Metal Splash Open Air 2012 - Freitag
Das Metal Splash Open Air beging seinen fünften Geburtstag mit einer Ausweitung der Festivaltage, statt nur am Samstag wurde in diesem Jahr auch am Freitag Live-Musik geboten, wodurch die traditionelle Warm Up-Party auf den Donnerstag rutschte. Wer wollte, konnte so drei Tage Metal-Party am Weichelsee feiern. Insgesamt gut 600 Leute hatten darauf Bock, der Zeltplatz (der diesmal zum ersten Mal eingezäunt war) war schnell pickepacke voll.
Dank Arbeit kam ich erst gegen 16:00 auf dem Gelände an, so dass nach Umschauen und allgemeinem Lage peilen CARTHAGO MUST FALL als erste Band auf dem Programm standen. Shouter Wege und seine Jungs gaben sich Mühe, die Besucher für ihre knackige Melange aus Metal und Hardcore zu gewinnen, was ihnen aber nur langsam gelang. Es tummelten sich relativ wenige Leute auf dem Gelände, von denen wiederum nur ein harter Kern nah an die Bühne kam. Der Rest hielt sich bei den Bierständen auf und ließ das Festival langsam angehen. CARTHAGO MUST FALL ließen sich davon nicht entmutigen, sondern hatten ihren Spaß an der 30minütigen Show und feierten mit den Headbangern vor der Bühne.
TRAILER PARK SEX im Anschluss an die Oldenburger gingen dann deutlich vertrackter zu Werke, wodurch der Zugang zu ihren Songs nicht einfach war. Die beteiligten Musiker konnten aber durch ihren Enthusiasmus und einem großen Bewegungsradius mehr und mehr Leute vor die Bühne locken. Die hatten es zwar nicht leicht mit dem Headbangen, versuchten es aber trotzdem; auch ein Moshpit kam immer wieder zustande. Zwar wird nach dem Gig kaum jemand einen TRAILER PARK SEX-Songs wieder erkennen werden (dafür braucht die vertrackte Musik mehr Durchläufe), aber gute Unterhaltung abseits des Metal-Mainstreams boten die Kerle auf jeden Fall.
MAINTAN sind alte Bekannte beim Metal Splash und in der Region, die sich bereit erklärt hatten, kurzfristig als Ersatz für REDCRAVING einzuspringen. Mit neuem Gitarristen, der deutlich jünger als der Rest der Truppe zu sein scheint, gingen MAINTAN hochmotiviert zu Werke und boten in einer abwechslungsreichen Setlist nicht nur einen Querschnitt aller Alben, sondern auch zwei neue Songs. Da geht also noch was im Hause MAINTAIN, allen Besetzungswechseln zum Trotz. Shouter Timo als Rampensau und Basser Julian als Konstante im Sound und im Line-Up sorgten dafür, dass MAINTAN eine gute Show hinlegten, während sich die Gitarrenfront etwas zurückhielt, aber handwerklich einen guten Job machte. Vor der Bühne ging es derweil gut zur Sache, als Lokalmatadore hatten MAINTAIN einige Leute an den Weichselsee gebracht, die Bock auf eine amtliche Metalcore-Show hatten. In dieser Form machten MAINTAIN einen sehr guten Eindruck, ebenso die neuen Songs. Scheint so, als würde es mit einer der besten deutschen Metalcore-Bands weitergehen, sehr schön!
TO THE MARROW konnten am Ende des Sets für sich den schlechtesten Sound des Metal Splash 2012 verbuchen. Was der Tonmann, der vorher für einen guten Sound gesorgt hatte, in den 40 Minuten TO THE MARROW gehört und geraucht hat, wäre interessant zu wissen. Der komplexe, immer wieder an THE BLACK DAHLIA MURDER erinnernde Metalcore kam selten voll zur Geltung, dafür fehlte im Sound der letzte Punch. Shouter, Gitarrist und Entetainer Rupert ließ sich davon nicht beirren und zog das Publikum schnell in seinen Bann – da konnte auch ein defekter Sender an seiner Gitarre in der Mitte des Sets nichts dran ändern. Seine Sidekicks machten ähnlich gut Alarm, wenn auch mit etwas kleinerem Bewegungsradius. Und wer sein Ohrenmerk auf Drummer Killian legte, wurde mit einer erstklassigen Leistung belohnt, was der Kerl aus dem Kit herausholt, schafften an diesem Wochenende nur wenige seiner Kollegen. Trotz des schlechten Sounds hatten vor der Bühne viele Fans ihren Spaß an der Show, so dass TO THE MARROW wenigstens in dieser Beziehung zufrieden sein dürften. Sie selbst haben eine gute Leistung abgeliefert, was für den Soundmann leider nicht gilt. Da wäre mehr drin gewesen.
Bei HACKNEYED war dann wieder alles bestens, die hatten aber auch ihren eigenen Mischer dabei, der den Schwaben einen knackigen Sound bescherte. Im Line-Up der nicht-mehr-ganz-so-jungen Band (wir erinnern uns: die haben als 16jährige ihre erste Scheibe veröffentlicht) stand zudem der coolste Bassist des Wochenendes, schön mit Goldkette und einer Frisur, die in Großraumdiscos verortet wird und nicht bei einem Metal-Festivals. Sei’s drum, zusammen mit seinem Kollegen legte er eine solide Death Metal-Show hin, die viele Headbanger anzog und entsprechend gut gefeiert wurde. Shouter Phil, der mehr und mehr an MAROON-Fronter Andre erinnert (minus die Vorlieben für’s Rumrotzen), hatte die Leute gut im Griff und hielt sie mit seinen Ansagen bei Laune, während sich die Gitarristen genau wie die Fans die Seele aus dem Leib moshten. HACKNEYED lieferten eine solide Death Metal-Show ab, die den bis dato besten Sound hatte.
DEW-SCENTED zeigten sich im Anschluss unbeeindruckt von den Leistungen der vorherigen Bands, Shouter Leif und seine mittlerweile nur aus Holländern bestehende Combo zogen ihren Set mit einer Seelenruhe durch, die nur durch langjährige Routine erlangt werden kann. Dabei hatten die Jungs mächtig Spaß, egal ob sie sich an älteren Songs machten oder Nummern vom neuen Album „Icarus“ spielten (die sich sehr gut in die Setlist einfügten). Leif war dabei freundlich und sympathisch wie immer, wodurch er das Publikum schnell auf seiner Seite hatte, während seine holländischen Sidekicks erkennbar Spaß hatten und schön posten. Eine Dreiviertelstunde lang gab es so druckvollen, knackigen Death/ Thrash Marke DEW-SCENTED, mit der Leif unter Beweis stellte, dass die Band auch nach dem x-ten Wechsel im Line-Up noch nicht tot ist. Die neuen Leute konnten zumindest an diesem Abend überzeugen und ließen die Show zu einem Highlight des Tages werden.
Danach ging es mit DEADLOCK und der Coverband IRON PRIEST noch weiter, für mich war nach einem langen Tag aber nach DEW-SCENTED Schluss, immerhin stand der Samstag auch noch auf dem Programm.
Trailer Park Sex
Maintain
To The Marrow
Hackneyed
Dew-Scented
Deadlock