänge werden gekonnt bei etwas verträumteren Nummern wie z.B. "Been Down" oder auch "My Never" eingebaut, mit wunderbarem Fluss und wohligen Refrains. „Should be Loved" klingt wie 80’er Jahre, THE SMITHS Wavegitarren mit den KILLERS von heute kombiniert, klasse gemacht. Das hymnische "Kangaroo Cry" klingt tatsächlich nach den oben schon erwähnten FURY’s. "Picking Up Pieces" ist ein typisch-luftiger Ohrwurm zwar sehr fröhlich aber gut. "Jump Rope" ist dann schon sehr fröhlich, unbeschwert und lässt einen aber einfach nicht mehr, die gute Laune steckt an. "Blue Skies" ist ein treibender Gitarrensong, den hat Justin für seine kleine Tochter geschrieben - nicht schlecht, er hat was von R.E.M. mit viel Tempo. Die letzen beiden Songs von „Approaching Normal" fallen dann wie bereits geschrieben doch etwas ab. Mit hätten da ein paar mehr riffelastigere sowie fettere Sachen besser gefallen aber was soll’s, dieses Album ist trotzdem außergewöhnlich gut gelungen, nur musikalisch nicht ganz perfekt, es fehlt aber nicht viel zum Tipp.
Insgesamt bietet es viel Gefühlskino mit wunderbaren Schwankungen zwischen zu tiefst betrübt und wütend aber auch dann wieder positive Stimmungen verbreitend, es geht rauf und runter mit einem sehr ausdruckstarken Sänger. Wer mit solchen Bands wie aktuell KINGS OF LEON oder auch den guten alten MANIC STREET PREACHERS etwas anfangen kann, der darf sich BLUE OCTOBER gerne vormerken.
Approaching Normal
Band:
Genre:
Nicht angegeben
Tracks:
12
Länge:
48:14 ()
Label:
Vertrieb:
Seiten