Konzert:

Dark Funeral, Naglfar, Endstille, Amoral - Osnabrück, Tor 3

Konzert vom 04.03.2006

Eis und Schnee auf der Farht nach Osnabrück bildeten den passenden Rahmen für das DARK FUNERAL-Konzert im gemütlichen Tor 3. Immerhin leben Black Metaller im Allgemeinen von Frost und Kälte und dürften sich bei Minusgraden entsprechend wohl gefühlt haben. Selbst in der Halle dauerte es lange, bis die Temperaturen erträglich waren. Vielleicht begann die Show deshalb mit Verspätung? Erst kurz vor halb neun begannen AMORAL, den wartenden Fans die erste Prise Metal auf die Ohren zu geben.


Mir ist zwar immer noch schleierhaft, warum sich die Band gerade diese Tour ausgesucht hat, denn so richtig passten die Finnen nicht in das übrige Billing. Ich denke mal, dass deswegen der Funke zum Publikum nicht übersprang und AMORAL ihren Job als Anheizer nicht zur allgemeinen Zufriedenheit erledigen konnten. Dazu war der Melodic Death auch zu austauschbar und das Stageacting auf der kleinen Bühne zu klischeehhaft. Technisch anspruchsvoll sind AMORAL ohne Zweifel, aber sie bieten Nichts, was der geneigte Fan nicht schon tausendfach gehört hat. Und wer mit dem Material der Band nicht vertraut war, konnte entweder den komplexen Songs oder ein Bier trinken - und das taten die meisten dann auch.


ENDSTILLE, die Kieler Black Metal Force, war da schon ein anderes Kaliber. Zu Beginn gab es erste "Endstille!"-Rufe und der Platz vor der Bühne füllte sich. Als dann die Jungs die Bühne betraten (wie immer zwei Leute geschminkt und zwei nicht, putziges Bild) gab es kein Halten mehr und ein großer Haufen Die-Hard-Fans bangte sich den gesamten Set über die Seele aus dem schwazen frost-bitten Leib. ENDSTILLE hatten zwar mit einem etwas indifferenten Sound zu kämpfen, konnten aber trotzdem ihre pechschwarze old schoolige Botschaft überbringen und den Abend klar als Erfolg verbuchen. Nach einer halben Stunde war Schluss und die Kieler machten den Weg frei für NAGLFAR.


Bei denen wird Jens Ryden noch immer schmerzlich vermisst und was sich schon in Wacken andeutete, wurde auch an diesem Abend wieder deutlich: ex-Basser Kristoffer machte am Viersaiter eine deutlich bessere Figur als am Mikro. Stimmlich gibt es nicht viel auszusetzen, um das mal klarzustellen. Natürlich hat er einen anderen Stil als sein ex-Kollege, der passt aber ebensogut zu NAGLFAR wie die Stimme von Jens. Nein, das Problem ist die Bühnenpräsenz. Strahlte Jens Charisma und Hingabe aus, wirkt Kristoffer mit seinem Outfit und Gehampel nur bemüht-böse und beinah lächerlich. Das hat einfach nix. Seine Sidekicks mühten sich redlich (Marcus hat sich mittlerweile von seinem zotteligen Resthaar getrennt) und spielten präzise wie Uhrwerk, aber durch die eigenwillige Performance ihres Sängers litt die ganze Show. Aber wie geagt, musikalisch gab es an der Setlist nichts auszusetzen, auch wenn "Enslave The Astral Fortress" fehlte. Der Sound war deutlich druckvoller als bei ENDSTILLE und hielt die Waage zwischem Basslastigkeit und Melodien. Nach den knapp 40 Minuten blieb ein zwiespältiges Fazi und die Hoffnung, dass Kristoffer sich irgendwann mal auf DVD sieht und dann an seiner Bühnenpräsenz arbeitet.


Tja, aber was soll man zu DARK FUNERAL sagen? Das Black Metal-Urgestein kam in Plastikrüstungen auf die Bühne und wirkte wie eine billige Version von GWAR. Drumtier Matte sah es wohl ähnlich und grinste den gesamten Set über sehr unböse hitner seinem Kit, dass er wie gewohnt mit einer Klasse zerlegte, die nur wenige andere Drummer erreichen. Damit unterlegte er eine fast 80-minütige Show, in der DARK FUNERAL sich durch ihre gesamte Geschichte keiften und dem willigen Publikum jede Menge Gelegenheit zum Abgehen boten. Das wurde dankend angenommen und vor der Bühne bildete sich schnell ein noch größerer Moshpit als bei NAGLFAR. Auch hier war der Sound exzellent und DARK FUNERAL konnten ihre Geschosse druckvoll in den Saal feuern. Die Songs vom aktuellen Knaller "Attera Totus Sanctus" kamen live ebenso gut rüber wie alte Klassiker und machten die Klasse der Band deutlich. Leider waren die Ansagen anfangs sehr spärlich und die Band wirkte recht gelangweilt, was sich mit zunehmender Dauer aber änderte - die enthusiastischen Fans übertrugen ihre Feierlaune auf die Band und spätesten ab der Hälfte des Sets tauten auch DARK FUNERALmehr und mehr auf. Als Belohnung für die Fans gab es dann auch drei Zugaben, unter anderem das stürmisch gefeierte "My Dark Desire". Danach war Schluss und mit der Erkenntnis, dass dickbäuchige Skandianvier in Platiskrüstungen komisch aussehen, gings zurück nach Hause. Durch Frost und Kälte. Perfekt.


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