Rockharz 2016 (07.07 - 09.07.16)
Wie eigentlich jedes Jahr waren wir auf dem diesjährigen ROCKHARZ Festival in Ballenstedt, im Harz. Dort trafen wir nicht nur Einhörner, sondern konnten uns auch einer ganzen Menge metallischer Musik widmen – überschneidungsfreie Running Order macht es möglich.
Tage 0, Dienstag (05.07.) & Mittwoch (06.07)
Eine der größten Änderungen am ROCKHARZ 2016 sollte die Anreise werden – denn diese ist nun bereits am Dienstag möglich, für einen Obolus von 10€. Wer sich an unser Review vom letzten Jahr erinnert oder selbst drunter leiden musste erinnert sich wohl, dass die Anreise zum Festival eine absolute Katastrophe war und diverse Leute um einige Jahre hat altern lassen.
Das alles ist nun passé, denn durch die frühe Anreise konnten wir an keinem Tag Staus beobachten. Der Verkehrsfluss war hervorragend und der Platz füllte sich bemerkenswert gleichmäßig.
Während man also entspannt das Zelt aufbauen konnte nutzen einige andere Festivalbesucher die Zeit dazu, als Einhörner verkleidet Bier zu trinken oder auch mal Drachen steigen zu lassen – wir stellen fest, es scheint so etwas wie Wind aufgekommen zu sein.
Ungeachtet dessen stürmen wir am Mittwochabend zu J.B.O. Mit der üblichen J.B.O.-Erwartungshaltung ausgestattet (Spaß, Rosa, Musik, Bier) stürmten wir auf den Platz und rockten uns durch „Gen ’mer halt zu Slayer“, dem Publikumsliebling „Bolle“, „Gänseblümchen“ (gewidmet allen Frauen) oder „Der Heavy Metal Ist Der Doktor“. Neben dem neuen Track „Wir Lassen Uns Das Blödeln Nicht Verbieten“ war vor allem „Ein Guter Tag Zum Sterben“ ein Highlight – die Jungs wissen wie sie mit dem Publikum zusammenarbeiten. Oder sie mit rosa Luftballons aus einem Kran bewerfen.
Wer wollte konnte den Tag mit ASENBLUT ausklingen lassen – wir begaben uns in Hörweite ans das Dosenbier und drifteten in den neuen Tag über.
Donnerstag (07.07)
Nun sollte der quasi erste offizielle Festivaltag starten – alright! Bei zarten 30°C (ich glaube es waren 22, aber gefühlte 30!) wurde es Zeit für den offiziellen Test der sanitären Anlagen. Zwar waren die Duschen bereits in den Vorjahren immer ausgesprochen gut, allerdings haute das ROCKHARZ 2016 noch mal einen drauf: Einzelkabinen mit Vorraum, Spiegel und LED-Lichterleiste und warmen Wasser für 2.50€ - das war glatt besser als manch ein Hotel was ich von innen sehen durfte. (Ich blicke auf eine große Insel, genauer gesagt nach Dover)
Nach diesem nassfeuchten Stimmungsaufheller ging der musikalische Tag mit GRAND MAGUS los. Die Jungs aus Schweden sind mit „Sword Songs“ mit einem brandneuen Album vertreten, blieben aber der alten Diskographie treu, denn mit u.a. „Iron Will“ und „Hammer Of The North“ warten auch ältere Alben publikumsstark präsent. Etwas enttäuschend war jedoch der Slot, da das ganze Konzert etwas gehetzt wirkte – belassen wir es also bei einem entspannten nachmittags-Opener.
Es folgten wenig später GAMMA RAY – und na ja, das Halbfinale der Fußball EM. Nun ist mein Fußballverständnis auf dem Niveau, dass ich weiß das dort ein Ball vorkommt und Leute in in ein Tor schießen wollen. Offenbar haben allerdings gar nicht wenige Festivalbesucher*innen mehr Verstand als ich was das angeht und dementsprechend strömten viele Leute zum Rudelgucken auf dem Infield neben den Bühnen – das Spiel sollte um 21:00h starten, GAMMA RAY hatten bis 21:10, A.S.P von 21:20 bis 22:30 und SAXON von 22:40 bis 23:55, es waren dementsprechend so einige Bands publikumstechnisch etwas spärlicher besetzt als sonst.
Dennoch zockten sich GAMMA RAY genauso wie ASP. vollmotiviert durch ihre Setlists. GAMMA RAY folgten dabei dem Aufruf der Fans („Alter Scheiß!“) und beglückten mit Songs wie „Master of Confusion“, „Heaven Can Wait“ oder „I Want Out“ die anwesenden „GAMMA RAY vor Fußball“-Gemeinde.
ASP gönnte sich eine ähnliche Show und gönnten einem Klassiker wie „Ich Will Brennen“ und untermalten das ganze Spiel dann mit Pyrotechnik – waren aber natürlich auch unter dem EM-Fluch gefangen. Souverän gemeistert! (pun intended)
Headliner sollten nun SAXON sein – das Metal-Urgestein sammelte nach 20 Minuten auch die Fußballfans ein und gönnte sich mit „Power And The Glory“, „Batallions Of Steel“ (mit Pyro!), „Twenty Thousand Feet“, „Heavy Metal Thunder“ (für Lemmy!), natürlich „Crusader“ und „Wheels Of Steel“ sowie „Princess Of The Night“ – das Publikum wurde von Song zu Song quasi begeisterter, trotz verlorenem Match. In tosender Light- und Soundkulisse beendete das für uns Tag 1 des Festivals.
Freitag (08.07)
Ein absolutes Muss auf jedem ROCKHARZ ist natürlich das Besteigen der Teufelsmauer, dem Steinmassiv über dem Festival. Zwar schleppt man sich zwar meist hoch wie ein Sack Kartoffeln (...oder bin das nur ich?), wird dafür aber auch mit einer hervorragenden Aussicht über Land und Festival belohnt. Schön zu sehen ist, dass das Festival seiner Größe ziemlich treu bleibt – nur am Rand scheint der Campground etwas gewachsen.
Widmen wir uns dem musikalischen Teil – die großartigen KAMPFAR trafen gegen 13:45 auf ein viel zu kleines Publikum. Zwar ist das Konzert erwartungsgemäß kurz (5 Minuten zu kurz, um genau zu sein), dafür wird aber eine kurze Show mit Songs wie dem brandneuen „Tornekratt“ oder dem nicht-so-brandneuen „Mylder“ durchgezockt die die anwesenden Kenner durchaus zum Kopfschütteln animiert hat.
Die Black Metal Orgie schließen sich DER WEG EINER FREIHEIT an, welche mich leider etwas enttäuschen – wenig motiviert zocken sich die Jungs durch das Material, schienen aber trotzdem gut bei den anwesenden Fans anzukommen.
Es folgen am Abend die ebenso großartigen KNORKATOR, welche wohl die schärfste Show auf dem ROCKHARZ abzogen. Im Sonnenuntergang rockte die Truppe mit „Buchstabe“ direkt am Anfang los und Stumpen lässt es sich nicht nehmen alle zum Crowdsurfen aufzufordern – dem wird nachgekommen. Als selbiger dann auch noch zum Singen in den Fotograben sprang wurde es richtig spannend – Sänger, Fans aus den ersten Reihen, Crowdsurfer, Fotografen (Anm.: Das schließt den Autor ein) und Securitys hatten zwar nun gut zu Kuscheln, dafür war die Stimmung aber hervorragend gelöst und spaßig. Andererseits sieht man auch selten traurige KNORKATOR-Fans – eben der empfehlenswerte Normalzustand.
Als dann auch noch eine Rollstuhlfahrerin über die Menge getragen wird, Alfs Sohn den Song „Böse“ growlt und absolut großartig dabei ist (denn es klappt mittlerweile – denken wir mal ein paar Jahre zurück war das noch nicht so easy) oder einfach „Wir Werden Alle Sterben“ mit Beihilfe aus dem Publikum gezockt wurde war der Deal wieder mal besiegelt – KNORKATOR sind eine Liveband.
Headliner waren danach AVANTASIA – welche nicht nur als einzige Band zwei Stunden Spielzeit kriegten, sondern auch SALTATIO MORTIS noch glatt praktisch in das Outro zocken (und dabei waren sie vorher mit „Wachstum Über Alles“ oder „Eulenspiegel“ ihren zahlreichen, lautstarken Fans so ans Herz gewachsen!). Nichtsdestotrotz – die Anwesenden hat Tobias Sammets Lightshow wohl überzeugt und die Truppe hat ihre Spielzeit komplett, mit Zugaben, ausgekostet. Dabei „Avantasia“, „Reach Out For The Light“ oder „Let The Storm Descend Upon You“. Wir schließen Tag 2.
Samstag (09.07)
Der letzte Tag – etwas traurig in sich, dafür mit viel guter Musik bestückt. Wem Dosenravioli auf den Sack gehen, der schlendert nun übers Infield und deckt sich beispielsweise mit Lachsdöner, pechschwarzen Pommes, Veggieburgern oder Pulled Pork ein und sammelt gegebenenfalls etwas Merch ein – hierhingehend hat sich der Aufbau der Stände von 2015 praktisch nicht verändert und das Angebot entspricht der überschaubaren Besucherzahl, weiß aber zu unterhalten.
Im frühen Nachmittag begannen dann TANKARD uns zu den Bühnen zu ziehen und zogen ihre Biergetränkte Thrash-Show durch. Ich zitiere mal frech frei nach Gedächtnisprotokoll: „Ihr wisst ja, wir haben immer ein gewisses Image“ – und na ja, dem wurde gefrönt. Auch wenn der Rest der Ansage mehr oder weniger sagte, dass TANKARD doch eine sehr seriöse Band seien. Jedenfalls hatten die Frankfurter sowie ihre Fans ihre moshende Freude und brachten einem mit Songs wie „Rapid Fire“, „Rest In Beer“ oder „A Girl Called Cerveza“ dem Staub näher.
Darauf folgten ebenfalls schwermetallisch FINNTROLL – die Finnentruppe stellte eine gewisse Konzentration an finnischen Bands auf dem Festival fest und kloppte bei „Solsagan“ oder „Trollhammaren“ gut in Saiten, Felle und Nackenmuskeln.
Direkt im Anschluss folgten ENSIFERUM und stellten FINNTROLL etwas in den quasi-Vorband-Schatten. Mit „Heathen Horde“, „Wanderer“, „From Afar“, „Token Of Time“ oder „Iron“ werden diverse alte und neue Klassiker rausgekloppt während Basser Sami Hinkka mehr Energie als ein Redbull-turboaufgeladenes Eichhörnchen versprüht (bloß und groß und Wikingerartig... gegebenenfalls überarbeiten wir diesen Vergleich bei Zeiten). Jedenfalls zog die Show ihre Fans an und kloppte allen die Nackenmuskeln weich – und genau so muss es sein!
Wer meint er hat an diesem Samstag seine Ruhe darf sich nun noch auf CHILDREN OF BODOM, SUBWAY TO SALLY und POWERWOLF auf drei Bands freuen die ihren Fans alles abverlangen, nur um darauf hin mit TANZWUT und VERSENGOLD noch bis fast zwei Uhr Nachts den Fans alles abzuverlangen. Na dann: „Amen And Attack“, „Follow The Reaper“ oder neues TANZWUT-Material – dieser Abend kriegt jeden Feierwütigen kalt.
Als der Sonntag dann letztlich doch hereinbricht verläuft die Abreise (eben wie die Anreise) völlig Reibungs- und Stressfrei – das ROCKHARZ hat in der Tat dazu gelernt.
Fazit: Auch 2016 war das ROCKHARZ mal wieder eine absolute großartige Erfahrung. In fast schon familiärer Stimmung und ohne den riesigen Party-Charakter anderer, größerer Festivals werden den Fans trotzdem hervorragende Acts geboten während die Organisation alles ausgesprochen rund laufen ließ. Auch ein besonderes Lob an die Security, welche mit Spaß und einer kalkulierbaren Seelenruhe an alle Situationen angingen.
ROCKHARZ 2017 – wir kommen wieder!
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