Konzert:

OVERKILL, EXHORDER, HEATHEN, KEOPS - Wiesbaden, Schlachthof

Konzert vom 24.04.2023

Bei der Auswahl des passenden T-Shirts für diesen Abend stieß ich auf ein Overkill-Shirt, das ich im Februar 1990 beim Konzert in der Frankfurt Music-Hall (existierte bis 1994) erworben hatte. Seit dieser Zeit habe ich die Mannen um Bobby Blitz (Gesang) schon viele Male live erleben dürfen.

Gemäß Programminformation des Veranstalters sollte der Spaß um 19:00 Uhr losgehen. Es waren auch lediglich zwei Supportacts (HEATHEN und EXHORDER) angekündigt. Dass letztendlich noch KEOPS (Review hier) als erste Band den Abend bereits um 18:30 Uhr eröffnen sollte, ist uns leider durch die Lappen gegangen. Die angepeilte Startzeit verfehlten wir außerdem knapp, dank des unübersichtlichen Schilderwaldes in der Baustelle auf der A3, so dass wir einen kleinen Umweg nehmen mussten.

Als wir die spärlich gefüllte Halle endlich erreichten, war HEATHEN schon zu Gange. Die Jungs hatte ich mir bereits letztes Jahr auf ihrer Headlinertour angesehen und sie gingen auch dieses Mal absolut ambitioniert zu Werke. In den knapp 50 Minuten würdigten sie jedes Album mit einer Nummer, “Empire Of The Blind“ und “Victims Of Deception“ mit zwei. An der Seite von Lee Altus (Gitarre) feuerte Aushilfsgitarrist Kyle Edissi gnadenlos auf alles, was ihm vor das Griffbrett kam. Die abschließenden Stücke “Set Me Free“ (SWEET-Cover) und “Hypnotized“ brachten die Anwesenden aber letztlich so richtig auf Betriebstemperatur. Die Truppe räumte alles in allem souverän und schlagkräftig ab, analog zu ihren Soloshows.

Der Abend war irgendwie geprägt von Dingen, die nicht so laufen sollten, wie geplant. Das ging im Prinzip am Tag zuvor schon los, als sich mein lieber Kollege Fabian, der mit mir dieses Konzert besuchen wollte, krank gemeldet hat. Das mit der Baustelle und dem Verpassen von KEOPS war dann die Fortsetzung. EXHORDER konnten im Folgenden ebenfalls mit Hiobsbotschaften aufwarten. Kyle Thomas (Gesang) informierte uns zu Beginn der Show darüber, dass sich Jason Viebrooks (Bass) im Krankenhaus befände und der zweite Mann an der Klampfe Waldemar Sorychta (ex GRIP INC., DESPAIR, VOODOOCULT) sich das Bein gebrochen hatte, so dass jener das Set meist im Sitzen absolvieren musste. Mit den Worten „Lasst uns das Beste daraus machen“ legten die Groove-Metal-Pioniere sodann aber direkt los. Nach dem Opener “Incontinence“ folgte, zur Freude der Anhängerschaft eine fast vollständige Zelebrierung ihres umstrittenen Kultwerkes “Slaughter in the Vatican“ aus dem Jahre 1990. Bis auf “Homicide“, “The Tragic Period“ und “Anal Lust“ wurde alles zum Besten gegeben. Mein persönliches Highlight war jedoch die Coverversion eines Gripklassikers “Ostracized“ - meine Güte, wie lange hatte ich das nicht mehr gehört. Letztendlich kann man jedoch konsternieren, dass die Performance auch ohne Bassist in allen Belangen passte. Ich persönlich hatte die Combo zwar bisher nicht so richtig auf dem Schirm, war aber von der Energie, die da von der Bühne kam, überaus angetan und ließ mich von der allseits herrschenden Begeisterung anstecken. Es war aber nicht nur die Musik, sondern darüber hinaus auch die ausgesprochen sympathische Art, mit der die Truppe aus New Orleans das Publikum in ihren Bann zog, das noch lange nach Ende der letzten Nummer „EXHORDER“ skandierte.

Als gegen halb zehn die Bühne in pulsierendes grünes Licht getaucht wurde, schlug dann aber die OVERKILL-Stunde. Hier war vom ersten Ton weg richtig Feuer unterm Dach, bei dem Bobby „Blitz“ Ellsworths den gnadenlosen Brandstifter mimte. Der Frontmann hat in über 40 Jahren keinen Deut nachgelassen. Nach wie vor treibt er kraftvoll und dynamisch die restliche Truppe an und das Auditorium hängt förmlich an seinen Lippen. Selbst die neuen Nummern, wie der Opener “Scorched“ werden frenetisch im Moshpit gefeiert. Auch “Wicked Place“ und “The Surgeon“ fügten sich fast nahtlos in das ansonsten ausgesprochen klassische Set ein. Aber fehlte da nicht schon wieder einer...ja klar! Gründungsmitglied am Bass D.D. Verni is not in the house. Warum, wurde uns nicht weiter erläutert, es soll sich um etwas privates bzw. familiäres handeln. Für ihn zupfte Christian "Speesy" Giesler (BONDED, ex-KREATOR) durchaus solide den Bass.
“Electric Rattlesnake“ entpuppte sich an dritter Stelle schon als erster Höhepunkt, nimmt man den Kreisverkehr in der Halle und die Fanchöre als Gradmesser. Zu keiner Zeit kam auch nur der geringste Zweifel auf, dass hier und heute nicht alles niedergebrannt wurde. Die Riffgewitter von Dave Linsk und Derek Tailer waren erbarmungslos,die Solos furios. Nachdem das Auditorium bereits in Schutt und Asche lag, gelang es selbstredend diesen Thrash-Urvätern mühelos nochmals einen drauf zu legen, da mit 20 Scheiben (an zehn davon bediente man sich) in der Diskographie ausreichend fettes Liedgut vorhanden ist. Mit “Elimination“ wurde zum Finalen Schlag angesetzt. “Overkill“ und “Rotten To The Core“ wurde nachgelegt, nachdem man kurz Luft holen konnte, bevor die New Yorker zum unvermeidbaren Gnadenstoß “Fuck You“ (THE SUBHUMANS-Cover) ausholten. Wohl dem, der solche Granaten im Koffer hat.

OVERKILL sind halt in jeder Hinsicht eine Bank. Die Jungs haben nicht nur bei der Zusammenstellung der Setlist ihr Bestes gegeben, wie Bobby stolz verkündete, die Umsetzung dieser war absolut vorzüglich, wie eigentlich immer. Ich möchte jetzt wahrlich kein Wasser in den Wein gießen, aber für mich war die Halle des Schlachthofes einen Tick zu groß (war sie im Übrigen auch beim letzten Auftritt dort) und ich würde weiß Gott was dafür geben, mir dieses Spektakel mal wieder wie früher, in kleinerer Clubatmosphäre anzutun. Dafür wäre z.B. das Kesselhaus nebenan ideal.

 



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